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GERALD ENZINGER ÜBER DEN HONDA-DEAL

GERALD ENZINGER ÜBER DEN HONDA-DEAL

Red Bull - Honda: Ehe mit Zukunft

Red Bull zeigt Mut. Und setzt auf Honda. Eine gute Entscheidung. Denn viele Gründe sprechen dafür, dass diese Beziehung funktionieren wird.
Es ist der Transfer-Knüller der Formel 1. Auch wenn er sich schon länger abgezeichnet hat.

Red Bull Racing wird ab 2019 Motoren von Honda verwenden.

Menschen, die die letzten zwölf Monate ohne Internet auf einer einsamen Insel verbracht haben und eben erwacht sind, können sich nur eines denken:

Die Götter müssen verrückt geworden sein.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Über Honda, das von 2015 bis 2017 McLaren mit Antriebssträngen beliefert hatte, lacht in der Formel 1 längst niemand mehr.
Drei Monate Formel 1 2018, seit denen Honda mit Toro Rosso arbeitet und Mclaren mit Renault, haben gereicht, um sich endlich einen klaren Blick zu verschaffen.

Man sieht: McLaren, das Chaos-Team der Formel 1, ist auch mit neuen Renault-Antrieben, mit denen Red Bull Racing heuer schon zwei Rennen gewonnen hat, im Nichts.
Und Honda, die laut McLaren Allein-Schuldiger an einem grössten Desaster der Formel-1-Geschichte waren? Arbeiten mit Toro Rosso exzellent zusammen.
Franz Tost, der Teamchef, ist im Gespräch mit "motorprofis.at" begeistert. "Wenn uns Honda drei Zehntel Verbesserung verspricht, ist der Motor um drei Zehntel schneller. Man kann sich auf ihre Versprechen verlassen."

Jeder wusste, dass Toro Rosso nur deshalb auf Honda setzt, um für den großen Bruder Red Bull Racing zu proben: Wie gut ist Honda? Kann man mit den Japaner zusammenarbeiten? Kann es sich ein achtfaches Weltmeisterteam leisten, auf Honda-Power zu setzen?

Die Antwort von Tost fiel positiv aus. Er, der selbst in Japan einmal gelebt hat, wusste und weiss, wie man mit Honda umgeht, wie man die Kulturunterschiede so lebt, dass beide Partner trotzdem ihre beste Leistung abrufen können und sich wohl fühlen. McLaren, unter Ron Dennis seit Jahrzehnten mit einer DNA der Arroganz versehen, konnte das nicht - trotz all der Erfolge dieser Kombination in der Geschichte war es diesmal so: es passte einfach nicht.

Dabei hätte man einfach mehr Geduld gebraucht. Franz Tost etwa hatte die Japaner schon 2013 vor einem Formel-1-Einstieg 2015 gewarnt. Er hatte Recht. Es konnte keinen schlechteren Zeitpunkt für Honda geben:
Zum einen hatte die anderen Motorenhersteller schon ein Jahr lang Renneinsatz mit den Hybrid-Motoren und damit einen vorerst uneinholbaren Know-how-Vorteil.
Zum anderen war der Einstieg aber zu früh, als dass man in der Konzeption schon Lehren aus der Mercedes-Dominanz hätte ziehen können.

Die Folge war ein einzigartiges Debakel. Und je mehr McLaren und vor allem der in dieser Situation wirklich unerträgliche (sorry, Fans!) Fernando Alonso Druck auf Honda machte, desto mehr reagierte man hektisch und übereilt und pfuschte mit zu frühen Weiterentwicklungen - bis zum nächsten spektakulären Motorschaden, bis zum nächsten dramatischen Funkspruch von Alonso. Unvergessen wie er ausgerechnet in Suzuka von "GP2-Motoren" sprach.

Red Bull wird besser auf die Japaner eingehen können, auch dank des Lehrjahres mit Toro-Rosso und dem Japan-Kenner Tost. Und auch weil man sich lange kennt - seit vielen Jahren ist Red Bull Sponsor des MotoGP-Teams von Honda.

Nun ist man Nummer-1-Team bei einem Konzern, statt die Nummer 2 bis 3, wie man es bei Renault hinter dem Werksteam und McLaren gewesen wäre.

Die Zukunft können gut klingen - besser als die sponsorbedingte und doch etwas absurde Wortschöpfung des Teams: "Aston Martin Red Bull Racing Honda"
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