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Test: BYD Seal U DM-i

Test: BYD Seal U DM-i

Neues Revier für die Robbe

Von wegen nur Elektro – mit dem Seal U DM-i bringt BYD nun auch seinen ersten Plug-in-Hybrid in Europa an den Start. Äußerlich ist er vom rein batteriebetriebenen Pendant kaum zu un-terscheiden. Unter dem Blech steckt aber die jüngste Generation von BYDs dualer Antriebstechnik. Motorprofis.at hat die 4WD-Variante getestet.
Wer hat’s erfunden?
Wenn es um den Plug-in-Hybrid geht – also die Kombination von Benzin-Motor und E-Antrieb, die zum Aufladen an die Steckdose kann, aber nicht muss – dann lautet die Antwort tatsächlich BYD. Nach dem Ankauf eines lokalen Automobilherstellers 2003 durch den bis dato Nur-Akku-Produzenten aus Shenzhen dauerte es nur fünf Jahre, bis die Chinesen das beste beider Unternehmenswelten auf die Räder stellten. Der 2008 präsentierte F3 DM bot bereits gut 100 Kilometer E-Reichweite. Die Krone, mittlerweile auch der größte E-Auto-Hersteller der Welt zu sein, ist somit die zweite, die sich BYD aufsetzt: Der größte Produzent elektrifizierter Antriebe ist die Marke schon lange.
 
Wie arbeitet BYDs Plug-in-System?
Primär produziert der 1,5-Liter-Benziner den Strom, mit dem der E-Motor beziehungsweise in der 4WD-Variante die zwei E-Motoren, die Achsen antreiben. Bei Bedarf nach zusätzlichem Schub, etwa bei Überholmanövern, wird der Vierzylinder aber auch direkt auf den Antrieb durchgeschaltet. Der Effekt dieser Lösung ist im Normalbetrieb ein Elektroauto-ähnliches, kontinuierliches und ruhiges Fahrgefühl. Greift der Benziner zusätzlich ein, fällt das somit akustisch auf, störend wird die Geräuschentwicklung aber nicht. Die durchgehende Versorgung der Batterie mit Betriebsstrom schließt aus, dass der Akku leer gefahren werden kann. DM-i steht übrigens für Dual Mode-Intelligent.
 
Wieviel Leistung wird geboten?
Für die stattliche Fahrzeuggröße des Seal U (Seal auf Deusch: Siegel, aber auch Seehund) gut 4,78 Metern recht moderate 218 PS kombinierte Systemleistung aus Benzin- und E-Motor sind es beim vorderradgetriebenen 2WD. Mit ganz ansehnlichen 324 Pferden zeigt hingegen der 4WD auf. Auch das Drehmoment kann sich sehen lassen: Mit 550 Newtonmetern legt der stärkere Teilzeit-Stromer schon Richtung obere Liga der Leistungsklassen an. Zum Vergleich: Das batterieelektrische Pendant begnügt sich mit 330 Newtonmetern.
Großes Familien-SUV: Die kombinierte Systemleistung aus Benzin- und E-Motor beträgt beim 4,78 Meter langen Seal U 4WD ansehnliche 324 PS.Großes Familien-SUV: Die kombinierte Systemleistung aus Benzin- und E-Motor beträgt beim 4,78 Meter langen Seal U 4WD ansehnliche 324 PS.
Gefälliges Heckdesign mit Dachspoiler und modernen LEDs.Gefälliges Heckdesign mit Dachspoiler und modernen LEDs.
Lamellen prägen die Front, Tagfahrlicht und Blinker sind kombiniert.Lamellen prägen die Front, Tagfahrlicht und Blinker sind kombiniert.
Komfort ist die Haupteigenschaft, Sportlichkeit stand weniger im Lastenheft: Wer auf langen Routen bequem und ruhig reisen will, wird hier gut bedient.Komfort ist die Haupteigenschaft, Sportlichkeit stand weniger im Lastenheft: Wer auf langen Routen bequem und ruhig reisen will, wird hier gut bedient.
Wie ist der Seal U DM-i ausgestattet?
Die Erklärung fällt denkbar kurz aus: Mit allem, was das Herz begehrt. Multimedia-System – natürlich mit dem BYD-typisch drehbaren Touchscreen –, Sitzheizung und -kühlung, 360 Grad-Kamera, elektrische Heckklappe, Panorama-Glasdach und viele andere Annehmlichkeiten sind in der allradgetriebenen Variante “Design” serienmäßig an Bord. Wie immer reduziert BYD die zusätzlichen Ankreuz-Optionen praktisch auf die Farb-Auswahl.
 
Ist das Platzangebot identisch mit dem des E-Modells?
Für die Passagiere ist es sogar noch ein wenig besser. Beim Stromer könnte es ab 1,85 Metern Körpergröße nach oben hin etwas knapp werden, der Plug-in nutzt den Wegfall des Akkus in der Bodenplatte für mehr Innenraum-Angebot. Konstruktionsbedingt knabbert der Allrad mit dualem Antrieb ein wenig am Kofferraumvolumen: Die 425 statt der 552 Liter erklären sich durch den hier fixen statt variablen Kofferraumboden.
 
Welche Setup-Einstellungen gibt es?
Vor dem Losfahren empfiehlt es sich, im Menü die sportlichere Lenkeinstellung auszuwählen – sie entspricht in etwa dem europäischen Geschmack in Sachen Direktheit, bleibt aber dennoch leichtgängig. Die Fahrmodi unterscheiden sich gefühlt nur geringfügig, geändert wird hier offenbar lediglich die Kennlinie des rechten Pedals, also wieviel Weg in Leistungsabruf umgesetzt wird. Eine Limitierung der Power je nach Programm wie bei vielen Mitberbern inzwischen üblich, findet hier nicht statt – der DM-i hat immer gleich viel Leistung, sie wird nur unterschiedlich abgerufen. Bei der Fahrwerks-Sensibilität gibt es keine Einstellungsmöglichkeiten. Aber demnächst eine Wahlmöglichkeit – dazu gleich.
Digitales Fahrerdisplay und großfromatiges Multimedia-System – natürlich mit dem BYD-typisch drehbaren Touchscreen. Alles Serie.Digitales Fahrerdisplay und großfromatiges Multimedia-System – natürlich mit dem BYD-typisch drehbaren Touchscreen. Alles Serie.
Für die Preisliga geht die Materialauswahl absolut in Ordnung.Für die Preisliga geht die Materialauswahl absolut in Ordnung.
Niedriger Verbrauch beim Gleiten. Hybrid eben.Niedriger Verbrauch beim Gleiten. Hybrid eben.
Die Sitze sind mit Kunstleder bezogen und mit türkisen Ziernähten verarbeitet – und sie bleiben auch auf langen Strecken bequem.Die Sitze sind mit Kunstleder bezogen und mit türkisen Ziernähten verarbeitet – und sie bleiben auch auf langen Strecken bequem.
Ziernähte ziehen sich durch Armaturenbrett und Türen.Ziernähte ziehen sich durch Armaturenbrett und Türen.
Fast alles läuft über den Multimedia-Touchscreen, hier in der Hochvariante.Fast alles läuft über den Multimedia-Touchscreen, hier in der Hochvariante.
Kofferraumvolumen 425 bis 1.440 Liter: Teilung der Rückbank im Verhältnis 60:40, die erweiterte Ladefläche ist fast eben,Kofferraumvolumen 425 bis 1.440 Liter: Teilung der Rückbank im Verhältnis 60:40, die erweiterte Ladefläche ist fast eben,
Wie fährt sich der Seal U Plug-in-Hybrid?
Komfort ist die Haupteigenschaft, auf die es BYD bei diesem Modell ankam. Sportlichkeit stand weniger im Lastenheft, daher ist der Seal U auch betont soft gefedert – obwohl der 4WD im Sprint mit nur 5,9 Sekunden ordentlich anreißt – erinnern Sie sich an das saftige Drehmoment! Wie bei so einem Komfort-Setup üblich, steckt er kurze harte Schläge nicht besonders weg. Abrupte Manöver sind ebenfalls nicht seine Stärke, im Alltags-Handling leistet er sich aber keine Schwächen. Wer auf langen Routen bequem und ruhig reisen will, wird hier gut bedient. Weil die Europäer aber nun einmal diesen Hang zu mehr Fahrdynamik haben, will BYD demnächst ab Werk alternativ auch ein strafferes Sportfahrwerk anbieten.
 
Wie weit kommt man - rein elektrisch und insgesamt?
Bis zu 70 Kilometer E-Reichweite stehen Pendlern zur Verfügung, wobei Nachladen nur Zuhause in den AC-Variante mit bis zu 11 kW wirklich Sinn macht. Mit 60 Litern ist der Tank großzügig bemessen, die Langstreckentauglichkeit also quasi werkseitig vorgesehen. Wer mit vollem Akku und Tank startet, schafft in der Praxis über 800 Kilometer. Der Verbrauch pendelte sich bei der 4WD-Variante insgesamt bei knapp acht Litern ein, angesichts von Größe und Gewicht ein passabler Wert. Wer freilich nur gleitet, kann sechs Liter Verbrach schaffen. Hybrid eben. Weil die Mitbewerber inzwischen weitgehend nachgezogen haben, plant BYD angeblich, die Akkukapazität von gegenwärtig 18,3 kWh auf rund 26 kWh zu erhöhen, womit rechnerisch eine E-Reichweite von etwa 100 Kilometern realistisch wird.
 
Was kostet der Seal U DM-i?
Der 2WD ist mit 37.890 Euro gelistet, für den 326 PS starken Motorprofis-Testwagen mit 4WD werden 44.890 Euro fällig. Die Möglichkeiten, mehr Geld auszugeben, sind wie schon erwähnt, begrenzt – außer ein paar Hundertern für einen eventuellen Perleffekt-Lack bleibt es also dabei. BYD gibt auf das Fahrzeug sechs, auf den Akku acht Jahre Garantie.
 
Fazit?
Wer sich vom Seal U DM-i ein chinesisches Pendant zu sportlichen Mercedes- oder BMW-Modellen erwartet, wird nicht auf seine Rechnung kommen. Weder diese Leistungs-, noch die Fahrdynamik-Liga hatte BYD hier im Visier. Wer auf der Suche nach einem komfortablen Familien-SUV mit Plug-in-Technik, vernünftigem Verbrauch und attraktivem Preis ist, kann den Blick auf den chinesischen Teilzeit-Stromer ruhig wagen – und nachrechnen: Vor allem ausstattungsbereinigt ist das Preis-Leistungsverhältnis des dual angetriebenen Seal U kaum schlagbar.
Fazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitz: „Kein Pendant zu sportlichen Mercedes- oder BMW-Modellen. Weder diese Leistungs-, noch die Fahrdynamik-Liga hatte BYD hier im Visier. Wer auf der Suche nach einem komfortablen Familien-SUV mit Plug-in-Technik, vernünftigem Verbrauch und attraktivem Preis ist, kann den Blick auf den Teilzeit-Stromer ruhig wagen – und nachrechnen: Vor allem ausstattungsbereinigt ist das Preis-Leistungsverhältnis des dual angetriebenen Seal U kaum schlagbarFazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitz: „Kein Pendant zu sportlichen Mercedes- oder BMW-Modellen. Weder diese Leistungs-, noch die Fahrdynamik-Liga hatte BYD hier im Visier. Wer auf der Suche nach einem komfortablen Familien-SUV mit Plug-in-Technik, vernünftigem Verbrauch und attraktivem Preis ist, kann den Blick auf den Teilzeit-Stromer ruhig wagen – und nachrechnen: Vor allem ausstattungsbereinigt ist das Preis-Leistungsverhältnis des dual angetriebenen Seal U kaum schlagbar".

DATEN & FAKTEN

BYD Seal U DM-i

(Mai 2025)

Preis

Ab 37.890 Euro (Boost, 2WD) / ab 44.890 (Design, 4WD).

Antrieb

1,5 Liter Vierzylinder Benziner/Turbo-Benziner Plug In-Hybrid mit 1/2 Synchron E-Motoren, Sys-temleistung 218/324 PS und 300/550Newtonmeter Drehmoment, stufenlose Automatik, Vorder-rad-/Allrad-Antrieb. LFP-Akku mit 18,3 kWh netto. AC-Laden mit 11 kW, DC-Laden mit 18 kW.

Abmessungen

Länge 4775 mm / Breite 1890mm / Höhe 1670 mm. Radstand 2765 mm. Kofferraumvolumen 425-1440 Liter. Tank 60 Liter.

Gewicht

Eigengewicht: 1940/2100 kg.
Zulässiges Gesamtgewicht: 2350/2510 kg.

Fahrwerte

0-100 km/h 8,9/5,9 Sekunden. Höchstgeschwindigkeit 170/180 km/h. WLTP-Normverbrauch 0,9/1,2 Liter, auf ganze Tankfüllung 6,4/7,4 Liter, elektrisch 21,0/23,4 kWh. Elektrische Reichweite nach WLTP 80/70 km.
Ladedauer: 18 kW DC 30-80% 35 Min.

Testverbrauch

7,9 Liter
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