HAPPY BIRTHDAY
Die Legende Niki Lauda
Karajan bewunderte Laudas Pianistenhände, Muhammad Ali sagte zu ihm: "I am the greatest. And you are the greatest!" Und Maler-Ikone Gottfried Helnwein portraitierte den Rennfahrer in Bild und Wort: "Der Niki war der große Held, der den Österreichern ihren Minderwertigkeitskomplex nahm. Halb verbrannt hat er nicht aufgegeben und die Welt besiegt!" Nun ist Niki Lauda 70. Wir gratulieren!
22.02.2019Fotos: Ferrari, Mercedes, Red Bull Contentpool
ANDREAS NIKOLAUS "NIKI" LAUDA. Geboren am 22. Februar 1949 in Wien. Und damit nun 70 Jahre alt.
Formel-1-Pilot von 1971 bis 1979 und von 1982 bis 1985. Weltmeister 1975, 1977 (FERRARI) und 1984 (MCLAREN).
Warum ist er in der Hall of Fame?
Weil die Geschichte des Niki Lauda weltweit zu den größten in der Historie des Sports zählt - und mit Grund (erfolgreich) von Hollywood verfilmt wurde. Sieben Jahrzehnte prallen Lebens verdichtet in wenige Zeilen: Sohn aus einer Industriellenfamilie will gegen den Wunsch des mächtigen Großvaters Rennfahrer werden. Deshalb muss er existenzbedrohende Kredite aufnehmen, um sich den Traum von der Formel 1 zu erfüllen. Doch dort schafft er den Durchbruch, er kommt zu Ferrari und schafft es, das berühmteste Team der Welt mit einer noch nie gesehenen fast wissenschaftlichen Testarbeit aus einem Jahrzehnt der Niederlagen zu führen und endlich wieder zum Weltmeister zu machen. Ein Jahr später ist er Seriensieger, als er am Nürburgring crasht und schwerste Verbrennungen erleidet. Er bekommt vom Pfarrer die Letzte Ölung und Zeitungen schreiben, dass er - wenn er überhaupt überleben sollte - erst in drei Jahren wieder unter Menschen könne. Doch 42 Tage später wird Lauda Vierter beim Grand Prix von Monza mit einem Körper voller Brandnarben. Am Ende der Saison verliert er im letzten Rennen die WM an den Playboy James Hunt, weil er im strömenden Regen aufgibt und offen sagt, Angst zu haben. Von allen abgeschrieben wird er im Jahr darauf wieder Weltmeister - und verlässt Ferrari freiwillig, aus Prinzip und aus Ärger, weil das Team und sein Chef nicht an ihn geglaubt haben. Zwei Jahre später verlässt er die Formel 1 mit den Worten "nicht deppert im Kreis fahren zu wollen". Trotzdem kommt er wieder zurück und wird wieder Weltmeister in einem unglaublichen Showdown gegen seinen Teamrivalen Alain Prost. Lauda gewinnt in Zandvoort 1985 noch seinen 25. Grand Prix, dann tritt er zurück.
Aber sein Leben bleibt ein Drama...
Er baut eine Fluglinie auf, mit viel Erfolg. Doch das Schicksal fordert ihn weiter: 1991 Absturz einer seiner Maschinen über Thailand, 223 Tote. Nikis Nieren gehen kaputt, er bekommt zwei Mal Spendernieren transplantiert, gründet und verkauft eine weitere Fluglinie - um Ende 2012 bei Mercedes anzuheuern und das Team gemeinsam mit Toto Wolff zu zehn WM-Titeln in fünf Jahren zu führen. Doch im fünften Jahren ist er nur bis zur Jahresmitte dabei. Nachdem er im Juli in Spielberg beim Legends Race in einem BMW Alpina seinen vorerst letzten großen Auftritt in Österreich hatte, verschlechtert sich sein da schon etwas angeschlagener Gesundheitszustand rapide: Anfang August muss ihm im AKH eine Spenderlunge transplantiert werden, um ihn zu retten. Seitdem ist er am mühsamen Weg zurück.
Wer sollte in seiner Geburtstgas-Laudatio unbedingt zitiert werden?
Merkwürdigerweise wahrscheinlich Lauda selbst - denn seine Aussagen sind oft eine Legende für sich. Obwohl er selbst unsere Idee hassen würde, denn er hat uns erzählt was ihn nervt: "Wo auch immer ich hinkomme, muss ich den Leuten was erzählen. Ich komme gar nicht dazu, Fragen zu stellen. Oft fragt mich meine Frau Birgit dann, warum wir nicht sitzen bleiben? Dann sag ich zu ihr: Ich habe meine Leistung gebracht. Ich will dann nicht mehr, wen ich zum vierzigsten Mal gefragt werde, warum das Kapperl rot ist."
Was sagt man über ihn?
Hören wir etwa Danielle Audetto, Ex-Teamchef von Ferrari und zu aktiven Zeiten eher ein Störenfried für Lauda: "Ich habe später auch mit Alonso und Senna gearbeitet - aber niemand hat die Formel 1 so stark verändert wie Niki." Inwiefern? "Der Erste, der sein Leben dem Rennsport unterordnete. Der Erste, der richtig Geld machte. Der Erste, der sich um Fitness kümmerte." Vor allem seine Testarbeit ist sagenumwoben: Vor Beginn seiner ersten Saison bei Ferrari (1974) hatte das Team plötzlich mehr Testkilometer am Tacho als alle anderen Teams zusammen.
Legendär ist freilich auch seine Sparsamkeit - doch sogar machte Lauda mit dem Werbesatz "Ich hab nichts zu verschenken." Agnes Carlier, die zu Marlboro-Zeiten seine PR-Frau war: "Nach dem WM-Titel bin ich mit Prost und Lauda wochenlang auf Promo-Tour gewesen. Plötzlich fragt Niki einen Journalisten um ein paar Dollar, um einen Kaugummi zu kaufen. Der Grund: Er hatte mit Prost gewettet auf der ganzen Tour keinen einzigen eigenen Dollar zu verbrauchen. Niki hat gewonnen."
Und drei Quotes von anderen Weltstars haben wir noch. Herbert von Karajan bewunderte Nikis Pianistenhände, Muhammad Ali erstaunte mit etwas konfusen Satz zu Niki: "I am the greatest. And you are the greatest!" Und Maler-Ikone Gottfried Helnwein portraitierte Niki und sagt: "Der Niki war der große Held, der den Österreichern ihren Minderwertigkeitskomplex nahm. Halb verbrannt hat er nicht aufgegeben und die Welt besiegt!"
Was war seine Sternstunde?
Wahrscheinlich Monaco 1973 im BRM. Er brillierte und brachte damit Enzo Ferrari auf die Idee, ihn zu holen. Für den Mythos freilich das Comeback-Rennen in Monza 1976 - 42 Tage nach dem Feuerinferno und gegen die Schikanen im eigenen Team auf Platz 4 gerast. Und dann wohl Zeltweg 1984, der einzige Heimsieg - und die Aufholjagd 1984 in Estoril, die ihn zum Weltmeister machte.
Wo war sein Wohnzimmer?
Monaco - vor allem auch, weil seine Verneigung samt Handkuss für Fürstin Gracia Patrizia zur Legende wurde.
Was hasst er?
Langeweile. Kein Wunder, dass er mit fast 70 noch ein weiteres Mal eine Fluglinie gekauft hat.
Was ist sein Antrieb?
Das hat uns Niki in einem Interview ganz offen verraten. Es war Hans Lauda, sein Großvater, der alles unternahm, um seine Rennkarriere zu verhindern. O-Ton-Niki: "Der dumme Großvater war erst die Triebfeder es besonders gut machen zu wollen." Hans Lauda starb im Jänner 1974, wenige Wochen bevor der Enkelssohn zum Weltstar wurde. Zur Versöhnung kam es nicht.
Niki Lauda 1975 im Ferrari....
...und 40 Jahre später in Spielberg.
2018 sein bislang letzter Auftritt in Österreich: Im BMW, mit dem er in der Rennwagenmeisterschaft gefahren ist.
Probesitzen im Red Bull...
...im McLaren, mit dem er 1984 Weltmeister wurde...
...und im BMW.
Niki Lauda war der Mann, der die Formel 1 veränderte - und auch der, der Ferrari nach elf Jahren Dauerkrise wiederbelebt hat.
Sie alle verehren Niki: Vettel...
...Marc Marquez...
...und natürlich sein Pilot Lewis Hamilton.
Luca di Montezemolo und Lauda reformierten Ferrari...
...und blieben über Jahrzehnte miteinander verbunden.
Niemand anderer hat so eine Sportgeschichte geschrieben. Und da Schwarzenegger seinen Pass zurückgegeben hat, ist Niki Lauda heute der berühmteste lebende Österreicher.
Erfolgstrio: Mit Toto Wolff und Lewis Hamilton hat Lauda im Rentenalter Rekorde erzielt.