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GERALD ENZINGER

GERALD ENZINGER

Das Wunder Formel 1

Die Formel 1 hat etwas geschafft, an dem sie fast ein dreiviertel Jahrhundert gescheitert ist: sie hat die USA erobert. 400.000 (!) Fans beim Austin-Grand-Prix – so was schien immer undenkbar. Der Grund? Eine gute Show, der Netflix-Erfolg – und auch die gute Arbeit von Red Bull. Immerhin hatten Mateschitz und Marko schon vor 20 Jahren von einem All American Racing Team geträumt.
Es war einer der größten Tage der Formel-1-Geschichte.
Und das mitten in einer größten Saisonen, die dieser Sport je erlebt hat.

Noch in Jahrzehnten werden (wir) Zeitzeugen von diesem Jahr 2021 reden – und dem epischen Duell der beiden Lenk-Giganten Max Verstappen und Lewis Hamilton und ihrer beiden verfeindeten Imperien, die sie vertreten: Red Bull und Mercedes.

Aber irgendwie waren am Sonntag alle Sieger, die in der Formel 1 sind.
Denn die Formel 1 ist derzeit in mehrfacher Hinsicht in Hochform.

Im Windschatten des epischen Duells, über das die ganze Sportwelt redet, ist die Formel 1 auch als Ganzes in Fahrt gekommen. Die Aussichten sind blendend, und die Gegenwart ist es auch schon.

Das neue Reglement-Konzept für 2022 und dann auch jenes ab 2026 (noch inoffiziell) scheint mehr als nur gelungen zu sein. Die Formel 1 schafft sich mit neuen Technologien (Stichwort: e-fuel) einen dringend nötigen ökologischen Anstrich, der sie auch für Autokonzerne relevant hält und mit dem man die Formel E längst radikal ausgebremst hat.
Und zum anderen ist das Bekenntnis zu Budget-Limits alles entscheidend. Man wird in Zukunft in der Formel 1 als Team nicht nur einzahlen, man wird richtig gut Geld verdienen können.

Kein Wunder, dass etwa das Alfa/Sauber-Team keine Eile hat zu verkaufen, obwohl vor allem eine Gruppe um den amerikanischen Andretti-Clan massives Interesse an einer Übernahme hat. Trotz der Tatsache, dass das Team hinterher fährt, ist alleine das Ticket für die Formel 1 sehr viel wert – und dieser Wert wird in den nächsten Monaten – wenn das neue Reglement 2022 funktioniert – noch weiter im Preis steigen.

Die Mischung aus Privatteams und Werksteams passt langsam und Marken wie Honda wird es bald wieder in die Formel 1 ziehen (wobei festzuhalten ist: so fair wie sich Honda gerade von Red Bull trennt, das hat es in der Formel 1 kaum wo je gegeben, ein echtes Musterbeispiel). Zudem stehen einige deutsche Giganten wieder an der Tür der Formel 1.

Zwei Giganten gehören an dieser Stelle, gerade nach dem USA-Grand-Prix, besonders erwähnt: Red Bull und Netflix.

Die Netflix-Doku "Drive to Survive" ist ein weltweiter Erfolg. Sie hat die Formel 1 dramatisch in ihrer Fan-Struktur verjüngt. Ein paar Stunden Doku haben es geschafft, aus einem Boomer-Sport, der in den Jahrgängen 1980 bis 2000 lange kaum Anhänger hatte, einen Jugend-Trend zu machen. Weltweit sind junge Menschen, darunter sehr viele Mädchen und Frauen, von der Formel 1 und ihren coolen, jungen Helden wie Lando Norris, George Russell oder Charles Leclerc begeistert.

Und mit "weltweit" ist diesmal auch und vor allem die USA mitgemeint. Jenes Land, an dessen Eroberung die Formel 1 fast ein dreiviertel Jahrhundert gescheitert ist. Debakel wie Las Vegas, Phoenix, Dallas, Indianapolis miteingerechnet.

Nun ist alles anders: 400.000 (!) Fans brachen in Austin alle Rekorde, die Formel 1 boomt – und die Fan-Gruppen kommen dabei längst nicht mehr aus der traditionell Formel-1-affineren spanisch sprechenden Bevölkerungsschicht. 2022 kommt Miami dazu, über einen dritten amerianischen Grand Prix (z.B. in Las Vegas oder New York) wird gesprochen.

Die Formel 1 ist in den USA angekommen, selbst wenn sie dort Corona-bedingt zwei Jahre gar nicht war. Sie ist cool geworden, modern, sie bietet Entertainment. Der relativ neue Eigentümer Liberty hat sicher nicht alles richtig gemacht, aber sehr viel. Gerade am Heim-Markt.

Aber auch Red Bull verdient Lob – nicht nur weil man eben im "Mercedes-Revier" in Austin gewonnen hat.
Dietrich Mateschitz und Helmut Marko haben schon vor 20 Jahren von einem "All American Racing Team" geträumt, es gab konkrete Pläne das Arrows-Team zu kaufen und einen, wie es der Name schon sagt, rein amerikanischen Formel-1-Rennstall aufzubauen.

Der Plan scheiterte und so kaufte man Jaguar und machte es als Red Bull Racing zu einem der beiden besten Teams des Jahrhunderts. Aber immer hat Red Bull (natürlich auch aus Eigeninteresse im Sinne des Dosen-Verkaufs) die USA im Fokus behalten.
Heuer gab es grandiose und aufsehenerregende PR-Fahrten in New York (mit Patrick Friesacher) und in Texas (Sergio Perez in Dallas). Der Aufwand hat sich gelohnt, die Fans nahmen den neuen Entertainment-Zugang der Formel 1 nur zu gerne an.

Die Formel 1 ist in Amerika angekommen – und Amerika blickt nun, wie wir in Europa, gebannt auf einen jetzt schon legendären Showdown zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen.
Eine oscarreife Darbietung der "Cinema Formel 1".
Knallvolle Tribüne, trotz Zusatz-Aufbauten: Der USA-GP war nicht nur für Max Verstappen ein voller Erfolg, sondern auch für die Formel 1.Knallvolle Tribüne, trotz Zusatz-Aufbauten: Der USA-GP war nicht nur für Max Verstappen ein voller Erfolg, sondern auch für die Formel 1.
Sternstunde: Helmut Marko (hier in Austin beim Jubeln mit Max Verstappen) träumte schon vor zwei Jahrzehnten gemeinsam mit Didi Mateschitz vom All American Racing Team. Nun gewann dessen gefühltes Sternstunde: Helmut Marko (hier in Austin beim Jubeln mit Max Verstappen) träumte schon vor zwei Jahrzehnten gemeinsam mit Didi Mateschitz vom All American Racing Team. Nun gewann dessen gefühltes "Nachfolgeteam" Red Bull Racing im für die WM so wichtigen Rennen in Austin, Texas.
Tolle PR-Aktionen wie diese Fahrt von Patrick Friesacher im RB7 durch New York haben die Werbung für die Formel 1 in den USA massiv unterstützt.Tolle PR-Aktionen wie diese Fahrt von Patrick Friesacher im RB7 durch New York haben die Werbung für die Formel 1 in den USA massiv unterstützt.
Der Weltmeister RB7 von Red Bull..Der Weltmeister RB7 von Red Bull..
...unterwegs in den Straßen von New York....unterwegs in den Straßen von New York.
Eine weitere tolle PR-Show: Publikumsliebling Sergio Perez mit seinen Stunts in Dallas, weniger Tage vor dem Austin-Grand-Prix.Eine weitere tolle PR-Show: Publikumsliebling Sergio Perez mit seinen Stunts in Dallas, weniger Tage vor dem Austin-Grand-Prix.
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