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Test: Honda Monkey 125

Test: Honda Monkey 125

Affen-Liebe

Es muss nicht immer ein Roller sein. Die Honda Monkey 125 ist die wahrscheinlich lässigste Alternative zum Mainstream der Schürzen-Jäger. Das ehemalige Pocket-Bike ist erwachsen geworden, der Spaß so jugendlich geblieben, wie er immer war. Was das smarte Kompaktmotorrad sonst so drauf hat und welche unerwarteten Erfahrungen sich damit sammeln lassen.
Everbody's darling
"Also das ist aber einmal wirklich ein feines, schönes Motorrad." Dass sich die Nettigkeit älterer Damen auch auf die Zweiradwelt erstreckt, ist eher ungewöhnlich. Ja gut, mit einem Roller streifst du leicht Zuneigung ein, zumindest wenn er nicht grade im dreistelligen Dezibelbereich durch die Stadt gröhlt. Motorräder tun sich mit dem großflächigen Sympathieheischen schwerer. Vielleicht auch, weil Lederkombi und Vollvisierhelm oft ein wenig kommunikationshemmend wirken. Auf einer Monkey bist du mitten drin statt außen vor, das kleine Bike zieht mit seinen unbedrohlichen Abmessungen, fröhlichen Farben und viel Chrom die Aufmerksamkeit auf sich. Wenn eine Ausfahrt so beginnt, hat der Tag schon einmal gewonnen.
 
Was die Monkey mit Post-It, Nespresso und Superkleber gemeinsam hat
Ganz einfach – wie alle diese Beispiele war sie für etwas ganz anderes vorgesehen und ihr Erfolg reiner Zufall. 1961 eigentlich nur für einen Vergnügungspark in Tokyo konstruiert, erobert das sympathische Pocket-Bike seinerzeit blitzschnell die Herzen der ohnehin als verspielt verschrienen Japaner. Ab 1963 ist es bereits in den USA zu haben, wenig später auch in Europa. Die Kombination aus winzigen Rädern, einem deutlich höher als der Tank montierten Sitz und der ungewöhnlichen Dreigang-Schaltung mit Fliehkraftkupplung gewinnt weltweit Zweirad-Individualisten als Fans.
 
Was unterscheidet die Neuauflage technisch vom Original?
So ziemlich alles – und doch hat die Monkey von heute mit ihrem Ahnen viel mehr gemein, als nur den Namen. Die Neuauflage orientiert sich im Design eindeutig am Original, ist immer noch außergewöhnlich kompakt, mit etwas mehr als 77 Zentimeter Sitzhöhe aber natürlich kein Pocket-Bike mehr. Honda hat auch nicht etwa nur schnöde die Technik eines Automatik-Rollers transplantiert. Obwohl die Monkey mit dem Euro-5-Update den bis 2020 verbauten und historisch wertvollen Motor eingebüßt hat. Jetzt treibt sie ein luftgekühlter Direkteinspritzer an. Dafür ist der Modelljahrgang '22 anderwertig ein Fest für Maschinisten: Die bisherige Viergang-Fußschaltung wurde um einen Gang aufgewertet, in der 125er-Klasse eine echte Rarität.
High-Tech im Retro-Look: So viel schickes Chrom wie die Monkey bietet heutzutage kaum noch ein Bike.High-Tech im Retro-Look: So viel schickes Chrom wie die Monkey bietet heutzutage kaum noch ein Bike.
Informationen so kompakt gefasst: Das Digitalinstrument der Monkey.Informationen so kompakt gefasst: Das Digitalinstrument der Monkey.
Die Farbe heißt übrigens tatsächlich Banana Yellow.Die Farbe heißt übrigens tatsächlich Banana Yellow.
Zurück aus der Kurzzeit-Karenz und mit vielen kleinen Detailverbesserungen neu aufgestellt: Die neue Honda Monkey.Zurück aus der Kurzzeit-Karenz und mit vielen kleinen Detailverbesserungen neu aufgestellt: Die neue Honda Monkey.
Von der Liebe zum Detail
In der Zweirad-Welt steht Honda für Perfektion und Hightech erster Güte. Was Fans beherzter Räudigkeit auch gerne kritisieren: Ihnen geht die Präzisions-Begeisterung der Marke bisweilen zu weit ins Sterile. Bei der Monkey ist solche Kritik unangebracht, weil bei ihr der Spieltrieb eindeutig überwiegt. Was abgesehen von den gefälligen Chrom-Zitaten und den liebevoll verarbeiteten Details gefällt: Nichts wirkt filigran oder klapperig – alles hat sprichwörtliche Honda-Qualität und -Haptik. Das digitale Kombiinstrument ist sowohl bei Tageslicht als auch Nachts gut ablesbar: Tankinhalt, Tempo, Kilometerzähler, Licht, Blinker, Neutralstellung des Getriebes – mehr Info braucht es auch nicht.
 
Wie sind Sitzposition und Handling auf einem so kompakten Bike?
Die Sitzposition ist tief, aber auch für Großgewachsene absolut komfortabel – der Selbstversuch mit 1,83 Metern Körpergröße hat es bewiesen. Federwege und Lenkerweite sind angenehm, der Radstand von 1.155 Millimeter kürzer als bei den meisten Rollern in dieser Klasse. Entsprechend knackig und agil lässt sich die Monkey im Stadtverkehr bewegen – wo größere Maschinen scheitern, wuselt sie sich locker durch. Die Balance ist tadellos und das Äffchen reagiert auf Gewichtsverlagerung und Schenkeldruck wie ein junges Turnierpferd. Die Wendigkeit überrascht geübte Motorrad-Recken vielleicht mehr als Roller-Umsteiger – weil ihnen die Gegenwehr von mehr Bike-Masse unter ihnen abgehen wird. Die Monkey gehört mit ihren nur 104 Kilo sogar in der 125er-Klasse zu den Fliegengewichten.
Seit dem Euro-5-Update treibt die Monkey ein luftgekühlter Direkteinspritzer an.Seit dem Euro-5-Update treibt die Monkey ein luftgekühlter Direkteinspritzer an.
Scheibenbremsanlage: optisch gut und auch sauber dosierbar.Scheibenbremsanlage: optisch gut und auch sauber dosierbar.
Leuchtzeichen eines Klassikers: In Chrom gefasstes LED-Rücklicht.Leuchtzeichen eines Klassikers: In Chrom gefasstes LED-Rücklicht.
Leichtgewicht mit bulligem Look: Dank nur 104 Kilogramm ist die Monkey auch mit moderaten 9,4 PS ein hochagiles Ding.Leichtgewicht mit bulligem Look: Dank nur 104 Kilogramm ist die Monkey auch mit moderaten 9,4 PS ein hochagiles Ding.
Die erweiterte Komfortfrage: Alles drin und dran?
Die Monkey verfügt natürlich über einen Elektrostarter, betont sanft geht die hydraulische Kupplung am linken Zughebel von der Hand. Die Gänge rasten leicht und zuverlässig, aber angenehm ruckfrei ein. Ebenfalls hydraulisch betätigt werden die Bremsen, und sie sind auffallend gut dosierbar, sowohl die vordere, als auch die mit dem rechten Fuß betätigte hintere. Von der Bedienungslogik her ist es eben Fahren wie damals – aber auch Automatik-Verwöhnte müssen sich hier vor der Kupplungs- und Schalt-Praxis nicht fürchten. Dank serienmäßigem ABS und der bulligen Bereifung ist die kleine Honda außerdem extrem sicher zu bewegen. Aus der updatebedingten Markt-Karenz für den Motorenwechsel hat die Monkey außerdem neue zweistufige Stereo-Dämpfer hinten mitgebracht. Zusammen mit der geänderten Federungsabstimmung der Upside Down-Gabel vorne kommt sie so noch komfortabler mit ruppigen Fahrbahnoberflächen zurecht als vorher.
 
Und wenn es doch einmal aus der Stadt raus geht?
Auch kein Problem. Mit 9,4 PS geht die Monkey zwar nicht einmal annähernd ans gesetzliche 15 PS-Limit der 125er-Klasse – dafür macht ihr Gewichtsvorteil aber viel wett. Und auch wenn Landstraßentempo hier schon gleich Höchstgeschwindigkeit ist, in der es sich naturgemäß nicht so entspannt fährt als wenn nach oben noch viel Luft wäre: Die Monkey hält sich überland tadellos und meistert selbst Vollgas-Passagen ohne Murren – auch eine kompakte Honda ist eben immer noch eine Honda.
 
Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus?
So generös es die Monkey mit den praktischen Talenten hält, so knauserig gibt sie sich beim Spritkonsum: Mit einem WMTC-Normverbrauch von nur 1,5 Litern ist sie noch intensiver als die Roller-Konkurrenz der 125er-Klasse auf der Sparspur unterwegs. Selbst im Test ohne redliches Bemühen, dafür wohl mehr beherztem Gasgriff-Einsatz als sonst üblich sind es deutlich unter zwei Liter geblieben. In den Tank passen 5,6 Liter, rechnerisch gehen sich also 370 Kilometer mit einer Füllung aus. Wieviele Stunden im Stau stehen und Parkgebühren man sich in der warmen Saison außerdem erspart, sollte in die Gleichung unbedingt auch hinein.
 
Fazit
Die Monkey macht ab dem ersten Meter das, was sie immer schon perfekt konnte: Spaß. Wer sich, aus welchen Gründen auch immer, zum Roller nun einmal nicht hingezogen fühlt: Hondas Kompakt-Bike ist eine mindestens genau so coole Alternative, in der außerdem jede Menge hochagile Fahrfreude steckt. Einfach retro ohne Reue – und wer an der Welle generell Geschmack findet: Mit der Dax und der Super Cub gibt es im Honda-Programm noch zwei weitere Modelle mit Wurzeln in der langen Marken-Historie. Wer weiß, welche Sympathiebekundungen die den netten alten Damen erst entlocken?
Fazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitz: „Die Monkey macht ab dem ersten Meter das, was sie immer schon perfekt konnte: Spaß. Wer sich, aus welchen Gründen auch immer, zum Roller nun einmal nicht hingezogen fühlt: Hondas Kompakt-Bike ist eine mindestens genau so coole Alternative, in der außerdem jede Menge hochagile Fahrfreude steckt. Einfach retro ohne Reue.Fazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitz: „Die Monkey macht ab dem ersten Meter das, was sie immer schon perfekt konnte: Spaß. Wer sich, aus welchen Gründen auch immer, zum Roller nun einmal nicht hingezogen fühlt: Hondas Kompakt-Bike ist eine mindestens genau so coole Alternative, in der außerdem jede Menge hochagile Fahrfreude steckt. Einfach retro ohne Reue."

DATEN & FAKTEN

Honda Monkey 125

(August 2022)

Preis

4.190 Euro.

Antrieb

125 ccm Einzylinder-Viertakter mit 9,4 PS und 11 Newtonmetern Drehmoment, 5-Gang Fußschaltung.

Abmessungen

Länge 1710 mm. Breite 755 mm. Höhe 1030 mm. Radstand 1145 mm.
Sitzhöhe 775 mm.

Gewicht

104 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 91 km/h. Normverbrauch (WMTC) 1,5 l/100 km.
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