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INTENSIVTEST: JAGUAR XF SPORTBRAKE 25t

INTENSIVTEST: JAGUAR XF SPORTBRAKE 25t

Wie ein Münchner im englischen Anzug

Sein Outfit passt ins elegante London, sein Charakter erinnert eher an BMW: Der XF Sportbrake ist so sportlich – und so gründlich – wie ein 5er Touring. Mit geschärftem Profil ist die Kombination von Jaguar und Kombi plötzlich sehr schlüssig.
Dass Jaguar einen Kombi baut, ist immer noch ungewohnt – passt das Konzept zur Marke?
Jaguar hat sich in den letzten paar Jahren stärker verändert als in seiner gesamten Geschichte davor. Mit indischem Eigentümer (Tata) und deutschem Topmanagement (Ralf Speth, früher BMW) blüht die Traditionsmarke auf, entwickelt sich zu einer volumenstarken Premiummarke im Stil von BMW oder Volvo: Das traditionelle Design ist einem modernen Stil gewichen, das Modellportfolio richtet sich an unterschiedlichste Lebensstile – darunter eben auch Familien, Freizeitsportler und Hundebesitzer: Für sie steht neben den SUVs F-Pace und E-Pace der Kombi XF Sportbrake bereit .
 
Gutes Stichwort. Braucht es im SUV-Zeitalter überhaupt noch einen Kombi, oder anders gefragt: Welche Vorteile hat der Kombi gegenüber dem SUV?
Zunächst kann der Hund hinten besser einsteigen, das ist für Manchen schon der entscheidende Punkt. Aber auch der Kinderwagen flutscht in den Kofferraum, während er beim SUV hinaufgehoben werden muss. Zudem ist die Balance aus Komfort und Dynamik bauartbedingt besser. Rational sprechen also einige Punkte für den Kombi, soviel ist trotz SUV-Boom sicher.
 
Was lässt sich über das Design sagen?
Der neue XF Sportbrake tritt sportlicher auf als der Vorgänger, trägt aber immer noch ein elegantes Outfit im englischen Stil – besonders wenn die Lackierung so schick wie das Rotbraun des Testwagens ist. Fazit: Ein englischer Anzug, aber flott geschnitten.
Tritt sportlicher auf als der Vorgänger, trägt aber immer noch ein elegantes Outfit im englischen Stil.Tritt sportlicher auf als der Vorgänger, trägt aber immer noch ein elegantes Outfit im englischen Stil.
Wie gut ist der Innenraum gelungen?
Klar ist: Das Innendesign ist konservativer als es aktuell bei der Konkurrenz von BMW, Mercedes, Audi und Volvo ist. Jaguars Stärke sind aber die stilvollen Ledersorten und Dekormaterialien, die sich zu einer schicken Umgebung paaren lassen.
Das Tuchscreen-Multimedia-System kommt zwar nicht an die aktuelle Benchmark BMW heran (Dreh-Drück-Knopf plus Touchscreen, beste Bedienlogik, höher platziert), ist aber mit sehr schöner Graphik und schneller Bedienung absolut im Smartphone-Zeitalter angekommen.
Ein Highlight ist das mit 1,6 Quadratmetern größte Glasdach der Branche, bedienbar übrigens per Gestensteuerung: es verändert den Charakter des Innenraums auf ganz wunderbare Art, ist also eine dringende Empfehlung!
Die Platzverhältnisse für die Passagiere sind wie in der Limousine großzügig. Vorne wie hinten haben Erwachsene genügend Freiheiten, um sich auf der Langstrecke sehr wohl zu fühlen.
Das Design ist konservativer als bei der Konkurrenz, aber Jaguars Stärke sind die stilvollen Ledersorten und Dekormaterialien.Das Design ist konservativer als bei der Konkurrenz, aber Jaguars Stärke sind die stilvollen Ledersorten und Dekormaterialien.
Wie groß und praktisch ist der Kofferraum?
Er ist so groß wie der des 5er Touring, also sehr groß. Zwar bietet die E-Klasse in der Kombivariante ein noch größeres Kofferraumvolumen, aber sie hat auch ein weniger sportives Designkonzept. Der XF ist sowohl beim Basiswert mit 565 Litern als auch beim Maximalwert mit 1700 Litern sehr gut, zudem ist die Nutzbarkeit top: Breite Öffnung, keine störenden Radkästen, Skidurchreiche, vollkommen ebener Boden nach dem Umlegen, Laderaumschienen – das ist deutsche Gründlichkeit in einem Engländer.
Bloß das automatische Öffnen der Heckklappe per Fußschwenk kollidiert etwas mit der zweiflutigen Auspuffanlage, die natürlich heiß sein kann. Im Zweifelsfall verzichten wir gerne auf die Gestensteuerung der Heckklappe und genießen den schönen Doppelauspuff, der im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten kein Fake ist.
Deutsche Gründlichkeit in einem Engländer: Breite Öffnung, keine Radkästen, Skidurchreiche, ebener Boden, Laderaumschienen.Deutsche Gründlichkeit in einem Engländer: Breite Öffnung, keine Radkästen, Skidurchreiche, ebener Boden, Laderaumschienen.
Im Test trat der XF Sportbrake mit seiner einzigen Benzinmotorisierung an, einem neuen Turbo-Vierzylinder mit 250 PS. Wie fährt sich der 25t?
In dieser Variante so sportlich wie ein BMW, oder wir sollten besser sagen: So sportlich wie frühere BWM, denn der aktuelle 5er ist sicher ausgewogener abgestimmt als dieser scharf gemachte Jaguar. Sein Turbomotor spricht ausgesprochen direkt an und pusht den XF dann auch vehement nach vorne. Die 8-Gang-Automatik hat ordentlich damit zu tun, Ordnung in die diese Vorstöße reinzubringen, und interpretiert ihre Rolle dabei auch sportlich. Es gib sicher Fahrer, denen es bei diesem lebendigen Ensemble an Dosierbarkeit mangelt, sie werden zum Diesel abwandern (da hat Jaguar übrigens auch noch einem Sechszylinder im Programm, ein immer seltenerer Genuss). Uns gefällt der motorisch aggressive 25t aber – er erinnert charakterlich an einen Sportwagen.
Dazu passt, dass sich Jaguar kein Blatt vor den Mund nimmt und zeigt, dass man auch mit einem Familienauto einen sportlichen Spruch haben kann – der XF Sportbrake 25t röhrt wunderbar durch seine zwei Endrohre.
 
Wie schaut es mit dem Verbrauch aus? Ist der 25t eine Alternative zum Diesel?
Ja, mit Siebener-Werten auf der Autobahn schlug sich der 25t im Test gut. Mit Stadtanteil oder sportlichen Zwischenetappen kommen natürlich Achter- oder Neuner-Werte heraus.
365 Nm schon bei 1200 Touren!365 Nm schon bei 1200 Touren!
Ist mit und ohne Sportmodus dynamisch.Ist mit und ohne Sportmodus dynamisch.
8 Gänge, das Getriebe ist gut beschäftigt.8 Gänge, das Getriebe ist gut beschäftigt.
Und das Fahrverhalten insgesamt? Eher sportlich oder komfortabel?
Eine sehr gute Mischung aus beidem, nicht zuletzt auch durch hohen technischen Einsatz, beispielsweise serienmäßige Luftfederung hinten. Der XF Sportbrake bietet überzeugenden Abrollkomfort, aber auch exaktes Handling im Stil von BMW, so mögen wir das. Die Innengeräusche liegen circa am Niveau von 5er und E-Klasse, sind also niedrig.
 
Das Fazit?
In der ersten Generation wirkte Jaguars Kombi noch etwas verloren zwischen elegantem Markenimage und pragmatischem Kombikonzept. Der Nachfolger hat sein Profil so geschärft, speziell in sportlicher Hinsicht, dass man sagen muss: Jaguar und Kombi, das passt doch wunderbar!
Das Testfazit: Die Kombination von Jaguar und Kombi ist schlüssig geworden.Das Testfazit: Die Kombination von Jaguar und Kombi ist schlüssig geworden.

DATEN & FAKTEN

Jaguar XF Sportbrake Portfolio 25t 8-Gang Automatik

(April 2018)

Preis

63.730 Euro. Testwagenpreis inkl. Extras 82.616 Euro. Einstiegspreis XF Sportbrake 46.310 Euro.

Antrieb

2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, 184 kW/250 PS, 365 Nm von 1200 – 4500 U/min, 8-Gang-Automatik, Heckantrieb

Abmessungen

Länge/Breite/Höhe 4955/1987/1496 mm, Radstand 2960 mm, Kofferraumvolumen 565 – 1700 l

Gewicht

Gewicht 1702 kg, Gesamtgewicht 2290 kg

Fahrwerte

0 – 100 km/h in 7,1 sec, Vmax 241 km/h

Testverbrauch

Testverbrauch 8,4 Liter. Offizieller Mixverbrauch 6,8 Liter.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

8 Punkte

Vernunft

8 Punkte

Preis-Leistung

5 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte

Empfehlenswerte Extras

Die Lackierung des Testwagens (Rosello Red), das riesige Panoramaglasdach.  

Das taugt uns

Dass Schönheit und Sportlichkeit auch in einem Familienauto so ausgeprägt sein können.

Bitte nachbessern

Wir fühlen uns wohl im Innenraum, aber Jaguar könnte da schon noch nachlegen. 

Unser Extra-Tipp

1.) Unbdingt durch das riesige Angebot an schönen Leder-, Holz- und Metall-Sorten durcharbeiten, um den Innenraum zu individualisieren, der Katalog ist dick wie ein Buch. 2.) Es gibt auch Allradvarianten vom XF Sportbrake.  
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