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MOTORSPORT: F1 GP RUSSLAND

MOTORSPORT: F1 GP RUSSLAND

Wer ist der Pilot, über den in Sotchi alle sprechen?

Lokalmatador Daniil Kwjat ist nach Vitaly Petrow (2011 Dritter beim Australien-Grand-Prix) der zweite Russe in der Formel 1 - aber der erste, der das Zeug zum Weltmeister hat.

Lokalmatador stimmt allerdings nicht ganz, oder?
Das Wort "Lokalmatador" kann man beim Großen Preis von Russland hinterfragen - Kwjat kommt aus Ufa, das ist 2.291 km entfernt - mit dem Auto würde selbst er rund 31 Stunden fahren müssen. 


Wie wird ein Russe Formel-1-Pilot?
Die kapitalistische Formel  1 war in der Sowjetunion einst völlig verpönt, deshalb fehlen auch jetzt noch ganze Fan-Generationen. Kwjat lebte als Kind in Moskau und entdeckte beim Bummeln mit Freunden eine Kartbahn. Schnell wurden Karts seine Leidenschaft. Und bald bekam das ganze höchst professionelle Züge. Deshalb zog er schon als Zwölfjähriger (!) alleine nach Rom, um in der italienischen Kart-Meisterschaft anzutreten. Manchmal passte seine Mutter auf ihn auf, oft war er aber auch wochenlang alleine, da sein Vater in Russland arbeiten musste. "Von heute aus gesehen war es zu früh in so ein weit entferntes Land zu ziehen", sagt Daniil heute. Italanophil ist er aber geblieben - etwa als großer Fan der AS Roma. 


Zeigte er schon früh Talent?
Nicht unbedingt. Im Kart, in der Formel BMW und in verschiedenen Formel-Renault-Meisterschaften hatte er gegen Kollegen wie Carlos Sainz, Robin Frijns oder Stoffel Vandoorne meist das Nachsehen. Erst im Verlauf der Saison 2013 "explodierte" er binnen weniger Monate. Er begann sowohl in der GP3 (Meistertitel für das Arden-Team der Familie von Red-Bull-Teamchef Christian Horner) als auch in der Formel 3 zu siegen. Gerhard Berger etwa war nach Kwjats Formel-3-Vorstellung in Hockenheim höchst beeindruckt. Und Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko schockte kurz danach alle, in dem er Kwjat direkt ins Formel-1-Team von Toro Rosso beförderte - obwohl man für diesen Job 2014 schon lange den älteren Portugiesen Antonio Felix da Costa aufgebaut hatte. Doch Marko sah im Kwjat mehr Potenzial. Der konnte tatsächlich sofort glänzen und begeisterte vor allem mit seiner für sein Alter sensationellen Konstanz. Dazu gab es Leckerbissen wie ein spektakuläres Überholmanöver gegen Kimi Räikkönen. Als Sebastian Vettel bei Red Bull Racing kündigte um zu Ferrari zu wechseln, entschied sich Dr. Marko innerhalb weniger Stunden auf dem ihn angebotenen Fernando Alonso zu verzichten, um stattdessen Kwjat vom konzerneigenen B-Team hochzuziehen. Erzählt hat er ihm von der Beförderung wenige Stunden vor einem Grand Prix: "Er war noch bleicher als sonst - es schien mir, als sei er geschockt!"

Als Sebastian Vettel bei Red Bull Racing kündigte um zu Ferrari zu wechseln, entschied sich Dr. Marko innerhalb weniger Stunden auf dem ihn angebotenen Fernando Alonso zu verzichten, um stattdessen Kwjat vom konzerneigenen B-Team hochzuziehen.Als Sebastian Vettel bei Red Bull Racing kündigte um zu Ferrari zu wechseln, entschied sich Dr. Marko innerhalb weniger Stunden auf dem ihn angebotenen Fernando Alonso zu verzichten, um stattdessen Kwjat vom konzerneigenen B-Team hochzuziehen.

Wie sieht man seine Zukunft in der Formel 1?
Am Ende seiner ersten Saison bei Red-Bull-Racing landete Kwjat mit 95 Punkten um drei Zähler vor seinem Teamkollegen Dani Ricciardo - der ja im Jahr davor im internen Duell den vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel deklassiert hatte. Der Russe ist also definitiv ein absoluter Rohdiamant. Oder wie sein ehemaliger Teamchef Franz Tost sagt: "Kwjat kann in der Formel 1 Weltmeister werden."


Wer bedroht seine Karriere?
Trotzdem sind die nächsten Monate wohl entscheidend für seine Laufbahn. Denn bei Toro Rosso wird derzeit der erst 18-jährige Max Verstappen als Superstar der Zukunft gefeiert. Wird er 2017 zu Red Bull Racing hochgezogen, dann bleibt dort nur mehr Platz für Ricciardo oder Kwjat. Daniil lässt sich davon wenig beeindrucken und er geht offensiv mit der Gefahr durch den fliegenden Holländer um: "Verstappen? Ich sehe nichts, was mir Sorgen machen müsste. In Melbourne etwa hat er nicht gerade geglänzt." Damals hatte Verstappen seinen Teamkollegen Carlos Sainz via Funk beschimpft. Kwjats indirekte Botschaft: Ich bin genau so schnell, aber ich bin der bessere Teamplayer.

Wieso zog er sich den Zorn von Sebastian Vettel zu?
Nachdem beide in Schanghai aufs Podium durften (Vettel als Zweiter, Kwjat als Dritter) attackierte der vierfache Weltmeister Daniil heftig. Grund die Startkollision zwischen Vettel und seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen - die nach Vettels Ansicht deshalb passierte, da Kwjat "wie ein lebensmüder Verrückter" in eine nicht vorhandene Lücke gestossen sei. Die Konkurrenz sieht das anders - und gibt Kwjat, der sich auf verbal leidenschaftlich wehrt, Recht: "Jeder echte Champion hätte es hier probiert vorbeizukommen. Auch Vettel." Und eben Kwjat, weil der gilt eben für immer mehr auch als einer dieser Gattung: Champion der Zukunft.


P.S.: Inzwischen hat Max Verstappen das Cockpit von Daniil Kwjat bei Red Bull Racing übernommen und der Russe wurde ins Toro Rosso Team versetzt. Eine Rochade, die allerdings wenig mit Kwjat selbst zu tun hat: Die Verantwortlichen von Red Bull wollten Verstappen unbedingt im A-Team ausprobieren, schließlich sieht man ich ihm einen künftigen Weltmeister-Kandidaten aus der Hamilton-Vettel-Liga. Sollte Ricciardo 2017 zu Ferrari wechseln, was möglich ist, wird Kwjat sicher wieder bei Red Bull Racing fahren. Wenn nicht, könnte er zum Beispiel bei Renault ein Nummer-1-Pilot werden.

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