

GERALD ENZINGER
DTM: Hoch soll sie leben!
„Die Autos schauen extrem cool aus mit dem breiten Flügeln. Es ist ein wunderschönes Rennauto. Und: es ist ein richtiges Rennauto.“ Der 600PS-2-Liter-Turbomotor erregt die Sinne. Und gibt Kraft. „Jedes Mal, wenn ich aus der Box rausfahre, denke ich mir: Spinnst du, das Ding schiebt an.“
Man merke es deutlich im Auto: „Das 2019er-Modell ist viel schneller, hat ein enormes Drehmoment, alles ist leichter. Eine echte Rennmaschine.“
Gerhard Berger habe alles richtig gemacht mit den DTM-Regeln: „Das Heizdeckenverbot, der Indy-Restart, die 100 PS mehr – der Fahrer zählt jetzt extrem viel und die Rennen sind ein Spektakel.“
Ich habe es beruflich mit Rennfahrern aus fast allen Top-Serien zu tun, aber man spürt, dass DTM-Piloten besonders sehnsüchtig auf das Wochenende warten und auf den Moment, wo sie ihre Biester wieder zu zähmen versuchen. Die Augen eines Robin Frijns schauen vor einem DTM-Rennen definitv anders aus als vor einem Formel-E-Rennen, obwohl er in beiden lässigen Serien erfolgreich ist.
Gerhard Berger mag die Formel E nicht – und natürlich ist seine, die einst reine Hersteller-Meisterschaft, vom Massenandrang der Konzerne hin zur Elektro-Serie bedroht.
Vielleicht aber, wenn Bergers Spiel aufgeht, wird sie gerade dadurch befreit.
Die Leistungen des WRT-Teams, eines privaten Audi-Rennstalls, geben Hoffnung: man kann es als selbständiger Rennstall schaffen, in der DTM vorne mitzufahren.
Und die DTM wird mittelfristig nur überleben können, wenn es sich auch für private Teams mit großen Namen rechnet, selbstständig ein DTM-Jahr zu budgetieren. Und man dort auch Chancen auf Siege hat.
Private Teams lösen zwei große Probleme auf einmal: zum einen, dass Berger & seine Mitstreiter nicht auf Gedeih und Verderb den Werken ausgeliefert sind und deren manchmal nicht sehr sportaffinen Vorständen.
Zum anderen würde mehr Macht für die privaten und auch für die semi-privaten Teams das mit weitem Abstand nervigste Problem der DTM einbremsen, die unerträglichen Stallorder-Vorgaben schon vom zweiten oder dritten Rennwochenende weg. Wo man in Konzernen einfach nicht versteht, dass ein Sieg in der Kommunikation nichts wert ist, wenn seine umstrittene Entstehungsgeschichte wochenlange Debatten bei Medien und Fans auslöst.
Gerade bei jenen Fans, die pures Racing so leidenschaftlich lieben, echte Duelle und starke Charaktere, mit nicht immer politisch polierten Aussagen.
Berger, der selbst so ein echter Racer war, weiss, dass die DTM als bewusster und sehr stark zugeschnittener Gegenpart zu Formel E, Polit-Formel-1 und Co. am ehesten überleben wird, ja unverzichtbar ist. Dafür braucht sie ein klares Profil.
Viele Regeländerungen funktionieren prächtig, wie es auch Philipp Eng ausgeführt hat. Die Rennen sind großartig, die Autos endlich wieder wahre Monster mit enormen Drehmoment. Um mehr als 100 PS stärker sind die Motoren heuer. Und sie klingen trotz Turbos prächtig.
Das was wir jetzt noch brauchen, ist ein fairer Titelkampf, in der jeder so schnell rast wie er will.
Nicht nur der, der so heisst, nämlich Rast.
Der aber, allem Stallorder-Ärger zum Trotz, und das muss klar gesagt werden mit seiner unglaublichen Klasse eine echte Bereicherung ist für die DTM.
Wie auch Philipp Eng. Ein DTM-Fan seit vielen Jahren, der einst stolz war, dass sein Name für einen Fimdreh auf einem BMW-Auto stand. Und der nun, nur zwei, drei Jahre später, noch im Rennen um die Meisterschaft ist.
Happy Birthday, DTM. Bleib pur!








