CARANTÄNE-TIPP: FORD-SONGS, Ö1
Autoradio der Ford-Historie
Ford ist ein Stück amerikanischer Kulturgeschichte. Und nun auch auf dem Kultursender Ö1 zu hören: in einer Sendung über Musik zum Thema – Ford. Die vielfach preisgekrönte Sendung Le week-end fährt ganz auf die Musik zu Gran Torino, Thunderbird und Co. ab. Die Sendung ist eine Woche lang nachhörbar.
22.05.2020Fotos: Ford
Die Sendung Le week-end, im ORF-Kultursender Ö1 immer Samstag um 13 Uhr zu hören, ist eine der meistdekorierten des Senders.
Vier Mal schon wurde die Musiksendung voller Tiefgang, die von Elke Tschaikner und Christian Scheib gestaltet wird, beim Festival in New York als eine der besten Radiosendungen der Welt ausgezeichnet.
Darunter war 2017 auch eine prestigeträchtige Bronzemedaille für die Folge "Die Musik der Formel 1" – mit dem Dröhnen von Lotus, Ferrari, Brabham, McLaren und Tyrell, gefunden auf einer italienischen Vinyl-Single von 1970, singenden Motoren, alten F1-Reportagen sowie Musik von Chopin und Mozart, Puccini und Charlie Parker, von Duke Ellington und Count Basie, und natürlich von Yello - der Schweizer Kultband, die mit "The Race" berühmt wurde.
Nun haben sich die beiden Macher wieder mit dem Thema Auto beschäftigt – in der Sendung "Ford-Musik" geht es um Songs über die Autos und Geschichte(n) der gleichnamigen Marke.
Ein Mustang, ein Feuervogel, eine Tin Lizzie stehen dabei im Zentrum einer klingenden Stunde Kulturgeschichte zwischen Genuss und Kapitalismuskritik – erzählt an Hand einer Automarke.
Ö1 kündigt das auf diese Weise spannend an:
"Die Objekte der automobilen Begierde werden gepflegt, weil sie geliebt werden, sie stehen natürlich nicht auf der Straße, sondern in Garagen, vorzugsweise im amerikanischen Suburbia, und das Werkzeug, mit dem der Mann seine Liebste in Handarbeit betreut, hängt geordnet und griffbereit an der Wand.
So eine Kombination kann spießig sein, aber es gibt auch Paare, deren Coolnessfaktor kaum zu überbieten ist:
Ein schöner alter grüner Ford Gran Torino, Sportwagen typisch amerikanischer Charakteristik, und sein Besitzer Clint Eastwood, ein - in diesem Film "Gran Torino" - gealterter Griesgram ebenfalls typisch amerikanischer Provenienz, sind so ein Paar.
Mürrisch beobachtet er die Veränderung in seiner neighbourhood, fährt dabei mit seinem Gran Torino die Straßen entlang, schließt langsam Freundschaft mit einigen jungen asiatischen Nachbarn. Schlussendlich - um das Ende dieses ruhigen, konzentrierten Films, der nach dem Ford Gran Torino benannt ist, vorwegzunehmen - opfert sich Clint Eastwood, um seinen jungen, in existentielle Not geratenen Freunden ein würdiges Leben zu ermöglichen. Und seinen Gran Torino vermacht er seinem Schützling, wie der Richter verliest, aber nur, wenn dieser seinem neuen alten Auto wiederum dessen Würde belässt und davon absieht, es zum Beispiel proletenhaft zu bemalen oder mit einem protzigen Spoiler zu versehen. Und dann ist der Film aus, der Gran Torino fährt mit seinem neuem Besitzer die Küste entlang, und im off hebt Clint Eastwood an zu singen: Ein Titelsong als Finale, Clint Eastwood gemeinsam mit Jamie Cullum."
Der Weg des klassischen amerikanischen Selfmade-Großindustriellen Henry Ford erregte Bewunderung wie Ablehnung, von seiner Sympathie mit Nazi-Deutschland bis hin natürlich zu seiner Erfindung des Fließbands als Produktionsmittel und den damit verbundenen Härten für die Arbeiter. Karl Amadeus Hartmann schrieb in der Zwischenkriegszeit einige zeitkritische Miniaturopern, von denen eine sich mit Ikonen amerikanischer Lebensform beschäftigen, mit dem Film und dem Auto, mit Charlie Chaplin und Henry Ford. Deren Charakterisierungen fallen durchaus ambivalent aus.
Aber es ist auch Platz für ein Ikone der Autogeschichte: den 1964 vorgestellten Ford Mustang.
Selten hat die Einführung eines neuen Modells die Maßstäbe des Cool-Seins so verändert, wie der neue schnörkellose Sportwagen Ford Mustang.
Die Sendungsmacher: "Eigentlich war der allererste Mustang auch schon der lässigste, auch wenn in den Folgejahren Modellentwicklung betrieben wurde und stärkere und größere Mustangs auf den Markt kamen. Gerade das Gegenteil, nämlich kleiner, war ein Quasi-Mustang, nämlich sein dann Ende der 60er Jahre in Europa auf den Markt gebrachtes Pendant, der Ford Capri. Die arrogant lange Motorhaube und der extrem kurze Kofferraum machen es klar: Wir haben viel Platz für PS, aber keinen für spießig viel Familiengepäck. Ganz bewusst als Fortsetzung des amerikanischen Mustang-Erfolgs für Europa konzipiert, setzte man auch in der Werbung auf Formulierungen wie den "sexy European, the Car you've always promised yourself".
Tschaikner und Scheib philosophieren auch über Modellnamen Capri: "Damit wollte man wohl ein Flair vom Sehnsuchtsort der 50er Jahre auf das neue Modell übertragen. Wir finden aber, dass dieses Auto eher Ford Monza hätte heißen sollen."
Die Musik, die Storys – die Sendung ist bis zum 30. Mai 2020 unter diesem Link abrufbar
Der Ford Capri – auch er ist Thema in der Kultursendung le-weekend auf Ö1.
Ford-Musik ist der Titel der Sendung le-weekend. Und danach noch eine Woche in der Ö1-Radiothek.
Ebenfalls besungen: der Thunderbird...
...und der Mustang.
Mustangs finden auch in der Künstler-Szene immer wieder Fans.
Sport...
...und Design.
Viele Songs setzen sich mit der Geschichte einzelner Ford-Modelle auseinander – aber natürlich auch kritisch mit der Rolle von Henry Ford in Zeiten von Kriegen und in der Industriealisierung.
Clint Eastwood machte mit seinem grandiosen Spätwerk "Gran Torino" auch das gleichnamige Ford-Modell zur Hollywood-Legende.