
FORMEL E RIAD - RENNEN 2
Jaguar rast in der Wüste zum Sieg
In seinem erst zweiten Rennen für Jaguar triumphiert Sam Bird bereits beim E-Prix in Saudi Arabien vor Pole-Setter Robin Frijns und DS-Meister Antonio Felix da Costa. Sonst ist es aber kein guter Tag für die Serie: Zwei potentiell lebensgefährliche Unfälle von Edo Mortara und Alex Lynn, Gerüchte um einen Raketen(!)-Abwurf in der Nähe, Strafen-Orgien nach dem Rennen. Sportlich bleibt ein Resumee: Jaguar ist mit dem Top-Duo Bird/Evans heuer ein ganz heißer Tipp für den ersten WM-Titel.
28.02.2021Fotos: ABB, FIA Formel E, Jaguar Racing
Die gute Nachricht: Mit Sam Bird hatte auch das zweite Saisonrennen der ABB Formel E in der Nähe von Riad in Saudi Arabien einen mehr als würdigen Sieger. In seinem erst zweiten Rennen für die Raubkatzen setzte sich der Engländer (einst Ersatzfahrer im Mercedes-Formel-1-Team, dann WEC-Weltmeister mit Ferrari) gegen seinen Langzeit-Teamkollegen bei Virgin, Robin Frijns, durch. Nach dem dritten Platz von Mitch Evans beim ersten Rennen ist längst klar: Jaguar Racing ist 2021 einer der ganze großen Titelfavoriten in der ersten offiziellen Formel-E-Meisterschaft.
Für viele andere war der zweite Renntag freilich einer zum Vergessen und auch für die Formel E war er kein guter. In der Zusammenfassung klingt das so:
- Edo Mortara, der Held des ersten Tages mit seinem sensationellen Zick-Zack-Überholmanöver, crashte bei einer Startübung im Training schwer. Er raste ohne Bremswirkung geradeaus in die Absperrung, der Einschlag war heftig. Edo musste zur Kontrolle ins Spital, dort gab man aber das OK für eine Teilnahme am Rennen. Doch der demolierte Venturi wurde in so kurzer Zeit nicht mehr fertig. Als weitere Folge musste Mercedes (das ja den Venturi-Antrieb macht) alle seine vier Autos aus dem Qualifying zurückziehen (Vortagessieger De Vries, Vandoorne, Nato und eben Mortara). Erst als Mercedes den Software-Fehler, der den Mortara-Unfall verursacht hatte, fand und löste, konnte man dann doch im Rennen starten – chancenlos von hinten.
Im Rennen krachte es dann mehrmals, etwa zwischen den beiden DS-Stallrivalen Vergne und Felix da Costa, die aber beide superschnell waren und ins Ziel kamen. Dann machte Maxi Günther seinen bereits zweiten schweren Fehler im zweiten Rennen, er verbremste sich. Im ganzen Tohuwabohu flogen auch andere Piloten ab – und Mahindra-Pilot Alex Lynn überschlug sich als er auf Evans auflief. Er flog meterweit durch die Luft, danach ratterte er an Überrolbügel schnell rutschend auf beängstigende Weise kopfüber über die Auslaufzone, um im toten Winkel der Kameras einzuschlagen.
Zum Glück kam der Engländer, der in seiner Karriere eine Zeitlang von seinem Freund Alex Wurz als Manager beraten worden war, mit Schrammen davon. Erwähnt sei auch der Einsatz von Jaguar-Pilot Mitch Evans. Obwohl der Neuseeländer nach dem Crash weiterfahren hätte können, raste er nicht auf die Strecke zurück, sondern die Auslaufzone entlang, um dort seinen Rivalen Lynn zu bergen.
Lynn ist gesund, nach einer Kontrolle wieder aus dem Krankenhaus entlassen und am Heimweg. Sein Unfall erinnert stark an jenen von Mark Webber in der Formel 1 im Jahr 2010 in Valencia.
Nach einer langen Safety-Car-Phase wurde das Rennen dann abgebrochen. Bird siegte vor Frijns.
Das aber sorgte nach der Podiumzeremonie für weiteren Wirbel: Da jeder Fahrer in einem Rennen zwei Mal den Attack-Modus verwenden muss, einige Piloten dies aber nicht mehr konnten (es ist während des Safety Cars verboten ihn zu aktivieren) wurden mehrere Fahrer – darunter Vergne, Cassidy und Rast – bestraft. Vergne verlor so den dritten Platz an seinen Teamkollegen Antonio Felix da Costa.
Regel mag Regel sein – aber diese muss wohl überdacht werden. Wie sollen die Fahrer wissen, dass das Rennen durch einen Unfall 20 Minuten vor dem Ende neutralisiert wird und man den Attack-Mode in Folge nicht mehr verbrauchen wird können?
Und in den ersten Stunden nach dem Chaos, die selbst von Chaos geprägt waren, ging etwas anderes noch weitgehend unter. Videos sollen zeigen, wie offenbar im Norden Riads mindestens zwei Geschosse abgefangen werden. Weitere Gefechtsköpfe sollen vorzeitig abgestürzt sein. Ein Sprecher der Arabischen Koalition macht die jemenitische Huthi-Miliz, die sich seit Jahren in einem bewaffneten Konflikt mit Saudi-Arabien befindet, für den Angriff verantwortlich. Eilig wurde erklärt, dass der Raketenangriff nichts mit der Formel E zu tun habe und diese auch nicht das Ziel gewesen sei.
Trotzdem stellt sich die Frage, was der Motorsport in diesem Land verloren hat – ganz besonders aber, ob die FIA es verantworten kann, dort künftig Rennen der ungleich populäreren Formel 1 auszutragen, die eine "ideale" Plattform ist, um Aufmerksamkeit für Zwecke aller Art zu generieren. Wachsamkeit würde in dem Fall nicht schaden.
Die Formel E selbst macht nun in Europa weiter – das nächste Rennen ist für April in Rom geplant. Sollte Corona das unmöglich machen, könnte man eventuell auf die Rennstrecke in Vallelunga ausweichen.
Für viele andere war der zweite Renntag freilich einer zum Vergessen und auch für die Formel E war er kein guter. In der Zusammenfassung klingt das so:
- Edo Mortara, der Held des ersten Tages mit seinem sensationellen Zick-Zack-Überholmanöver, crashte bei einer Startübung im Training schwer. Er raste ohne Bremswirkung geradeaus in die Absperrung, der Einschlag war heftig. Edo musste zur Kontrolle ins Spital, dort gab man aber das OK für eine Teilnahme am Rennen. Doch der demolierte Venturi wurde in so kurzer Zeit nicht mehr fertig. Als weitere Folge musste Mercedes (das ja den Venturi-Antrieb macht) alle seine vier Autos aus dem Qualifying zurückziehen (Vortagessieger De Vries, Vandoorne, Nato und eben Mortara). Erst als Mercedes den Software-Fehler, der den Mortara-Unfall verursacht hatte, fand und löste, konnte man dann doch im Rennen starten – chancenlos von hinten.
Im Rennen krachte es dann mehrmals, etwa zwischen den beiden DS-Stallrivalen Vergne und Felix da Costa, die aber beide superschnell waren und ins Ziel kamen. Dann machte Maxi Günther seinen bereits zweiten schweren Fehler im zweiten Rennen, er verbremste sich. Im ganzen Tohuwabohu flogen auch andere Piloten ab – und Mahindra-Pilot Alex Lynn überschlug sich als er auf Evans auflief. Er flog meterweit durch die Luft, danach ratterte er an Überrolbügel schnell rutschend auf beängstigende Weise kopfüber über die Auslaufzone, um im toten Winkel der Kameras einzuschlagen.
Zum Glück kam der Engländer, der in seiner Karriere eine Zeitlang von seinem Freund Alex Wurz als Manager beraten worden war, mit Schrammen davon. Erwähnt sei auch der Einsatz von Jaguar-Pilot Mitch Evans. Obwohl der Neuseeländer nach dem Crash weiterfahren hätte können, raste er nicht auf die Strecke zurück, sondern die Auslaufzone entlang, um dort seinen Rivalen Lynn zu bergen.
Lynn ist gesund, nach einer Kontrolle wieder aus dem Krankenhaus entlassen und am Heimweg. Sein Unfall erinnert stark an jenen von Mark Webber in der Formel 1 im Jahr 2010 in Valencia.
Nach einer langen Safety-Car-Phase wurde das Rennen dann abgebrochen. Bird siegte vor Frijns.
Das aber sorgte nach der Podiumzeremonie für weiteren Wirbel: Da jeder Fahrer in einem Rennen zwei Mal den Attack-Modus verwenden muss, einige Piloten dies aber nicht mehr konnten (es ist während des Safety Cars verboten ihn zu aktivieren) wurden mehrere Fahrer – darunter Vergne, Cassidy und Rast – bestraft. Vergne verlor so den dritten Platz an seinen Teamkollegen Antonio Felix da Costa.
Regel mag Regel sein – aber diese muss wohl überdacht werden. Wie sollen die Fahrer wissen, dass das Rennen durch einen Unfall 20 Minuten vor dem Ende neutralisiert wird und man den Attack-Mode in Folge nicht mehr verbrauchen wird können?
Und in den ersten Stunden nach dem Chaos, die selbst von Chaos geprägt waren, ging etwas anderes noch weitgehend unter. Videos sollen zeigen, wie offenbar im Norden Riads mindestens zwei Geschosse abgefangen werden. Weitere Gefechtsköpfe sollen vorzeitig abgestürzt sein. Ein Sprecher der Arabischen Koalition macht die jemenitische Huthi-Miliz, die sich seit Jahren in einem bewaffneten Konflikt mit Saudi-Arabien befindet, für den Angriff verantwortlich. Eilig wurde erklärt, dass der Raketenangriff nichts mit der Formel E zu tun habe und diese auch nicht das Ziel gewesen sei.
Trotzdem stellt sich die Frage, was der Motorsport in diesem Land verloren hat – ganz besonders aber, ob die FIA es verantworten kann, dort künftig Rennen der ungleich populäreren Formel 1 auszutragen, die eine "ideale" Plattform ist, um Aufmerksamkeit für Zwecke aller Art zu generieren. Wachsamkeit würde in dem Fall nicht schaden.
Die Formel E selbst macht nun in Europa weiter – das nächste Rennen ist für April in Rom geplant. Sollte Corona das unmöglich machen, könnte man eventuell auf die Rennstrecke in Vallelunga ausweichen.












WM-Stand nach zwei Rennen:
1. Nyck de Vries 32
2. Sam Bird 25
3. Robin Frijns 22
4. Edo Mortara 18
5. António Félix da Costa 15
6. Mitch Evans 15
7. Oliver Rowland 14
8. René Rast 13
9. Sérgio Sette Câmara 12
10. Pascal Wehrlein 11
1. Nyck de Vries 32
2. Sam Bird 25
3. Robin Frijns 22
4. Edo Mortara 18
5. António Félix da Costa 15
6. Mitch Evans 15
7. Oliver Rowland 14
8. René Rast 13
9. Sérgio Sette Câmara 12
10. Pascal Wehrlein 11