INTENSIVTEST: KIA PROCEED 1.6 CRDI
So entzücken können nur wenige Rücken
Kia gibt die einzige schlüssige Antwort auf den SUV-Boom: Schöne neue Autos, die praktisch sind. Technisch ist der ProCeed verblüffend abgeklärt wie die alteingesessenen Wolfsburger oder Stuttgarter.
18.09.2019Fotos: FOTObyHOFER / Christian Hofer
Der ProCeed hat eine Vorgeschichte. Welche?
Vor einigen Jahren haben sich schlaue Köpfe daran erinnert, dass kompakte Kombis unglaublich praktisch sind. Sie gehören bisweilen zu den sinnvollsten Autos überhaupt, weil sie enormes Ladevolumen mit vernünftigen Abmessungen und Preisen vereinen. Leider sind kompakte Kombis nicht besonders sexy und daher oft nur als Firmenwagen im Einsatz. Die schlauen Köpfe haben aber erkannt, dass diese Karosserieform sogar so praktisch ist, dass man ihr Ladevolumen wegzwicken kann, um den Designern mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben – und am Ende trotzdem noch ein sinnvolles Auto herauskommt. Das Ergebnis war der Mercedes CLA Shooting Brake, dessen Name daran erinnert, das es ursprünglich der englische Adel war, der auf diese Idee kam: Die Snobs wollten ihre Sportcoupés eben auch zum Jagen nutzen verpassen ihnen ein Kombiheck.
Auf den CLA Shooting Brake reagiert Kia nun als erstes…
…und hebt mit seinem Design das von Mercedes eingeführte Shooting-Brake-Konzept auf ein neues Level. Auf diesen Sieg gegen Stuttgart haben die Schwaben inzwischen mit einer CLA-Neuauflage reagiert, aber ob das wirklich reicht gegen den Rücken zum Entzücken von Kia? Entscheiden sie selbst.
Vor einigen Jahren haben sich schlaue Köpfe daran erinnert, dass kompakte Kombis unglaublich praktisch sind. Sie gehören bisweilen zu den sinnvollsten Autos überhaupt, weil sie enormes Ladevolumen mit vernünftigen Abmessungen und Preisen vereinen. Leider sind kompakte Kombis nicht besonders sexy und daher oft nur als Firmenwagen im Einsatz. Die schlauen Köpfe haben aber erkannt, dass diese Karosserieform sogar so praktisch ist, dass man ihr Ladevolumen wegzwicken kann, um den Designern mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben – und am Ende trotzdem noch ein sinnvolles Auto herauskommt. Das Ergebnis war der Mercedes CLA Shooting Brake, dessen Name daran erinnert, das es ursprünglich der englische Adel war, der auf diese Idee kam: Die Snobs wollten ihre Sportcoupés eben auch zum Jagen nutzen verpassen ihnen ein Kombiheck.
Auf den CLA Shooting Brake reagiert Kia nun als erstes…
…und hebt mit seinem Design das von Mercedes eingeführte Shooting-Brake-Konzept auf ein neues Level. Auf diesen Sieg gegen Stuttgart haben die Schwaben inzwischen mit einer CLA-Neuauflage reagiert, aber ob das wirklich reicht gegen den Rücken zum Entzücken von Kia? Entscheiden sie selbst.
Die niedrigste Dachlinie der Kompaktklasse fällt über eine extrem schräg gestellte Heckscheibe dynamisch nach hinten ab.
So richtig von Kompaktklasse kann man hier eigentlich nicht sprechen, oder?
Nein, eher von einer neuen vernünftigen Mittelklasse. Zwar ist der ProCeed technisch mit Kias Golf-Gegner Ceed verwandt, aber mit 4,60 Metern Außenlänge ragt er optisch und inhaltlich eigentlich über die Kompaktklasse hinaus.
Grundsätzlich gibt Kia hier auch die einzige schlüssige Antwort auf den aktuellen SUV-Boom: Schöne neue Autos, die praktisch sind. Wer wie der ProCeed oder auch der Peugeot 508 die klassischen Kombi-Limousinen-Kategorien aufbricht und neu denkt, kann auch die SUVs einmal alt aussehen lassen.
Warum ist ein „Shooting Brake“-Konzept wie der ProCeed attraktiver als normale Kombis?
Auch wenn man auf den ersten Blick vielleicht in beiden Fällen „Kombi“ sagt, muss man eigentlich von zwei verschiedenen Klassen sprechen. Als Coupé mit Kombiheck wäre der ProCeed besser betitelt, denn die Proportionen sind völlig neu: Die mit 1,42 Metern niedrigste Dachlinie der Kompaktklasse fällt über eine extrem schräg gestellte Heckscheibe – die C-Säule liegt fast, statt wie üblich aufrecht zu stehen – dynamisch nach hinten ab. Und das Heck kann man ja fast nicht besser machen…
Nein, eher von einer neuen vernünftigen Mittelklasse. Zwar ist der ProCeed technisch mit Kias Golf-Gegner Ceed verwandt, aber mit 4,60 Metern Außenlänge ragt er optisch und inhaltlich eigentlich über die Kompaktklasse hinaus.
Grundsätzlich gibt Kia hier auch die einzige schlüssige Antwort auf den aktuellen SUV-Boom: Schöne neue Autos, die praktisch sind. Wer wie der ProCeed oder auch der Peugeot 508 die klassischen Kombi-Limousinen-Kategorien aufbricht und neu denkt, kann auch die SUVs einmal alt aussehen lassen.
Warum ist ein „Shooting Brake“-Konzept wie der ProCeed attraktiver als normale Kombis?
Auch wenn man auf den ersten Blick vielleicht in beiden Fällen „Kombi“ sagt, muss man eigentlich von zwei verschiedenen Klassen sprechen. Als Coupé mit Kombiheck wäre der ProCeed besser betitelt, denn die Proportionen sind völlig neu: Die mit 1,42 Metern niedrigste Dachlinie der Kompaktklasse fällt über eine extrem schräg gestellte Heckscheibe – die C-Säule liegt fast, statt wie üblich aufrecht zu stehen – dynamisch nach hinten ab. Und das Heck kann man ja fast nicht besser machen…
Eine formvollendete und dennoch schlanke Rundung, durch die schmalen Lichter in die richtige Proportion gesetzt und per Leuchtband veredelt.
Was macht das ProCeed-Heck so gut?
Es ergibt eine formvollendete und dennoch schlanke Rundung, weil nicht nur die Heckscheibe flach wie bei einem Sportwagen ist, sondern auch die Seiten wunderbar zugeschliffen sind und die schmalen Lichter das ganze in die richtige Proportion setzten. Die Premium-Attitüde eines vertikalen Leuchtbandes ist das bei jedem Bremsvorgang sichtbare i-Tüpferl.
Schauen wir in den Kofferraum. Geht der ProCeed trotz seiner Designkapriolen als Familienauto durch?
Gegenüber dem klassischen Ceed SW, der als einer der geräumigsten Kompakt-Kombis eine anspruchsvolle Referenz ist, büßt der ProCeed erstaunlich wenig Stauraum ein: Sein Kofferraumvolumen als Fünfsitzer ist 30 Liter geringer, also fast ident. Bei umgelegter Rückbank fasst der Stauraum knapp 100 Liter weniger, auch bei der niedrigeren Ladekante und der etwas größeren Öffnung ist der Ceed SW leicht im Vorteil.
Im Alltag spürt man das kaum, denn die 594 bis 1.562 Liter des ProCeed sind voll familientauglich, hinzu kommt die vom Kombi übernommene, geradezu pedantische Detailbesessenheit: Hacken, Ösen, Schienen, Netze, Fernentriegelung für die Fondlehnen, Staufach für die Laderaumabdeckung…
Nicht ganz unwesentlich für dieses Kapitel ist natürlich auch, dass der CLA Shooting Brake auch in der neuen Generation den kleineren Kofferraum hat.
Es ergibt eine formvollendete und dennoch schlanke Rundung, weil nicht nur die Heckscheibe flach wie bei einem Sportwagen ist, sondern auch die Seiten wunderbar zugeschliffen sind und die schmalen Lichter das ganze in die richtige Proportion setzten. Die Premium-Attitüde eines vertikalen Leuchtbandes ist das bei jedem Bremsvorgang sichtbare i-Tüpferl.
Schauen wir in den Kofferraum. Geht der ProCeed trotz seiner Designkapriolen als Familienauto durch?
Gegenüber dem klassischen Ceed SW, der als einer der geräumigsten Kompakt-Kombis eine anspruchsvolle Referenz ist, büßt der ProCeed erstaunlich wenig Stauraum ein: Sein Kofferraumvolumen als Fünfsitzer ist 30 Liter geringer, also fast ident. Bei umgelegter Rückbank fasst der Stauraum knapp 100 Liter weniger, auch bei der niedrigeren Ladekante und der etwas größeren Öffnung ist der Ceed SW leicht im Vorteil.
Im Alltag spürt man das kaum, denn die 594 bis 1.562 Liter des ProCeed sind voll familientauglich, hinzu kommt die vom Kombi übernommene, geradezu pedantische Detailbesessenheit: Hacken, Ösen, Schienen, Netze, Fernentriegelung für die Fondlehnen, Staufach für die Laderaumabdeckung…
Nicht ganz unwesentlich für dieses Kapitel ist natürlich auch, dass der CLA Shooting Brake auch in der neuen Generation den kleineren Kofferraum hat.
Die technische Entwicklung ist subtil, aber sensationell. Der Fortschritt steckt im Detail und sorgt in Summe für ein neues Fahrgefühl.
Das Cockpit ist konservativ, aber logisch. Bedienung und Übersichtlichkeit des Multimediasystems sind in der Branche eine Benchmark geworden.
Ganz klassische Armaturen.
Logische Lenkradfernbedienung.
Höchst kompetente Automatik.
Das Ladevolumen ist familientauglich, hinzu kommt eine vom Kombi übernommene, geradezu pedantische Detailverliebtheit.
Was kann man über das Cockpit sagen?
Es ist klassischer gestaltet als das Außendesign, vergleichsweise konservativ. Kia hat sich hier ganz offensichtlich am VW-Konzept der hohen Fertigungsqualität und der größtmöglichen Klarheit orientiert. Wobei der ProCeed verblüffend abgeklärt ist und sich auf Augenhöhe mit den Alteingesessenen aus Wolfsburg bewegt, in Teilbereichen sogar darüber: Die Bedienlogik und die Übersichtlichkeit des Multimediasystems zum Beispiel ist in der Branche eine absolute Benchmark geworden. Kurzum: Es gibt in der Kompaktklasse aufregendere Innenräume, aber kaum angenehmere.
Wobei, nicht falsch verstehen: die Materialien sind in der getestete GT Line durchaus nobel. Mit gestepptem Alcantara, Ledereinsätzen und farbigen Ziernähten setzt der ProCeed auf Elemente der Premium-Klasse.
Wie fährt sich das Auto?
Die technische Entwicklung ist subtil, aber sensationell. Lange hat sich Kia in der Kompaktklasse schrittweise vorgearbeitet, nun haben die Koreaner und ihre große europäische Entwicklungsabteilung einen erstaunlich großen Sprung gemacht: Plötzlich, von der einen Generation auf die andere, fährt der Ceed mit der Abgeklärtheit der deutschen Klassenprimusse. Der Fortschritt steckt im Detail, erzeugt aber in Summe ein neues Fahrgefühl.
Eine entscheidende Entwicklung zu mehr Agilität hat das Handling genommen, wobei das nicht nur der Sportler spürt, sondern durch das schönere Lenkgefühl und die leichtfüßigeren Richtungswechsel auch der ganz normale Normalfahrer.
Klar ist auch, dass der ProCeed trotz seiner Coupé-Designelemente kein forscher Leistungssportler ist: Mit einer gelungenen Balance aus Handling und Komfort ist seine Abstimmung ausgewogen im besten Sinn.
Es ist klassischer gestaltet als das Außendesign, vergleichsweise konservativ. Kia hat sich hier ganz offensichtlich am VW-Konzept der hohen Fertigungsqualität und der größtmöglichen Klarheit orientiert. Wobei der ProCeed verblüffend abgeklärt ist und sich auf Augenhöhe mit den Alteingesessenen aus Wolfsburg bewegt, in Teilbereichen sogar darüber: Die Bedienlogik und die Übersichtlichkeit des Multimediasystems zum Beispiel ist in der Branche eine absolute Benchmark geworden. Kurzum: Es gibt in der Kompaktklasse aufregendere Innenräume, aber kaum angenehmere.
Wobei, nicht falsch verstehen: die Materialien sind in der getestete GT Line durchaus nobel. Mit gestepptem Alcantara, Ledereinsätzen und farbigen Ziernähten setzt der ProCeed auf Elemente der Premium-Klasse.
Wie fährt sich das Auto?
Die technische Entwicklung ist subtil, aber sensationell. Lange hat sich Kia in der Kompaktklasse schrittweise vorgearbeitet, nun haben die Koreaner und ihre große europäische Entwicklungsabteilung einen erstaunlich großen Sprung gemacht: Plötzlich, von der einen Generation auf die andere, fährt der Ceed mit der Abgeklärtheit der deutschen Klassenprimusse. Der Fortschritt steckt im Detail, erzeugt aber in Summe ein neues Fahrgefühl.
Eine entscheidende Entwicklung zu mehr Agilität hat das Handling genommen, wobei das nicht nur der Sportler spürt, sondern durch das schönere Lenkgefühl und die leichtfüßigeren Richtungswechsel auch der ganz normale Normalfahrer.
Klar ist auch, dass der ProCeed trotz seiner Coupé-Designelemente kein forscher Leistungssportler ist: Mit einer gelungenen Balance aus Handling und Komfort ist seine Abstimmung ausgewogen im besten Sinn.
Mit Diesel? Ja, bitte. Der Selbstzünder ist wenig zu hören, spricht sanft an, beherrscht bei Bedarf aber auch den kraftvollen Antritt.
Wie gut ist der Antrieb? Ist der Diesel eine gute Wahl?
Auch hier ist Kias Fortschritt groß und wirkt sich auf jedem Meter aus: Der Dieselmotor ist wenig zu hören, spricht sanft an, beherrscht bei Bedarf aber auch den kraftvollen Antritt. Der 1,6-Liter-Diesel mit 136 PS und das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe wirken aufeinander eingespielt wie ein altes Ehepaar, aber ohne dessen gelegentliche Differenzen. Die Variante ist somit eine sehr gute Wahl, wenn auch rund 2000 Euro teurer als der Benziner, der in der Praxis rund zwei Liter mehr verbraucht (falls sie errechnen wollen, wann sich der Selbstzünder für Sie lohnt). Ein Schaltgetriebe gibt es auch, aber warum sollte man es nehmen, wenn die Automatik so gut geworden ist und außer dem Preis keine Nachteile mehr hat?
Stichwort Finanzen. Wie liegt der ProCeed preislich?
Das Testmodell kostet 37.390 Euro, bereits in der Variante „einmal so ziemlich alles“. Das ist natürlich nicht günstig, aber im Konkurrenzvergleich auch nicht schlecht – und zudem nicht das letzte Wort: Derzeit bekommt man den ProCeed in einigen Varianten als „Österreich Edition“ ab 26.890 Euro, dann allerdings mit Schaltgetriebe.
Wie fällt das ProCeed-Testfazit aus?
Eine im wahrsten Sinne des Wortes schöne Antwort auf den SUV-Boom: ähnlicher Nutzwert, ähnlicher Preis, cooleres Design! Technisch verblüffend abgeklärt, fährt der ProCeed souverän wie die Alteingesessenen aus Deutschland. Und mitunter fährt er auch an ihnen vorbei: Das vom Mercedes CLA in die Kompaktklasse eingeführte Shooting-Brake-Konzept hebt Kia bei Design und Nutzwert auf ein neues Level.
Auch hier ist Kias Fortschritt groß und wirkt sich auf jedem Meter aus: Der Dieselmotor ist wenig zu hören, spricht sanft an, beherrscht bei Bedarf aber auch den kraftvollen Antritt. Der 1,6-Liter-Diesel mit 136 PS und das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe wirken aufeinander eingespielt wie ein altes Ehepaar, aber ohne dessen gelegentliche Differenzen. Die Variante ist somit eine sehr gute Wahl, wenn auch rund 2000 Euro teurer als der Benziner, der in der Praxis rund zwei Liter mehr verbraucht (falls sie errechnen wollen, wann sich der Selbstzünder für Sie lohnt). Ein Schaltgetriebe gibt es auch, aber warum sollte man es nehmen, wenn die Automatik so gut geworden ist und außer dem Preis keine Nachteile mehr hat?
Stichwort Finanzen. Wie liegt der ProCeed preislich?
Das Testmodell kostet 37.390 Euro, bereits in der Variante „einmal so ziemlich alles“. Das ist natürlich nicht günstig, aber im Konkurrenzvergleich auch nicht schlecht – und zudem nicht das letzte Wort: Derzeit bekommt man den ProCeed in einigen Varianten als „Österreich Edition“ ab 26.890 Euro, dann allerdings mit Schaltgetriebe.
Wie fällt das ProCeed-Testfazit aus?
Eine im wahrsten Sinne des Wortes schöne Antwort auf den SUV-Boom: ähnlicher Nutzwert, ähnlicher Preis, cooleres Design! Technisch verblüffend abgeklärt, fährt der ProCeed souverän wie die Alteingesessenen aus Deutschland. Und mitunter fährt er auch an ihnen vorbei: Das vom Mercedes CLA in die Kompaktklasse eingeführte Shooting-Brake-Konzept hebt Kia bei Design und Nutzwert auf ein neues Level.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Eine im wahrsten Sinne des Wortes schöne Antwort auf den SUV-Boom. Das Cockpit ist vergleichsweise konservativ, was aber auch Vorteile hat. Technisch verblüffend abgeklärt und dem Vorbild von Mercedes bei Außendesign und Nutzwert voraus."