PREISGÜNSTIGER OPEL VIVARO-E HYDROGEN
Wie Wasserstoffautos auf die Straße kommen
Viele sehen beim Thema Wasserstoff vor allem die Probleme: Es gibt nicht genug Tankstellen, die Brennstoffzelle ist nicht so energieeffizient wie reiner Elektroantrieb, und der aktuell angebotene Wasserstoff wird meistens noch aus Erdgas gewonnen.
Wie man es anders machen kann, zeigt Deutschland. Durch langjährige Förderung von 50 Prozent der Baukosten ist ein Netz aus 100 Wasserstoff-Tankstellen entstanden, das immerhin die großen Städte und wichtigen Verkehrsknotenpunkte abdeckt. Die Tankkosten sind auf 9,50 Euro pro Kilo festgelegt (mit einem Kilo kommt man rund 100 Kilometer). Und es gibt jetzt auch überraschend günstige Autos, wie das aktuelle Beispiel von Opel zeigt:
Für 600 Euro pro Monat kann man den neuen Vivaro-e HYDROGEN leasen, die Servicekosten schon inklusive. Den Preis ermöglichen Fördermittel des Bundes, wobei Opel die entsprechenden Anträge im Hintergrund über seine Bank abwickelt, die Käufer also von der Bürokratie fernhält. Das erstaunliche ist: Obwohl 600 Euro immer noch teuer sind – das gleiche Auto mit Elektroantrieb kostet rund 300 Euro pro Monat, mit Verbrenner 200 Euro – springen die Kunden auf. „Das Interesse ist groß“, bestätigt Opels Wasserstoff-Experte Lars Peter Thiesen.
Opel wird ab Ende 2021 zunächst 2000 Vivaro-e HYDROGEN in Deutschland und Frankreich auf die Straße bringen, hofft aber natürlich, dass andere Länder auch günstige Rahmenbedingungen für Wasserstoff schaffen: Deutschlanf fördert 80 Prozent der Mehrkosten pro Auto, insgesamt liegen dort 1,6 Milliarden im Wasserstoff-Fördertopf, Österreich müsste also 160 Millionen in die Hand nehmen, um entsprechend mitzuziehen. Ausbaufähig ist auch noch die heimische Infrastruktur von derzeit fünf Wasserstofftankstellen (Wien, Wiener Neudorf, Asten, Innsbruck, Graz).
Gebaut wird der Vivaro-e HYDROGEN bei Opel Special Vehicles (OSV) in Rüsselsheim. Das komplette Brennstoffzellensystem findet unter der Motorhaube Platz. Die Antriebsbatterie im Unterboden des batterie-elektrischen Vivaro-e wird durch drei 700-bar-Wasserstoff-Tanks ersetzt. Die Karbonfaser-Tanks lassen sich in nur drei Minuten mit Wasserstoff auffüllen und ermöglichen eine Reichweite von gut 400 Kilometern nach WLTP-Norm. Das Ladevolumen bleibt voll erhalten und beträgt je nach Karosserievariante (M / L) von 5,3 bis 6,1 Kubikmeter.
Die 45 kW-Brennstoffzelle liefert genug Leistung für die kontinuierliche Autobahnfahrten, beim Starten oder Beschleunigen unterstützt die unter den Vordersitzen verbaute 10,5 kWh-Lithium-Ionen-Batterie und deckt Lastspitzen ab. System-Gesamtleistung: 100 kW/136 PS. Wie bei Hybriden üblich, kann Bremsenergie zurückgewonnen und in die Batterie gespeist werden. Dank der Plug-in-Möglichkeit lässt sich die Batterie bei Bedarf auch extern aufladen, das Fahrzeug kann dadurch 50 Kilometer rein batterie-elektrisch zurücklegen.
Den Vivaro-e HYDROGEN sieht Opel als Ergänzung zum batterie-elektrischen Transporters-Angebot um Vivaro-e, Combo-e Cargo und Movano-e. Und welche Firmen interessieren sich trotz Mehrpreis für die Brennstoffzelle? Lars Peter Thiesen: „Wer lange Strecken fährt und/oder schnell tanken will“.