

GERALD ENZINGER
Arrividerci, Arrivabene
Jetzt ist es doch passiert. Ferrari bekommt wieder einmal einen neuen Teamchef. Maurizio Arrivabene, schon seit einem Jahr schwer angezählt, muss gehen. Nach der besten Saison seit einem Jahrzehnt - und doch verständlich. Endet das Chaos nun?
07.01.2019Fotos: Ferrari
"Mein Vater war immer verrückt nach der Formel 1. Wir haben jedes Rennen vor dem TV erlebt. Und selbst wenn der Fernseher nur Schwarz-Weiss-Bilder hatte, so sahen wir doch immer nur Rot."
Maurizio Arrivabenes Erinnerungen an seine Kindheit.
Ab heute sieht er wohl Schwarz. Seine Zeit als Ferrari-Teamchef ist vorbei, er wird durch seinen Erzrivalen und Intimfeind Mattia Binotto ersetzt. Ein seit Monaten alles lähmender Machtkampf, der Ferrari vielleicht den Titel 2018 gekostet hat, ist entschieden.
Arrivabene geht nach der rechnerisch besten Saison Ferraris seit einem Jahrzehnt: Erstmals haben beide Piloten Rennen gewonnen, so etwas ist dem Team zuletzt 2008 (!) gelungen. Zudem hat man es endlich geschafft, einen "Eigenbauspieler" so zu entwickeln, dass er gut genug für das altehrwürdige Team aus Maranello ist: Charles Leclerc.
Und: Erstmals seit 2004, also nach 14 Jahren, hatte Ferrari phasenweise das beste Auto der Formel 1.
Doch gerade das wird Arrivabene jetzt zum Verhängnis: Denn während Technik-Chef Binotto binnen drei Jahren erst den brustschwachen Motor auf Vordermann und dann ein superschnelles Auto entwickelt hat, hat das Team dann alles wieder verbockt: mit fast schon legendär schlechten Strategieentscheidungen.
Binotto hatte schnell die Techniker, denen er neue Freiheiten einräumte und denen er Mut gab, auf seiner Seite.
Schon im vergangenen Winter war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis er Arrivabene ersetzen würde.
Doch dann gewann Vettel in Binottos Auto Rennen um Rennen und so wurde kurioserweise Maurizio Arrivabene, formell der Chef, unkündbar.
Und als dann der allmächtige Präsident Sergio Marchionne unerwartet starb, schien Arrivabene - der längst auf der Abschussliste seines Chefs ganz oben stand - sportlich zu überleben. Denn der neue Ferrari-Präsident Louis Camilleri kommt wie er vom Tabak-Konzern Philip Morris.
Doch er hat die Chance nicht genutzt. Nach Marchionnes Tod zerbrach das Team, es wurde in Machtkämpfen aufgerieben und gelähmt. Vettel hatte niemanden, der ihm Halt gab - er machte Fehler (Hockenheim), aber er wurde vom Team oft auch gnadenlos im Stich gelassen. Manchmal durch dumme Strategie-Fehler, oft aber auch wegen unglaublicher Taktik-Fehlentscheidungen. Etwa der, dass er im so wichtigen Qualifying in Monza (wo er superschnell war) für seinen in der WM chancenlosen Freund Kimi Räikkönen Windschatten geben musste.
Einfacht verrückt. Schon damals urteilten wir hier an dieser Stelle: Ferrari hat das bessere Auto, Mercedes aber das bessere Team und vor allem den besseren Teamchef.
Siehe: http://www.motorprofis.at/623-gerald-enzinger-3
Nun muss Arrivabene gehen. Der Zeitpunkt mitten in den Vorbereitungen für die neue Saison ist falsch - man hätte schon vor Monaten eine klare Lösung finden müssen. Die Entscheidung aber, die ist bei aller Sympathie für den kumpelhaften Arrivabene, der bei Ferrari einst den kompletten Fehlgriff Marco Mattiacci ersetzt hatte, richtig.
Binotto ist seit 1997 mit der Formel-1-Truppe von Ferrari unterwegs, er kennt diesen Sport in-und auswendig. Er hat höchsten Respekt im Team. Seine Leistungsbilanz ist beeindruckend, seine kreativen aerodynamischen Lösungen haben den Boliden viel schneller gemacht.
Er ist einer, der aus der Technik kommt, nicht einer wie Arrivabene, der davor bei Philip Morris war und der die Formel 1 immer nur von oben gesehen hat.
Binotto hat nun alle Chancen.
Nützt er sie, kann Ferrari 2019 endlich Weltmeister werden - nach zwölf Jahren Wartezeit bei den Piloten und elf Jahren in der Konstrukteurs-WM.
Nützt er sie nicht, beginnt wieder die Zeit der Intrigen.
Alamstufe Rot - aber diesmal vielleicht für die Gegner, nicht für Ferrari selbst.
Im Bild oben: Arrivabene, Marchionne und Binotto (von) links, Weihnachten 2017.
Maurizio Arrivabenes Erinnerungen an seine Kindheit.
Ab heute sieht er wohl Schwarz. Seine Zeit als Ferrari-Teamchef ist vorbei, er wird durch seinen Erzrivalen und Intimfeind Mattia Binotto ersetzt. Ein seit Monaten alles lähmender Machtkampf, der Ferrari vielleicht den Titel 2018 gekostet hat, ist entschieden.
Arrivabene geht nach der rechnerisch besten Saison Ferraris seit einem Jahrzehnt: Erstmals haben beide Piloten Rennen gewonnen, so etwas ist dem Team zuletzt 2008 (!) gelungen. Zudem hat man es endlich geschafft, einen "Eigenbauspieler" so zu entwickeln, dass er gut genug für das altehrwürdige Team aus Maranello ist: Charles Leclerc.
Und: Erstmals seit 2004, also nach 14 Jahren, hatte Ferrari phasenweise das beste Auto der Formel 1.
Doch gerade das wird Arrivabene jetzt zum Verhängnis: Denn während Technik-Chef Binotto binnen drei Jahren erst den brustschwachen Motor auf Vordermann und dann ein superschnelles Auto entwickelt hat, hat das Team dann alles wieder verbockt: mit fast schon legendär schlechten Strategieentscheidungen.
Binotto hatte schnell die Techniker, denen er neue Freiheiten einräumte und denen er Mut gab, auf seiner Seite.
Schon im vergangenen Winter war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis er Arrivabene ersetzen würde.
Doch dann gewann Vettel in Binottos Auto Rennen um Rennen und so wurde kurioserweise Maurizio Arrivabene, formell der Chef, unkündbar.
Und als dann der allmächtige Präsident Sergio Marchionne unerwartet starb, schien Arrivabene - der längst auf der Abschussliste seines Chefs ganz oben stand - sportlich zu überleben. Denn der neue Ferrari-Präsident Louis Camilleri kommt wie er vom Tabak-Konzern Philip Morris.
Doch er hat die Chance nicht genutzt. Nach Marchionnes Tod zerbrach das Team, es wurde in Machtkämpfen aufgerieben und gelähmt. Vettel hatte niemanden, der ihm Halt gab - er machte Fehler (Hockenheim), aber er wurde vom Team oft auch gnadenlos im Stich gelassen. Manchmal durch dumme Strategie-Fehler, oft aber auch wegen unglaublicher Taktik-Fehlentscheidungen. Etwa der, dass er im so wichtigen Qualifying in Monza (wo er superschnell war) für seinen in der WM chancenlosen Freund Kimi Räikkönen Windschatten geben musste.
Einfacht verrückt. Schon damals urteilten wir hier an dieser Stelle: Ferrari hat das bessere Auto, Mercedes aber das bessere Team und vor allem den besseren Teamchef.
Siehe: http://www.motorprofis.at/623-gerald-enzinger-3
Nun muss Arrivabene gehen. Der Zeitpunkt mitten in den Vorbereitungen für die neue Saison ist falsch - man hätte schon vor Monaten eine klare Lösung finden müssen. Die Entscheidung aber, die ist bei aller Sympathie für den kumpelhaften Arrivabene, der bei Ferrari einst den kompletten Fehlgriff Marco Mattiacci ersetzt hatte, richtig.
Binotto ist seit 1997 mit der Formel-1-Truppe von Ferrari unterwegs, er kennt diesen Sport in-und auswendig. Er hat höchsten Respekt im Team. Seine Leistungsbilanz ist beeindruckend, seine kreativen aerodynamischen Lösungen haben den Boliden viel schneller gemacht.
Er ist einer, der aus der Technik kommt, nicht einer wie Arrivabene, der davor bei Philip Morris war und der die Formel 1 immer nur von oben gesehen hat.
Binotto hat nun alle Chancen.
Nützt er sie, kann Ferrari 2019 endlich Weltmeister werden - nach zwölf Jahren Wartezeit bei den Piloten und elf Jahren in der Konstrukteurs-WM.
Nützt er sie nicht, beginnt wieder die Zeit der Intrigen.
Alamstufe Rot - aber diesmal vielleicht für die Gegner, nicht für Ferrari selbst.
Im Bild oben: Arrivabene, Marchionne und Binotto (von) links, Weihnachten 2017.







