INTENSIVTEST: RANGE ROVER VELAR D300
In dieser Form unschlagbar
Der Velar verleiht dem viel bespielten Genre des sportlichen SUV eine Ästhetik, an die derzeit niemand herankommt. Das macht ihn zu einem der illustresten Typen der ganzen Autobranche – der aber am Ende auch pragmatisch argumentieren kann.
30.06.2018Fotos: Christian Hofer
Der Velar ist ein neues, zusätzliches Range-Rover-Modell. Welchen Plan verfolgen die Engländer mit ihm?
Dass die Deutschen gerade bei den sportlichen SUVs mit coupéhaften Zügen so dominant sind, war den Designspezialisten aus England natürlich ein Dorn im Auge. Sie wollten eine Alternative zu BMW X6, Mercedes GLE Coupé und Porsche Macan aufbieten, die sich in der internen Hierarchie neben dem Range Rover Sport einreiht.
Das Design ist in dieser Klasse also im Mittelpunkt. Kann Land Rover auftrumpfen? wie gut sieht der Velar wirklich aus?
Man muss es klar sagen: Der Velar interpretiert das Thema des sportlichen SUV mit einer Ästhetik, an die derzeit kein Konkurrent herankommt. Er ist so gut in Form, dass wir ihn als optisch nahezu unschlagbar bezeichnen würden.
Was macht der Velar beim Design so anders?
Er zeigt, dass man ein Heck nicht zwangsläufig schräg abschneiden muss, um ein SUV sportlicher erscheinen zu lassen. Seine Coupé-Anmutung erreicht der Velar mit subtileren Mitten: Das Heck wird von allen vier Seiten sanft zugespitzt, bis es wunderbar schlank ist. Damit dieser Plan aufgeht, bedarf es aber einer bis ins Detail durchchoreografierten Kompromisslosigkeit – ein paar Beispiele: Weil die Klarheit der Linien nicht von Türgriffen gestört werden darf, sind diese in der Karosserie versenkt und werden zum Gebrauch elektrisch ausgefahren. Die extrem schmalen und extrem verlängerten Rücklichter werden ebenso zu einem radikal-dynamischen Designelement wie der stark nach oben gezogene Unterbodenschutz. Diese Art der Designpräzision reicht bis ins kleinste Detail, wie der äußerst dynamisch geformte Tankdeckel zeigt.
Dass die Deutschen gerade bei den sportlichen SUVs mit coupéhaften Zügen so dominant sind, war den Designspezialisten aus England natürlich ein Dorn im Auge. Sie wollten eine Alternative zu BMW X6, Mercedes GLE Coupé und Porsche Macan aufbieten, die sich in der internen Hierarchie neben dem Range Rover Sport einreiht.
Das Design ist in dieser Klasse also im Mittelpunkt. Kann Land Rover auftrumpfen? wie gut sieht der Velar wirklich aus?
Man muss es klar sagen: Der Velar interpretiert das Thema des sportlichen SUV mit einer Ästhetik, an die derzeit kein Konkurrent herankommt. Er ist so gut in Form, dass wir ihn als optisch nahezu unschlagbar bezeichnen würden.
Was macht der Velar beim Design so anders?
Er zeigt, dass man ein Heck nicht zwangsläufig schräg abschneiden muss, um ein SUV sportlicher erscheinen zu lassen. Seine Coupé-Anmutung erreicht der Velar mit subtileren Mitten: Das Heck wird von allen vier Seiten sanft zugespitzt, bis es wunderbar schlank ist. Damit dieser Plan aufgeht, bedarf es aber einer bis ins Detail durchchoreografierten Kompromisslosigkeit – ein paar Beispiele: Weil die Klarheit der Linien nicht von Türgriffen gestört werden darf, sind diese in der Karosserie versenkt und werden zum Gebrauch elektrisch ausgefahren. Die extrem schmalen und extrem verlängerten Rücklichter werden ebenso zu einem radikal-dynamischen Designelement wie der stark nach oben gezogene Unterbodenschutz. Diese Art der Designpräzision reicht bis ins kleinste Detail, wie der äußerst dynamisch geformte Tankdeckel zeigt.
Ist so gut in Form, dass wir ihn als optisch nahezu unschlagbar bezeichnen würden.
Wer hat das Auto entworfen?
Gerry McGovern ist vor allem aufgrund seiner bisherigen Range-Rover-Entwürfe der Star unter den SUV-Designern. Der Velar – neben dem großen Range Rover der aktuellen Generation sicherlich sein Meisterstück – gelang ihm wohl auch deshalb so gut, weil er genau sein Typ ist: glamourös, klassisch, urban. Der illustre Gerry McGovern hat ein Auto geschaffen, das einer der illustresten Typen der ganzen Autobranche ist, auf seine Art glanzvoll wie ein Rolls-Royce.
Wie sieht es im Innenraum aus?
Der ist der Konkurrenz ebenfalls um eine Generation voraus.
Zum einen weil hier gleich wie Außen eine unvergleichliche Dynamik erzeugt wurde: Vom Armaturenbrett über die Mittelkonsole bis zum Türgriff sind alle wichtigen Elemente dynamisch schräg gestellt. Statt eine Mauer vor den Passagieren aufzubauen, scheint sich das Cockpit in einer ständigen Vorwärtsbewegung zu befinden.
Zum anderen weil es nahezu keine Knöpfe und Schalter mehr gibt, stattdessen ist die Mittekonsole nun als riesiger Touchscreen ausgeführt, der alle Funktionen vereint.
Und schließlich ist auch die Graphik der Bildschirme moderner als derzeit in der Branche üblich.
Dazu kommt dann natürlich noch die nicht gerade günstige, aber qualitativ, farblich und auch mengenmäßig außergewöhnliche Ledertapezierung im Range-Rover-Stil.
Ist die Bedienung über Touchscreen nicht komplizierter als über Knöpfe?
Sie hat Vor- und Nachteile.
Der Nachteil ist, dass man für einige Funktionen mehr Bedienschritte als mit herkömmlichen Knöpfen braucht, etwas für die Sitzheizung, die Temperaturregelung, die Heckscheibenheizung oder die Radiosender-Favoriten.
Der Vorteil ist, dass man nun mit Armaturen, Hauptscreen und Mittelkonsole drei große Screens zur Verfügung hat. Jeder einzelne kann mit einem unterschiedlichen Themenbereich belegt werden. Der Fahrer kann also zum Beispiel das Navi-, Musik- und Telefon-Menü gleichzeitig offen vor sich haben.
Gerry McGovern ist vor allem aufgrund seiner bisherigen Range-Rover-Entwürfe der Star unter den SUV-Designern. Der Velar – neben dem großen Range Rover der aktuellen Generation sicherlich sein Meisterstück – gelang ihm wohl auch deshalb so gut, weil er genau sein Typ ist: glamourös, klassisch, urban. Der illustre Gerry McGovern hat ein Auto geschaffen, das einer der illustresten Typen der ganzen Autobranche ist, auf seine Art glanzvoll wie ein Rolls-Royce.
Wie sieht es im Innenraum aus?
Der ist der Konkurrenz ebenfalls um eine Generation voraus.
Zum einen weil hier gleich wie Außen eine unvergleichliche Dynamik erzeugt wurde: Vom Armaturenbrett über die Mittelkonsole bis zum Türgriff sind alle wichtigen Elemente dynamisch schräg gestellt. Statt eine Mauer vor den Passagieren aufzubauen, scheint sich das Cockpit in einer ständigen Vorwärtsbewegung zu befinden.
Zum anderen weil es nahezu keine Knöpfe und Schalter mehr gibt, stattdessen ist die Mittekonsole nun als riesiger Touchscreen ausgeführt, der alle Funktionen vereint.
Und schließlich ist auch die Graphik der Bildschirme moderner als derzeit in der Branche üblich.
Dazu kommt dann natürlich noch die nicht gerade günstige, aber qualitativ, farblich und auch mengenmäßig außergewöhnliche Ledertapezierung im Range-Rover-Stil.
Ist die Bedienung über Touchscreen nicht komplizierter als über Knöpfe?
Sie hat Vor- und Nachteile.
Der Nachteil ist, dass man für einige Funktionen mehr Bedienschritte als mit herkömmlichen Knöpfen braucht, etwas für die Sitzheizung, die Temperaturregelung, die Heckscheibenheizung oder die Radiosender-Favoriten.
Der Vorteil ist, dass man nun mit Armaturen, Hauptscreen und Mittelkonsole drei große Screens zur Verfügung hat. Jeder einzelne kann mit einem unterschiedlichen Themenbereich belegt werden. Der Fahrer kann also zum Beispiel das Navi-, Musik- und Telefon-Menü gleichzeitig offen vor sich haben.
Beschleunigung: Schräg gestellte Elemente bringen das Cockpit in eine gefühlte Vorwärtsbewegung.
Revolution: Keine Knöpfe und Schalter mehr, stattdessen ist die Mittekonsole als riesiger Touchscreen ausgeführt.
Fahren wir los. Wie fühlt sich der Velar an?
Das Fahrgefühl hat Oberklasse-Niveau, so wie man es von den großen SUV dieser Preisliga gewohnt ist. Das liegt vor allem am exzellenten Antrieb: Land Rovers 300-PS-3,0-Liter-Sechszylinder-Dieselmotor ist ein Meister seines Fachs, der jeden noch so guten Vierzylinder (die in dieser Klasse inzwischen auch Einzug halten, auch beim Velar gibt es zwei davon) wie einen Lehrbuben aussehen lässt. 700 Newtonmeter sind eine imposante Zahl und die Wirkung des Drehmoments ist ebenso beeindruckend. Der Velar macht Zwischensprints wie ein Sportwagen und scheint in jeder Lage genügend Kraft zu haben, um zuzulegen, sogar bei 180 km/h auf der deutschen Autobahn übrigens. Dazu kommt die effiziente Dämmung, die das Motorengeräusch nicht nur leise macht, sondern vor allem elegant, weil sie die dieselspezifischen Klänge rausfiltert.
Beim Gleiten wechselt die Achtgang-Automatik ziemlich rigoros in die höheren Gänge, um die Drehzahlen und damit den Verbrauch abzusenken. Dadurch setzt der Schub mitunter mit einem Ruck wieder ein, wenn man aufs Gas tritt. Auf der anderen Seite ist der Verbrauch wirklich beeindruckend niedrig: Auf der Autobahn sind Werte um 7,0 Liter drinnen, im Gesamtschnitt sind gut 7,5 Liter möglich. Top-Werte für ein Auto dieser Kategorie!
Der Antrieb ist also sogar sportlich und sparsam. Harmonieren Federungskomfort und Kurvendynamik ebenso?
Naja, wenn ein Auto mit 21-Zoll-Rädern vorfährt und auch bei der Feder-Dämpfer-Einstellung einen sportlichen Anspruch hat, kann selbst mit höchstem technischen Aufwand (Luftfederung) keine Komfortkutsche mehr herauskommen – sondern gesunde Härte (die aber nicht nervt). Für die Kurvendynamik bringt Range Rover ebenfalls aufwändige Features wie eine Wankstabilisierung in Stellung, das Gewicht von über zwei Tonnen lässt sich aber auch nicht so einfach weg entwickeln. So kurvendynamisch wie die Klassenbenchmark Porsche Macan ist der Velar nicht, flott durch die Kurven bewegen lässt er sich dennoch.
Wie schaut es beim Platzangebot aus?
Da kann der Schöngeist Velar plötzlich auch pragmatische Argumente vorbringen, dass ist eine große Überraschung dieses Tests. Reichlich Platz für die Passagiere in beiden Reihen und die übliche Rücksitzflexibilität (getrennt voneinander falten, ebene Ladefläche nach dem Umlegen) bieten die Konkurrenten auch, aber beim Laderaumvolumen hängt sie der Velar ab: Obwohl der Velar kürzer als BMW X6 und Mercedes GLE Coupé ist, überbietet er beide bei der Kofferraumgröße, den Mercedes knapp, den BMW deutlich. Der kürzere Porsche Macan hat ebenfalls deutlich das Nachsehen.
Wie sieht es preislich aus?
Der Velar liegt bei gleichem Trimmlevel rund 2.000 Euro unter dem Range Rover Sport, der Vergleich stimmt aber nicht ganz, denn beim Velar ist SE schon das dritte Level, während es beim Range Rover Sport das zweite Level ist. Vergleicht man jeweils Level 2, liegt der Unterschied bei 7.000 Euro. Die ausstattugsbereinigte Wahrheit liegt in der Mitte. Von den Konkurrenten ist der kompaktere Porsche Macan etwas unter dem Velar-Preisniveau, BMW X6 und Mercdes GLE Coupé sind ähnlich gepreist.
Das Fahrgefühl hat Oberklasse-Niveau, so wie man es von den großen SUV dieser Preisliga gewohnt ist. Das liegt vor allem am exzellenten Antrieb: Land Rovers 300-PS-3,0-Liter-Sechszylinder-Dieselmotor ist ein Meister seines Fachs, der jeden noch so guten Vierzylinder (die in dieser Klasse inzwischen auch Einzug halten, auch beim Velar gibt es zwei davon) wie einen Lehrbuben aussehen lässt. 700 Newtonmeter sind eine imposante Zahl und die Wirkung des Drehmoments ist ebenso beeindruckend. Der Velar macht Zwischensprints wie ein Sportwagen und scheint in jeder Lage genügend Kraft zu haben, um zuzulegen, sogar bei 180 km/h auf der deutschen Autobahn übrigens. Dazu kommt die effiziente Dämmung, die das Motorengeräusch nicht nur leise macht, sondern vor allem elegant, weil sie die dieselspezifischen Klänge rausfiltert.
Beim Gleiten wechselt die Achtgang-Automatik ziemlich rigoros in die höheren Gänge, um die Drehzahlen und damit den Verbrauch abzusenken. Dadurch setzt der Schub mitunter mit einem Ruck wieder ein, wenn man aufs Gas tritt. Auf der anderen Seite ist der Verbrauch wirklich beeindruckend niedrig: Auf der Autobahn sind Werte um 7,0 Liter drinnen, im Gesamtschnitt sind gut 7,5 Liter möglich. Top-Werte für ein Auto dieser Kategorie!
Der Antrieb ist also sogar sportlich und sparsam. Harmonieren Federungskomfort und Kurvendynamik ebenso?
Naja, wenn ein Auto mit 21-Zoll-Rädern vorfährt und auch bei der Feder-Dämpfer-Einstellung einen sportlichen Anspruch hat, kann selbst mit höchstem technischen Aufwand (Luftfederung) keine Komfortkutsche mehr herauskommen – sondern gesunde Härte (die aber nicht nervt). Für die Kurvendynamik bringt Range Rover ebenfalls aufwändige Features wie eine Wankstabilisierung in Stellung, das Gewicht von über zwei Tonnen lässt sich aber auch nicht so einfach weg entwickeln. So kurvendynamisch wie die Klassenbenchmark Porsche Macan ist der Velar nicht, flott durch die Kurven bewegen lässt er sich dennoch.
Wie schaut es beim Platzangebot aus?
Da kann der Schöngeist Velar plötzlich auch pragmatische Argumente vorbringen, dass ist eine große Überraschung dieses Tests. Reichlich Platz für die Passagiere in beiden Reihen und die übliche Rücksitzflexibilität (getrennt voneinander falten, ebene Ladefläche nach dem Umlegen) bieten die Konkurrenten auch, aber beim Laderaumvolumen hängt sie der Velar ab: Obwohl der Velar kürzer als BMW X6 und Mercedes GLE Coupé ist, überbietet er beide bei der Kofferraumgröße, den Mercedes knapp, den BMW deutlich. Der kürzere Porsche Macan hat ebenfalls deutlich das Nachsehen.
Wie sieht es preislich aus?
Der Velar liegt bei gleichem Trimmlevel rund 2.000 Euro unter dem Range Rover Sport, der Vergleich stimmt aber nicht ganz, denn beim Velar ist SE schon das dritte Level, während es beim Range Rover Sport das zweite Level ist. Vergleicht man jeweils Level 2, liegt der Unterschied bei 7.000 Euro. Die ausstattugsbereinigte Wahrheit liegt in der Mitte. Von den Konkurrenten ist der kompaktere Porsche Macan etwas unter dem Velar-Preisniveau, BMW X6 und Mercdes GLE Coupé sind ähnlich gepreist.
DATEN & FAKTEN
Range Rover Velar D300 SE
(Februar 2017)Preis
Velar-Einstiegspreis 61.400 Euro (Vierzylinder-Diesel, 180 PS). Version D300 ab 75.000 Euro. D3 in der SE-Ausstattung des Testwagens ab 88.900 Euro. Testwagen 110.030 Euro.Antrieb
3,0-Liter-V6-Twinturbo-Diesel, 300 PS, 8-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb mit Terrain Response System.Abmessungen
Länge/Breite/Höhe 4800/2030/1665 mm. Kofferraumvolumen: 673 bis 1.731 Liter.Gewicht
Eigengewicht 1.959 kg, Gesamtgewicht 2.610 kg.Fahrwerte
Vmax 241 km/h, 0-100 in 6,5 sec, CO2 ab 167 g/km.Testverbrauch
7,7 Liter.MOTORPROFIS WERTUNG
Fahrspass
8 Punkte
Vernunft
7 Punkte
Preis-Leistung
5 Punkte
Gesamturteil
9 Punkte