Interview: Thierry Koskas, CEO Citroën

Citroën plant, ein Elektrofahrzeug unter 25.000 Euro auf den Markt zu bringen – ist dieser Betrag als Listenpreis ohne Kaufprämien gemeint?
Wir werden im kommenden Jahr den neuen e-C3 auf den Markt bringen, ein Hatchback-Kompakter unter 25.000 Euro Listenpreis, mit etwa 300 Kilometer Reichweite und guter Ausstattung.
 
Wir sprechen hier von einem Pkw im B-Segment, also mindestens vier Meter Länge?
Es wird ziemlich genau vier Meter messen, ganz klar ein B-Segment-Hatchback sein, mit einigen SUV-Zitaten, etwa ein wenig höherer Sitzposition.
 
Wann wird das neue Modell erstmals zu sehen sein und wird es auch den SUV C3 Aircross ersetzen?
Wir werden das Modell im Oktober präsentieren. Und es wird auch einen Nachfolger für den C3 Aircross geben. Das B-SUV-Segment ist groß und wichtig, wir werden dort auch weiterhin verteten sein.
 
Der Sparfaktor scheint im Vordergrund zu stehen – aber wie innovativ wird das Fahrzeug selbst sein?
Das Konzept an sich ist innovativ, schon wegen der Preispositionierung. Ich kann jetzt noch keine Details nennen, aber es wird zum Beispiel sehr innovative Lösungen in der Bedienung und bei den Displays geben.
 
Wird sich der vergleichsweise niedrige Preis dennoch auf die Ausstattung auswirken?
Das Auto wird gut ausgestattet sein, es handelt sich um einen echten Durchbruch, weil es ein derarttiges Fahrzeug zu so einem Preis aus Europa derzeit nicht gibt.
 
Die Konzentration liegt dabei also auf dem europäischen Markt?
Das Fahrzeug wird in der Slowakei in Trnava gebaut und ist vor allem für den europäischen Markt gedacht, es wird aber auch Exporte in den mittleren Osten geben.
 
Wieviel vom Konzept-Fahrzeug oli (hier geht's zum Fahrbericht) wird in diesem kommenden e-C3 stecken?
Auf den oli wird etwas später ein eigenes Serienmodell folgen, aber einige Ideen, die dort erstmals zu sehen waren, sind auch in den neuen e-C3 eingeflossen.

Welche Schritte sind bei der Entwicklung des Designs zu erwarten?
Beim Design gibt es derzeit noch starke Unterschiede zwischen den einzelnen Baureihen, aber nur so viel: Ab 2025 werden alle Citroën-Modelle die gleiche visuelle Signatur an der Front und am Heck haben.
 
Einer der Hauptgründe für die Kaufverweigerung bei E-Autos ist abgtesehen vom hohen Preis weniger die Reichweite, sondern die Ladezeit. Was will Citroen dazu beitragen, das zu lösen?
Die staatlichen Förderungen laufen unweigerlich aus, es ist jetzt an uns die Kostenseite in Angriff zu nehmen. Die Infrastruktur zu verbessern ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Wenn die Leute merken, dass es mehr und genug öffentliche Ladestationen gibt, haben sie auch mehr Vertrauen in die E-Mobilität.
 
Das Laden verlangt aber auch mehr Planung, die ich bei einem Benziner oder Diesel nicht brauche.
Die bevorztugte Variante wird immer bleiben, daheim zu laden und auf längeren Reisen das gut ausgebaute Netzwerk entlang der Autobahnen zu nutzen. Das Ladetempo weiter zu erhöhen wird aber unerlässlich sein.
 
Apropos Laden – welche Batterie wird der neue e-C3 haben?
Es wird nach wie vor ein Lithium-Ionen-Akku sein.
 
Volkswagen muss den Produktionsstart für sein geplantes 25.000 Euro-Auto laufend verschieben, weil offenbar die Lieferverträge für die Akku-Rohstoffe nicht zustande kommen.
Wir haben die Batteriefertigung und die Rohstofflieferung gesichert.

Es gibt bereits ein kompaktes Hatchback-Modell um 25.000 Euro – den Dolphin von BYD. Wie sehr sind die europäischen Marken durch die rollende chinesische Welle unter Druck?
Es ist ganz klar eine große Bedrohung. Unserer Berechnung nach sind die Produktionskosten chinesicher Marken um mindestens 30 Prozent geringer als die der europäischen und die Entwicklungsabteilungen arbeiten dort im Zwei-Schicht-Betrieb, 24 Stunden am Tag.
 
Lässt sich da überhaupt mithalten?
Wir müssen dringend an unserer Kostenstruktur arbeiten und mit der Technologie auf Augenhöhe bleiben. Unser Vorteil ist derzeit noch das großflächige Händlernetz und die gesicherte Ersatzteilversorgung, aber der bleibt nicht ewig.
 
Besteht die Gefahr, dass chinesische Marken sogar stärker werden, als die eingessenen europäischen Hersteller?
Das Gewicht der chinesichen Marken in ihrem Mutterland nimmt täglich zu, wir können uns heute da wie dort nicht mehr auf Faktoren wie Markentreue verlassen – wir müssen und werden kämpfen.
 
Wird es auch wieder große Citroën-Modelle geben, etwa über dem C5 X?
Citroën ist nicht nur ein Klein- und Kompaktwagen-Hersteller. Unser Mobilitäts-Auftrag für alle schließt absolut auch große Fahrzeuge mit ein.
 
Thierry Koskas ist CEO der Marke Citroën und leitet im Stellantis Konzern außerdem die Bereiche Verkauf und Marketing.