ALPHATAURI AT03 – FORMEL 1 2022

Die austro-italienische Schönheit zeigt erstmals ihr neues Gesicht.
AlphaTauri hat den neuen AT03 für die Saison 2022 präsentiert – oder zumindest einmal Render davon, die aber schon einen ersten Eindruck vom neuen Ich des jüngeren der beiden Red-Bull-Rennställe in der Formel 1 geben.

Franz Tost ist seit der Gründung des Teams (damals unter dem Namen Toro Rosso) der Chef, mit Sebastian Vettel und Pierre Gasly konnte er auch zwei Mal über Siege seines Rennstalls freuen.
Und über eine sensationelle Bilanz als Talente-Förderer: Sebastian Vettel, Dani Ricciardo, Max Verstappen und Pierre Gasly wurde in oder nach der Schulzeit bei Tost Formel-1-Sieger, oder sogar Weltmeister. Bei Carlos Sainz ist der erste Grand-Prix-Sieg wohl nur eine Frage der Zeit. Sieben der aktuell 20 Piloten genossen/genießen ihre Ausbildung bei dem Team aus Faenza – ein Rennstall, der aus dem legendären Nachzügler-Team Minardi hervorgegangen ist.

Und ein Team, dass sich für Red Bull nicht nur als Talenteschmiede rentiert, sondern auch als rasendes Labor. Ob bei der Entwicklung des Honda-Motors oder bei diversen Fahrzeugteilen – AlphaTauri ist für Red Bull Racing im WM-Kampf auch insofern eine Hilfe, als das man manchmal Teile und Entwicklungen erst mal mit weniger Risiko in den Austro-italienischen Boliden testen konnte und kann.

Nachdem man in der Vergangenheit öfters überlegt hatte, das Team zu verkaufen, ist es mittlerweile eine echte Wertanlage für Red Bull – und Red Bull Racing wieder so nah wie schon lange nicht. Der Bezug zu Österreich spiegelt sich auch in Typenbezeichnungen mit dem Beginn "AT" wider, was ja sowohl für AlphaTauri (Red Bulls Modemarke) steht als auch für die internationale Web-Abkürzung für Österreich.

So hat AlphaTauri seine Zusammenarbeit mit Red Bull Racing weiter verstärkt und die Synergie vor allem auf das Heck gelegt – Getriebe, Hydraulik, Hinterradaufhängung. "Es ist ein ähnliches Arrangement wie in der Vergangenheit", sagt Technikchef Jody Egginton, um dann doch klarer zu werden: "Der Unterschied besteht darin, dass aufgrund der Regeländerung beide Teams 2022 dieselbe Spezifikation von Teilen verwenden werden, während wir zuvor Teile mit einem ein Jahr alten Design von Red Bull verwendet haben."
Mit anderen Worten: AlphaTauri ist nun State of the Art und zumindest am Anfang modern wie ein Weltmeister-Bolide von Red Bull Racing. Das sind wahrlich keine schlechten Voraussetzungen.
Zumal man, wie RBR, weiter auf Honda-Power setzen kann, wenn auch nun unter den Namen "HRC" beschriftet.
Und dass, nachdem man im Vorjahr mit 142 Punkten und als WM-Sechster mehr Punkte denn je eingefahren hatte. "Ohne das Zufallsrennen von Alpine in Ungarn wäre AlphaTauri auch noch vor denen gewesen", glaubt Dr. Helmut Marko. Sein langjähriger Weggefährte Tost hofft, "dass wir an die Erfolge aus dem Vorjahr anknüpfen können".

2021 war es freilich in erster Linie der vor allem im Qualifying absolut sensationelle Pierre Gasly gewesen, der das Punktekonto von AlphaTauri genährt hatte. Der Franzose hat seine "zweite Chance" beim Tost-Team mehr als nur genutzt – dabei hatte er den Platz einst unter anderem deshalb bekommen, weil die Modemarke AlphaTauri starkes Interesse an den Model-Qualitäten Gaslys gehabt hatte.
Nun ist Pierre Gasly längst eine der heißesten Aktien der Formel 1 – und auch wenn die Beziehung zu Red Bull Racing wohl nicht zu kitten ist (zumindest so lange dort Max Verstappen ist), dürften Teams wie Alpine künftig Interesse an Gasly haben. Dr. Marko bremst freilich: "Wenn er in einem besseren Mittefeldteam die Nummer 1 sein will, dann ist er eh schon dort, wo er geschätzt wird."

Yuki Tsunoda blieb dagegen, nachdem er kurz schon als "neuer Verstappen" gehypt wurde, unter den Erwartungen: eine desaströse Quali-Bilanz gegen Gasly (2:20), eine schlechte Renn-Bilanz (5:17), eine bittere Punkte-Bilanz (32:110), dazu viel zu viele Crashes.
Doch: In der Finalphase der Saison wurde Yuki konstanter und im letzten Rennen wurde er – im Schatten des epischen WM-Duells – bärenstarker Vierter.
Das lässt alle hoffen, auch den bekannt sensiblen (und zugleich cholerischen) Japaner selbst: "Mein Gefühl ist, dass ich viel besser weiß, was ich tun muss als vor einem Jahr, und ich weiß, wie ich mich vorbereiten muss, um gute Leistungen zu erzielen." Denn: "Ich weiß, wo meine Schwachpunkte liegen, ich kann auf meine Erfahrungen aus dem letzten Jahr aufbauen und ich habe hart gearbeitet, um bereit zu sein."
Tsunoda im Rückspiegel: "Wenn im Vorjahr etwas Unerwartetes oder Ungewöhnliches passierte, konnte ich mich nicht schnell genug darauf einstellen, weshalb ich in vielen Rennen Probleme hatte", so der Japaner, der weiß, dass er jetzt liefern muss: "Ich fühle jetzt mehr Leistungsdruck als im letzten Jahr, aber es ist ein guter Druck, der mich beim Training motiviert."
Wobei eine Hilfe für Tsunoda wegfällt. Ende der Saison hatte Yuki einen Top-Coach: Red-Bull-Ersatzfahrer Alex Albon kümmerte sich intensiv um den Japaner. Doch ab nun sind sie wieder Rivalen: Albon ist im Williams selbst wieder zurück am Formel-1-Grid.