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C02-neutrale Produktion bei Audi

C02-neutrale Produktion bei Audi

Am Anfang muss die Null stehen

Mit grünem Strom lassen sich Elektroautos emissionsfrei bewegen – aber für eine wirklich ausgeglichene Klimabilanz müssen auch die Herstellungsmethoden sauber sein: Durch C02-neutrale Produktion nimmt Audi seinen Autos den Emissions-Rucksack ab, mit dem sie sonst beim Kunden ankommen. Wie das Umweltprogramm funktioniert, hat sich Motorprofis.at im Werk in Brüssel angeschaut.
Ist CO2-neutrales Autofahren überhaupt möglich?
Ja, aber nicht ganz so einfach, wie sich das manche vorstellen. Ein tatsächlich emissionsfrei fahrendes Elektroauto muss natürlich grünen Strom geladen haben. Damit dieser landesweit aus den Ladesäulen kommt, sollten in Österreich noch einige Windräder und ein paar Wasserkraftwerke aufgestellt werden – wofür weniger technische Hürden als Blockaden in den Köpfen zu überwinden sind, aber das ist eine andere Geschichte. Den Strom-Mix eines Landes kann ein Autohersteller nicht beeinflussen, die eigenen Herstellungsmethoden schon: Wenn ein Fahrzeug auf eine wirklich ausgeglichene Klimabilanz kommen will, muss auch seine Produktion vollkommen sauber sein. Es gilt also, dem Auto jenen Emissions-Rucksack abzunehmen, mit dem es sonst schon beim Kunden ankommt. Am Anfang muss die Null stehen! Dafür braucht es ein CO2-neutrales Autowerk, wie es Audi in Brüssel für den Q8 e-tron betreibt – als erste vollkommen grüne Großserienproduktion eines Premiumherstellers.
 
Warum forciert Audi die C02-neutrale Produktion seiner Autos?
Autohersteller müssen nicht ja nur auf eine emissionsfreie Modellpalette umstellen, sondern auch selbst CO2-neutrale Firmen werden. Dass sich Audi beeilt und bis 2025 nur noch in CO2-neutralen Werken produzieren will, macht für einen Premiumhersteller, der besonders viele Busienssautos verkauft, sicher Sinn: Alle Firmen müssen an ihrer CO2-Neutralität arbeiten, das betrifft auch Zulieferer, und natürlich die Dienstwagen. Der lokale CO2-Ausstoß eines E-Auto mag null sein, aber was ist mit seiner C02-Bilanz? User Chooser werden sich die Frage stellen müssen.
 
Kann Audi in Brüssel wirklich schon C02-neutral produzieren?
Unabhängige Gutachter haben die CO2-Neutralität zertifiziert, das Audi-Werk in Brüssel ist weltweit die erste CO2-neutrale Großserienfertigung im Premiumsegment. Erhoben wird freilich die Gesamtbilanz, am Standort entstehen weiterhin CO2-Emissionen und werden durch den Zukauf von Emissionszertifikaten oder die Umsetzung von Umweltprojekten ausgeglichen. Mogelpackung ist aber keine zu befürchten: Der Schlüssel zur CO2-Neutralität liegt in der grünen Energie, die das Werk bezieht oder selbst produziert. Der Prozentsatz der Kompensationen ist gering. Dass Grünstrom nicht nur erneuerbare Energien beinhaltet, sondern auch noch Atomstrom, ist wieder einen andere – politische – Geschichte.
Das Werk deckt 15 Prozent seines Energiebedarfs mit einer rund 18.000 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage am Dach ab.Das Werk deckt 15 Prozent seines Energiebedarfs mit einer rund 18.000 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage am Dach ab.
In weiten Teilen automatisierte Produktion und …In weiten Teilen automatisierte Produktion und …
… trotzdem 2.900 Mitarbeiter im Audi-Werk Brüssel.… trotzdem 2.900 Mitarbeiter im Audi-Werk Brüssel.
Brüssel hat eine lange Volkswagen-Geschichte, vier Passat- und fünf Golf-Generationen wurden dort gebaut. Seit 2010 ist es ein Audi-Werk.Brüssel hat eine lange Volkswagen-Geschichte, vier Passat- und fünf Golf-Generationen wurden dort gebaut. Seit 2010 ist es ein Audi-Werk.
Seit wann werden in Brüssel Audis gebaut?
Das Werk in Belgien hat eine lange Volkswagen-Geschichte, vier Passat- und fünf Golf-Generationen wurden dort gebaut. Seit 2010 ist es ein Audi-Werk, zuerst für den kleinen A1, seit 2018 für das elektrische Oberklasse-SUV Q8 e-tron. Bei der Umstellung auf Elektroauto-Produktion nimmt Brüssel eine Schlüsselrolle ein, weil es die erste eigene Batteriefertigung im gesamten Audi-Konzern aufgezogen hat. Eine Million Arbeitsstunden wurden aufgewendet, um die Lackiererei in eine Batteriemontage umzuwandeln. Letztlich sind nur die Säulen der Halle stehengeblieben. Auch die Mitarbeiter wurden umgeschult: Sie überwachen und justieren jetzt eine weitgehend automatisierte Produktion, bei der aus Ungarn angelieferte Batteriemodule in eine riesige Batteriewanne aus Stahl gehievt werden. Anschließend wird der Setzkasten gut verschlossen und bildet den rund 700 Kilo schweren Unterboden des Q8 e-tron.

Wie funktioniert die CO2-neutrale Produktion im Audi-Werk Brüssel?

Umweltfreundliche Produktion braucht umweltfreundliche Energie: Audi bezieht für seine bilanziell CO2-neutrale Fertigung Grünstrom und Biogas, deckt aber immerhin 15 Prozent seines Energiebedarfs mit einer rund 18.000 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage am Dach des Werks ab. Um noch unabhängiger von Energielieferanten zu werden, wird auch über Wasserstofflösungen nachgedacht.
Ein weiterer Teil des Umweltprogramms ist die Ressourceneffizienz: Abfall soll weitgehend vermieden werden. Die ins Brüsseler Werk gelieferten Teile sind daher mit recycelbarem Material statt mit Plastik verpackt. Alte Batterien werden geprüft, um sie für die Second-Life-Nutzung weiterzuverkaufen oder ihre Rohmaterialien wiederzuverwenden. Die Lackiererei verbraucht um 50 Prozent weniger Wasser als früher, neuerdings bezieht Audi auch kein Trinkwasser mehr, sondern von der Stadt Brüssel wiederaufbereitetes Wasser.
Vorangetrieben wird auch die Dekarbonisierung der Logistik. Die für den Audi Q8 e-tron benötigten Batteriemodule und Zellen legen ihre rund 1.300 Kilometer lange Reise von Ungarn nach Brüssel nicht mehr mit zwölf bis 15 LKW pro Tag zurück – sondern mit einem Zug, der zumindest in Österreich und Deutschland ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen fährt.
Ressourceneffizienz: Die ins Werk gelieferten Teile sind mit recycelbarem Material statt mit Plastik verpackt. Der Wasserverbrauch wurde 50 Prozent gesenkt.Ressourceneffizienz: Die ins Werk gelieferten Teile sind mit recycelbarem Material statt mit Plastik verpackt. Der Wasserverbrauch wurde 50 Prozent gesenkt.
Aus Ungarn gelieferte Batteriemodule werden in eine Batteriewanne aus Stahl gehievt. Der verschlossene Setzkasten bildet den Unterboden des Autos.Aus Ungarn gelieferte Batteriemodule werden in eine Batteriewanne aus Stahl gehievt. Der verschlossene Setzkasten bildet den Unterboden des Autos.
Die Karosseriefugen werden von Robotern genau geprüft werden – „Fugen-Ferdl“ Ferdinand Piech wäre begeistert.Die Karosseriefugen werden von Robotern genau geprüft werden – „Fugen-Ferdl“ Ferdinand Piech wäre begeistert.
Welche Umweltprojekte setzt Audi zur Kompensation von CO2-Emissionen um?
Zur Kompensation von in der Produktion anfallenden CO2-Emissionen arbeitet das Werk in Brüssel mit der Audi-Umweltstiftung zusammen und finanziert sogenannte Greenovation-Projekte – also grüne Innovationen: Gepflanzte Bäume werden mit Sensoren ausgestattet, um ihr Wachstum zu überwachen. Kanaldeckelfilter verhindern, das Reifenabrieb nach Starkregen in das Brüsseler Abwasser kommt. Gebrauchte Batteriemodule aus Testfahrzeugen werden zu einem Energiespeichersystem, durch das indische Ladenbesitzer und Kleinbetriebe auch nach Einbruch der Dunkelheit weiterarbeiten können. Ein zweites Leben haben Elektroauto-Batterien auch in indischen Rikschas, die zu Elektrofahrzeugen umgebaut werden. Alle Projekten haben einen Zweck: Sie sollen Chancen aufzeigen und ökologische Innovationen anstoßen, damit sie sich in Großserienlösungen verwandeln.

Was fällt im Audi-Werk von Brüssel sonst noch auf? Produziert ein Premiumhersteller anders als ein normaler Hersteller?
Er toleriert noch weniger Abweichungen und Fehler. In Brüssel arbeiten neben insgesamt 2.900 Facharbeitern sehr viele hochmodere Roboter – deren Arbeit dann oft noch einmal von Robotern kontrolliert wird: Beispielsweise holt Audi in jeder Schicht eine der riesigen Batteriewannen aus der vollautomatisierten Produktionsstraße und unterzieht sie einer Ultraschallüberprüfung. Ähnlich läuft es bei der Karosserie, wo alle Fugen am Ende von Robotern genau geprüft werden – „Fugen-Ferdl“ Ferdinand Piech wäre begeistert: Keiner nahm die Spaltmaße so ernst wie der ehemalige Konzernlenker, der Audis Aufstieg zum Gegenspieler von Mercedes und BMW maßgeblich vorangetrieben hat.

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… gebrauchte Batteriemodule aus Testfahrzeugen zu einem Energiespeicher für indische Ladenbesitzer. Ein zweites Leben haben Elektroauto-Batterien …… gebrauchte Batteriemodule aus Testfahrzeugen zu einem Energiespeicher für indische Ladenbesitzer. Ein zweites Leben haben Elektroauto-Batterien …
… auch in indischen Rikschas, die zu Elektrofahrzeugen umgebaut werden – diese fährt am Photovoltaik-Dach des Werks sogar im Audi-Design vor.… auch in indischen Rikschas, die zu Elektrofahrzeugen umgebaut werden – diese fährt am Photovoltaik-Dach des Werks sogar im Audi-Design vor.
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