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INTENSIVTEST: HONDA JAZZ

INTENSIVTEST: HONDA JAZZ

Ist das der schlaueste Kleinwagen der Welt?

Der schlaue Kleine in der neuen Generation: Was bringen die magischen Sitze, wie fährt es sich mit dem kleinen Saugmotor und braucht man überhaupt ein größeres Auto? Wir klären die Sachlage im großen Intensivtest.
Schöne Farbe, nettes Design. Was kann der neue Jazz sonst noch?
Dienstbar sein. Wie schon sein Vorgänger besitzt der Honda Jazz nämlich die magischen Rücksitze – vulgo Magic Seats. Sie sind der große Clou an dem kleinen Auto.

Was genau macht sie so besonders?
Zum einen kann man die Sitzflächen nach oben klappen. Damit lassen sich im Fond besonders hohe Gegenstände bis zu 1,3 Meter – die geliebte Topfpflanze zum Beispiel – gut transportieren. Klappt man hingegen die Rücksitzlehnen nach unten, dann senken sich die Sitzflächen mit ab und man erhält einen phänomenalen, ganz ebenen Laderaum. All das funktioniert mit einfachen Handgriffen und völlig friktionsfrei.
Magische Sitze: Klappt man die Fondsitzflächen hoch, kann man 1,3 Meter hohe Gegenstände transportieren.Magische Sitze: Klappt man die Fondsitzflächen hoch, kann man 1,3 Meter hohe Gegenstände transportieren.
Klappt man die Rücklehnen nach unten, dann senken sich die Sitzflächen ab (wie man am nicht umgeklappten Teil gut erkennt). Nur damit gewinnt man eine völlig ebene Ladefläche.Klappt man die Rücklehnen nach unten, dann senken sich die Sitzflächen ab (wie man am nicht umgeklappten Teil gut erkennt). Nur damit gewinnt man eine völlig ebene Ladefläche.
Wie viel kann ich einladen?
Der gut dimensionierte Kofferraum misst im Normalfall 354 Liter – in etwa so viel wie bei einem viel größeren VW Golf. Nach dem Umklappen passen über 1,3 Kubikmeter in den Jazz. Dagegen schauen manche Nobelkombis plötzlich richtig armselig und klein aus. Man darf dabei nicht vergessen: Der Jazz ist nur knapp vier Meter lang – und so gesehen ein wirklich praktisches, cleveres Auto. In punkto Wandlungsfähigkeit eine echte Referenz in diesem Segment.
354 Liter in Normalstellung; das entspricht in etwa der Größenordnung eines viel längeren Kompaktautos à la VW Golf.354 Liter in Normalstellung; das entspricht in etwa der Größenordnung eines viel längeren Kompaktautos à la VW Golf.
Seltenheitswert in dieser Klasse (und auch bei den Kompakten): eine völlig ebene Ladefläche.Seltenheitswert in dieser Klasse (und auch bei den Kompakten): eine völlig ebene Ladefläche.
Groß, breit, hoch: So warten mehr als 1,3 Kubikmeter Raum auf Befüllung.Groß, breit, hoch: So warten mehr als 1,3 Kubikmeter Raum auf Befüllung.

Abgesehen vom Einladen: Wie sitzt man, wie lebt man?
Sehr gut. Die Honda-Ingenieure haben nicht den gesamten Raum fürs Gepäck geopfert, man lebt auch als Fahrer oder Passagier auf großem Fuß – sowohl vorne als auch im Fond. Dort ist man platzmäßig ebenfalls besser aufgehoben als in den meisten anderen Kleinwagen. Was uns noch gefällt: Der Honda Jazz springt nicht auf den aktuellen Zug auf, wonach selbst Kleinwagen superstraff und sportlich ausgelegt sein müssen. Beim Fahrwerk hat man eindeutig dem Komfort den Vorzug gegenüber der Dynamik gegeben, was durchaus plausibel ist. Der Jazz ist kein Sportwagen, dafür angenehm zu fahren.

Gegen den Sport spricht ja auch der Motor, oder?
Richtig, es ist derzeit nur ein einziger Motor verfügbar: ein 1,3-Liter-Saugmotor mit verstellbaren Nockenwellen (VTEC) und 102 PS. Der Motor ist angenehm, leise und laufruhig, allerdings alles andere als ein Dynamiker. Die lange Übersetzung des Getriebes führt dazu, dass man bei Fahrten über Land oft niedrigere Gänge bemühen muss, auf der Autobahn reicht eine kleine Steigung, um an Schwung zu verlieren. Subjektiv würden wir dem Motor eher 75 bis 80 PS zuschreiben, es ist ein Jammer, dass Honda sich so lange dem Turbomotor verweigert und damit einen Entwicklungsrückstand aufgerissen hat. Zur Ehrenrettung des Motors muss man allerdings noch hinzufügen, dass er wirklich sparsam ist. Bei fließender Fahrweise bleibt man immer unter sechs Liter.

Was ist dir beim Fahren sonst noch aufgefallen?
Man hat einen guten Überblick, die Schaltung ist sehr fein, auch die Ergonomie. Übrigens bietet der Jazz als einer der ganz wenigen Kleinwagen die Möglichkeit, das Lenkrad in Höhe UND Tiefe zu verstellen: Chapeau! Bei Geschwindigkeiten im Landstraßentempo ist der Jazz flüsterleise, während er bei Autobahntempi etwas lauter wird als der Klassenschnitt. Ist aber zu verkraften.

Noch ein paar Worte zur Ausstattung?
Der Jazz wirkt innen für diese Klasse sehr hochwertig, was man aber angesichts des doch recht hohen Preises auch erwarten kann. Dafür ist in der Bestausstattung unseres Testautos (Elegance) auch fast alles enthalten, was man sich wünscht, inklusive ein paar elektronischer Assistenten wie City-Notbrems, Kollisionswarner, Berganfahrhilfe, Spurhalte-Assi, Fernlicht-Assi. Auf die beiden letzteren könnten wir persönlich verzichten. Hübsch und edel: Lederlenkrad, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen und die abgedunkelten Fondscheiben.
Edles Lederlenkrad mit vielen, aber logisch angeordneten Tasten.Edles Lederlenkrad mit vielen, aber logisch angeordneten Tasten.
Gute Ergonomie und Materialqualität, zwei USB- und ein HDMI-Anschluss.Gute Ergonomie und Materialqualität, zwei USB- und ein HDMI-Anschluss.
Das große Infotainmentsystem bietet Licht und Schatten; die Bedienung über sensitive Tasten ist für ältere Semester mühsam.Das große Infotainmentsystem bietet Licht und Schatten; die Bedienung über sensitive Tasten ist für ältere Semester mühsam.

Wie sieht’s in punkto Infotainment aus?
Das kommt der Jazz mit dem neuen Honda CONNECT: Das ist ein sieben Zoll großer Touchscreen, der ebenfalls recht edel aussieht und die Bedienung des Soundsystems und der Freisprecheinrichtung managt. Allerdings verzichtet Honda dafür auf echte Knöpfe, sogar die Lautstärke muss man per Fingertipp auf der Glasoberfläche regeln – hier geht man einen Schritt zu weit und wird ältere Fahrerinnen und Fahrer eher überfordern oder verschrecken. Ebenfalls Serie in unserer Ausstattung: Internet-Radio (wenn man das eigene Smartphone als Verbindung nützt). Will man Honda CONNECT mit einem Navigationssystem ergänzen, zahlt man saftige 625 Euro Aufpreis und hat dann ein Garmin-System, das genau so funktioniert, wie man es von Mobilgeräten kennt. Diese Möglichkeit finden wir nicht sehr verführerisch, weder vom Preis noch von der Funktion.

Abschließend: Wie lautet deine Zusammenfassung des Tests?
Vom Layout ist der Honda Jazz tatsächlich der schlaueste Kleinwagen, den wir kennen. Viel mehr Raum – da muss man ehrlich sein – brauchen die Wenigsten. Fahrerisch vergibt sich der Jazz allerdings Punkte durch den Verzicht auf einen Turbomotor, der mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen brächte und damit angenehmer fahrbar wäre. Wer aber ohnehin auf Gemütlichkeit setzt, der freut sich über sparsame Verbrauchswerte, gute Ergonomie, Übersicht, hohen Federungskomfort und eine solide wirkende Verarbeitung.

Auto Bildergalerie: Honda Jazz

 

DATEN & FAKTEN

Honda Jazz 1,3 i-VTEC Elegance

(Juli 2016)

Preis

€ 19.285,–

Antrieb

Vierzylinder-Benzinmotor, DOHC, 16V; 1318 ccm, 75 kW (102 PS) bei 6000 U/min, 123 Nm bei 5000 U/min, 6-Gang-Handschalter.

Abmessungen

(L/B/H) 3995/1694/1525 mm, Radstand 2530 mm, Wendekreis 10,8 m, Tankinhalt 40 l, Kofferraum 354–1314 l.

Gewicht

Leergewicht 1138 kg, Zuladung 467 kg.

Fahrwerte

Vmax 190 km/h, 0–100 in 11,4 s, Normverbrauch 6,2/4,5/5,1 l. CO2 120 g/km.

Testverbrauch

5,8 l/100 km.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

3 Punkte

Vernunft

9 Punkte

Preis-Leistung

7 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte

Empfehlenswerte Extras

Es gibt nur drei Extras: die Metallic-Lackierung, das Navigationssystem und die Sitzheizung. Wir würden am ehesten die Sitzheizung wählen, obwohl sie mit 315 Euro auch kein Schnäppchen ist. Das Garmin-Navi ist mit 625 Euro eindeutig zu teuer.

Das taugt uns

Die Magic-Seats: Die Flexibilität und das Raumangebot sind damit in der Unter-Vier-Meter-Klasse unerreicht.

Bitte nachbessern

Der Saugmotor entspricht der alten Schule und wurde von modernen Turbomotoren längst überholt. Außerdem würden wir uns eine bessere Geräuschdämmung für Autobahnfahrten wünschen.

Unser Extra-Tipp

Wer auf Lederlenkrad und ein paar Elektronik-Goodies verzichten kann ist mit der um 2000 Euro günstigeren Ausstattungslinie „Comfort“ auch gut bedient.
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