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WM-LEADER OSCAR PIASTRI

WM-LEADER OSCAR PIASTRI

Das ist WM-Leader Oscar Piastri

Tiefenentspannt wie seine Hunde, mit 24 abgeklärt wie Professor Alain Prost, sauschnell und beinhart: Was man über Formel-1-WM-Leader Oscar Piastri wissen sollte. Und warum seine Erfolge für sein Leider-Nein-Team Red Bull doppelt bitter sind.

Am Ostersonntag übernahm Oscar Piastri, gerade 24 Jahre jung geworden, zwar nicht die Weltherrschaft, aber zum ersten Mal die Führung in der Formel-1-Weltmeisterschaft. Mit seinem Sieg in Saudi Arabien.

Die Geschichte der Formel 1, sie ist auch eine Geschichte der Auserwählten. Jener Fahrer, die in der Klasse der Könige einfach um einen Tick besser sind: begnadeter, schneller, besser, rücksichtsloser, perfekter. Max Verstappen, eben vier Mal in Serie Weltmeister geworden, ist so einer und auch Lewis Hamilton.


Eine äußerst begabte Generation rund um Charles Leclerc, George Russell oder Lando Norris schien in den vergangenen Jahren einer Red-Bull-Diktatur in einen Karriere-Long-Lap-Penalty geschickt worden zu sein, in einer Warteschleife, in der keiner von ihnen trotz starker Einzelleistungen die Kombination Österreich-Holland-Japan biegen konnte und Weltmeister wurde.

Und nun ist, Dank der von Christian Horner verantworteten Unruhe bei Red Bull, die Chance für all diese Piloten gekommen – genutzt wird sie aber vielleicht von einem noch Jüngeren. Von Oscar Piastri.


Oscar Piastri, der in Katar 2022 einst sein erstes Sprintrennen gewann, damals noch im Schatten von Verstappen, der am selben Tag wieder und zum dritten Mal Weltmeister wurde.


Jener Piastri aber, der in seiner ersten Saison noch mehr beeindruckte als die anderen Verstappen-Jäger es getan haben. Ein Sieg im ersten Jahr, das ist bei „echten“ Grand-Prix-Rennen als bislang letztem Lewis Hamilton 2007 gelungen. Piastri gewann immerhin einen Sprint. Sein Höhenflug (der auch eng mit jenem des Traditionsteams McLaren verbunden ist) ist beeindruckend. Er macht kaum Fehler und agiert mittlerweile nicht nur auf Augenhöhe mit dem ebenfalls hochbegabten Lando Norris, der davor einen Dani Ricciardo regelrecht demoliert hatte.


Für zwei Teams ist das große Niederlage: In erster Linie natürlich für Alpine (Renault), die den jungen Australier ausgebildet haben und ihn dann wegen einer nahezu grotesken Kombination aus fehlendem Vertrauen in Piastri und mangelnder Kenntnis des eigenen Vertrages mit ihm ihn handstreichartig an McLaren verloren haben. Es ist absurd: Weil Alpine sich zu lange nicht entscheiden konnte, ob man die Saison 2023 mit Alonso oder Piastri fahren will (neben dem schwächeren Ocon noch dazu), verlor man beide.


Doch auch Red Bull muss angesichts der Leistungen von Piastri zumindest etwas nachdenklich werden. Denn während Alpine den Australier warten ließ, klapperte sein Manager Mark Webber mehrere Teams los, um Piastri unterzubringen – und er wurde seine heiße Ware nicht los. Dabei kontaktierte der einstige „Number-2-Driver“ auch sein Ex-Team Red Bull Racing und zwar noch Dietrich Mateschitz persönlich. Doch intern entschied man sich gegen eine Verpflichtung des jungen Piastri. Und das obwohl auf der Suche nach einem „nächsten Verstappen“ nicht gerade ein Überangebot im eigenen Kader herrschte, erst jetzt mit Isack Hadjar ein neuer Hoffnungsträger aufgetaucht ist.


Und trotz Piastris fast einzigartigem Lebenslauf. Von den 129 Rennen, die er vor seiner Formel-1-Karriere fuhr, gewann Oscar 21. Er war 46 (!) Mal am Podium, fuhr 16 Mal Pole Position und drehte 21 Mal die Schnellste Runde. Noch beeindruckender ist freilich seine Titelsammlung:
2019 Meister im Formel Renault Europacup, 2020 Meister in der Formel 3 – im ersten Jahr, 2021 Meister in der Formel 2 – im ersten Jahr. Schon damals sah man also, dass er ein Mann für Titel ist – einer, der vielleicht ein Wochenende nicht so oft so klar dominiert wie das ein Verstappen kann oder eben auch Lando Norris mit seinem enormen Grundspeed, der aber cooler bleibt als der (unter Druck) zu fehleranfällige Norris.
Piastri holt einfach das Maximum des an einem Wochenende möglichen heraus (den Patzer beim Heim-Grand-Prix in Melbourne ignorieren wird hier mal), seine Antworten am Funk sind kurz, klar, präzise und cool. Gejammert wird nie, auch nicht über feindselig agierende Kollegen.

Solche Piloten sind dafür auserwählt, Punkte zu sammeln und Meisterschaften zu gewinnen. Schon früh erinnerte er uns alle an Alain Prost, ein junger Professor ist erschienen.
Aber einer, und das ist Erkenntnis vom Ostersonntag, im Zweikampf reinhalten kann, selbst wenn es Rad an Rad gegen den Härtesten unter der Sonne, gegen Max Verstappen, geht.

Verstappen (der heuer genial fährt in einem schwierigen Auto) – und vor allem aber das bisherige Wunderkind Lando Norris wissen nun, gegen wen sie antreten. Der Druck auf Norris nimmt zu, Piastri wirkt bereiter für diesen Kampf.

Vielleicht hat er die Ruhe ja von seinen Hunden – Piastris auf Social Media immer umtriebige Mutter hatte einst nach dem ersten Sieg von Sohn bzw. dem Herrchen ein Bild gepostet, wie seine Hunde seelenruhig auf der Couch schliefen, während Oscar zum ersten Mal auf dem Podium stand.

Vielleicht wussten es die Hunde aber damals schon: Oscar wird noch oft gewinnen. Vieleicht sogar die WM 2025.


 

Voll reinhalten, selbst wenn der Gegner der gnadenlose Verstappen ist: Oscar Piastri mag es auch hart – die Lehre vom Ostersonntag.Voll reinhalten, selbst wenn der Gegner der gnadenlose Verstappen ist: Oscar Piastri mag es auch hart – die Lehre vom Ostersonntag.
Mitten zwischen Verstappen und Leclerc: Piastri ist in der Formel 1 nicht nur in seiner Mitte, sondern auch in der Mitte des Podiums.Mitten zwischen Verstappen und Leclerc: Piastri ist in der Formel 1 nicht nur in seiner Mitte, sondern auch in der Mitte des Podiums.
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