JAGUAR-TRIUMPH IN DER FORMEL E
Jaguar jagt den Titel
Die Engländer crashen die Deutsche Bundesliga.
Oder so ähnlich.
Jaguar ist das Team der Stunde in der ABB FIA Formula E.
Und Mitch Evans, der Neuseeländer, der neue Leader in der Meisterschaft. Und das nach einem Sieg, der wohl der souveränste in der seit 2018 währenden Gen2-Geschichte des Elektro-Racings gewesen ist. In Mexico City und das vor einem gewohnt entfesselten Publikum, vor extrem euphorischen und echten Motorsport-Fans, die die große Arena beim Baseball-Stadion einmal mehr zum Hexenkessel gemacht haben.
Evans, der seit Jahren von Mark Webber gefördert wird und der einst auch den LMP1-Porsche testen durfte, hatte schon im Verlauf des Trainings seinen beeindruckenden Speed geoutet. Nachdem er sich mit einer absoluten Bestzeit in der Gruppenphase frühzeitig den Einzug ins Super-Pole-Shoot-out (sowie den ersten Punkt) sicherte, nahm er den E-Prix von Startplatz 2 in Angriff.
Nur Andre Lotterer war im letzten Teil des Qualifyings schneller: Am Ende fehlten Evans 0,063 Sekunden auf den Deutschen. Eine beeindruckende Leistung der Neueinsteiger von Porsche – Pole Position im erst vierten Qualifying an der erst dritten Strecke, das zeugt von einem im wahrsten Sinne schnellen Entwicklungstempo. Die Differenz auf der Pole-Runde zwischen Evans und Lotterer? Weniger als eine Fahrzeuglänge – auf der 2,606 Kilometer langen Variante des Autodromo Hermanos Rodriguez entsprechen die 63 Tausendstel einer umgerechneten Distanz von rund drei Metern.
Doch im Rennen war es dann Evans, der den Ton angab. Und wie! Schon am Start fand der Neuseeländer einen Weg vorbei an Lotterer, rücksichtslos, aber fair. Und ab da bestimmte Evans, unbeeindruckt von einer frühen Safety-Car-Phase, das Tempo des E-Prix. An Evans konnte sich bis zum Zieleinlauf niemand messen: Er führte mit mehr als sieben Sekunden vor seinem ersten Gegner. Und kam letztlich ungefährdet als klarer Sieger ins Ziel. Nie in dieser Generation von Autos hat ein Pilot ein Formel-E-Rennen so dominiert. Und das obwohl hinter Evans das Chaos herrschte – Piloten wie Lotterer, Günther oder Bird krachend ausschieden.
"Der Kontrast zu Santiago ist riesig", freut sich Evans. In Chile stand der 25-Jährige zwar als Pole-Setter schon auf dem Podium, doch war nach dem E-Prix sichtlich bedrückt über die seiner meiner nach mangelnden Renn-Performance seines Autos. Nun ist alles anders: "Die Arbeitsmoral im Team stimmt. Wir haben viel Mühe in die Fehlersuche nach Santiago gesteckt, und ich glaube, wir haben den Grund für das Pace-Defizit gefunden."
Evans dankt seinem Team: "Die Jungs haben mir ein unfassbares Auto zur Verfügung gestellt. Ich musste am Ende nur meine Energieziele treffen und meinen Rhythmus halten. Gratulation an alle - dieser erste Sieg der Saison fühlt sich gut an!"
Bereits im Vorjahr hatte Evans Geschichte geschrieben – und für Jaguar den ersten Sieg auf internationaler Bühne seit fast drei Jahrzehnten erobert. Zudem war sein Sieg in Rom damals auch historisch, da es das erste voestalpine European Race im Rahmen der ABB Formel E war.
Jetzt führt der Jaguar-Pilot in der Meisterschaft.
So souverän und konstant wie er unterwegs ist, gilt der Jaguar-Pilot nun als ein Meisterschafts-Favorit in einem Championat, in dem DS Techeetah (Felix da Costa Zweiter in Mexiko), Nissan (Buemi Dritter) und eben Jaguar den vier deutschen Edelmarken den Kampf angesagt haben.
Der glücklichste Mann war aber ein Deutscher: Daniel Abt. Der Bayer überstand einen schweren Trainings-Crash unbeschadet, er musste zur Kontrolle mit dem Notarzthubschrauber ins Spital, kam zurück und fuhr vier Stunden nach dem Unfall noch das Rennen. Dort fiel er nach starker Aufholjagd aus. Aber das war an dem Tag Nebensache.
1. Mitch Evans (Jaguar) 47, 2. Alex Sims (BMW) 46, 3. Antonio Felix da Costa (DS Techeetah) 39, 4. Stoffel Vandoorne (Mercedes) 38, 5. Lucas di Grassi (Audi) 32, 6. Oliver Rowland (Nissan) 28, 7. Sam Bird (Virgin) 28, 8. Maxi Günther (BMW) 25, 9. Edo Mortara (Venturi) 22, 10. Andre Lotterer (Porsche) 21.