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ERSTER TEST: MG ZS EV (2022)

ERSTER TEST: MG ZS EV (2022)

E nicht teuer

Ein elektrisches Kompakt-SUV mit ordentlicher Reichweite und Verbrenner-Preisen: MG formuliert mit dem ZS EV eine neue Kampfansage an die Konkurrenz. Im Test machen die Entwicklungssprünge des 2022er-Modells deutlich, dass die chinesische Marke gekommen ist, um zu bleiben.
Warum ist dieses Auto so spannend?
Weil es deutlich macht, wie sich die Kräfteverhältnisse in der elektrischen Ära verschieben: Ein Neuling, der  technisch sofort vorne mitmischt, wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. MG Motor, das heute eine chinesische Marke ist, kann dagegen schon zwei Jahre nach dem Österreich-Start echte Kampfansagen an die Konkurrenz formulieren. Natürlich greifen die Chinesen über den Preis an, so wie es Japaner und Koreaner am Anfang auch gemacht haben, aber parallel entwickelt sich auch die Technik sehr schnell. MG ist gekommen, um zu bleiben, das machen die großen Entwicklungssprünge des ZS EV im Test noch einmal deutlich.
 
Wer steht hinter MG und wie ist die Marke in Österreich aufgestellt?
Die 1924 in England gegründete Marke bekam 2005 einen neuen Eigentümer. Als Produzent für Volkswagen und General Motors sowie Betreiber eigener Marken ist die chinesische Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) inzwischen eine großer Player im internationalen Autogeschäft. Im Jahr 2020 produzierte das Unternehmen 5,6 Millionen Fahrzeuge. Der Draht zu VW ist eng, auch Bosch liefert viele Teile.
 
Kann man guten Gewissens zuschlagen?
Absolut. Mit der Denzel Gruppe hat MG in Österreich einen etablierten Partner, der bereits Generalimporteur von Hyundai und Mitsubishi ist. 32 Händler sind österreichweit an Bord, 2021 wurden bereits 700 Fahrzeuge verkauft, 2022 sollen es deutlich mehr werden. Vertrauen schaffen auch sieben Jahre Garantie – mehr als bei fast allen anderen Herstellern. Wichtig für die Akzeptanz war zudem das NCAP-Crashtest-Ergebnis: der ZS EV schaffte zum Einstand die Höchstwertung von fünf Sternen.
 
In welcher Klasse ist der ZS EV einzuordnen?
Zwischen den Kleinwagen-SUVs (wie Ford Puma und VW T-Cross) und den Kompakt-SUVs (wie Ford Kuga und VW Tiguan). Mit 4,32 Metern hat der ZS EV eine ähnliche Länge wie der VW Golf, ist also sehr parkplatzfreundlich.
Eine Klasse darüber hat MG mit dem Marvel R ein weiteres Elektro-SUV am Start, zudem mit dem MG5 bald auch den ersten elektrischen Kombi überhaupt (außer man würde den Taycan Cross Turismo allen Ernstes als Kombi bezeichnen).
Gekommen, um zu bleiben: Natürlich greifen die Chinesen über den Preis an, aber parallel entwickelt sich auch die Technik sehr schnell.Gekommen, um zu bleiben: Natürlich greifen die Chinesen über den Preis an, aber parallel entwickelt sich auch die Technik sehr schnell.
Extravaganz: Zweifärbige Türgriff. Serienmäßig: Schlüsselloser Zugang.Extravaganz: Zweifärbige Türgriff. Serienmäßig: Schlüsselloser Zugang.
Neue (praktischere) Ladeklappe, größere Batterie, schnelleres Laden.Neue (praktischere) Ladeklappe, größere Batterie, schnelleres Laden.
Um den elektrischen Antrieb zu betonen, hat MG eine Frontpartie ohne Kühlergrill eingezogen. Neu sind auch die hochwertigen Voll-LED-Schweinwerfer.Um den elektrischen Antrieb zu betonen, hat MG eine Frontpartie ohne Kühlergrill eingezogen. Neu sind auch die hochwertigen Voll-LED-Schweinwerfer.
Thema Design: Was hat sich geändert? Macht der neue ZS EV eine gute Figur?
Proportionen und Design sehen nach klassischem, etwas hochgeschossenem Kompakt-SUV aus, der ZS wird ja in anderen Märkten auch mit Verbrennungsmotoren angeboten. Um den elektrischen Antrieb zu betonen, hat MG in der E-Variante nun aber eine Frontpartie ohne Kühlergrill eingezogen: Der neue Bereich ist geschlossen, markant gemustert und hat eine Ladeklappe direkt neben dem zentralen MG-Logo. Lässiger machen den Auftritt auch die neuen, hochwertigen Voll-LED-Schweinwerfer und -Rücklichter.
 
Was hat sich im Innenraum verändert? Wie gut ist der ZS EV innen gemacht?
Statt klassischen Rundinstrumenten hat der ZS EV nun ein digitales 7-Zoll-Instrumentendislay, über das sich viele Informationen großflächig einblenden lassen. Das Armaturenbrett hat eine neue Verkleidung im Carbon-Look und Smartphones können nun kabellos geladen werden.
Wichtigste Neuerung ist aber definitiv das Multimedia-System: Der 10,1-Zoll-Touchscreen sieht nun wie ein aufgesetztes Tablet aus, das wirkt lässiger als die frühere integrierte Lösung. Die Position ist nach wie vor etwas nieder: Der Fahrer muss den Blick leicht nach unten richten – tut das aber nun seltener, weil das Instrumentendisplay mehr Informationen liefert. Nach wie vor hat das System ein paar Übersetzungsschwierigkeiten („Wohin wollen sie gehen?“), aber das beeinträchtigt die Bedienung nicht weiter. Die Menüführung ist klarer geworden und hat im ersten Test einen sehr guten Eindruck gemacht. Noch wichtiger ist die massiv verbesserte Reaktionszeit, Eingaben funktionieren nun sehr flott, manchmal sogar rekordverdächtig flott: Zum Beispiel klappt die Navi-Eingabe sensationell schnell, auch komplizierte Ziele lassen sich innerhalb von Sekunden eintippen. Die Einbindung von Apple Carplay und Android Auto ist serienmäßig. Bei der Sprachsteuerung funktioniert nicht alles klaglos, aber das Öffnen des Schiebdachs mittels Sprachbefehl klappt zum Beispiel hervorragend – sehr praktisch. Großes Lob gibt es auch für den dauerhaft abschaltbaren Spurhaltewarner (bei vielen Autos muss man nach dem Neustart erneut ins Menü).
Die Materialauswahl ist für die Klasse hochwertig, im Testwagen sind neben dem Soft-Touch-Armaturenbrett die weichen Türverkleidungen, die vielen roten Ziernähte, das fesche Lenkrad und die Kunstledersitzbezüge positiv aufgefallen. Im unteren Bereich entdeckt man härtere Kunststoffe und einen kleinen Schönheitsfehler, weil bei der Lenkradverstellung eine Schraube offen liegt. Insgesamt sind Material- und Verarbeitungsqualität aber sehr, sehr gut.
Das Armaturenbrett hat eine neue Verkleidung im Carbon-Look. Smartphones können nun kabellos geladen werden.Das Armaturenbrett hat eine neue Verkleidung im Carbon-Look. Smartphones können nun kabellos geladen werden.
Das digitale 7-Zoll-Instrumentendislay rückt Informationen ins Blickfeld.Das digitale 7-Zoll-Instrumentendislay rückt Informationen ins Blickfeld.
Elegant: Gangwahl durch Drehregler. Sinnvoll: Schalter für die Rekuperation.Elegant: Gangwahl durch Drehregler. Sinnvoll: Schalter für die Rekuperation.
Der 10,1-Zoll-Touchscreen sieht nun wie ein Tablet aus. Die Navi-Eingabe – auch von komplizierten Zielen – klappt sensationell schnell.Der 10,1-Zoll-Touchscreen sieht nun wie ein Tablet aus. Die Navi-Eingabe – auch von komplizierten Zielen – klappt sensationell schnell.
Viele roten Ziernähte, fesches Lenkrad.Viele roten Ziernähte, fesches Lenkrad.
Lüftungsdüsen im Mercedes-Design.Lüftungsdüsen im Mercedes-Design.
Kofferraumvolumen 448 bis 1.166 Liter, Umklappen der Rücksitze im Verhältnis 60:40, im hinteren Bereich etwas ansteigende Ladefläche.Kofferraumvolumen 448 bis 1.166 Liter, Umklappen der Rücksitze im Verhältnis 60:40, im hinteren Bereich etwas ansteigende Ladefläche.
Wie schaut es mit Komfort und Platzangebot aus?
Vorne haben selbst große Passagiere genügend Platz, und der Sitzkomfort überzeugen auf längeren Strecken. Das Raumgefühl ist speziell nach oben hin luftig. Im Fond sind Passagiere bis 1,80 Meter Körpergröße gut aufgehoben, nicht zuletzt durch das riesige Schiebedach ist das Raumgefühl auch in Reihe zwei gut. Zu Dritt bleit es hinten eng, neu ist die Kopfstütze für den Mittelsitz.
Das Kofferraumvolumen von 448 bis 1.166 Litern entspricht dem Klassenschnitt, die Erweiterung durch Umklappen der Rücksitze (im Verhältnis 60:40) ergibt eine im hinteren Bereich etwas ansteigende Ladefläche. Der Laderaum hat einen in zwei Höhen einstellbaren Boden, bei der höheren Variante bleibt nur noch eine kleine Ladekante. Der Einstieg liegt eher hoch, durch die Kunststoffverkleidung ist er gut geschützt. Die Anhängelast beträgt 500 Kilo, die Dachlast 75 Kilo. Sehr praktisch ist die V2L-Funktion (Vehicle-to-Load), durch die man zum Beispiel E-Fahrräder laden oder Hifi-Geräte anschließen kann.
 
Was gibt es Neues bei Batterien und Antrieb?
Der ZS EV hatte bisher eine relativ kleine Reichweite – jetzt reagiert er mit deutlich größeren Akkus: Die Batteriekapazität steigt von bisher 44,5 kWh auf nun 50,3 kWh (Standard Range mit 320 Kilometern WLTP-Reichweite) beziehungsweise 70 kWh (Long Range mit 440 Kilometern WLTP-Reichweite). Etwas kurios ist, dass die Variante mit kleinerer Batterie mehr Leistung hat: 177 PS zu 156 PS. Dennoch sind die offiziellen Beschleunigungswerte auf 100 km/h und die Angaben zur Höchstgeschwindigkeit ident (8,6 Sekunden / 175 km/h). Wie auch immer – im Fahrgefühl werden sich jedenfalls keine spürbaren Unterschiede auftun: Das Drehmoment von maximal 280 Newtonmetern ist in beiden Versionen exakt gleich.
Unterwegs kann das kompakte SUV mühelos zulegen, die lineare Beschleunigung ist kraftvoll und wird von einem sportiven Pfeifen begleitet.Unterwegs kann das kompakte SUV mühelos zulegen, die lineare Beschleunigung ist kraftvoll und wird von einem sportiven Pfeifen begleitet.
Wie schnell geht das Laden?
Auch da hat sich der ZS EV weiterentwickelt. AC-Wechselstromladen kann er nun dreiphasig mit bis zu 11 kW (bisher einphasig). DC-Gleichstromladen klappt mit bis zu 92 kW – MG macht folgende Angaben zur Ladedauer mit dem Schnelllader: Von fünf auf 80 Prozent in 40 Minuten, von 30 auf 80 Prozent in 30 Minuten. Im Test hatte das Navi des ZS EV alle umliegenden Ladepunkte, inklusive Detailangaben zum jeweiligen Betreiber, sofort parat. Neu ist auch das Konnektivitätssystem MG ISMART, durch das man den Ladestand am Handy überwachen kann. Auch das Vorheizen und Vorkühlen des Autos klappt nun über die App – was dem Einbau einer Standheizung gleichkommt.
 
Wie fährt sich der neue ZS EV?
In gewohnter Elektroauto-Manier flitz der ZS EV von der Ampel weg, da muss man sogar ein wenig dosieren, wenn man ein Quietscherl der Vorderräder vermeiden will. Allrad wird für den ZS EV (im Gegensatz zum Marvel R) nicht angeboten. Unterwegs kann das kompakte SUV mühelos zulegen, die lineare Beschleunigung ist kraftvoll und wird von einem sportiven Pfeifen begleitet. Sonst ist es im ZS EV sehr leise. Sinnvoll für das Energiemanagement ist die über einen gut positionierten Schalter in der Mittelkonsole verstellbare Rekuperations-Intensität – so kann man das Auto abwechselnd gleiten lassen und abbremsen. Das Handling ist relativ agil, der Federungskomfort ausgewogen. Für Leistungssport ist der ZS EV nicht ausgelegt, da müsste die Lenkung direkter und die Seitenneigung geringer sein.
 
Wie sind Verbrauch und Reichweite einzuschätzen?
Der Normverbrauch wird mit 17,3 bis 17,8 kW angegeben, der erste Test bei relativ kühlen Temperaturen legt nahe, dass man bei wärmerem Wetter zumindest an diese Werte herankommen wird. Damit sind auch rund 400 Kilometer tatsächliche Reichweite bei der Long-Range-Variante realistisch, auf der Autobahn sollte man mit 250 bis 300 Kilometern planen können.

Wie schaut es preislich aus?
Im Vergleich zum Vorgänger hat der Modelljahrgang 2022 preislich zugelegt – dafür gibt es jetzt aber auch mehr Reichweite und schnelleres Laden. Grundsätzlich lesen sich die Tarife immer noch wie in einer Verbrenner-Preisliste – nach Abzug der Förderungen kommt der ZS EV in Österreich auf 29.990 bis 36.090 Euro, jeweils mit sehr umfangreicher Ausstattung. Wie bei allen E-Autos ist keine motorbezogene Steuer zu zahlen, für Dienstwagenfahrer entfällt zudem der Sachbezug.
 
Das Fazit?
Beeindruckend, wie schnell sich MG entwickelt. Zwei Jahre nach dem Österreich-Start legt der überarbeitete ZS EV die Schwächen des Vorgängers ab und überzeugt nun auch bei Multimedia und Reichweite. Ein elektrisches Kompakt-SUV, das rund 400 Kilometer weit kommt und zu Verbrenner-Preisen angeboten wird – wenn das keine Kampfansage an die etablierten Marken ist.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Zwei Jahre nach dem Österreich-Start legt der überarbeitete ZS EV alle Schwächen des Vorgängers ab und überzeugt nun auch bei Multimedia und Reichweite. Ein elektrisches Kompakt-SUV, das rund 400 Kilometer weit kommt und zu Verbrenner-Preisen angeboten wird – wenn das keine Kampfansage an die etablierten Marken ist.Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Zwei Jahre nach dem Österreich-Start legt der überarbeitete ZS EV alle Schwächen des Vorgängers ab und überzeugt nun auch bei Multimedia und Reichweite. Ein elektrisches Kompakt-SUV, das rund 400 Kilometer weit kommt und zu Verbrenner-Preisen angeboten wird – wenn das keine Kampfansage an die etablierten Marken ist."

DATEN & FAKTEN

MG ZS EV Long Range – Standard Range – Comfort – Luxury

(Februar 2022)

Preis

Listenpreis 35.390 Euro bis 41.490 Euro. Nach Abzug der Förderungen 29.990 Euro bis 36.090 Euro.

Antrieb

Elektroantrieb mit PMS-Motor. Standard Range: Batterie 50,3 kWh, Leistung 130 kW/177 PS, Maximales Drehmoment 280 Nm. Long Range: Batterie 70 kWh, Leistung 115 kW/156 PS, Maximales Drehmoment 280 Nm. AC-Laden bis 11 kW (dreiphasig). DC-Laden bis 92 kW (5 – 80 % in ca. 40 Minuten).

Abmessungen

Länge 4.323 mm, Breite 1.809 mm, Höhe 1,649 mm. Randstand 2.581 mm. Kofferraumvolumen: 448 Liter – 1.166 Liter.

Gewicht

Eigengewicht: 1.570 kg – 1.620 kg. Anhängelast: 500 Kilogramm.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 175 km/h, Beschleunigung 0 – 100 km/h in 8,6 Sekunden. Reichweite nach WLTP-Norm 320 Kilometer (Standard Range) bis 440 Kilometer (Lonf Range). Normverbrauch nach WLTP 17,3 bis 17,8 kWh.
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