CARANTÄNE-TIPP: REGENGOTT RODRIGUEZ
Regengott im Stil Sennas
Es gilt als eines der schwierigsten Regenrennen aller Zeiten – und als die Krönung eines Regengottes: Pedro Rodriguez gewann die 1000 km von Brands Hatch 1970 mit fünf (!) Runden Vorsprung. Ein Naturereignis, das sich exakt heute vor einem halben Jahrhundert ereignete. Unser CARANTÄNE-Tipp des Tages.
10.04.2020Fotos: Screenshots Youtube
Heute vor 50 Jahren, am 12. April 1970, ereignete sich eines der denkwürdigsten Rennen in der Sportwagen-Geschichte: Das 1000-Kilometer-Rennen von Brands Hatch 1970.
Es war in der größten Phase des Langstrecken-Sports: in dem Jahr, in dem der Film "Le Mans" gedreht wurde, ein Jahr ehe Helmut Marko dort in Rekordmanier gewann. Und in einer Zeit, in der fast wöchentlich einer der Piloten irgendwo bei einem Rennen zu Tode stürzte. Auch der Mann, der an diesem Tag zum Regengott wurde, lebte nach seinem Höllenritt in Südengland nur mehr knapp 15 Monate: Pedro Rodriguez.
Der Mexikaner gewann schon mit 12 sein erstes Motorradrennen, dann Anfang der 1960er-Jahren die 24 Stunden von Daytona – gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Ricardo. Doch Ricardo verunglückte am Allerheiligen-Tag 1962 beim Heim-Grand-Prix in Mexico City.
Pedro machte weiter, er wurde Teamkollege von Jochen Rindt bei Brabham (1967) – und gewann gleich zu Neujahr in Kyalami.
Zur Ikone wurde er aber im Sportwagen, vor allem in Brands Hatch vor 50 Jahren: Chris Amon hatte im Ferrari 512S Spyder mit 1:28,6 Minuten, was einem Schnitt von 173,286 km/h bedeutete, die Pole Position erobert. Zum Vergleich: Monate später stellte Rindt in der Formel 1 eine Pole-Zeit von 1:24,8 auf – man sieht also wie extrem schnell die Sportwagen waren, nicht weit weg von den viel leichteren Grand-Prix-Boliden.
Und diese 600PS-Geräte waren gefährlich. Vor allem im sintflutartigen Regen, der am Renntag vor 20.000 wetterfesten Fans Brands Hatch in eine nasse Hölle verwandelte. Den besten Start im Regen hatte Vic Elford im Porsche 917, der Jacky Ickx (Ferrari), Jack Brabham (Matra) und Jo Siffert (Porsche) in die erste Runde führte. Pedro Rodríguez sorgte weiter hinten bald für Aufsehen: Er hatte mehrere Wagen unter Gelber Flagge überholt und einige Runden lang die Warnflagge der Rennleitung, sich wieder rücküberholen zu lassen, ignoriert. Pedro meinte später, er habe die Flaggen einfach nicht gesehen, die Gischt sei zu groß, die Sicht zu schlecht gewesen im vorderen Mittelfeld.
Trotzdem: Um der im Raum stehenden Disqualifikation zu entgehen, holte die Teamleitung seines Wyer-Teams den Mexikaner an die Box. Sie ließ den Porsche so lange anhalten bis alle Wagen wieder am 917 vorbei waren.
Auf der Strecke spielte sich das nackte Grauen ab – Fahrer drehten, sie crashten, manche gaben vor Angst auf. Und Rodriguez? Der pflügte von hinten wieder durch das Feld in seinem Porsche 917, quer und verwegen und voller Todesverachtung, gegen Top-Piloten wie Vic Elford (Bild oben) kämpfend.
Am Ende gewann Pedro Rodriguez, der zwei Porsche 917 von Porsche Salzburg als erste Verfolger hatte, mit unvorstellbaren fünf Runden Vorsprung. Eine Glanzleistung an Car Control im Regen – laut vielen Experten auf einer Höhe mit Ayrton Sennas Ritt über Wasser 1993 in Donington in der Formel 1.
Wie Senna und wie sein Bruder Ricardo fand auch Pedro Rodriguez den Rennfahrertod: Am 11. Juli 1971 am Norisring in Nürnberg.
Sehen Sie unten Ausschnitte aus dem Rennen, ein Interview mit Pedro Rodriguez und das Tribute-Video eines Fans.
Anmerkung: In unserem Service-Schwerpunkt CARANTÄNE empfehlen wir Ihnen in der Phase von Ausgangsbeschränkungen und Quarantäne jeden Tag ein Highlight aus der PS-Welt: vom Live-Event bis hin zur ausführlichen Dokumentation, von einem Tribute bis hin zu einer Geschichte, die Sie erfahren sollten. Oder manchmal vielleicht einfach nur etwas Lustiges oder Verrücktes aus der Welt der Mobilität.
Es war in der größten Phase des Langstrecken-Sports: in dem Jahr, in dem der Film "Le Mans" gedreht wurde, ein Jahr ehe Helmut Marko dort in Rekordmanier gewann. Und in einer Zeit, in der fast wöchentlich einer der Piloten irgendwo bei einem Rennen zu Tode stürzte. Auch der Mann, der an diesem Tag zum Regengott wurde, lebte nach seinem Höllenritt in Südengland nur mehr knapp 15 Monate: Pedro Rodriguez.
Der Mexikaner gewann schon mit 12 sein erstes Motorradrennen, dann Anfang der 1960er-Jahren die 24 Stunden von Daytona – gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Ricardo. Doch Ricardo verunglückte am Allerheiligen-Tag 1962 beim Heim-Grand-Prix in Mexico City.
Pedro machte weiter, er wurde Teamkollege von Jochen Rindt bei Brabham (1967) – und gewann gleich zu Neujahr in Kyalami.
Zur Ikone wurde er aber im Sportwagen, vor allem in Brands Hatch vor 50 Jahren: Chris Amon hatte im Ferrari 512S Spyder mit 1:28,6 Minuten, was einem Schnitt von 173,286 km/h bedeutete, die Pole Position erobert. Zum Vergleich: Monate später stellte Rindt in der Formel 1 eine Pole-Zeit von 1:24,8 auf – man sieht also wie extrem schnell die Sportwagen waren, nicht weit weg von den viel leichteren Grand-Prix-Boliden.
Und diese 600PS-Geräte waren gefährlich. Vor allem im sintflutartigen Regen, der am Renntag vor 20.000 wetterfesten Fans Brands Hatch in eine nasse Hölle verwandelte. Den besten Start im Regen hatte Vic Elford im Porsche 917, der Jacky Ickx (Ferrari), Jack Brabham (Matra) und Jo Siffert (Porsche) in die erste Runde führte. Pedro Rodríguez sorgte weiter hinten bald für Aufsehen: Er hatte mehrere Wagen unter Gelber Flagge überholt und einige Runden lang die Warnflagge der Rennleitung, sich wieder rücküberholen zu lassen, ignoriert. Pedro meinte später, er habe die Flaggen einfach nicht gesehen, die Gischt sei zu groß, die Sicht zu schlecht gewesen im vorderen Mittelfeld.
Trotzdem: Um der im Raum stehenden Disqualifikation zu entgehen, holte die Teamleitung seines Wyer-Teams den Mexikaner an die Box. Sie ließ den Porsche so lange anhalten bis alle Wagen wieder am 917 vorbei waren.
Auf der Strecke spielte sich das nackte Grauen ab – Fahrer drehten, sie crashten, manche gaben vor Angst auf. Und Rodriguez? Der pflügte von hinten wieder durch das Feld in seinem Porsche 917, quer und verwegen und voller Todesverachtung, gegen Top-Piloten wie Vic Elford (Bild oben) kämpfend.
Am Ende gewann Pedro Rodriguez, der zwei Porsche 917 von Porsche Salzburg als erste Verfolger hatte, mit unvorstellbaren fünf Runden Vorsprung. Eine Glanzleistung an Car Control im Regen – laut vielen Experten auf einer Höhe mit Ayrton Sennas Ritt über Wasser 1993 in Donington in der Formel 1.
Wie Senna und wie sein Bruder Ricardo fand auch Pedro Rodriguez den Rennfahrertod: Am 11. Juli 1971 am Norisring in Nürnberg.
Sehen Sie unten Ausschnitte aus dem Rennen, ein Interview mit Pedro Rodriguez und das Tribute-Video eines Fans.
Anmerkung: In unserem Service-Schwerpunkt CARANTÄNE empfehlen wir Ihnen in der Phase von Ausgangsbeschränkungen und Quarantäne jeden Tag ein Highlight aus der PS-Welt: vom Live-Event bis hin zur ausführlichen Dokumentation, von einem Tribute bis hin zu einer Geschichte, die Sie erfahren sollten. Oder manchmal vielleicht einfach nur etwas Lustiges oder Verrücktes aus der Welt der Mobilität.
Die Rodriguez-Brüder wurden im Rennsport zu Legenden – und starben beide jung. Heute ist die Rennstrecke in Mexiko nach ihnen benannt.
Pedro Rodriguez: vom Teamkollegen von Jochen Rindt zum "Regengott". Und das immer mit Stil.