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Erster Test: Toyota Land Cruiser

Erster Test: Toyota Land Cruiser

Cruisen, wo andere kreischen

Ende im Gelände? Ein Befürchtung, über die der Land Cruiser auch kurz vor seinem 75. Geburtstag nur lachen kann. Toyota hat seinen Klassiker nach 15 Jahren komplett neu aufgelegt und die Baureihe 250 mit alten Werten und modernen Werkzeugen ausgestattet. Im Härtetest hat Motorprofis.at über neuen Komfort und manche Grenzverschiebung gestaunt.
Wer ist der Toyota Land Cruiser?
Die meisten sind neben einem Land Cruiser jung – 1951 zum ersten Mal gebaut, 10,4 Millionen Mal weltweit verkauft, fährt der Land Cruiser seinem runden 75-jährigen Jubiläum entgegen. In seiner Konzeption ist er ein Fahrzeug, das locker auch den Hunderter feiern wird, denn so lange es unfahrbares Gelände auf der Welt gibt, so lange braucht es Land Cruisers um es trotzdem zu befahren. 
Seit den 1980ern haben sich dabei drei Baureihen herauskristallisiert: Heavy Duty, Station Wagon, Light Duty. Dass eine neue Generation lanciert wird, passiert selten: der letzte in Österreich erhältliche Land Cruiser kam 2009 zur Welt – und nun, immerhin 15 Jahre später der Nachfahre, der Land Cruiser 250 aus der Abteilung Light Duty. Toyota hat den Klassiker unter den robusten Geländewagen komplett neu aufgelegt, Tradition und sinnvolle Innovation in der neuen Baureihe gekreuzt.

Wo liegt das Stamm-Revier dieses Autos?
Dass man sich mit diesem Fahrzeug in Wien-Neubau nicht zu Hause fühlt, liegt in der Natur der Sache und in der Dimension. Selbst das gebirgige Österreich ist nicht unbedingt Kernland des Land Cruisers, wenngleich Toyota in Österreich mit rund 200 verkauften Fahrzeugen pro Jahr rechnet – vor allem von echten Fans, die sich für dieses Abenteuer auf Rädern entscheiden, das technisch ja vor allem eines ist: kein Abenteuer. Aber auch das Baugewerbe und die Forstwirtschaft gelten als Zielgruppe. Den Großteil der Land Cruiser wird man freilich in fernen Welten erleben – etwa im Mittleren Osten. Diese Region hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass man im Lauf der Dekaden mehr als zehn Millionen Exemplare in erster Linie an den Mann (und in jüngster Zeit auch zunehmend an die Frau) brachte.
Toyota hat den Klassiker unter den Geländewagen komplett neu aufgelegt. Der Land Cruiser 250 ist 4,93 Meter lang, 1,98 Meter breit und 1,94 Meter hoch.Toyota hat den Klassiker unter den Geländewagen komplett neu aufgelegt. Der Land Cruiser 250 ist 4,93 Meter lang, 1,98 Meter breit und 1,94 Meter hoch.
Massiv: Robustes Kühlergrill-Gitter.Massiv: Robustes Kühlergrill-Gitter.
Elegant: Schlanke LED-RücklichterElegant: Schlanke LED-Rücklichter
Das neue Design orientiert sich stärker an der eckigen Vergangenheit und wirkt trotzdem moderner, da ist Toyota was gelungen.Das neue Design orientiert sich stärker an der eckigen Vergangenheit und wirkt trotzdem moderner, da ist Toyota was gelungen.
Was muss man über Design und Dimensionen wissen?
Geradlinigkeit ist Trumpf. Die Neuauflage zeichnet sich durch eine markant horizontal verlaufende Achse, einen kurzen vorderen Überhang und eine lange Motorhaube aus. Diese mündet in eine aufrecht stehende Windschutzscheibe. Auffällig sind zudem die trapezförmigen Radkästen und die konkave Oberfläche im unteren Bereich der Türen. Das neue Design orientiert sich mit Verweisen auf die 40er- und 70er-Serien stärker an der eckigen Vergangenheit, trotzdem wirkt es in Summe viel moderner. Da ist Toyota was gelungen. Theoretisch gibt es den Land Cruiser sowohl mit runden als auch eckigen Scheinwerfern. Die runden Retro-Lichter sind dem limitierten Sondermodell "First Edition" vorbehalten. 3.000 Exemplare kommen nach Europa – sie sind aber ausverkauft. Das wird wohl ein Fall für Firmen, die auf derlei Umrüstungen spezialisiert sind.
Der Land Cruiser ist nun 4,93 Meter lang (also ziemlich lang), 1,98 Meter breit (also sehr breit) und 1,94 Meter hoch (also sehr hoch), dabei hat er einen Radstand von 2,85 Metern. Mit dem neuen Modell verschwindet der kurze Radstand aus dem Programm, der Dreitürer-Land Cruiser wurde zuletzt nur noch wenig nachgefragt.

Was bietet der Innenraum?
Platz für bis zu sieben Personen in drei Sitzreihen. Bei aufgestellten Sitzen der dritten Reihe bleibt ein Laderaumvolumen von 171 Litern, das bei umgelegter Sitzreihe auf 949 Liter wächst. Werden die beiden hinteren Sitzreihen komplett umgelegt, ergibt sich ein maximales Ladevolumen von 1.875 Litern. Beim fünfsitzigen Modcell sind es 1.063 bis 2.000 Liter. Hinten gibt es nun eine Heckklappe statt einer Hecktür, was vor allem bei Besuchen in der Stadt praktischer ist. 
Je unwirtlicher und rauer die Außenwelt, desto mehr zählen Gemütlichkeit und Übersicht drinnen im Auto. Leichte Bedienung ist wichtig, wenn es wackelt. Viele Dinge werden weiterhin mit Knöpfen geregelt und lassen sich dadurch sehr erledigen. Direkt im Blickfeld hat der Fahrer nun aber ein digital anpassbares Display, in der Mitte steht ein hochauflösender Touchscreen mit 9,0- oder 12,3-Zoll-Diagonale – beide Screens sind für den 4x4-Einsatz optimiert und geben exakte Informationen über die Allradtechnik und die Umgebung. Die Polsterung der Sitze wurde neu gestaltet, um Hüften und Rücken bei Geländefahrten bestmöglich zu entlasten. Gearbeitet hat Toyota auch an der Offroad-Übersicht, die Außenspiegel sind nun an den Türen angebracht und die Gürtellinie wurde im Vergleich zum Vorgänger um 30 Millimeter abgesenkt.
Leichte Bedienung ist wichtig, wenn es wackelt: Viele Dinge werden weiterhin mit Knöpfen geregelt und lassen sich nach dadurch schnell erledigen.Leichte Bedienung ist wichtig, wenn es wackelt: Viele Dinge werden weiterhin mit Knöpfen geregelt und lassen sich nach dadurch schnell erledigen.
Im Blickfeld hat der Fahrer ein Digitaldisplay mit 4x4-Anzeigen.Im Blickfeld hat der Fahrer ein Digitaldisplay mit 4x4-Anzeigen.
4x4-Werkzeug mit großen Knöpfen direkt neben dem Fahrersitz.4x4-Werkzeug mit großen Knöpfen direkt neben dem Fahrersitz.
Platz für bis zu sieben Personen in drei Sitzreihen. Es gibt nun eine Heckklappe statt einer Hecktür, was vor allem bei Besuchen in der Stadt praktischer ist.Platz für bis zu sieben Personen in drei Sitzreihen. Es gibt nun eine Heckklappe statt einer Hecktür, was vor allem bei Besuchen in der Stadt praktischer ist.
Welche Technik kommt zum Einsatz? Was war das Entwicklungsziel?
Wie zu erwarten war, ist der Land Cruiser 250 kein Schnellschuss. Bereits 2018 begann man mit der Entwicklung, ganz oben auf der To-do-Liste standen drei(einhalb) Kernziele: Er muss alle Wege schaffen, hohe hohe Qualität haben und lange halten. Und dann war da noch als Wunsch: "Soll sich wieder mehr dem Original annähern."
Der Land Cruiser basiert auf der neuen GA-F-Plattform mit Leiterrahmen-Konstruktion. Karosserie und Rahmen sind zusammen um 30 Prozent steifer als bisher. Vorne kommt eine neue unabhängige Doppelquerlenker-Aufhängung und hinten eine in vielen Details verbesserte Vierlenker-Starrachse zum Einsatz. Erstmals gibt es im Land Cruiser eine elektrische Servolenkung. Im Vergleich zu einem hydraulischen System wird der Rückschlag verringert, wenn der Land Cruiser beispielsweise über stark unebene Oberflächen fährt.
Angetrieben wird der Land Cruiser von einem überarbeiteten 2,8-Liter-DOHC-Reihenvierzylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung. Das Aggregat leistet 205 PS bei 3000 Umdrehungen pro Minute und liefert ein maximales Drehmoment von 500 Newtonmetern, das zwischen 1600 und 2800 Umdrehungen anliegt. Kombiniert sind eine neue 8-Gang-Automatik und permanenter Allradantrieb, bei dem das Mittendifferenzial überarbeitet und das elektronisch sperrbare hintere Differenzial gezielt verstärkt wurde. Maximal hoch ist demnach auch die mögliche Anhängelast, sie beträgt 3.500 Kilogramm. Im Laufe des Jahres 2025 folgt eine Mildhybrid-Version, die den Dieselmotor mit einem 48-Volt-Elektromotor, einer Lithium-Ionen-Batterie und einem Start-Stopp-System kombiniert.
Vorne kommt eine neue unabhängige Doppelquerlenker-Aufhängung und hinten eine in vielen Details verbesserte Vierlenker-Starrachse zum Einsatz.Vorne kommt eine neue unabhängige Doppelquerlenker-Aufhängung und hinten eine in vielen Details verbesserte Vierlenker-Starrachse zum Einsatz.
Wie fährt sich der Land Cruiser?
Der 2,8-Liter-Dieselmotor fährt sich fein, man merkt einen deutlichen Unterschied zum ruppigeren Antrieb des Vorgängers. Auch der gute Komfort auf grob unebenen oder steinigen Strecken war im ersten Test im Atlas-Gebirge auffällig. Zudem reagiert die Lenkung reagiert weniger nervös auf schlechtem Untergrund und direkter, wenn es darauf ankommt. Die Zeiten des durchgeschüttelt-werdens sind Vergangenheit.
Der Fahrer fühlt sich schnell als Teil einer Expedition und hält sich für ziemlich gut, angesichts der Abgründe, Steigungen, Moraste und Schotterprüfungen, die er erfolgreich absolviert hat. Ein Land Cruiser cruist, wo andere kreischen – sofern sie überhaupt an diese Stellen gekommen sind. Ein Großteil der Arbeit wird freilich von extrem ausgereifter Support-Technik geleistet wird. Multi-Terrain Select fungiert als digitaler Offroad-Helfer, der den Fahrer bei der Bewältigung schwieriger Bedingungen mit Anzeigen und der richtigen Kraftverteilung unterstützt. Darstellungen helfen beim Rangieren, die Fahrzeugumgebung wird von Rundum-Kamera erfasst, mögliche Hindernisse schnell identifiziert. Auch Radpositionen, Schrägfahrwinkel, aktivierte Differenzialsperren oder Verschränkung der Achsen werden über ein Menü auf dem Zentral-Bildschirm in Echtzeit anzeigt. So kann der Fahrer besser abschätzen, welche zusätzlichen Maßnahmen er zum Weiterkommen braucht – und er bekommt aufgezeigt, wann er in einem kritischen Bereich ist, also vollste Konzentration und weitere elektronische Hilfe gefragt ist. Und so fährt und fährt und fährt man in Gegenden, in denen sonst nur Schafe, ihre Hirten und deren Hunde noch unterwegs sind.
21,5 Zentimeter beträgt die Bodenfreiheit und als erster Toyota hat der neue Land Cruiser eine Stabilisator-Abkopplung (Stabilisator-Disconnect-Mechanismus/SDM). Sie erhöht die bereits grundsätzlich zehn Prozent größere Radverschränkung um weitere zehn Prozent. Weitere Limits in Zahlen: 32 Grad Böschungswinkel vorne und 17 Grad hinten. Der zu durchquerende Bach darf 70 Zentimeter tief sein. 

Wer sind die direkten Konkurrenten des Land Cruiser?

Der jahrzehntelange Gefährte und Rivale, der Land Rover Defender, setzt nun mehr auf Style. Auch der Mercedes G, der Ford Bronco und der Ineos Grenadier werden von Toyota-Experten zumindest als indirekte Gegner am Markt anerkannt, aber man spürt in all diesen angesprochenen Duellen ein gewisses Selbstvertrauen, genährt aus fast einem dreivertel Jahrhundert Erfahrung.

Wie viel kostet der Toyota Land Cruiser 250?

Die Preispalette reicht von 94.290 Euro bis 127.390 Euro. Die Nova wirkt sich bei einem Auto wie diesem besonders aus, netto belaufen sich die Tarife nur auf 55.019 bis 75.576 Euro. Echte Fans dieses automobilen Legende werden trotzdem nicht davon lassen können. Und sich im Idealfall darüber freuen, dass an mancher Stelle das gefühlte „Ende am Gelände” für sie nur ein Wegpunkt ist, aber eben kein Endpunkt.
Der im Jahr 2024 neu aufgelegte Land Cruiser 250 im ersten Test: Der gute Komfort auf unebenen oder steinigen Strecken ist auffällig, zudem reagiert die Lenkung  weniger nervös auf schlechtem Untergrund. Die Zeiten des durchgeschüttelt-werdens sind Vergangenheit.Der im Jahr 2024 neu aufgelegte Land Cruiser 250 im ersten Test: Der gute Komfort auf unebenen oder steinigen Strecken ist auffällig, zudem reagiert die Lenkung weniger nervös auf schlechtem Untergrund. Die Zeiten des durchgeschüttelt-werdens sind Vergangenheit.

DATEN & FAKTEN

Toyota Land Cruiser

(Dezember 2024)

Preis

94.290 Euro bis 127.390 Euro (brutto) // 55.019 bis 75.576 Euro (netto).

Antrieb

2,8-Liter-DOHC-Reihenvierzylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung.
Leistung 150 kW / 205 PS bei 3000 Umdrehungen pro Minute.
Maximales Drehmoment 500 Newtonmeter bei 1600 und 2800 Umdrehungen pro Minute.
8-Gang-Automatik, permanenter Allradantrieb mit Mittendifferenzial u. elektronisch sperrbarem Differenzial hinten.

2025 folgt eine Mildhybrid-Version mit Dieselmotor, 48-Volt-Elektromotor und Lithium-Ionen-Batterie.

Abmessungen

Länge: 4,93 Meter.
Breite: 1,98 Meter.
Höhe: 1,94 Meter.
Radstand. 2,85 Meter.
Kofferraumvolumen: 171 bis 2.000 Liter.
Tank: 80 Liter.

Gewicht

Leergewicht: 2.330 bis 2.550 kg.
Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 3.150 kg.
Anhängelast: 3.500 kg

Fahrwerte

Höchstgschwindigkeit: k.A.
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 165 – 170 km/h.
Normverbrauch (WLTP): 10,3 – 10,7 Liter
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