HONDAS FORMEL-1-TRANSFER
Gaslys Siegermotor für die Straße
Ausgerechnet auf der ultraschnellen Power-Strecke in Monza gewinnt Pierre Gasly in seinem AlphaTauri AT 01 den Großen Preis von Italien!
Kein Zufall: Laut Studien italienischer Experten soll Honda nur mehr 20 PS weniger leisten als der langjährige Branchenprimus Mercedes und damit knapp an der 1.000-PS-Marke sein.
Sensationell, wenn man bedenkt, wie sehr sich Honda binnen kurzer Zeit verbessert hat und wie sehr die Japaner Ferrari enteilt sind, im wahrsten Sinn des Wortes.
Doch das Formel-1-Engagement der Hersteller verfolgt längst noch ein wichtigeres Ziel als Podien und PR: Mit der aktuellen Generation an Hybridmotoren können (nicht in allen Bereichen, aber doch) wertvolle Erkenntnisse für die Serien-Produktion gewonnen werden – wahrscheinlich mehr zuvor als jemals in der 70-jährigen Geschichte der Formel 1.
Die Hybrid-Ära im Straßenverkehr ist leicht zeitversetzt zu jener in der Formel 1 unterwegs und der Grand-Prix-Sport dient als Labor der "rasenden Entwicklung".
Bei Honda betrifft das im Moment vor allem den angesagten "Jazz-Club". Mit dem brandneuen Jazz wird modernste Honda Hybridtechnologie von der Rennstrecke auf die Straße verlagert. Die Erfahrung im Motorsport ermöglicht Honda, seine Kompetenz aus der Hybrid Power Unit (PU) einzusetzen, um die Effizienz des Honda e:HEV Hybridsystems zu verbessern.
Die aktuelle Honda F1 Hybrid Power Unit RA620H basiert auf einem hocheffizienten 1,6-Liter-Sechszylinder-Verbrennungsmotor in Kombination mit einem Energierückgewinnungssystem. Die modernen elektrifizierten Hybrid-Systeme nutzen die beim Bremsen sowie durch Abgase erzeugte Energie für zusätzliche Beschleunigungsleistung und zur Reduzierung des Turbolochs. Während eines Rennens wird der vom Hybridsystem gewonnene und bereitgestellte Energiewirkungsgrad laufend durch die Honda-Ingenieure überwacht und angepasst, um eine optimale Performance zu gewährleisten. Die Kompetenz, eine Hybrid Power Unit immer im Bereich von optimaler Effizienz und Leistung zu betreiben, findet nun im fortschrittlichen e:HEV Antrieb von Honda Serienfahrzeugen Anwendung.
Das neueste Serienmodell, das mit dieser Technologie ausgestattet ist, ist der neue Jazz. Das e:HEV Hybridsystem verwendet wiedergewonnene Energie zur Ladung der Lithium-Ionen-Batterie und sorgt so für starke Performance. Dabei wird nahtlos zwischen den Fahrmodi gewechselt und stets für ein Maximum an Effizienz gesorgt.
Yasuaki Asaki, Head of PU Development, profitert von den Erkennnissen aus der Formel 1: “An den Rennwochenenden müssen die Teams die Menge an Kraftstoff sorgfältig abwägen. Im Rennverlauf können wir den gesamten Kraftstoffverbrauch über die Runden-Anzahl verteilen – in manchen Situationen wird jedoch für eine stärkere Leistung mehr Kraftstoff benötigt und verwendet, während in anderen Situationen, wie etwa in einer Safety-Car-Phase, Kraftstoff für später gespart wird. Beim Rennen ist die Koordination zwischen dem Ingenieur und dem Fahrer wesentlich, um die optimale Balance zu erreichen. Für unsere Serienfahrzeuge mit e:HEV Hybridantrieb greifen wir auf diese Erfahrung zurück, um sicherzustellen, dass sämtliche Fahrmodi das bestmögliche Verhältnis aus Leistung und Effizienz bieten.“
Das e:HEV Hybridsystem wurde für den Jazz neu konzipiert, mit dem Ziel, bei maximaler Effizienz gleichzeitig ein optimales Fahrerlebnis zu ermöglichen. Es besteht aus zwei kompakten, kraftvollen Elektromotoren in Kombination mit einem 1.5-Liter-DOHC-i-VTEC-Benzinmotor, einer Lithium-Ionen-Batterie sowie einem innovativen, über die Intelligent Power Control Unit (PCU) gesteuerten, Direktantrieb. Gemeinsam ermöglichen sie ein sanftes und zugleich direktes Ansprechverhalten.
Um das zu gewährleisten, sorgt das e:HEV Hybridsystem für einen nahtlosen Wechsel zwischen drei verschiedenen Antriebsmodi:
Elektro-Antrieb: Im EV Drive Modus versorgt die Lithium-Ionen-Batterie den elektrischen Antriebsmotor direkt mit Energie.
Hybrid-Antrieb: Im Hybridmodus liefert der Verbrennungsmotor Energie für den elektrischen Generatormotor, der Strom für den elektrischen Antriebsmotor erzeugt.
Motor-Antrieb: Der Benzinmotor ist über einen Drehmomentwandler direkt mit den Rädern verbunden.
In den Städten wird die optimale Effizienz durch einen nahtlosen Wechsel zwischen Elektro- und Hybridantrieb erreicht. Für das Fahren bei hohen Geschwindigkeiten auf Autobahnen wird auf den konventionellen Antrieb zurückgegriffen, der bei Bedarf vom Elektromotor mit einem Power Boost für unmittelbare Beschleunigung unterstützt wird. Im Hybridmodus wird überschüssige Energie dann auch dazu genützt, um die Batterie über den Generatormotor wieder aufzuladen. Der EV Drive Modus ist auch aktiv, wenn das Fahrzeug verzögert, wobei durch regeneratives Bremsen Energie zur Aufladung der Batterie erzeugt wird. Anstatt eines herkömmlichen Getriebes verfügt der Honda Jazz über die neu entwickelte Electronically Controlled Continuously Variable Transmission (e-CVT) – eine feste Fahrstufe für eine direkte Verbindung zwischen den beweglichen Komponenten, die eine reibungsarme Drehmomentübertragung sowie direkteres Ansprechverhalten und Beschleunigung gewährleistet.
Die Formel-1-Abteilung und die Motorenabteilung im Werk sind eng miteinander verzahnt, Know-how und Personal werden immer wieder getauscht, so das Ingenieure quasi Wissen und Daten aus "beiden Welten" generieren können. Und gute Renn-Tage sind auch immer gute Labor-Tage. 81 Mal in der Geschichte kamen Honda-betriebene Rennwagen als Erste über die Ziellinie - heute in Monza.