HONDAS MACAU-SIEGER GUERRIERI:
Ricciardo? Der Beste der Welt!
Auch Honda hatte ein Ass im Ärmel: den Argentinier Esteban Guerrieri.
Prompt hat er am Sonntag das finale Rennen souverän gewonnen. Dabei ist er noch Dritter in der Meisterschaft geworden - hinter den beiden Legenden Tarquini und Muller.
Ein weiterer Höhepunkt in einer spannenden Karriere - fuhr der südamerikanische Publikumsliebling doch schon in der Formel Renault gegen Hamilton, in der Formel 3 gegen Vettel - und dann gegen Ricciardo. Im Gespräch mit motorprofis.at erzählt er aus seinem Rennfahrerleben, das ihn auf alle Kontinente führte.
Ich erinnere mich, Dich das erste Mal in einer extrem starken jungen Formel-Generation gesehen zu haben. Mit Hamilton, Klien, Kubica etwa in der Formel Renault.
Stimmt! Ja, alle waren dabei: Hamilton, Klien, Kubica. Sehr viele. Auch Bruno Spengler und Augusto Farfus, die jetzt in der DTM sind. Wobei mein absolut stärkstes Gegnerfeld hatte ich 2006 in der Formel-3-Euroserie: Vettel, Di Resta, Kobayashi, Van der Garde. Hamilton war da schon in die GP2 aufgestiegen.
Deine Karriere ist sehr interessant, du hast viele verschiedene Projekte gemacht. Auch dieses Jahr, wo du für Honda im Dauereinsatz bist: WTCR, Nordschleife, Rekordfahrten, ADAC GT Masters..
Ich bin sehr froh, dass ich die Chance habe, Autos für und mit Honda entwicklen zu können. Ich bin ja einer, der fast genau so gerne Autos weiterbringt als das ich nur so fahren möchte.
Da ist es ja gut bei einem renommierten Hersteller zu sein.
Ja, da gibt es viel Arbeit die erledigt werden muss! Aber ich glaube, das etwa das GT-Masters eine super Plattform ist, um sich mit den besten Automarken zu messen.
Wie ist deine Bilanz in der WTCR-Meisterschaft, dem Nachfolger der Tourenwagen-WM? Wie fühlt sich diese neue konzipierte Serie an?
Es war eine interessante Saison. Wie du weißt, habe ich in meiner Karriere schon viele Dinge gemacht und für mich ist es wichtig, nie aufzugeben und immer eine Lösung zu finden.
Die WTCR hatte für mich heuer sehr unterschiedliche Momente parat. Siege wie etwa auf der Nordschleife, Frühstarts, ärgerliche Zwischenfälle, tolle Erfolge. So etwas gehört zu einer so langen Saison.
Also eine Achterbahn-Fahrt.
Ich bin noch immer im Kampf für die Meisterschaft, das Team ist sehr gut, die technische Seite ist die beste. Das würde ich sagen, weil das Auto immer sehr stark ist. Unsere Stärke sind mittelschnelle Kurven, da waren wir richtig gut.
Was denkst du über die Meisterschaft, die ja ein Lehrjahr hatte. Es gibt sehr viele verschiedene Autos, das macht das ganze interessant.
Ich glaube, es war sehr intelligent von den Organisatoren, beide Kategorien zusammen zu bringen und sozusagen auf den besten Teilen von WTCC und TCR etwas neues zu erschaffen.
Die WTCC war sehr gut, aber auch sehr teuer. Und TCR war sehr gut. Zumal: Die TCR hat den vielleicht besten Weg im Motorsport gefunden: die haben lokale Rennen, dann europäische und dann on Top gibt’s noch die WTCR als Quasi-Weltmeisterschaft.
Ich glaube, die Struktur ist sehr gut und sehr klar. Ein bisschen wie im Fußball. So sollte man Motorsport gliedern.
Ich fahre auch in meinem Land, Argentinien, wo es so viele Kategorien gibt und es ist schwer zu verstehen ist, was gut und was schlecht ist. Das WTCR-System ist gut für den Sport. Die Fans können es verstehen, was dort abgeht und wie der Sport funktioniert und das ist sehr wichtig, da wir eine große Fan-Base benötigen.
Eine weitere interessante Sache ist: ihr macht Rekordfahrten mit dem Civic Type R. Du etwa in Magny Cours.
Es war sehr gut und hat viel Spaß gemacht!
Klingt wie ein Traum für einen Rennfahrer...
Ja, es ist toll, weil man dadurch ein kleines Bisschen unsterblich wird. Ab da ist man die Benchmark, der Rekordhalter. Es war eine sehr gute Idee, ich musste sehr hart arbeiten, um so eine gute Runde hinzulegen. Aber es war toll!
Um ehrlich zu sein, der Type R, das Straßenauto, fühlt sich sehr ähnlich wie ein Rennauto an. Wir haben hier zwar ein paar unterschiedliche Dinge am Auto, aber die Leistung, die Bremsen und die Effizienz sind sehr ähnlich. Es ist gut, wenn man das vergleichen kann. Wenn man Gas gibt mit dem Auto, ist es sehr ähnlich wie mit einem Rennauto.
Wie ist es für einen Hersteller wie Honda zu arbeiten? Ist es ein Traum für jeden Rennfahrer für ein Unternehmen mit vielen Möglichkeiten zu arbeiten?
Ja klar, ich begann mit 16, also im Jahr 2001, in Europa Rennen zu fahren und es war mein Traum, von Rennen leben zu können.
Natürlich, mein Ziel war die Formel 1 und die hat sich nicht erfüllt. Aber jetzt bin ich 33 und ich bin bodenständig und ich bin dort, wo ich sein will und ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, die ich bei Honda erhalten habe. Um diese Möglichkeit zu bekommen, geschahen viele verrückte Dinge in den letzten zwei bis drei Jahren.
Ich glaube eines ganz fest: wenn man ein Traum hat, ein Ziel - da muss man dafür mit ganzer Leidenschaft kämpfen, in guten wie in schlechten Tagen. Und immer wieder aufs Neue.
Dich kennt man in Südamerika, Nordamerika und in Europa. Wie würdest du den Motorsport auf den verschiedenen Kontinenten vergleichen?
Zuerst mal zu Nordamerika: ich glaube dort schaffen sie denkwürdige Momente und sie halten diese Traditionen dann hoch. Etwa diese Geschichte mit der Milch für den Indy500-Sieger. Es ist ihre Art von Helden zu erzählen.
Das ist sehr wichtig, da die Fans den einen Moment auffangen und es wird dann wahr genommen mit „oh now he’s gonna drink the milk“ .... nun ist ein wichtiger Moment. Ich glaube Amerikaner sind sehr geschickt solche Sachen zu erschaffen... denn am Ende ist es nur ein Glas Milch. Die sind gut drin Dinge zu wiederholen.
In Europa ist der Motorsport sehr hochwertig und sehr professionell. Hier bin ich groß geworden. Die Fans sind sehr respektvoll und man kann mit ihnen ganz toll interagieren.
In Argentinien gibt es viel Passion und keine Organisation. Viele gehen nur wegen ihrer eigenen Geschichte zu den Rennen, weil sie mit ihrem Vater da waren, und der wiederum mit seinem.
Eine spiezielle Kultur...
Ja genau, etwas kulturelles, historisches und familienbezogenes. Aber wie ich schon sagte, ich denke die Welt ändert sich. Es wird künftig schwieriger werden den Kindern an der Piste etwas zu bieten, dass wirklich Eindruck hinterlässt.
Hast du eine Lieblingsstrecke?
Ich hätte gerne ein Mix aus Spa, etwas Nordschleife - und Brünn!.
Eine letzte Sache zu deinen Jugend-Tagen: ich kann mich erinnern dass du einmal ein tolles Überholmanöver gegen Ricciardo in Silverstone hattest. 2010 in der Formel Renault 3.5.
Stimmt! Ich hatte eine unglaublich kompliziertes und zwischenfallreiches Wochenende. Es war das beste und zugleich schlimmste Weekend meiner Karriere und in gewisser Hinsicht das bitterste. Ich hab den ersten Lauf gewonnen, wurde aber danach disqualifiziert. Warum? Mein Team hatte eine Verbindungsstelle einfach mit einem Klebeband verbunden statt mit einer Verschraubung. Das wurde für illgegal erklärt, und aufgrund irrster Umstände konnten wir dagegen keinen Einspruch erheben, weil uns 2.000 Dollar Geld für die Gebühr fehlten. Im zweiten Rennen hatte ich kurz vor Schluß noch sieben Sekunden Rückstand auf Dani - aber ich konnte noch aufschließen und ihn überholen. Das bedeutet mir viel - denn Ricciardo war sehr schnell, er ist der beste Fahrer gegen den ich je gefahren bin... besser als Vettel, Hamilton. Er ist verdammt gut!
Aber zurück zu mir und zu diesem Wochenende. Obwohl ich sechs Rennen und damit mehr als jeder andere Fahrer gewonnen hatte, bin ich wegen dieser einer blöden Disqualifikation nicht Meister geworden. Als Meister hätte ich einen Formel-1-Test bekommen. Ein paar Zentimeter Klebeband haben mir meine Formel-1-Karriere gekostet. Eines Tages schreibe ich ein Buch nur über dieses eine Wochenende. Aber, nun ja: Ich habe trotzdem eine schöne Laufbahn!
Was hälst du vom Red-Bull-Ring. Zuerst mal es gibt ein tolles Sightseeing hier. Jedes Mal, wenn ich hier bin, bin ich sehr beeindruckt von dem ganzen Grün rundherum. Die Strecke selbst ist sehr besonders, weil es 90-Grad-Kurven hat. Viele lange Geraden, viel bremsen. Normalerweise hat man hier ein gutes Rennen, aber wenn es ein Problem mit dem Auto gibt, dann ist es sehr schlecht. Falls man Leistung verliert oder eine schlechte Höchstgeschwindigkeit hat, ist man ohne Chance. Es ist eine besondere Strecke, die viel Spaß macht.
Eine spezielle Kurve, die du magst?
Die vorletzte und die letzte. Weil das ein so blinder Abschnitt ist. Du siehst nichts und fährst einfach voll rein.