DTM NORISRING
Platz 2 für Auer, Sieg für Berger?
125.000 Zuschauer kamen zum DTM-Klassiker auf den Norisring – und sie erlebten eines der aufregendsten Rennen der letzten Jahre. Übrigens im Gegensatz zu den Zuschauern der ARD, die aus terminlichen Gründen eine Kurve (!) vor dem Re-Start des Rennens ausgestiegen war. Egal: Der neue DTM-Chef Gerhard Berger dürfte bei den Verhandlungen für einen neuen TV-Partner in der Zukunft gute Karten haben (okay: ein Gerhard Berger hat immer gute Karten, wenn es um Verhandlungen geht). Der Grund: es ist mit freiem Auge zu sehen, wie sehr das deutsche Tourenwagen-Masters in den wenigen Monaten unter Bergers Führung besser geworden ist. Motorprofis nennt dafür fünf Gründe.
03.07.2017Fotos: WERK
1.) Weil der Mensch zählt
Die neuen, zum Teil sehr kurzfristig beschlossenen Regeln für die DTM, sind ein Volltreffer – und hoffentlich ein Vorbild für die Formel 1. Durch das Funkverbot liegt es nun in erster Linie am Fahrer selbst, sein Rennen zu managen: Wie wärme ich die Reifen auf, wie halte ich sie am Leben, wie teile ich sie mir ein? Wie gehe ich mit dem mir zu Verfügung stehenden „Tickets“ für DRS-Einsätze um, zumal ich nicht darüber informiert bin, wie der diesbezügliche „Kontostand“ meiner Rivalen ist? Wie reagiere ich auf wechselnde Bedingungen, wie nähere ich mich Runde für Runde einer bestimmten Kurve an? Welche Linie ist gerade die Beste? Dinge, die in der Formel 1 von einer Armee von Ingenieuren und Daten-Wissenschaftern erledigt und per Funk kommuniziert wird. In der DTM ist der Funk verboten, der Fahrer muss selbst an die Grenzen kommen. Ein sensibler Hintern ist endlich wieder etwas wert.
2.) Weil die Autos Nebensache sind
Kein Auto ist klar besser als die anderen: Unter den ersten drei der Meisterschaft liegen Audi-Veteran Ekström, Mercedes-Junior Auer und BMW-Rennsieger Martin. Die Rennwägen sind ausgeglichen, das „Balance of Performance“-System wurde mitten in der Saison unkompliziert verändert, um es noch fairer zu machen. Hinter den Kulissen fliegen zwar oft die Fetzen, aber nach außen hin treten die Marken geeint im Sinne der Serie auf.
Die neuen, zum Teil sehr kurzfristig beschlossenen Regeln für die DTM, sind ein Volltreffer – und hoffentlich ein Vorbild für die Formel 1. Durch das Funkverbot liegt es nun in erster Linie am Fahrer selbst, sein Rennen zu managen: Wie wärme ich die Reifen auf, wie halte ich sie am Leben, wie teile ich sie mir ein? Wie gehe ich mit dem mir zu Verfügung stehenden „Tickets“ für DRS-Einsätze um, zumal ich nicht darüber informiert bin, wie der diesbezügliche „Kontostand“ meiner Rivalen ist? Wie reagiere ich auf wechselnde Bedingungen, wie nähere ich mich Runde für Runde einer bestimmten Kurve an? Welche Linie ist gerade die Beste? Dinge, die in der Formel 1 von einer Armee von Ingenieuren und Daten-Wissenschaftern erledigt und per Funk kommuniziert wird. In der DTM ist der Funk verboten, der Fahrer muss selbst an die Grenzen kommen. Ein sensibler Hintern ist endlich wieder etwas wert.
2.) Weil die Autos Nebensache sind
Kein Auto ist klar besser als die anderen: Unter den ersten drei der Meisterschaft liegen Audi-Veteran Ekström, Mercedes-Junior Auer und BMW-Rennsieger Martin. Die Rennwägen sind ausgeglichen, das „Balance of Performance“-System wurde mitten in der Saison unkompliziert verändert, um es noch fairer zu machen. Hinter den Kulissen fliegen zwar oft die Fetzen, aber nach außen hin treten die Marken geeint im Sinne der Serie auf.
Gerhard Berger Neffe Lucas Auer fährt mit Mercedes um den DTM-Titel.
DTM-Chef Gerhard Berger hat die Rennserie in nur wenigen Monaten besser gemacht.
3.) Weil der Chef nahe an den Fahrern ist
Wer mit den 18 Piloten des (allerdings noch zu kleinen) Starterfeldes spricht, merkt sofort: Das Vertrauen in den neuen DTM-Chef Berger ist groß, die Fahrer sehen ihn als einen der ihren an – als einen, dem Show und Sport wichtiger sind als politisch korrekter Stillstand. Und jeder weiss, dass Gerhard nie auf die Idee kommen würde, seinen Neffen Lucas Auer in irgendeiner Form zu bevorzugen – was eigentlich im transparenten Regelwerk der DTM auch gar nicht möglich wäre.
4.) Weil die DTM für Innovation steht
In den vergangenen Jahren hatte die DTM ein zum Teil desaströses Image: zu politisch, zu beamtet, zu überkorrekt, zu langsam bei Entscheidungen. Der Ausstieg einer Marke war immer wieder Thema, und das hätte wohl auch den Exit der beiden anderen nach sich gezogen und damit das Ende der DTM. Am Ende stand es Spitz auf Knopf, ehe sich innovative Kräfte wie Mercedes-Chef Toto Wolff durchsetzen und die DTM unter einem neuen Macher wie Berger ein neues Gesicht bekommen sollte. Mit einfachen Regeländerungen wie eben dem Funkverbot oder dem Indianapolis-Start nach einer Safety-Car-Phase (die Autos fädeln sich in Zweierreihen zum fliegenden Start auf) steht die DTM plötzlich für Überraschungen, unerwartete Wendungen und Renn-Action. Das unfassbare enge Finale um Platz 3 am Norisring verkörperte all das neue und aufregende am Tourenwagensport. Zudem gibt es nun einen guten Nationen-Mix unter den Piloten: Ein Österreicher , ein Schwede, ein Belgier, Briten und Deutsche haben Titel-Chancen, das erhöht das Interesse in ganz Europa.
5.) Weil die Arbeit noch nicht getan ist.
Wichtig: Berger ist viel zu erfahren und zu realistisch, um sich auf den eben erworbenen Lorbeeren auzuruhen. Einiges muss noch besser werden. Zur Debatte stehen nach dem Spektakel in Nürnberg mehr City-Events oder, wie von Lucas Auer (dem immer noch jüngsten Piloten im Feld!) erwünscht, robustere Autos. Mit weniger Aerodynamik-Firlefanz soll es für die Fahrer künftig einfacher sein, in beinharte Rad-an-Rad-Duelle zu gehen – ohne gleich ein technisches k.o. Zu riskieren.
PS: Wer Lust auf die neue DTM hat: im September gastiert sie in Spielberg – mit Lucas Auer im Titelfight.
Wer mit den 18 Piloten des (allerdings noch zu kleinen) Starterfeldes spricht, merkt sofort: Das Vertrauen in den neuen DTM-Chef Berger ist groß, die Fahrer sehen ihn als einen der ihren an – als einen, dem Show und Sport wichtiger sind als politisch korrekter Stillstand. Und jeder weiss, dass Gerhard nie auf die Idee kommen würde, seinen Neffen Lucas Auer in irgendeiner Form zu bevorzugen – was eigentlich im transparenten Regelwerk der DTM auch gar nicht möglich wäre.
4.) Weil die DTM für Innovation steht
In den vergangenen Jahren hatte die DTM ein zum Teil desaströses Image: zu politisch, zu beamtet, zu überkorrekt, zu langsam bei Entscheidungen. Der Ausstieg einer Marke war immer wieder Thema, und das hätte wohl auch den Exit der beiden anderen nach sich gezogen und damit das Ende der DTM. Am Ende stand es Spitz auf Knopf, ehe sich innovative Kräfte wie Mercedes-Chef Toto Wolff durchsetzen und die DTM unter einem neuen Macher wie Berger ein neues Gesicht bekommen sollte. Mit einfachen Regeländerungen wie eben dem Funkverbot oder dem Indianapolis-Start nach einer Safety-Car-Phase (die Autos fädeln sich in Zweierreihen zum fliegenden Start auf) steht die DTM plötzlich für Überraschungen, unerwartete Wendungen und Renn-Action. Das unfassbare enge Finale um Platz 3 am Norisring verkörperte all das neue und aufregende am Tourenwagensport. Zudem gibt es nun einen guten Nationen-Mix unter den Piloten: Ein Österreicher , ein Schwede, ein Belgier, Briten und Deutsche haben Titel-Chancen, das erhöht das Interesse in ganz Europa.
5.) Weil die Arbeit noch nicht getan ist.
Wichtig: Berger ist viel zu erfahren und zu realistisch, um sich auf den eben erworbenen Lorbeeren auzuruhen. Einiges muss noch besser werden. Zur Debatte stehen nach dem Spektakel in Nürnberg mehr City-Events oder, wie von Lucas Auer (dem immer noch jüngsten Piloten im Feld!) erwünscht, robustere Autos. Mit weniger Aerodynamik-Firlefanz soll es für die Fahrer künftig einfacher sein, in beinharte Rad-an-Rad-Duelle zu gehen – ohne gleich ein technisches k.o. Zu riskieren.
PS: Wer Lust auf die neue DTM hat: im September gastiert sie in Spielberg – mit Lucas Auer im Titelfight.
Die neuen Regeln für die DTM, sind ein Volltreffer …
… und hoffentlich ein Vorbild für die Formel 1.