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ERSTER TEST: DER NEUE FIAT 500 ELEKTRO

ERSTER TEST: DER NEUE FIAT 500 ELEKTRO

Süß wie immer, neu wie nie

Der italienische Herzensbrecher vollzieht den Umbruch und wird in der dritten Generation zum Elektroauto. Die wohldosierten Entwicklungsschritte formen einen kleinen Erwachsenen, bewahren aber das Wesen: auch als modern-luxuriöses Stadtauto bleibt der Cinquecento ganz ein Süßer.
Wie neu ist der neue Fiat 500?
Komplett neu. Der dritte Generationswechsel nach 1957 und 2007 wird zum großen Umbruch und macht den italienischen Nationalhelden zum Elektroauto. Das bisherige Modell mit Verbrennungsmotoren wird vorläufig weiter gebaut, hat aber technisch wenig Gemeinsamkeiten mit dem Nachfolger: 96 Prozent der Teile sind neu, zusammengebaut werden sie auf modernen Produktionsstraßen des Stammwerks Mirafiori, in dem seit 1939 über 29 Millionen Autos (!) vom Band gerollt sind. Der neue Cinquecento ist also ein echter Turiner.
 
Optisch scheint sich der 500er treu zu bleiben…
Das Design wurde natürlich behutsam überarbeitet, an einem Klassiker wie diesem experimentiert man nicht. Trotzdem ist der Auftritt neu, nämlich erwachsener und eleganter: Das liegt an vielen stilvollen Details, zum Beispiel den in die Karosserie integrierten Türgriffen, den Chromleisten an den Flanken und rund um die Fensterrahmen, der bulligeren Motorhaube, den superschicken Lichtern, dem neuen 500er-Logos auf der Nase und neben der C-Säule, dem schön gemachten Lufteinlass vorne, den neuen Felgen, und so weiter.
 
Heißt erwachsener auch größer?
Es sind wohldosierte Entwicklungsschritte, die der Fiat 500 macht. Man merkt, dass sich die Italiener ihr Upgrade genau überlegt haben, um das süße Wesen des Cinquecento auf jeden Fall zu bewahren – mit ihm steht und fällt der Erfolg des Autos.
Zugestanden wurden fünf Zentimeter mehr in der Länge, Breite und Höhe. Dazu kommt eine insgesamt bessere Raumausnutzung, sodass der Innenraum spürbar luftiger wird und Größeren mehr Bewegungsfreiheit gibt. Auf der Rückbank bleibt es natürlich trotzdem sehr eng und eher auf Kinder ausgelegt, wir sprechen schließlich weiterhin von einer in der Stadt überaus praktischen Länge: 3,62 Metern sind 43 Zentimeter weniger als beim VW Polo und 66 weniger als beim VW Golf, da geht man im direkten Vergleich als Seriensieger aus dem Parkplatzkampf.
Das Design wurde  behutsam überarbeitet, trotzdem ist der Auftritt neu – nämlich erwachsener und eleganter. Das liegt an vielen stilvollen Details.Das Design wurde  behutsam überarbeitet, trotzdem ist der Auftritt neu – nämlich erwachsener und eleganter. Das liegt an vielen stilvollen Details.
Modellname ersetzt Marenlogo.Modellname ersetzt Marenlogo.
Umstieg auf Elektromobilität.Umstieg auf Elektromobilität.
Viele edle Details, hier das Frontlicht.Viele edle Details, hier das Frontlicht.
Wohldosierte Entwicklung, um das süße Wesen des Cinquecento zu bewahren. Zugestanden wurden fünf Zentimeter mehr in der Länge, Breite und Höhe.Wohldosierte Entwicklung, um das süße Wesen des Cinquecento zu bewahren. Zugestanden wurden fünf Zentimeter mehr in der Länge, Breite und Höhe.

Es gibt nun drei Karosserievarianten…
… die übrigens auf den Millimeter gleich groß sind. Unverändert im Angebot sind der klassische Dreitürer-Hatchback und das Cabrio. Neu ist der 500 3+1, der auf der Beifahrerseite eine kleine zusätzliche Tür hat. Lösungen mit Flügeltüren sind seit jeher spektakulär, aber auch nicht wahnsinnig praktisch beim Öffnen und Schließen. Für den Cinquecento ist es trotzdem eine sinnvolle Erweiterung, weil Kinder dadurch schneller rein und raus kommen. Damit das SUV künftig zuhause bleiben kann, wenn die Kinder in die Schule gebracht werden…


Wir haben uns auch das neue Cabrio genauer angeschaut. Wie ist der Eindruck?
Klare Sache, das Cabrio ist nach wie vor unser Lieblings-Cinquecento – ideal für das Dolce Vita in der Stadt: Die Dachholme bleiben stehen, das Stoffdach fährt wie ein riesiges Schiebedach zurück. Dadurch sitz man nicht so in der Auslage wie in einem normalen Cabrio, was gerade in der Stadt viele als angenehm empfinden, hat aber trotzdem den freien Blick zum Himmel. Und wenn das Haar im Wind wehen soll, kann man ja auch die Seitenscheiben runterlassen.
Weil sich das Dach auf Knopfdruck während der Fahrt blitzschnell elektrisch öffnen und schließen lässt, fährt man in der Praxis wohl öfter offen als mit normalen Cabrios. Auch die genaue Dosierung der Frischluft ist angenehm, das Stoffdach lässt sich wie jedes Schiebedach flexibel arretieren.
Im neuen Fiat 500 Cabrio wirkt die Dachkonstruktion hochwertig, das Tempo beim Öffnen und Schließen passt. Und wenn man bei offenem Dach in den Kofferraum (der beim Cabrio unverändert 185 Liter fasst) muss, fährt das Verdeck automatisch ein bisschen nach vor, um den Zugang zu ermöglichen – ein schicker Effekt beim Shoppen.

Neuer Innenraum mit erhaltenem Cinquecento-Feeling, aber noch mehr Änderungen als Außen. Der Fiat 500 ist jetzt eine modernes, hochwertiges Auto mit Premiumfeeling.Neuer Innenraum mit erhaltenem Cinquecento-Feeling, aber noch mehr Änderungen als Außen. Der Fiat 500 ist jetzt eine modernes, hochwertiges Auto mit Premiumfeeling.
Schwarz-Weiß passt immer gut: Zweifärbige Ledersitze in der La-Prima-Variante.Schwarz-Weiß passt immer gut: Zweifärbige Ledersitze in der La-Prima-Variante.
Handyfach mit kabelloser Lademöglichkeit. Automatik-Tasten darunter.Handyfach mit kabelloser Lademöglichkeit. Automatik-Tasten darunter.
Spürbar größeren Sitze, mehr Platz und tatsächlich zahlreiche Ablagen. Und alles sehr penibel aufgeräumt, wie man sieht.Spürbar größeren Sitze, mehr Platz und tatsächlich zahlreiche Ablagen. Und alles sehr penibel aufgeräumt, wie man sieht.
Schauen wir in den Innenraum…
Schon der Zugang ist neu, denn die Türen öffnen und schließen nicht mehr durch Schnallen und Hebel, sondern auf Knopfdruck durch einen elektronischen Auslöser. Ungewohnt, aber angenehm.
Drinnen trifft man auf einen völlig neuen Innenraum – ebenfalls mit vollständig erhaltenem Cinquecento-Feeling, aber doch mit noch mehr Änderungen als außen. Vom hochwertigen Lederlenkrad über die spürbar größeren Sitze bis hin zu den digitalen Armaturen und dem 10,25-Zoll-Touchscreen in der Mitte ist der Fiat 500 jetzt eine modernes, hochwertiges Auto mit Premiumfeeling. So würde man auch einen Mini-Mercedes oder Mini-Alfa bauen, wenn es einen geben würde.
Das Multimedia-System gehört zum flottesten und Handy-ähnlichsten was es in der Branche gibt – oberklassige digitale Performance im Kleinwagenbereich, super! Dazu gehört auch intelligente Spracherkennung und die Steuerung des Ladens und der Standheizung über eine Handy-App.
Der elektrische Fiat 500 hat natürlich in jedem Fall eine Automatik, und Fiat verlagert die Steuerung auf vier Tasten im Armaturenbrett. Das macht die Mittelkonsole geräumiger, der Cinquecento hat jetzt tatsächlich richtig viele Ablagen. Dazu gehört auch ein eigenes Handyfach mit induktiver Ladefunktion.
Insgesamt hat der Fiat 500 seine Enge und auch gewisse Schrullen verloren, er ist jetzt ein moderner, für die Klasse geradezu luxuriöser Innenraum, in dem man bequem Platz für sich und sein Sachen findet.
 
Das technische Konzept wird auf Elektroantrieb umgestellt. Ein radikaler Schritt?
Nur auf den ersten Blick. Für kaum ein Auto macht der vollkommene Umstieg mehr Sinn als für den Fiat 500 – oder wie viele Cinquecento begegnen Ihnen so auf der Autobahn? Eben. Mit der 42-kWh-Batterie beträgt die Normreichweite (je nach Karosserie- und Ausstattung) 298 bis 321 Kilometer, und diese WLTP-Messwerte sind erfahrungsgemäß nicht so weit weg von der Alltagsrealität. In der Stadt betragen sie sogar 430 bis 460 Kilometer, dafür wird es freilich viel Contenance brauchen. Dennoch gilt: Reichweite ist in der Stadt kein Thema. Man kommt sicher auch ohne Zittern durch den Sonntagsausflug und ohne Zwischenladen von Turin nach Mailand, respektive von Salzburg nach Linz. Von Wien nach Graz, also rund 200 Autobahnkilometer lang, wird es wohl schon etwas enger – aber nochmal: wir sehen schon jetzt sehr wenige Fiat 500 auf der Autobahn.
So gesehen ist auch unbedingt die kleinere Batterievariante zu überlegen, vor allem wenn man zuhause eine Lademöglichkeit hat. Sie macht den Einstiegspreis knapp 3.500 Euro günstiger, hat 23,65 kWh und eine Reichweite von rund 180 Kilometer (kombiniert) bis 240 Kilometer (Stadt). Die Motorleistung ist von 118 auf 95 PS reduziert, aber auch das sollte in der Stadt nicht so ins Gewicht fallen.
Mit der 42-kWh-Batterie beträgt die – nicht unrealistische – Normreichweite 298 bis 321 Kilometer, in der Stadt sogar bis zu 460 Kilometer.Mit der 42-kWh-Batterie beträgt die – nicht unrealistische – Normreichweite 298 bis 321 Kilometer, in der Stadt sogar bis zu 460 Kilometer.
Mit Wechselstromladen in 4:15 Stunden (11 kW) bis 15:15 Stunden (2,3 kW) bis zur vollen Batterie. 80-kW-Schnellladen: in 35 Minuten auf 80 Prozent!Mit Wechselstromladen in 4:15 Stunden (11 kW) bis 15:15 Stunden (2,3 kW) bis zur vollen Batterie. 80-kW-Schnellladen: in 35 Minuten auf 80 Prozent!
Unverändert im Angebot sind der Hatchback mit drei Türen und das Cabrio. Neu ist der 500 3+1, der auf der Beifahrerseite eine kleine zusätzliche Tür hat.Unverändert im Angebot sind der Hatchback mit drei Türen und das Cabrio. Neu ist der 500 3+1, der auf der Beifahrerseite eine kleine zusätzliche Tür hat.
Wie ist das Fahrgefühl im neuen Fiat 500?
Neu, ganz neu. Wo der Benziner merklich Schwung holen musste, ist der 118 PS starke E-Motor unmittelbar mit Drehmoment zur Stelle. Wo sich der Ottomotor hörbar anstrengte, zischt der neue 500er nur mehr leise. Der Neue beschleunigt deutlich agiler und fühlt sich insgesamt sportiver an als vergleichbare Benziner-Varianten. Das Fahrverhalten fühlt sich erwachsener an, Akustik und Fahrwerk wirken abgekoppelter von der Umwelt. Für das recht straffe Setup ist der Komfort nicht schlecht, Abrollgeräusche kommen mitunter aber schon etwas durch. Mit seinem durch die Batterien tiefen Schwerpunkt ist der neue Fiat 500 auch stets flott durch die Kurven unterwegs, ohne ein ausgewiesener Sportler zu sein. Da lassen die Italiener noch Platz für Abarth.
 
Wie schnell funktioniert das Aufladen?
Das ist der Cinquecento gut aufgestellt. Beim Wechselstromladen (AC) dauert es zwischen 4:15 Stunden (11 kW) und 15:15 Stunden (2,3 kW). Beim 80-kW-Schnellladen mit Gleichstrom (DC) kommt man in 35 Minuten auf 80 Prozent.
 
Wann und mit welchen Varianten geht es in Österreich los?
Das Bestellsystem ist offen, und die ersten Autos in Österreich angekommen. Alle Karosserie-Varianten sind verfügbar, auch die superedle Launch-Edition „La Prima“ gibt es noch.

Wie schaut es preislich aus?
Bisher bewegte sich der Fiat 500 in der Praxis meist zwischen 15.000 Euro und 30.000 Euro, als Elektroauto wird es zwischen 25.000 Euro und 40.000 Euro sein – wobei ein Hatchback mit richtig guter Austattung (Icon) schon um 29.990 Euro zu haben ist – und davon in Österreich auch 2021 weiterhin 5.000 Euro Elektroauto-Förderung abgezogen werden können.
 
Das erste Fazit?
Auch als modern-luxuriöses Stadtauto bleibt der Cinquecento ein Süßer – die wohldosierten Entwicklungsschritte formen einen kleinen Erwachsenen, bewahren aber das Wesen. Der komplette Umstieg auf Elektromobilität lässt die Preise steigen, macht aber für kein Auto soviel Sinn wie für den hauptsächlich in der Stadt fahrenden Fiat 500.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der komplette Umstieg auf Elektromobilität lässt die Preise steigen, macht aber für kein Auto soviel Sinn wie für den hauptsächlich in der Stadt fahrenden Fiat 500. Auch als modern-luxuriöses Stadtauto bleibt der Cinquecento ein Süßer – die wohldosierten Entwicklungsschritte formen einen kleinen Erwachsenen, bewahren aber das Wesen.Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der komplette Umstieg auf Elektromobilität lässt die Preise steigen, macht aber für kein Auto soviel Sinn wie für den hauptsächlich in der Stadt fahrenden Fiat 500. Auch als modern-luxuriöses Stadtauto bleibt der Cinquecento ein Süßer – die wohldosierten Entwicklungsschritte formen einen kleinen Erwachsenen, bewahren aber das Wesen."

DATEN & FAKTEN

Der neue Fiat 500 Hatchback / Cabrio / 3+1

(Dezember 2020)

Preis

24.990 Euro bis 38.490 Euro.

Antrieb

Elektroantrieb mit 42-kWh-Batterie (118 PS, Reichweite kombiniert 298 bs 321 km) oder 23,65-kWh-Batterie (95 PS, Reichweite kombiniert 180 bs 240 km). 1-Gang-Automaik. Frontantrieb.

Abmessungen

Länge / Breite / Höhe: 3.632 mm / 1.683 mm / 1.527 mm. Radstand 2.322 mm. Kofferraumvolumen 180 – 550 Liter.

Gewicht

1.365 kg – 1.405 kg.

Fahrwerte

23,65-kWh-Batterie : Höchstgeschwindigkeit 135 km/h, 0-100 km/h in 9,5 sec, Verbrauch kombiniert TBC. 42-kWh-Batterie : Höchstgeschwindigkeit 150 km/h, 0-100 km/h in 9,0 sec, Verbrauch kombiniert 14,0 – 14,9 kWh.
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