

GERALD ENZINGER
Montoya bedroht Alonso
Fernando Alonso ist einer der besten Piloten aller Zeiten. Aber definitiv keiner der glücklichsten. Sein (zunehmend unrealistischer) Traum vom Formel-1-Comeback dürfte den Corona-Folgen zum Opfer fallen. Und wie aus dem Nichts taucht eine weitere Gefahr für Alonso auf: Juan Pablo Montoya könnte 2022 das erreichen, was immer Alonsos großes Ziel war – und als knapp 47-jähriger das Triple des Motorsports gewinnen!
09.05.2020Fotos: McLaren, Juan Pablo Montoya Instagram/Penske
Sein Ziel ist klar definiert: Er will der beste aller Welten werden.
Fernando Alonso hat in der Formel 1 das Kunststück zuwege gebracht, mit 25 Jahren der damals jüngste Doppel-Weltmeister aller Zeiten zu sein – und danach nie mehr einen Titel zu holen.
Und das obwohl er immer besser wurde und Teamkollege um Teamkollege zerstörte.
Doch die Wahl seiner Teams und das Timing seiner Transfers war katastrophal.
Mit Beginn der Saison 2019 hat er aufgegeben und sich ein neues Ziel gesetzt: er will fahren, was ihm Spaß macht und gewinnen, was möglich ist: Die 24 Stunden von Le Mans, den Weltmeistertitel in der WEC, Daytona – einige dieser Ziele hat er schon erreicht. Sein Debüt heuer bei der Rallye Dakar (13. nach tollen Einzel-Ergebnissen) war stark.
Zwei Ziele überstrahlen aber alle anderen: er will das Indy 500 gewinnen und damit als der erst zweite Pilot in die Geschichte eingehen (nach Graham Hill), der die drei Überdrüber-Klassiker Le Mans, Monaco F1 und Indianapolis gewonnen hat. In Monaco hat er 2006 und 2007 gewonnen, in Le Mans 2018 und 2019. Nur Indy fehlt noch – im ersten Anlauf lag er in Führung, im zweiten scheiterte er in der Quali. Beim dritten Mal soll es klappen.
Und (danach?) will er wieder in die Formel 1 und es noch einmal allen zeigen. Aber der Plan war: 2021 und dann nur in einem Team, dass um die WM fährt. Was nach der geplanten Reglement-Änderung mehrere Rennställe schaffen könnten.
Doch wieder einmal ist das Timing nicht auf Alonsos Seite. Wegen der Corona-Katastrophe verschiebt die Formel 1 ihren radikalen Kurswechsel auf mindestens 2022. Das heißt: erst dann gibt es wieder eine Chance für Alonso, doch da ist er schon 41. Genau so alt wie Michael Schumacher war, als sein Comeback kapital gescheitert ist.
Und wo soll Alonso hin?
Er hat überall verbrannte Erde hinterlassen.
Bei Mercedes ist er seit dem Spygate bei McLaren 2007 eine unerwünschte Person, alle seine Versuche ins Team zu kommen und all die Anrufe seines Freundes Flavio Briatore bei Toto Wolff waren vergebens. Mercedes will ihn aus Prinzip nicht.
Bei Ferrari war ein Spaltpilz, seine Beziehung zu Stefano Domenicali war grotesk schlecht und das Team in zwei feindliche Lager gespalten. Als er Domenicali entsorgt hatte, konnte er auch mit dessen Nachfolger nicht. Er wechselte abrupt zu McLaren, obwohl dort mit Ron Dennis sein Erzfeind wieder kurzfristig an der Macht war. Das Team scheiterte auf gigantische Weise und Alonso begann einen Privatkrieg gegen Motorenhersteller Honda. Die Verletzungen waren so schwer, dass es Honda sogar widerstrebt, ihm einen Antrieb für das Indy 500 zur Verfügung zu stellen.
Damit ist aber auch die Option Red Bull Racing erledigt, abgesehen davon, dass Dr. Helmut Marko wohl neben Verstappen keine in die Jahre gekommene Diva braucht.
Einzige Mini-Chance ist Renault, wo er nach seinen beiden WM-Titel eine Legende ist.
Doch Renault muss erst ein Spitzenteam werden, und Renault überhaupt mal in der Formel 1 bleiben in Corona-Zeiten. Und dann gibt es noch viele im Team, die den unberechenbaren Fernando, der sich Zeit seiner Karriere nur mit Ja-Sagern umgeben hat, gar nicht haben wollen. Die sich noch erinnern, wie er das Team nach zwei WM-Titeln 2006 verlassen hat mit dem Satz "McLaren ist das beste Team der Formel 1". Und wie er 2008 eine dubiose Rolle spielte, als sein Mentor Briatore Number-2-Driver Piquet in Singapur in die Mauer schickte, damit Alonso gewinnen konnte.
Bleibt ihm also wohl nur ein Leben außerhalb der Formel 1 und damit das Triple.
Dafür fehlt ihm der Sieg beim Indy 500, das heuer frühestens im Herbst stattfindet. Doch er hat Zeit, bislang war keine Konkurrenz für diesen Hattrick in Sicht.
Betonung auf "bisher". Denn plötzlich gibt es einen zweiten Anwärter auf den Hattrick. Der ausser Alonso einzige aktive Fahrer, der bislang zwei der drei Kultrennen gewonnen hat: Juan Pablo Montoya.
Der Kolumbianer hat 2003 im BMW-Williams in Monaco triumphiert und er siegte 2000 (beim Debüt!) und 2015 beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis. Doch ein Sieg in Le Mans schien bislang unerreichbar, die Chance auf das dafür derzeit wohl nötige LMP1-Cockpit bei Toyota ist gleich Null.
Doch seit dieser Woche ist alles anders. In einem fast schon historischen Akt haben sich die WEC (Langstrecken-WM) und die amerikanische IMSA-Serie (zb. Daytona und Sebring) darauf geeinigt, ab 2022 ein LMDh-Reglement zu verwenden. Das heißt: man kann mit den selben Autos sowohl in Le Mans als auch in Amerika fahren.
Für viele Werke (etwa Porsche) kann das ein Anreiz sein, (wieder) in die höchste Spielklasse in Le Mans zurückzukehren.
Und das Reglement hat einen Nebeneffekt: Die IMSA-Teams werden in Le Mans antreten können und dort Siegchancen haben. Und damit auch der aktuelle Meister dieser Serie, der im Cadillac 2019 gemeinsam mit seinem Teamkollegen Dane Cameron Champion wurde: Juan-Pablo Montoya.
Stand heute kann er also 2022 als Mitfavorit in Le Mans dabei sein – und vielleicht gewinnen und so sein Triple vollenden. Mit dann knapp 47 Lebensjahren.
Das wäre wohl der Albtraum seines alten Rivalen Alonso. Der übrigens 2001 am selben Tag in der Formel 1 debütierte wie Montoya und auch wie ein gewisser Kimi Räikkönen. Was für ein legendärer Moment.
Fernando Alonso hat in der Formel 1 das Kunststück zuwege gebracht, mit 25 Jahren der damals jüngste Doppel-Weltmeister aller Zeiten zu sein – und danach nie mehr einen Titel zu holen.
Und das obwohl er immer besser wurde und Teamkollege um Teamkollege zerstörte.
Doch die Wahl seiner Teams und das Timing seiner Transfers war katastrophal.
Mit Beginn der Saison 2019 hat er aufgegeben und sich ein neues Ziel gesetzt: er will fahren, was ihm Spaß macht und gewinnen, was möglich ist: Die 24 Stunden von Le Mans, den Weltmeistertitel in der WEC, Daytona – einige dieser Ziele hat er schon erreicht. Sein Debüt heuer bei der Rallye Dakar (13. nach tollen Einzel-Ergebnissen) war stark.
Zwei Ziele überstrahlen aber alle anderen: er will das Indy 500 gewinnen und damit als der erst zweite Pilot in die Geschichte eingehen (nach Graham Hill), der die drei Überdrüber-Klassiker Le Mans, Monaco F1 und Indianapolis gewonnen hat. In Monaco hat er 2006 und 2007 gewonnen, in Le Mans 2018 und 2019. Nur Indy fehlt noch – im ersten Anlauf lag er in Führung, im zweiten scheiterte er in der Quali. Beim dritten Mal soll es klappen.
Und (danach?) will er wieder in die Formel 1 und es noch einmal allen zeigen. Aber der Plan war: 2021 und dann nur in einem Team, dass um die WM fährt. Was nach der geplanten Reglement-Änderung mehrere Rennställe schaffen könnten.
Doch wieder einmal ist das Timing nicht auf Alonsos Seite. Wegen der Corona-Katastrophe verschiebt die Formel 1 ihren radikalen Kurswechsel auf mindestens 2022. Das heißt: erst dann gibt es wieder eine Chance für Alonso, doch da ist er schon 41. Genau so alt wie Michael Schumacher war, als sein Comeback kapital gescheitert ist.
Und wo soll Alonso hin?
Er hat überall verbrannte Erde hinterlassen.
Bei Mercedes ist er seit dem Spygate bei McLaren 2007 eine unerwünschte Person, alle seine Versuche ins Team zu kommen und all die Anrufe seines Freundes Flavio Briatore bei Toto Wolff waren vergebens. Mercedes will ihn aus Prinzip nicht.
Bei Ferrari war ein Spaltpilz, seine Beziehung zu Stefano Domenicali war grotesk schlecht und das Team in zwei feindliche Lager gespalten. Als er Domenicali entsorgt hatte, konnte er auch mit dessen Nachfolger nicht. Er wechselte abrupt zu McLaren, obwohl dort mit Ron Dennis sein Erzfeind wieder kurzfristig an der Macht war. Das Team scheiterte auf gigantische Weise und Alonso begann einen Privatkrieg gegen Motorenhersteller Honda. Die Verletzungen waren so schwer, dass es Honda sogar widerstrebt, ihm einen Antrieb für das Indy 500 zur Verfügung zu stellen.
Damit ist aber auch die Option Red Bull Racing erledigt, abgesehen davon, dass Dr. Helmut Marko wohl neben Verstappen keine in die Jahre gekommene Diva braucht.
Einzige Mini-Chance ist Renault, wo er nach seinen beiden WM-Titel eine Legende ist.
Doch Renault muss erst ein Spitzenteam werden, und Renault überhaupt mal in der Formel 1 bleiben in Corona-Zeiten. Und dann gibt es noch viele im Team, die den unberechenbaren Fernando, der sich Zeit seiner Karriere nur mit Ja-Sagern umgeben hat, gar nicht haben wollen. Die sich noch erinnern, wie er das Team nach zwei WM-Titeln 2006 verlassen hat mit dem Satz "McLaren ist das beste Team der Formel 1". Und wie er 2008 eine dubiose Rolle spielte, als sein Mentor Briatore Number-2-Driver Piquet in Singapur in die Mauer schickte, damit Alonso gewinnen konnte.
Bleibt ihm also wohl nur ein Leben außerhalb der Formel 1 und damit das Triple.
Dafür fehlt ihm der Sieg beim Indy 500, das heuer frühestens im Herbst stattfindet. Doch er hat Zeit, bislang war keine Konkurrenz für diesen Hattrick in Sicht.
Betonung auf "bisher". Denn plötzlich gibt es einen zweiten Anwärter auf den Hattrick. Der ausser Alonso einzige aktive Fahrer, der bislang zwei der drei Kultrennen gewonnen hat: Juan Pablo Montoya.
Der Kolumbianer hat 2003 im BMW-Williams in Monaco triumphiert und er siegte 2000 (beim Debüt!) und 2015 beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis. Doch ein Sieg in Le Mans schien bislang unerreichbar, die Chance auf das dafür derzeit wohl nötige LMP1-Cockpit bei Toyota ist gleich Null.
Doch seit dieser Woche ist alles anders. In einem fast schon historischen Akt haben sich die WEC (Langstrecken-WM) und die amerikanische IMSA-Serie (zb. Daytona und Sebring) darauf geeinigt, ab 2022 ein LMDh-Reglement zu verwenden. Das heißt: man kann mit den selben Autos sowohl in Le Mans als auch in Amerika fahren.
Für viele Werke (etwa Porsche) kann das ein Anreiz sein, (wieder) in die höchste Spielklasse in Le Mans zurückzukehren.
Und das Reglement hat einen Nebeneffekt: Die IMSA-Teams werden in Le Mans antreten können und dort Siegchancen haben. Und damit auch der aktuelle Meister dieser Serie, der im Cadillac 2019 gemeinsam mit seinem Teamkollegen Dane Cameron Champion wurde: Juan-Pablo Montoya.
Stand heute kann er also 2022 als Mitfavorit in Le Mans dabei sein – und vielleicht gewinnen und so sein Triple vollenden. Mit dann knapp 47 Lebensjahren.
Das wäre wohl der Albtraum seines alten Rivalen Alonso. Der übrigens 2001 am selben Tag in der Formel 1 debütierte wie Montoya und auch wie ein gewisser Kimi Räikkönen. Was für ein legendärer Moment.




