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HALL OF FAME: WALTER RÖHRL

HALL OF FAME: WALTER RÖHRL

Mein Gott Walter!

Neuzugang in der FIA Hall of Fame: Als erster Rallye-Pilot und Nicht-Formel 1-Weltmeister wurde Walter Röhrl in die Ruhmeshalle des Motorsports aufgenommen. Mutter Natur erschuf ein fast zwei Meter großes Wesen mit roten Haaren und befüllte es mit einzigartigem Gespür für Gas, dem Wissen eigener Unsterblichkeit und dem Willen, Rache zu nehmen für den Spott der Kindertage. Das Ergebnis: der größte Rallyefahrer aller Zeiten. Karajan. Lauda. Vettel. Alles Bewunderer, Jünger von Walter Röhrl.
Wer kommt in die Hall of Fame?
WALTER RÖHRL. Geboren am 7. März 1946 in Regensburg. Rallye-Profi von 1973 bis 1987. Weltmeister 1980 (FIAT) und 1982 (OPEL).

Warum kommt er in die Hall of Fame?
Weil die Zahl an Weltmeister-Titeln (zwei) nicht annähernd seinen Stellenwert für den Rallyesport widerspiegelt. Denn Rekorde waren ihm immer wurscht und er fuhr nur Rallyes, auf die er gerade Lust hatte. Viele halten ihn trotzdem für den schnellsten Autofahrer aller Zeiten.

Wer sollte in seiner Laudatio unbedingt zitiert werden?
"Heute war ein großer Tag für mich. Ich habe Walter Röhrl kennengelernt. Und, ja, ich habe das Rennen gewonnen." (Sebastian Vettel nach seinem Sieg beim Großen Preis von Australien 2011.) Der jetzige Ferrari-Star vergöttert Röhrl regelrecht, er kennt alle Videos über ihn. Als Röhrl zufällig beim GP in Melbourne als Besucher auftauchte, bat ihn Vettel höflich um ein Selfie. Zur Erinnerung: Röhrl bestritt seine letzte Rallye am 3. Juni 1987 - auf den Tag genau ein Monat vor Sebastians Geburt.

Was war seine Sternstunde?
Portugal, März 1980. Die Rallye ist grandios besetzt: 20 potenzielle Siegfahrer in neun verschiedenen Werksteams. Doch bald geht es nur mehr um ein Stallduell bei FIAT: Marku Alen vs Röhrl. Der Finne hat ein leichtes Getriebeproblem, fordert seinen Servicewagen auf, gegen (!) die Fahrrichtung zu Hilfe zu kommen. Der touchiert leicht mit Röhrls Auto, das einige Dellen hat. Röhrl dreht fast durch: "Diese Arschlöcher - und was der Alen für eine Unruhe reinbringt ins Team." Nebel fällt ein, so stark, dass man nicht einmal mehr die Spitze des eigenen Autos erkennt. Zeit zur Abrechnung, Röhrl beschließt nun Rache zu nehmen. Er sagt seinem Co-Piloten nur noch einen Satz: "Geistdörfer, schnall di an!" Dann legt er in Aganil die größte Sonderprüfung aller Zeiten hin - im Bindflug. Er fährt nur nach der Erinnerung und nach Gefühl. "Das hatte ich schon in der Nacht davor im Hotel gemacht - damals wich meine Zeit nur zehn Sekunden von der tatsächlichen Fahrzeit ab." Und die geht in die Geschichte ein: 35 Minuten, 14 Sekunden. Alen hat das gleiche Auto, die gleichen Reifen, den gleichen Nebel und keinen erkennbaren Fehler. Trotzdem ist er im Ziel mit 39:54 um fast fünf Minuten (!) langsamer. Röhrl sagt nur mehr einen Satz: "Wenn mich einer so abhängt, würde ich mich umbringen!"

Wo war sein Wohnzimmer?
"Einmal die Monte gewinnen" - das war das einzige Ziel, das Röhrl hatte. Er gewinnt sie vier Mal - und das mit vier (!) verschiedenen Marken. Einzigartig. "Für mich bedeutet das mehr als jeder WM-Titel!" Denn die Monte ist so schwierig wie keine andere: Unten mediterranes Klima, weniger Minuten entfernt tiefster Winter - Schnee, Eis, Matsch. Jede Kurve eine neue Herausforderung.

Was hasste er?
Röhrl hat die Safari-Rallye immer verachtet, vor allem nachdem ihm im Hotelzimmer ein Rosenkranz seiner Mutter gestohlen worden war. Die mystisch verehrte Finnland-Rallye hat er stets verweigert ("Da springst du nur und fährst du nicht"), die Rallye Dakar trotz Millionenangeboten abgelehnt ("Ein russisches Roulette."), über die 24 Stunden von Le Mans nach Platz 7 nur gelästert ("Ein Heipelrennen!"). Niki Lauda aber hat ihn - wie übrigens auch der große Stardirigent Herbert von Karajan - zutiefst bewundert: "Du machst nur das, was du willst."
Also noch einmal, langsam: Niki Lauda bewundert Röhrl dafür, dass er seinen Egoismus auslebt. Niki Lauda!

Was war sein Antrieb?
Leider muss man es so direkt schreiben: Zorn! Als Kind wurde Walter wegen seiner roten Haare verspottet. Bis er so stark war, "dass ich sie alle verdroschen habe." Die Narben in der Seele aber blieben: Walter wollte nie eigene Kinder haben ("Was, wenn sie meine Haare haben?") und er leidet sein ganzes Leben unter Ruhelosigkeit, geht deshalb jeden Morgen in die Berge.
Der Mann, der scheinbar alles kann, kann eines nicht: schlafen.
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