GERALD ENZINGER ÜBER THOMAS PREINING
Das ist DTM-Star Thomas Preining
Thomas Preining, geboren am 21. Juli 1998, führt nach seinem Sieg am Norisring in der Meisterschaft der DTM. Und das ist einem hochkarätigen Umfeld – mit 27 Profis und sechs der aufregendsten Sportwagen-Marken der Welt: Porsche, Mercedes, Ferrari, Lamborghini, BMW, Audi.
Er war 2022 erst der dritte Österreicher (nach Lucas Auer und Philipp Eng), der in der DTM ein Rennen gewonnen hat – sein Sieg am Norisring ist Motorsport-Geschichte. Es war der erste für Porsche in der DTM. Und dann gewann er auch noch als erster Österreicher überhaupt ein DTM-Heimrennen am Red Bull Ring.
Thomas Preining – ein Mann für besondere Stunden. Norisring, Spielberg, Norisring – er gewinnt an den besonders coolen Orten, bei den Rennen, die seiner Heimat Linz am nächsten sind.
Ein junger Mann, der in seiner ersten DTM-Saison 2022 schon bei den Tests für Aufsehen gesorgt hat.
Der Fahrer, der in Imola 2022 als Trainings-Dritter und Lauf-Vierter erstmals punktete. Und der dann im Lauf des Jahres zwei Rennen gewann, drei weitere Male am Podium war und der noch mit Titelchancen zum Finale nach Hockenheim fuhr, eher er dort an dem Tag, als Lucas Auer siegte, selber schwer crashte.
Und der heuer in einer sehr abwechslungsreichen DTM (sechs Rennen, sechs Sieger) mit besonderer Konstanz auffällt. Und das obwohl sein Team Manthey (einer der bestens Teams Europas) heuer bereits zwei Mal den Boxenstopp verbockt hat. Und doch waren es gerade diese Momente, in denen der Linzer die Fachwelt und Porsche überzeugen konnte. Denn Thommy, der als einer der größten Egoisten der DTM gilt und der früher immer wieder bei Niederlagen auszucken konnte, geht unglaublich reif mit solchen Situationen um. Damit sammelt er Sympathie-Punkte und er bringt die hoch dekorierten Chefs und Teammitglieder von Manthey geschlossen hinter sich.
Diese neue Mitte in seinem Leben macht ihn für den intensiven Titelkampf in der DTM besonders gefährlich. Ein reifer Preining ist absolut top – wobei man nicht vergessen darf, dass er auch in den Porsche-Cups längst Meisterehren errungen hat.
Der Name Preining ist jedem österreichischen Motorsport-Fan ein Begriff: Andreas Preining, der Vater von Thomas, war einer der bekanntesten Motorrad-Piloten Österreichs, WM-Saisonen und ein legendärer Sponsor (Dolly Buster) inklusive.
Doch ähnlich wie bei Gustl Auingers Sohn Bernhard, der im Rahmen der DTM in der Formel 3 Gas gab, verdoppelten auch die Preinings im Zuge der Erbfolge die Anzahl der Räder am Fahrzeug von zwei auf vier.
Und nach einer ziemlichen Berg- und Talfahrt in seiner Karriere ist Thomas Preining nun in einer für Rennfahrer so attraktiven Destination wie der DTM angekommen. Und das gleich als der erste Porsche-Pilot überhaupt, der fix für eine ganze Saison in der modernen Ära der DTM genannt worden ist. Noch dazu im in der DTM neuen Team von Timo Bernhard, der in seiner eigenen Rennfahrer-Karriere gleich mehrmals die 24-Stunden-Klassiker von Le Mans und auf der Nürburgring-Nordschleife gewinnen konnte und der WEC-Weltmeister wurde.
Timo Bernhard kennt Preining gut: „Er war mein absoluter Wunschfahrer. Thommy ist die Konstante im Team, die sehr wichtig ist. Ich kenne seine Qualitäten und bin sehr froh, dass er Teil unseres Programms ist.“ Gemeinsam mit ihm stieg das 2010 gegründete Team von Timo Bernhard und seinem Vater Rüdiger in die DTM auf. Ein Traum wurde wahr. Das gilt auch und gerade für Thomas Preining. Er kam mit Selbstvertrauen in die DTM, und doch mit Demut: „Seit ich vom DTM-Einstieg wußte, war ich jeden Tag fleißig am Arbeiten. Ich wollte bestens vorbereitet sein.“ Um im April auf gut österreichisch zu ergänzen: „Ich denke, da können wir was reißen.“
Und dann kam er mit Titelchancen zum Saisonfinale. Der schwere Unfall beendete die Träume.
Und (unabhängig davon) seine Zeit bei Bernhard. Denn Manthey, Porsches traditionelles Einser-Team, wollte bei seinem DTM-Einstieg Preining im Team haben – und man bekam ihn. Nun fährt er den populären "Grello". In einem vertrauten Umfeld – einige seiner Mechaniker dort waren im Vorjahr schon für ihn im Einsatz, damals waren sie an das Team Bernhard verliehen gewesen.
Trotzdem ist es erstaunlich, wie schnell Thomas Preining auch heuer Erfolg hat. Aber es mag an seiner Erfahrung liegen.
Preining kennt den Motorsport von der sonnigen Seite, aber auch bei Dunkelheit. Als Kart-Talent mit weltweit internationalen Erfolgen gefeiert, kam schon in der Formel 4 bei Mücke das Erwachen. Obwohl er schon am ersten Rennwochenende gemeinsam mit Mick Schumacher am Podium stand, war schon nach dem zweiten wieder vorerst Schluß – sein Sponsor hatte nicht gezahlt.
Thomas stand quasi neben der Straße, denn das Rennfahren war nicht mehr leistbar.
Im Gespräch mit motorprofis.at erzählte er: „Ich dachte zum einen alles ist aus, zum anderen habe ich aber konsequent mein Trainingsprogramm durchgezogen.“ Neben der Schule blieb er bei seinem Fitness-Einheiten, und er fuhr Tausende Kilometer am Simulator: „Das ist etwas sehr Einsames, in so einem dunklen Raum zu fahren – und es hat mich geprägt. Aber es hat mich als Fahrer so viel besser gemacht.“ Nicht unwesentlich dabei war ein Zufall: „Gerade in der Zeit habe ich mir alle Rocky-Filme reingezogen. Es hat mich total inspiriert, nie aufzugeben. Bei den ersten Rennen danach hatte ich einen Rocky-Sticker im Auto.“
Die Karriere ist also weitergangen. Vor allem dank der Salzburger Rennfahrerfamilie Lechner. Sie haben ihn zu einem Formel-4-Test eingeladen, sind mit ihm eine Saison gefahren, Siege inklusive. Robert Lechner hat immer an ihn geglaubt, und Roberts Vater Walter wurde sein großer Mentor. „Wir haben zwei Tage vor seinem Tod noch telefoniert, es ist unbeschreiblich, was ich von ihm über das Rennfahren, aber auch über den Umgang mit Menschen gelernt habe. Ein Glück mit so einer Persönlichkeit gearbeitet zu haben.“
Preining wurde 2016 Vierter der Formel 4 und wechselte dann als Junior-Fahrer zu Porsche, wo er 2018 (erneut mit Lechner) dem Porsche Carrera Cup gewann. Ein wesentlicher Schritt am Weg zur Wunschdestination: der DTM.
Eine Königsklasse, in der im Moment ganz oben ist. Und wo er nun neben Lucas Auer (der sich nach seiner schweren Verletzung im Februar schon wieder stark beweist, meist bester Mercedes ist und am Norisring Vierter wurde) Österreichs zweiter Big Player in einer DTM ist, die am Norisring sensationelle Fan-Ansturm erlebt hatte.
Es wird noch eine aufregende Saison – und im September gastieren Preining, Auer und Co. zum Heimspiel am Red Bull Ring. Es kann erneut ein denkwürdiges Renn-Wochenende werden.