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Test: MG Cyberster

Test: MG Cyberster

Klassik mit Kick

Schlanker Körper, eleganter Innenraum, fundierte Abstimmung: MG kehrt klassisch in den Sport zurück und pflegt traditionelle Roadster-Werte auf neue Art. Der elektrische Antrieb sorgt für Gelassenheit im Alltag und einen neuen Kick am Kurvenausgang. Die Rechnung ist wohlfeil.
Um wen geht es?
Mit einem neuen Auto ohne direkte Konkurrenten haben wir es nicht mehr oft zu tun. Der MG Cyberster ist tatsächlich der erste Elektro-Sportwagen mit normalen Preisen und größeren Stückzahlen. Das einzige vergleichbare Auto, das man noch kaufen kann, ist der BMW Z4, den es aber natürlich nur mit Verbrennungsmotor gibt. Der ebenfalls thermische Mercedes SL kostet das Zweieinhalb- bis Dreifache. Audi TT, Mercedes SLK, Jaguar F-Type und Porsche 718 Boxster wurden längst eingestellt. Der Mazda MX-5 spielt nicht annähernd in der gleichen Leistungsliga. Angekündigte Elektro-Roadster von Tesla und Porsche lassen auf sich warten und werden vermutlich auch das Doppelte bis Dreifache kosten.
Dass sich ein MG in diesen Kreisen bewegt, ist die eigentliche Überraschung: Nach eher ehrlosen Jahren als Rover-Anhängsel wurde das MG-Logo an den chinesischen SAIC-Konzern weitergereicht, der ein langjähriger VW-Partner ist und nach Stückzahlen zu den größten Autoherstellern zählt. Seit 2021 werden die in China gefertigten MG-Modelle auch in Europa verkauft – zunächst vor allem mit attraktiven Preisen, inzwischen auch mit immer attraktiverer Technik: Erstes Statement-Auto war der MG4 Electric XPOWER mit Allradantrieb, 435 PS und 600 Newtonmetern maximalem Drehmoment. Zum 100. Geburtstag der Marke folgte 2024 der Launch des Cyberster als ganz großes Ausrufezeichen.

Also noch eine englische Marke mit Anschubhilfe aus dem Ausland?
Die Engländer lieben Autos, haben im Autogeschäft aber kein Glück. Jaguar und Land Rover blühen unter indischen Eigentümern auf (sind aber operativ britische Marken geblieben). Mini, Rolls-Royce und Bentley gehören seit Langem zu deutschen Konzernen (von denen sie auch inhaltlich gelenkt werden). Das chinesische Investment in MG könnte zumindest teilweise zurück zu den Wurzeln führen. Noch wird in China entwickelt und produziert. Die Europaversionen – auch des Cyberster – werden aber schon in England an hiesige Bedürfnisse und Geschmäcker angepasst. Bald könnte ein MG-Werk in Europa folgen, entsprechende Pläne sind konkret. Indes arbeitet die Marke an ihrer künftigen optischen Ausrichtung: Neuer Chefdesigner ist der Slowake Jozef Kabaň, der schon für Audi, Škoda, BMW, Rolls-Royce und Volkswagen entworfen hat. Auch in Österreich läuft es für die neuübernommene Traditionsmarke: Unter der Ägide von Denzel, ebenfalls ein Traditionsunternehmen, gibt es rund 40 MG-Händler, und zwei Prozent Marktanteil werden ins Visier genommen. Mit anderen Worten: Man etabliert sich.
 
Wie wirkt das Cyberster-Design auf der Straße?
Traditionelle Roadster-Proportionen mit langer Haube und kurzem Heck treffen auf betont schnörkellose Linienführung. Der Cyberster ist eine schlanke, klassische Schönheit – wobei das Auto in Natura größer und erwachsener wirkt als auf den Bildern. Niemand wird an seinen ernsthaften Absichten zweifeln. Dass Assoziationen zum Jaguar F-Type aufkommen können – ist so. Es gibt schlechtere Stilvorbilder. Schaulustigen werden neben dem schönen Körper auch filmreife Szenen an der Tür geboten: Elektrisch schwingen die zwei Scherentüren nach oben, der Fahrer muss kurz Distanz wahren, bevor er zusteigen darf. Nach der Ankunft wiederum genügt ein Knopfdruck, um die Türen flott nach oben gleiten zu lassen. Sensoren vermeiden die Kopfnuss für den herbeieilenden Hotelpagen. Eine gelungenen Showeinlage. Auch farblich hat der Cyberster einiges zu bieten, zum Beispiel nicht alltägliche Rot-, Gelb-, Grün, Weiß- und Grau-Lackierungen mit luxuriöser Anmutung. Alternativ zum schwarzen Stoffdach kann ein schickes rotes Verdeck bestellt werden. Stilistisch haben wir nur einen Kritikpunkt: Die pfeilförmigen Rücklichter wirken in diesem klassischen Entwurf unnötig verspielt.
Traditionelle Roadster-Proportionen mit langer Haube und kurzem Heck treffen auf betont schnörkellose Linienführung.Traditionelle Roadster-Proportionen mit langer Haube und kurzem Heck treffen auf betont schnörkellose Linienführung.
Zum 100. Geburtstag der Marke hat MG 2024 den Cyberster vorgestellt.Zum 100. Geburtstag der Marke hat MG 2024 den Cyberster vorgestellt.
Dass Assoziationen zu Jaguar und Porsche aufkommen können – ist so.Dass Assoziationen zu Jaguar und Porsche aufkommen können – ist so.
Der Cyberster ist eine schlanke, klassische Schönheit – wobei das Auto in Natura größer und erwachsener wirkt als auf den Bildern.Der Cyberster ist eine schlanke, klassische Schönheit – wobei das Auto in Natura größer und erwachsener wirkt als auf den Bildern.
Wäre nicht nötig gewesen: Die pfeilförmigen Rücklichter sind eine Spielerei.Wäre nicht nötig gewesen: Die pfeilförmigen Rücklichter sind eine Spielerei.
Tiefe Front, silber-schwarze 20-Zoll-Räder, rote Brembo-Bremssättel.Tiefe Front, silber-schwarze 20-Zoll-Räder, rote Brembo-Bremssättel.
Elektrisch schwingen die zwei Scherentüren nach oben und sind dabei erstaunlich alltagstauglich.Elektrisch schwingen die zwei Scherentüren nach oben und sind dabei erstaunlich alltagstauglich.
Wie fühlt sich der Innenraum an?
Ziemlich elegant. Hinter den erstaunlich alltagstauglichen Spektakel-Türen warten Sitze mit schönen Velours-Bezügen – wobei die hellgraue Interieur-Variante des Testwagens edel, aber auch ein bisschen heikel ist. Im Stil von Luxus-Sportwagen sind Armaturenbrett und Türen hochwertig verkleidet, auch das Lenkrad ist von bester Qualität. Der Bügel zwischen Fahrer und Beifahrer weckt erneut F-Type-Assoziationen. Traditionalisten müssen sich an den dominanten Bildschirm-Cluster gewöhnen, Elektro-Freaks haben natürlich nichts anderes erwartet. Angenehm ist, dass die Screens gut im Blickfeld sind, aber gleichzeitig nicht zu hoch bauen. Auch das Anzeigenlayout ist schlüssig und ausreichend übersichtlich für eine sportliche Fahrweise. Apple CarPlay und Android Auto werden allerdings relativ klein dargestellt und die Navigationskarte ein bisschen vom Lenkrad verdeckt. Weil die Anordnung stark fahrerorientiert ist, müssen sich Beifahrer für die Bedienung deutlich nach vorne beugen. 
Das griffige kleine Lenkrad liegt gut in der Hand. Die Sitzposition könnte aus sportlicher Sicht etwas tiefer sein, störend hoch ist sie aber nicht. Etwas mehr Seitenhalt in Kurven wäre gut, dafür sind die Sitze auch auf der Langstrecke sehr komfortabel. Für die Automatik-Fahrstufen drückt man Knöpfe in der Mittelkonsole, die Wippen hinter dem Lenkrad wählen dagegen unterschiedliche Fahrmodi aus – an beides gewöhnt man sich. Bemerkenswert ist die Windstille im Cockpit, selbst wenn das offene Auto flott bewegt wird. Da kann man den Bose-Sound ungestört genießen, wenn der Cyberster über die Landstraßen zischt. Das Platzangebot für die Passagiere ist in die Breite gut, nach oben ist es durch die relativ hohe Sitzposition etwas limitiert. Das Kofferraumvolumen beträgt knapp 250 Liter bei geschlossenem Dach, damit geht sich ein verlängertes Wochenende locker aus, mit kreativem Einpacken auch eine längere Reise mit eleganter Begleitung – zumal es hinter den Sitzen einen großzügigen Zusatzstauraum gibt, den man auch als Ablage im Alltag zu schätzen beginnt. 
 
Welche Antriebs- und Fahrwerktechnik setzt MG ein?
Die Plattform des MG4 XPOWER kommt in einer weiterentwickelten Variante und unter Beteiligung von europäischen Premiummarken wie Brembo (Vierkolben-Bremsanlage) und Pirelli (P Zero Reifen) zum Einsatz. Zwischen der Doppelquerlenker-Vorderachse und der Mehrlenker-Hinterradaufhängung lagert eine 77-kWh-Batterie. Für den Antrieb stehen zwei Varianten zur Wahl: Ein E-Motor an der Hinterachse mit 340 PS/475 Newtonmetern und rund 507 Kilometern WLTP-Reichweite (MG Cyberster Trophy). Oder der hier getestete Allradantrieb mit zusätzlichem Frontmotor und insgesamt 510 PS/725 Newtonmeter sowie rund 443 Kilometern WLTP-Reichweite (MG Cyberster GT). Während der Trophy knapp 1.900 Kilo wiegt und in 5,0 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt, bringt der GT knapp 2.000 Kilo auf die Waage und sprintet in 3,2 Sekunden. DC-Gleichstromladen kann der Cyberster mit 144 kW, im Idealfall bedeutet das knapp 40 Minuten von zehn auf 80 Prozent.
Im Stil von Luxus-Sportwagen sind Armaturenbrett und Türen hochwertig verkleidet, auch das Lenkrad ist von bester Qualität.Im Stil von Luxus-Sportwagen sind Armaturenbrett und Türen hochwertig verkleidet, auch das Lenkrad ist von bester Qualität.
Wirklich super: Den Sportmodus wählt man auf Landstraßen gerne.Wirklich super: Den Sportmodus wählt man auf Landstraßen gerne.
Übersichtliches Layout ist die sportliche Fahrweise.Übersichtliches Layout ist die sportliche Fahrweise.
Sitze mit schönen Velours-Bezügen – wobei die hellgraue Interieur-Variante des Testwagens edel, aber auch ein bisschen heikel ist.Sitze mit schönen Velours-Bezügen – wobei die hellgraue Interieur-Variante des Testwagens edel, aber auch ein bisschen heikel ist.
Die Oberflächen sind haptisch hochwertig und akkurat verarbeitet.Die Oberflächen sind haptisch hochwertig und akkurat verarbeitet.
Für die Automatik-Fahrstufen drückt man Knöpfe.Für die Automatik-Fahrstufen drückt man Knöpfe.
Kofferraumvolumen: gut nutzbare 250 Liter: Mit kreativem Einpacken ist auch eine längere Reise mit eleganter Begleitung möglich.Kofferraumvolumen: gut nutzbare 250 Liter: Mit kreativem Einpacken ist auch eine längere Reise mit eleganter Begleitung möglich.
Wie fährt sich der Cyberster?
Tiefenentspannt beginnt die Fahrt in der 510 PS starken Variante des MG-Roadsters. Wenn sich ein Sportwagen, der 725 Newtonmeter mobilisieren kann, nicht nur lautlos, sondern so sanft aus der Garagenbox bewegt, hat das auch was Erhabenes. Ein Auto, das in gut drei Sekunden auf Hundert beschleunigen kann, aber keinesfalls den Eindruck erweckt, jemanden etwas beweisen zu müssen, ist ein cooler Hund. Im Stadtverkehr kann der Cyberster durch diese ruckelfreie Gelassenheit unglaublich entspannt cruisen – perfektes Alltagsauto, quasi. Dass er zugleich unwiderstehlich von der Ampel wegzischt, spürt man weniger, als man es im Rückspiegel sieht. Stromschnelle ohne Nackenschlag, zumindest wenn man nicht wie ein Dreijähriger aufs Pedal hupft.
Statt das stattliche Gewicht mit übertriebener Härte oder technischen Verrenkungen wie Allradlenkung, Torque Vectoring oder Adaptivfahrwerk zu bekämpfen, hat MG den Aufhängungen und der Lenkung eine erstaunlich fundiert Gran-Turismo-Abstimmung gegeben. Nicht zu straff, aber leistungsorientiert abgestimmt, zugeschnitten auf flotte Landstraßenetappen, die auch mal über kleinere Straßen mit etwas schlechterem Belag führen können. In Kurven zeigt der Cyberster keine spürbare Tendenz zum Untersteuern, die Gewichtsverteilung ist ausgewogen und der Allradantrieb ein guter Manager im Hintergrund. Beim allzu forschem Rausbeschleunigen greift die Traktionskontrolle ein, im Performance-Modus lässt sie kleine Schwenker zu und fängt dann wieder entschlossen ein, um sicher zu bleiben. Die Lenkung ist ausreichend gefühlvoll, um Spaß an der Arbeit zu haben. Und nicht zuletzt hat die schnelle Fahrt über Landstraßen besondere Momente, wenn die zwei E-Maschinen am Kurvenausgang so unmittelbar vehement anschieben, wie es kein Verbrenner kann. Ein echter Kick, denn was sich anfangs ein bisschen virtuell anfühlt, ist letztlich einfach (sau)schnell. Derweil ist beim Beschleunigen nur ein leises Zischen wie in der Formel E zu vernehmen, was Autohörer natürlich bemängeln, Autofahrer aber nicht stört.
 
Wie hoch ist die Reichweite in der Praxis?
Wenn man halbwegs entspannt fährt und das Wetter nicht winterlich ist, beträgt die reale Reichweite der 510-PS-Allradvariante 350 bis gut 400 Kilometer. Bei richtig sportlicher Fahrweise über die Berge kann die tatsächliche Reichweite in den Bereich von 250 Kilometer schrumpfen. Auf der Autobahn sind 300 Kilometern Gesamt-Reichweite sowie 250-Kilometer-Etappen im 10-bis-80-Prozent-Ladezyklus üblich. Beim Cyberster Trophy mit 340-PS-Heckantrieb kann man jeweils rund zehn Prozent dazu addieren. 
 
Wie schaut es preislich aus?
Für einen Sportwagen auf diesem Leistungs- und Ausstattungsniveau ist der MG Cyberster günstig. Der heckgetriebene Trophy kostet 59.990 Euro, die allradgetriebene Performance-Version MG Cyberster GT 67.990 Euro – jeweils mit Vollausstattung. Außer der Metallic-Lackierung für 990 Euro sind keine Extras vorgesehen. In puncto Langzeitqualität sind für die Autos der neuen, in China produzierten MG-Familie noch keine Erfahrungswerte vorhanden. Wie bei MG üblich, gibt es aber sieben Jahre beziehungsweise 150.000 Kilometer Herstellergarantie geben, was nicht nur für die Sportwagenwelt eine Besonderheit ist.
 
Das Fazit?
Der Cyberster pflegt traditionelle Roadster-Werte auf neue Art: Mit schlankem Körper, elegantem Innenraum und einer fundierten Abstimmung ohne Tricks zeigt er klassische Sportlertugenden. Mit dem elektrischen Antrieb sorgt er für Gelassenheit im Alltag und einen neuen Kick am Kurvenausgang. Für sein Leistungs- und Ausstattungsniveau ist dieser MG günstig zu haben.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Mit schlankem Körper, elegantem Innenraum und einer fundierten Abstimmung ohne Tricks zeigt der MG Cyberster klassische Sportlertugenden. Mit dem elektrischen Antrieb sorgt er für Gelassenheit im Alltag und einen neuen Kick am Kurvenausgang.Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Mit schlankem Körper, elegantem Innenraum und einer fundierten Abstimmung ohne Tricks zeigt der MG Cyberster klassische Sportlertugenden. Mit dem elektrischen Antrieb sorgt er für Gelassenheit im Alltag und einen neuen Kick am Kurvenausgang."

DATEN & FAKTEN

MG Cyberster

(April 2025)

Preis

MG Cyberster GT (510 PS, Allrad): 67.990 Euro. Cyberster Trophy (350 PS, Heckantrieb): 59.990 Euro. Jeweils mit Vollausstattung.

Antrieb

GT: Permanent-Synchronmotoren vorne und hinten, Allradantrieb. Leistung 375 kW / 510 PS. Nennleistung 235 kW / 320 PS. Maximales Drehmoment 725 Newtonmeter. 77 kWh-Batterie. DC-Laden mit bis zu 144 kW.

Trophy: Permanent-Synchronmotor hinten, Hinterradantrieb. Maximale Leistung 250 kW / 340 PS. Nennleistung 160 kW / 218 PS. Maximales Drehmoment 475 Newtonmeter. 77 kWh-Batterie. DC-Laden mit bis zu 144 kW.

Abmessungen

Länge 4.535 mm, Breite 1.912 mm, Höhe 1.320 mm, Radstand 2.690 mm. Kofferraumvolumen: 250 Liter.

Gewicht

Leergewicht: 1.855 kg (Tropy) bzw. 1.985 kg (GT).

Fahrwerte

GT: Beschleunigung 0–100 km/h in 3,2 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h, WLTP-Normverbrauch 19,1 kWh/100 km, WLTP-Reichweite 443 Kilometer.

Trophy: Beschleunigung 0–100 km/h in 5,0 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 195 km/h, WLTP-Normverbrauch 16,7 kWh/100 km, WLTP-Reichweite 507 Kilometer.

Testverbrauch

20,5 kWh (Cyberster GT mit 510 PS/Allrad).
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