PARIS MOTOR SHOW: DIE E-AUTOS
Kampf um Reichweite: Wer bietet mehr?
Jetzt wollen alle mitmachen – und mit Strom weiter kommen. Wie seinerzeit beim CO2-Gramm-Feilschen nach unten treiben sich die Hersteller nun gegenseitig mit den Reichweiten nach oben. Die Grundfragen zur E-Mobility blieben indes weiterhin offen.
04.10.2016Fotos: Peter Schönlaub
Warum waren Elektroautos plötzlich wieder das bestimmende Thema auf der diesjährigen Paris Motor Show?
Fast jeder große Player hat Angst, den Zustieg auf den Elektrozug zu verpassen und damit an Imagepunkten einzubüssen. Es mag vielleicht auch daran liegen, dass das Thema des autonomen Fahrens – zentral in den letzten Jahren – an Schwung verloren hat. Hier wurden zu große Versprechungen gemacht, die offenbar nicht einlösbar sind; zumindest nicht im prognostizierten Zeitrahmen. Stattdessen will die Branche nun – vor allem nach dem Diesel-Desaster von VW – wieder das weiße Westlein anziehen. Zwei große Player (VW und Mercedes) präsentieren hier in Paris daher ihre – naturgemäß unverbindlichen – Pläne für eine noch recht entfernte Zukunft, während andere schon Nägel mit Köpfen machen. Allen voran Opel. Auch bereits bestehende Konzepte werden nachgebessert (BMW, Renault), während Mitsubishi eindrucksvoll beweist, dass man auch mit Elektroantrieb vollgas in eine Sackgasse fahren kann. Doch der Reihe nach.
Beginnen wir beim Opel Ampera-e. Was macht ihn so besonders?
Zum einen das Auftauchen aus dem Nichts. Ohne große Vorankündigung stellt Opel ein kleines Elektroauto hin, das je nach Messmethode zwischen 350 und 500 Kilometer Reichweite bieten will. Auch wenn der Ampera-e sicherlich keinen Designpreis gewinnen wird, so scheint Elektromobilität vernünftig eingesetzt zu sein – nämlich in einem Kleinwagen, sicher nicht in einem Sportcoupé, schon gar nicht in einem SUV. Der Ampera-e soll ab Mai 2017 in den ersten Märkten eingeführt werden, über den Preis – ein Knackpunkt für den Erfolg – wurde noch nicht gesprochen.
Fast jeder große Player hat Angst, den Zustieg auf den Elektrozug zu verpassen und damit an Imagepunkten einzubüssen. Es mag vielleicht auch daran liegen, dass das Thema des autonomen Fahrens – zentral in den letzten Jahren – an Schwung verloren hat. Hier wurden zu große Versprechungen gemacht, die offenbar nicht einlösbar sind; zumindest nicht im prognostizierten Zeitrahmen. Stattdessen will die Branche nun – vor allem nach dem Diesel-Desaster von VW – wieder das weiße Westlein anziehen. Zwei große Player (VW und Mercedes) präsentieren hier in Paris daher ihre – naturgemäß unverbindlichen – Pläne für eine noch recht entfernte Zukunft, während andere schon Nägel mit Köpfen machen. Allen voran Opel. Auch bereits bestehende Konzepte werden nachgebessert (BMW, Renault), während Mitsubishi eindrucksvoll beweist, dass man auch mit Elektroantrieb vollgas in eine Sackgasse fahren kann. Doch der Reihe nach.
Beginnen wir beim Opel Ampera-e. Was macht ihn so besonders?
Zum einen das Auftauchen aus dem Nichts. Ohne große Vorankündigung stellt Opel ein kleines Elektroauto hin, das je nach Messmethode zwischen 350 und 500 Kilometer Reichweite bieten will. Auch wenn der Ampera-e sicherlich keinen Designpreis gewinnen wird, so scheint Elektromobilität vernünftig eingesetzt zu sein – nämlich in einem Kleinwagen, sicher nicht in einem Sportcoupé, schon gar nicht in einem SUV. Der Ampera-e soll ab Mai 2017 in den ersten Märkten eingeführt werden, über den Preis – ein Knackpunkt für den Erfolg – wurde noch nicht gesprochen.
Gefällig, aber keineswegs so hübsch wie die letzten Opel-Modellneuheiten.
Auch heckamts der Beliebigkeit verpflichtet; warum traut man sich bei E-Autos nicht mehr zu?
Jetzt aber zum Volkswagen: Der sieht doch viel moderner aus?
Nur scheinbar. Denn viel Substanz ist in diesem Showcar noch nicht zu erkennen. Man darf nicht vergessen: Der Opel ist serienreif, der VW soll erst 2020 auf den Markt kommen. Bis dahin wird er noch viel vom Showcar-Auftritt einbüssen. Kameras statt Spiegel und einen Zustieg ohne B-Säule haben wir schon tausendfach bei Studien gesehen, noch nie oder ganz selten in Serie. Wenn man es kritisch betrachtet, dann zeigt der kleine VW I.D. leider nur überdeutlich, wie sehr Volkswagen bei diesem Thema hintennach hinkt. Ein BMW i3 ist schon seit Jahren in Serie erhältlich, während VW noch weitere vier Jahre braucht, um mit dem I.D. ein vergleichbares Konzept umzusetzen. Da hält sich unsere Euphorie in Grenzen.
Aber jetzt will VW mit dem Thema Elektro Gas geben, oder?
Die Strategie wurde schon vor Monaten verlautbart: Bis 2020 soll der Modulare Elektrobaukasten (MEB) fertig sein, danach sollen bis 2025 ganze 30 Elektromodelle auf den Markt gebracht werden. Bis 2025 will Volkswagen jährlich eine Million Elektrofahrzeuge bauen und verkaufen. Ganz schön ambitioniert. Vielleicht zu ambitioniert.
Nur scheinbar. Denn viel Substanz ist in diesem Showcar noch nicht zu erkennen. Man darf nicht vergessen: Der Opel ist serienreif, der VW soll erst 2020 auf den Markt kommen. Bis dahin wird er noch viel vom Showcar-Auftritt einbüssen. Kameras statt Spiegel und einen Zustieg ohne B-Säule haben wir schon tausendfach bei Studien gesehen, noch nie oder ganz selten in Serie. Wenn man es kritisch betrachtet, dann zeigt der kleine VW I.D. leider nur überdeutlich, wie sehr Volkswagen bei diesem Thema hintennach hinkt. Ein BMW i3 ist schon seit Jahren in Serie erhältlich, während VW noch weitere vier Jahre braucht, um mit dem I.D. ein vergleichbares Konzept umzusetzen. Da hält sich unsere Euphorie in Grenzen.
Aber jetzt will VW mit dem Thema Elektro Gas geben, oder?
Die Strategie wurde schon vor Monaten verlautbart: Bis 2020 soll der Modulare Elektrobaukasten (MEB) fertig sein, danach sollen bis 2025 ganze 30 Elektromodelle auf den Markt gebracht werden. Bis 2025 will Volkswagen jährlich eine Million Elektrofahrzeuge bauen und verkaufen. Ganz schön ambitioniert. Vielleicht zu ambitioniert.
Der Volkswagen I.D. – außen so groß ...
... wie ein Polo, soll er innen den Raum ...
... eines Passat bieten. Das klingt interessant immerhin.
Elektro und SUV, das scheint doch auch ein Thema zu sein?
Richtig, gleich zwei Studien deuten in diese Richtung. Die wichtigere stammt von Mercedes. Der „EQ Generation“ ist wie der VW ein Vorbote für eine gesamte Modellfamilie, sieht dafür aber mindestens so belanglos aus wie der Wolfsburger. Warum müssen Elektroautos nur dermaßen rundgelutscht vorfahren? Mercedes wird jedenfalls einen Baukasten namens Electric Vehicle Architecture (EVA) ausrollen, auf der laut Daimler-Boss Dieter Zetsche in zehn Jahren zehn Modelle entstehen sollen – von der Größe der A-Klasse (EQA) bis zur großen Limousine (EQS), natürlich auch SUV wie das hier gezeigte.
Wo wird sich diese Studie einordnen?
Es könnte der EQC werden. Das Auto nimmt eine kleine Sonderstellung ein, soll schon 2019 erscheinen, damit man nicht allzu sehr hinterher hinkt. Dafür wird das Auto teilweise Komponenten des GLC übernehmen, teilweise schon die EVA-Plattform nützen.
Was darf man erwarten?
Zwei E-Motoren (einen an jeder Achse), rund 350 PS Systemleistung, in etwa 500 Kilometer Reichweite. Unsere deutschen Kollegen schätzen den Preis dann auf 60.000 bis 80.000 Euro. Puh.
Und der Mitsubishi?
Sieht auf der Messe wie ein Alien aus. Das Macho-Design mit schrankwandhoher Front (Dodge Nitro, diverse Hummer) haben wir doch eigentlich überwunden geglaubt, jetzt ziehen es die Japaner als neue Stil-Leitlinie aus der Tasche. Der PHEV-GT ist überdies kein reines Elektroauto, sondern ein Plug-In-Hybride, der neben dem Verbrenner noch drei (!) Elektromotoren besitzt und immerhin 120 rein elektrische Kilometer ermöglichen soll. Lasst uns hoffen, dass dieses Auto ein Technologieträger bleibt.
Richtig, gleich zwei Studien deuten in diese Richtung. Die wichtigere stammt von Mercedes. Der „EQ Generation“ ist wie der VW ein Vorbote für eine gesamte Modellfamilie, sieht dafür aber mindestens so belanglos aus wie der Wolfsburger. Warum müssen Elektroautos nur dermaßen rundgelutscht vorfahren? Mercedes wird jedenfalls einen Baukasten namens Electric Vehicle Architecture (EVA) ausrollen, auf der laut Daimler-Boss Dieter Zetsche in zehn Jahren zehn Modelle entstehen sollen – von der Größe der A-Klasse (EQA) bis zur großen Limousine (EQS), natürlich auch SUV wie das hier gezeigte.
Wo wird sich diese Studie einordnen?
Es könnte der EQC werden. Das Auto nimmt eine kleine Sonderstellung ein, soll schon 2019 erscheinen, damit man nicht allzu sehr hinterher hinkt. Dafür wird das Auto teilweise Komponenten des GLC übernehmen, teilweise schon die EVA-Plattform nützen.
Was darf man erwarten?
Zwei E-Motoren (einen an jeder Achse), rund 350 PS Systemleistung, in etwa 500 Kilometer Reichweite. Unsere deutschen Kollegen schätzen den Preis dann auf 60.000 bis 80.000 Euro. Puh.
Und der Mitsubishi?
Sieht auf der Messe wie ein Alien aus. Das Macho-Design mit schrankwandhoher Front (Dodge Nitro, diverse Hummer) haben wir doch eigentlich überwunden geglaubt, jetzt ziehen es die Japaner als neue Stil-Leitlinie aus der Tasche. Der PHEV-GT ist überdies kein reines Elektroauto, sondern ein Plug-In-Hybride, der neben dem Verbrenner noch drei (!) Elektromotoren besitzt und immerhin 120 rein elektrische Kilometer ermöglichen soll. Lasst uns hoffen, dass dieses Auto ein Technologieträger bleibt.
Mitsubishi PHEV-GT. Für Menschen, die gerne viel Blech um sich haben.
Mercedes EQ Generation: Unverbindlich wirkender Vorbote einer ganzen elektrischen Galaxie.
Bleiben noch zwei bekannte Gesichter. Was passiert da?
Auch BMW i3 und Renault Zoe – immerhin Österreichs meistverkauftes Elektroauto des vergangenen Jahres – spielen beim Reichweiten-Match mit. Ist nur schlau und richtig, immerhin ermöglichen die Entwicklungssprünge in den Batterietechnologien hier recht einfache, aber für den Fahrer immens wichtige Verbesserungen. Beiden Modellen gemeinsam ist außerdem die Tatsache, dass mehr gespeicherte Energie ohne zusätzlichen Bauraum für Akkus möglich wird.
Wer hat die Nase vorne?
Der Renault Zoe. Er verdoppelt seine Speicherwerte nahezu: von 22 auf 41 kWh. Das Gewicht der Akkus steigt parallel nur moderat von 290 auf 312 Kilo, der Bauraum bleibt, wie gesagt, unverändert. Damit bietet der Franzose bis zu 400 Kilometer Reichweite. Erfreulich: Der Preis steigt von 21.850 nur moderat auf 24.390 Euro. Die bisherige Version bleibt im Programm, der Reichweiten-Booster wird schon ab Dezember ausgeliefert.
Was geschieht beim BMW i3?
Er legt beim Speicherplatz um 50 Prozent zu: von 22 auf 33 kWh. Damit bietet er nun bis zu 300 Kilometer Reichweite. Smartes Detail: Wer schon einen i3 besitzt, kann ihn auf den stärkeren Akku umrüsten lassen; die alte Batterie wird als Stationär-Speicher weiter genützt. Auch das 33-kWh-Modell ist auf Wunsch mit Range Extender zu haben. Ein Preis wurde noch nicht genannt.
Auch BMW i3 und Renault Zoe – immerhin Österreichs meistverkauftes Elektroauto des vergangenen Jahres – spielen beim Reichweiten-Match mit. Ist nur schlau und richtig, immerhin ermöglichen die Entwicklungssprünge in den Batterietechnologien hier recht einfache, aber für den Fahrer immens wichtige Verbesserungen. Beiden Modellen gemeinsam ist außerdem die Tatsache, dass mehr gespeicherte Energie ohne zusätzlichen Bauraum für Akkus möglich wird.
Wer hat die Nase vorne?
Der Renault Zoe. Er verdoppelt seine Speicherwerte nahezu: von 22 auf 41 kWh. Das Gewicht der Akkus steigt parallel nur moderat von 290 auf 312 Kilo, der Bauraum bleibt, wie gesagt, unverändert. Damit bietet der Franzose bis zu 400 Kilometer Reichweite. Erfreulich: Der Preis steigt von 21.850 nur moderat auf 24.390 Euro. Die bisherige Version bleibt im Programm, der Reichweiten-Booster wird schon ab Dezember ausgeliefert.
Was geschieht beim BMW i3?
Er legt beim Speicherplatz um 50 Prozent zu: von 22 auf 33 kWh. Damit bietet er nun bis zu 300 Kilometer Reichweite. Smartes Detail: Wer schon einen i3 besitzt, kann ihn auf den stärkeren Akku umrüsten lassen; die alte Batterie wird als Stationär-Speicher weiter genützt. Auch das 33-kWh-Modell ist auf Wunsch mit Range Extender zu haben. Ein Preis wurde noch nicht genannt.
Bis zu 300 Kilometer im neuen BMW i3. Wer bietet mehr?
Der Renault Zoe. Er soll ab Dezember bis 400 Kilometer schaffen.
ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT