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FABIAN STEINER

FABIAN STEINER

Schlechte Kritiken für Tesla Model 3 – die Gründe

Fans lieben es. Aber von Testern der großen österreichischen Medien wurde das Tesla Model 3 in den letzten Tagen heftig kritisiert. Warum das Auto soviel Raum für Beanstandungen und Begeisterung bietet, ist bei genauerer Betrachtung logisch.

Österreichische Tesla-Fans mussten sich in den letzten Tagen öfter aufregen. Zumindest jener Teil von ihnen, an dem Kritik nicht abprallt. Gleich mehrere Tester von großen österreichischen Medien stellten dem in Fankreisen verehrten Tesla Model 3 ganz schlechte Kritiken aus.
 
Zuerst gab es nur Platz zwei bei der Wahl zum europäischen „Car of the Year 2020", dem wichtigsten Preis der Autobranche, bei dem 58 besonders erfahrene und renommierte Motor-Journalisten in der Jury sitzen. Auffällig wenige Punkte für das Tesla Model 3 kamen aus Österreich.
 
Horst Bauer vom Kurier gab null von zehn möglichen Punkten und begründete: „Bremsen, die nach zwei Runden auf der Handling-Strecke von Mortefontaine überhitzen, ganz zu schweigen vom fahrerablenkenden HMI (Bediensysteme, Anm. der Redaktion) über einen Tablet-Computer ohne benutzerfreundliche Tasten im Cockpit, lassen für das Tesla Model 3 keine Punkte."
 
Dieter Hubmann vom der Kleinen Zeitung lobt die „die beste Software, den auffälligsten Bildschirm", gab aber auch nur einen von zehn möglichen Punkten: „Die Standardversion weist jedoch erhebliche Schwächen bei den Bremsen auf. Obwohl der erste fahrerische Eindruck überhaupt nicht schlecht war. Aber es sind Verbesserungen notwendig: Es knarrt in der Karosserie, das Chassis wirkt manchmal überfordert, wenn es sportlicher gefahren wird."
 
Guido Gluschitsch vom Standard attestierte in einem separaten Test „Beschleunigung wie ein Formel-Auto" und lobte den Autopilot auf der Autobahn, übte aber auch starke Kritik: „…Die Ablenkung durch das Tablet ist enorm…Kalter Schweiß rinnt dir über den Körper, wenn du es wagst, auch noch in diese Kurve hineinzubremsen. Dann kommt zur Lenkung, die dir nicht den Hauch von Feedback gibt, auch noch die Bremse, die der Lenkung diesbezüglich um nichts nachsteht. Ein Joystick bei einem Computerspiel ist vom tatsächlichen Geschehen nicht weniger entkoppelt. Getoppt wird das Ganze aber erst in der Kombination mit dem Fahrwerk, das anscheinend gerne sowohl straff wie auch komfortabel wäre – und an beiden Anforderungen kläglich scheitert. Beim etwas härteren Anbremsen bis zum Kurvenscheitel kriegt man es mit der Angst zu tun. Man weiß nicht, ob einen gleich das Heck überholt oder der Wagen zu schieben beginnt. Man merkt irgendwie, dass man schon sehr früh im Grenzbereich ist, doch nicht, wohin die Reise geht, wann, warum und wie schnell. Die Frage, wie man da am besten reagiert, ist nur für Leute mit dem Hang zum Glücksspiel befriedigend. Dabei reden wir an dieser Stelle nicht von einer Fahrt auf einer Rennstrecke, sondern von einer abschüssigen Autobahnabfahrt."


Man spürt förmlich die Empörung und Verachtung der Fans ob der Gotteslästerung. Doch gemach, gemach. Bei genauerer Betrachtung ist es ja ganz logisch, warum das Auto soviel Raum für Beanstandungen und Begeisterung gleichermaßen bietet:
 
Amerikanische Autos machen (mit wenigen erfolgreichen Ausnahmen wie Jeep) eigentlich gerne einen Bogen um den europäischen Markt – die Ansprüche der Kunden hoch, das realistische Volumen klein, wer tut sich das schon an? Hintergrund sind natürlich Fahrstil und Straßenbau, beides ist in Europa und den USA immer noch grundlegend unterschiedlich. Wenn sich also schon klassische amerikanische Autohersteller mit den europäischen Ansprüchen an Fahrwerk, Lenkung, Bremsen, Bediensystem, Fertigungsqualität und Co. schwer tun, dann ein junger amerikanischer Autohersteller erst recht. Logisch.
 
Ebenso logisch ist die Begeisterung der Tesla-Fans. Sie tangieren die geäußerten Kritikpunkte am Model 3 vielfach wohl gar nicht, weil sie ein anderes Nutzerverhalten haben. Vielfach im urbanen Raum unterwegs, liegt ihr Focus woanders: Ökologisierung, Ladezeiten, Beschleunigung, Tablet. Das Auto wird als cooles Tech-Gadget verstanden, und das ist der Tesla ja zweifellos.
 
Man sieht also: Für Beanstandungen und Begeisterung über das Tesla Model 3 gibt es gleichermaßen ganz einfache Gründe.

Man spürt förmlich die Empörung und Verachtung der Fans ob der Gotteslästerung. Doch gemach, gemach. Bei genauerer Betrachtung ist es ja ganz logisch, warum das Auto soviel Raum für Beanstandungen und Begeisterung gleichermaßen bietet…Man spürt förmlich die Empörung und Verachtung der Fans ob der Gotteslästerung. Doch gemach, gemach. Bei genauerer Betrachtung ist es ja ganz logisch, warum das Auto soviel Raum für Beanstandungen und Begeisterung gleichermaßen bietet…
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