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INTENSIV-TEST: LEXUS ES 300H

INTENSIV-TEST: LEXUS ES 300H

Das können die Deutschen so nicht

Die Geschäftswelt hat sich bei BMW-Mercedes-Audi bequem eingerichtet – aber abseits des Konformismus eröffnen sich neue Perspektiven auf die Business Class: Der Lexus ES kann den exklusiveren Auftritt, den konsequenteren Umgang mit Komfort und bessere Werte als die Dieselmodelle für sich verbuchen.
Lexus trifft mit dem ES auf etablierte Gegner – gegen wen geht es?
Mit seiner Fünf-Meter-Limousine ist Lexus in der gehobenen Business Class unterwegs, die von BMW 5er, Audi A6 und Mercedes E-Klasse dominiert wird. Die Premiummarke des Toyota-Konzerns ist in diesem Segment allerdings auch kein Neuling und hat – vorwiegend in den USA – schon rund zweieinhalb Millionen ES verkauft. Mit dem aktuellen Modell geht man erstmals auch in Europa an den Start, der GS wird dagegen nicht mehr angeboten.
Die großen SUV kannibalisieren natürlich auch in der Geschäftswelt die klassischen Segmente, was nichts daran ändert, dass eine Limousine eleganter ist (und bleibt).
 
Im Herbst 2021 bekommt der ES eine wichtiges Update – was ändert sich dann?
Die sanft überarbeitete ES-Version wird sich optisch und technisch nur in Details vom Testmodell unterscheiden, aber im Multimedia-Bereich einen ganz entscheidenden Schritt machen: Durch die Umstellung auf einen Touchscreen wird die – nicht gänzlich überzeugende – Steuerung per Touchpad obsolet (mehr dazu weiter unten, im Cockpit-Kapitel). Das Warten lohnt sich also durchaus.

Beim Design geht Lexus gerne eigene Wege. Ist der Auftritt des ES gelungen?
Während A6, 5er und E-Klasse ja allgegenwertig sind, ist der ES noch etwas Besonderes – den exklusiveren Auftritt hat man im Lexus also auf jeden Fall. Fehlendes Prestige muss auch niemand fürchten, denn der ES unterstreicht seinen Status mit eleganten, extrovertierten Details: Der große „Diabolo“-Kühlergrill ist interessant aufgefächert und hochwertig gemacht, da bleibt der Blick sofort hängen. Dazu gibt es reichlich Silberschmuck und schnittige LED-Lichter. Etwas ungewohnt für europäische Augen sind nur die in den USA üblichen orangen Blinker.
Insgesamt haben die Designer dem ES ein klassisches Limousinen-Kleid mit sportivem Zuschnitt und stimmigen Proportionen gezeichnet, das richtig gut sitzt. Man ist fein angezogen – und vor allem nicht so wie alle anderen.
Die Designer haben dem ES ein klassisches Limousinen-Kleid mit sportivem Zuschnitt und stimmigen Proportionen gezeichnet, das richtig gut sitzt.Die Designer haben dem ES ein klassisches Limousinen-Kleid mit sportivem Zuschnitt und stimmigen Proportionen gezeichnet, das richtig gut sitzt.
Der große „Diabolo“-Kühlergrill ist interessant aufgefächert.Der große „Diabolo“-Kühlergrill ist interessant aufgefächert.
Hybrid-Hinweis im Namen, schnittige LED-Lichter in L-Form.Hybrid-Hinweis im Namen, schnittige LED-Lichter in L-Form.
Während A6, 5er und E-Klasse allgegenwertig sind, ist der ES noch etwas Besonderes. Den exklusiveren Auftritt hat man im Lexus also auf jeden Fall.Während A6, 5er und E-Klasse allgegenwertig sind, ist der ES noch etwas Besonderes. Den exklusiveren Auftritt hat man im Lexus also auf jeden Fall.

Was bietet der ES im Cockpit?
Einen Lexus darf man nicht nach Schema F mit BMW-Audi-Mercedes vergleichen, wenn man ihn richtig verstehen will. Die Marke hat mitunter eine etwas andere Machart, und somit andere Stärken/Schwächen. Exemplarisch dafür ist die Materialauswahl. In ein paar Details ist sie beim ES nicht so hochwertig wie zum Beispiel in einem A6, an anderen Stellen – wie der Lederqualität ist die Qualität außergewöhnlich gut. Und insgesamt macht der ES – ähnlich wie die Markenkollegen LS und RX – einen hochwertig-robusten Gesamteindruck, wie er auch in der Premiumklasse nicht mehr selbstverständlich ist. Er wirkt wie ein Auto, das sehr lange sehr gut hält, und diese Erfahrung hat man mit Lexus ja bisher auch gemacht. Somit fühlt sich Premium im Lexus vielleichte ein bisschen anders an, ist aber ohne Zweifel Premium.
Es gibt noch relativ viele Knöpfe, was konservativer aussieht, aber kein Nachteil für die Bedienlogik ist. Das Ausstattungsniveau ist auch in der getesteten mittleren Variante (Excecutive) schon hoch, zum Beispiel ist das Leder angenehm weich und neben der Sitzheizung auch eine Kühlung für die vorderen Stühle serienmäßig.
Die Multimedia-Steuerung über das Touchpad klappt leider auch mit Übung nicht vollkommen intuitiv. Lexus reagiert aber darauf und stellt mit dem bereits erwähnten Modell-Update ab Herbst 2021 auf einen Touchscreen um. Dann wir man sich endgültig auf die Stärken des Systems konzentrieren können, denn in Sachen Bildschirmqualität, Funktionen (inklusive Apple Carplay und Android Auto) und Tempo ist das Multimediasystem gut.
Ein Ereignis ist bei Lexus immer die Sound-Qualität: Die Mark-Levinson-Anlagen – gegen Aufpreis erhältlich beziehungsweise in den Topversionen F-Sport und President serienmäßig – bringen manche Lieder so gut, dass man das Auto manchmal allein wegen dem Klang haben will. Im ES verbaut Mark Levinson 17 Lautsprecher!
Auch die praktische 360-Grad-Einparkkamera gibt es als Extra, exklusiv den zwei höchsten Ausstattungen vorbehalten bleibt das mit 10,9 Zoll erstaunlich große Head-up-Display.
 
Wie gut ist das Platzangebot?
Der ES streckt sich ziemlich, dementsprechend gut ist die Beinfreiheit in beiden Reihen. Da liegt der ES auch über der direkten Konkurrenz. Die Kopffreiheit ist speziell hinten etwas geringer als bei den Deutschen. Auch beim Kofferraumvolumen liegt der ES mit 454 Litern unter dem Schnitt und seine Rückbank lässt sich nicht umlegen – womit wir wieder beim Thema des Zugangs wären: Wie viel Gepäckraum braucht man tatsächlich? Und will man in einer Luxuslimousine überhaupt die Sitze umlegen? Wer statt edlen Lederkoffern eben Kind(er) und Kegel unterbringen muss, kann immer noch zum RX wechseln.

Anders gemacht als die Deutschen, vor allem aber mit hochwertig-robustem Gesamteindruck, wie er auch in der Premiumliga nicht selbstverständlich ist.Anders gemacht als die Deutschen, vor allem aber mit hochwertig-robustem Gesamteindruck, wie er auch in der Premiumliga nicht selbstverständlich ist.
Die Armaturen informieren vielseitig, sind aber etwas kleinteilig gestaltet.Die Armaturen informieren vielseitig, sind aber etwas kleinteilig gestaltet.
Das Touchpad wird durch den Touchscreen (ab Herbst 2021) obsolet.Das Touchpad wird durch den Touchscreen (ab Herbst 2021) obsolet.
Hoher Komfort: Der Antritt ist spontan, weil der E-Motor sofort zur Stelle ist, den Benziner hört man kaum, und das Getriebe arbeitet unbemerkt.Hoher Komfort: Der Antritt ist spontan, weil der E-Motor sofort zur Stelle ist, den Benziner hört man kaum, und das Getriebe arbeitet unbemerkt.
Das Besondere am ES ist das Fahrgefühl – wie ist die Limousine unterwegs?
Im ES entsteht ein Komfortgefühl, das die direkte Konkurrenz nicht in dieser Ausprägung bieten kann.
Das liegt zum einen sicher an der Einstellung, denn obwohl anzunehmen ist, dass sich die meisten Geschäftsleute in einer Limousine eigentlich entspannen und vom anstrengenden Geschäftsleben erholen wollen, lassen viele Hersteller nicht wirklich von der Sportlichkeit ab. Lexus ist da geradliniger und gibt dem Komfort klaren Vorrang, und siehe da, man kommt ja im ES trotzdem flott und sauber um die Kurven (und für alle, die mehr Härte wollen, gibt es ja auch die F Sport-Ausstattung).
Zum anderen entsteht das besondere Komfortgefühl durch den Vollhybridantrieb, den die Konkurrenz so nicht hat. Im Falle des ES setzt er sich aus einem 2,5-Liter-Benziner, einem E-Motor und einem CVT-Getriebe zusammen. Ohne Schaltrucke und fast ohne Geräusche kann Lexus damit ein distinguiertes Komfortniveau erreichen, das auch dann beeindruckend ist, wenn man schon gelernter Premiumfahrer ist. Der Antritt ist spontan, weil der E-Motor immer sofort zur Stelle ist, den Benziner hört man kaum, und das Getriebe bleibt unbemerkt. Der ES gleitet einfach elegant durch den Alltag.
Dass beim kräftigen Beschleunigen der Vierzylinder-Benziner stärker hörbar ist, kann man als nicht standesgemäß bezeichnen – oder aber unrelevant finden, denn diese Momente sind selten und kurz.
 
Wie effizient ist der Hybridantrieb?
Er hat bessere Werte als der Dieselmotor. Schon beim CO2-Normwert nach WLTP werden Flottenmanager hellhörig, denn mit 119 bis 127 g/km liegt der ES deutlich unter den Werten von vergleichbaren Diesel-Limousinen – relevant ist das für den Sachbezug, der reduzierte Wert (1,5 statt 2,0 Prozent) kann derzeit bis 138 g/km angesetzt werden, aber 2022 nur noch bis 135 g/km.
Aber auch in der Praxis schont der Hybridantrieb den Geldbeutel und unterbietet mit 5,7 Litern Testverbrauch so manchen Diesel. In der Stadt hatten wir phasenweise sogar einen Vierer vor dem Komma stehen. Chapeau, Lexus!
 
Was ist der große Unterschied zwischen Vollhybrid und Plug-in-Hybrid?
Plug-in-Hybrid macht Sinn, wenn man zuhause laden kann, aber halt nur dann. Im Gegensatz zum Plug-in-Hybrid ist die Batterie beim Vollhybrid kleiner und eine rein elektrische Fahrt über längere Strecken nicht möglich. Andererseits kommt man ohne Ladesäule aus, weil sich das System durch zurückgewonnene Bremsenergie selbst versorgt. Für alle, die nicht täglich laden wollen/können, ist der Vollhybrid somit gescheiter. Noch ein andere Vergleich: Mit der Batterie eines großen Elektroautos (90 bis 100 kWh Batteriekapazität) können rund 50 Vollhybrid-Limousinen wie der ES versorgt werden (Batteriekapazität unter zwei kWh), und die fahren, vor allem in Ballungsräumen, nicht selten 50 Prozent der Fahrzeit elektrisch.
 
Das Test-Fazit…
Abseits des BMW-Mercedes-Audi-Konformismus eröffnen sich neue Perspektiven auf die Business Class. Der ES macht einiges anders, aber Schwächen sind spätestens mit dem Multimedia-Update im Herbst nicht mehr dabei. Und es gibt eben auch Dinge, die Deutsche nicht können: Den exklusiveren Auftritt und den konsequenteren Umgang mit Komfort kann der Lexus ES für sich verbuchen, zudem kommt sein Hybridantrieb auf bessere Werte als Dieselmotoren.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der ES macht einiges anders, aber Schwächen sind spätestens mit dem Multimedia-Update im Herbst nicht mehr dabei. Und es gibt eben auch Dinge, die Deutsche nicht können: Den exklusiveren Auftritt und den konsequenteren Umgang mit Komfort kann der Lexus ES für sich verbuchen, zudem kommt sein Hybridantrieb auf bessere Werte als Dieselmotoren. Abseits des BMW-Mercedes-Audi-Konformismus eröffnen sich somit neue Perspektiven auf die Business Class.Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der ES macht einiges anders, aber Schwächen sind spätestens mit dem Multimedia-Update im Herbst nicht mehr dabei. Und es gibt eben auch Dinge, die Deutsche nicht können: Den exklusiveren Auftritt und den konsequenteren Umgang mit Komfort kann der Lexus ES für sich verbuchen, zudem kommt sein Hybridantrieb auf bessere Werte als Dieselmotoren. Abseits des BMW-Mercedes-Audi-Konformismus eröffnen sich somit neue Perspektiven auf die Business Class."

DATEN & FAKTEN

Lexus ES 300h Executive

(Juni 2021)

Preis

59.000 Euro. Einstiegspreis ES: 53.900 Euro (Version Business). Topversion: 68.600 Euro (President).

Antrieb

Benzinmotor, 4-Zylinder, 16 Ventile, Direkteinspritzung, 2 obenliegenende Nockenwellen, intelligente, variable Ventilsteuerung. 2478 ccm, 131 kW (178 PS) bei 5.700 U/min, 221 Nm von 3.600 – 5.200 U/min. Drehstrom-Synchronmotor mit Dauermagnet, 88. Nickel-Metallhydrid-Batterien; 244,8 V. Kontinuierliches variables Getriebe (E-CVT). Vorderradantrieb.
Systemleistung 160 kW (218 PS).

Abmessungen

Länge / Breite / Höhe: 4.975 / 1.865 / 1.445 mm. Radstand 2.870 mm. Ladevolumen 454 l.

Gewicht

Eigengewicht 1.680 – 17.40 kg, Gesamtgewicht 2.150 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 180 km/h, Beschleunigung von 0 auf 100 km/h 8,9 Sekunden, Kraftstoffverbrauch WLTP 5,5 Liter. CO2-Emission kombiniert 125 g/km.

Testverbrauch

5,7 Liter.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

8 Punkte

Vernunft

7 Punkte

Preis-Leistung

7 Punkte

Gesamturteil

8 Punkte
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