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Honda CR-V in sechs Generationen

Honda CR-V in sechs Generationen

Vom Wanderschuh zum Renner

Vor 30 Jahren führte Honda den CR-V ein und war damit Mitbegründer einer vollkommen neuen Fahrzeugkategorie, die man sich heute kaum mehr wegdenken kann: der Crossover-SUV. Als Pionier in diesem gefragten Segment konnte sich der CR-V als eines der meistverkauften Fahrzeuge des 21. Jahrhunderts etablieren.
Was war das Grundkonzept?
Als der CR-V im Sommer 1995 vorgestellt wurde, war er nicht der erste Kompakt-SUV, diese Ehre gebührt dem Toyota RAV4, der ihm anderthalb Jahre zuvorkam und auch ein wenig kompakter war. Trotz dieses Vorsprungs blieb er seinem Landsmann über die folgenden drei Jahrzehnte immer dicht auf den Fersen und gemeinsam belegen die beiden nun Platz eins und zwei der meistverkauften SUVs aller Zeiten. Letztes Jahr war der CR-V das fünftbeliebteste Auto überhaupt und insgesamt hat Honda auch in Europa schon über eine Million Exemplare vertrieben, 17.772 davon landeten in Österreich.
Das Grundkonzept scheint also gut anzukommen. Demnach soll der CR-V das Analog zu einem Wanderschuh darstellen, verrät uns Kotaro Yamamoto, auch "Ko" genannt, der seit Mitte der 1980er-Jahre Entwickler bei Honda Europe war ist nun als externer technischer Berater tätig ist. Anders als ein Sport- oder Abendschuh ist der CR-V also ein utilitaristisches Werkzeug, das mit allen Lebenslagen klarkommen soll, ohne Geschwindigkeit oder Aussehen zu priorisieren. Dafür wird auf Bequemlichkeit Wert gelegt, wie schon der Name CR-V verrät: Comfortable Runabout Vehicle. Nicht fürs Off-Roading optimiert, aber dennoch fähig.
 
Honda CR-V Mk. I (1995-2001) – Dual Sport
Die erste Generation meisterte den Spagat „nicht fürs Off-Roading optimiert, aber dennoch fähig“ mit dem Debüt des Realtime AWD-Systems. Das Problem ist nicht schwer zu begreifen: Das Gelände verlangt Allradantrieb, aber auf asphaltierten Straßen ist ein Frontantrieb effizienter. Man könnte diese Wahl natürlich dem Fahrer überlassen, aber die elegantere Lösung war das automatische Dual Pump-Design. Beide Achsen sind an je eine Pumpe in einem hydraulischen Kreis gekoppelt. Bei griffiger Fahrbahnbeschaffenheit drehen alle Räder gleich schnell und es herrscht Equilibrium. Wenn aber die Vorderräder durchdrehen, erzeugt deren Pumpe Überdruck, der eine Kupplung schließt und so die Hinterräder aktiviert. Im Namen der Bequemlichkeit verzichtete Honda auf eine gewöhnliche Mittelkonsole, wodurch man mit Leichtigkeit auf den Beifahrersitz wechseln konnte. Stattdessen befand sich ein kleiner Tisch zwischen den Vordersitzen, perfekt für eine kleine Jause. Ebenfalls auffällig war die geteilte Heckklappe, deren Fenster nach oben öffnet, um schnellen Zugriff auf den Kofferraum zu gewähren. Der untere Teil schwang seitlich auf und war außen mit einem Reserverad versehen, dahinter verbarg sich ein Camping-Tisch. Man sieht, wie viel Off-Road-DNA der CR-V damals noch hatte.
Im Sommer 1995 wurde der erste CR-V vorgestellt. 2024 war er das fünftbeliebteste Auto weltweit.Im Sommer 1995 wurde der erste CR-V vorgestellt. 2024 war er das fünftbeliebteste Auto weltweit.
Im Namen der Bequemlichkeit verzichtete Honda auf eine gewöhnliche Mittelkonsole, wodurch man mit Leichtigkeit auf den Beifahrersitz wechseln konnte.Im Namen der Bequemlichkeit verzichtete Honda auf eine gewöhnliche Mittelkonsole, wodurch man mit Leichtigkeit auf den Beifahrersitz wechseln konnte.
Ebenfalls auffällig war die geteilte Heckklappe, deren Fenster nach oben öffnet, um schnellen Zugriff auf den Kofferraum zu gewähren.Ebenfalls auffällig war die geteilte Heckklappe, deren Fenster nach oben öffnet, um schnellen Zugriff auf den Kofferraum zu gewähren.
Honda CR-V Mk. II (2001-2006) – Der Wuchtige
Die erste Generalüberholung stattete den Zweiliter-Benziner mit i-VTEC aus, Hondas variables Ventilsteuerungssystem, wobei die Leistung bei rund 150 PS blieb. Die Karosserie wurde im Stil der Zeit etwas abgerundet und ist gute 12 Zentimeter länger ausgefallen. Dafür konnte Honda allerdings das klassenbeste Gepäckvolumen erzielen, mit bis zu 952 Litern bei umgeklappten Rücksitzen. Ein weiterer Fokus dieser Generation war Sicherheit, mit serienmäßigem ABS und elektronischer Bremskraftverteilung sowie einer steiferen Monocoque-Konstruktion. Der Allradantrieb basiert auf dem gleichen Dual Pump-System wie bisher, allerdings wurde die Reaktionszeit verbessert. 2004 wurde dann im Zuge des Facelifts auch erstmals ein Dieselmotor angeboten, der 2,2 Liter i-CTDi mit 140 PS.
CR-V Mk. II (2001-2006): Die erste Generalüberholung stattete den Zweiliter-Benziner mit i-VTEC aus, Hondas variables Ventilsteuerungssystem.CR-V Mk. II (2001-2006): Die erste Generalüberholung stattete den Zweiliter-Benziner mit i-VTEC aus, Hondas variables Ventilsteuerungssystem.
Weiterer Fokus dieser Generation war Sicherheit, mit serienmäßigem ABS, elektronischer Bremskraftverteilung und steiferer Monocoque-Konstruktion.Weiterer Fokus dieser Generation war Sicherheit, mit serienmäßigem ABS, elektronischer Bremskraftverteilung und steiferer Monocoque-Konstruktion.
2004 wurde im Zuge des Facelifts auch erstmals ein Dieselmotor angeboten, der 2,2 Liter i-CTDi mit 140 PS.2004 wurde im Zuge des Facelifts auch erstmals ein Dieselmotor angeboten, der 2,2 Liter i-CTDi mit 140 PS.
Honda CR-V Mk. III (2006-2012) – :)
Wir sind nun mitten in den 2000ern und das Design ist dementsprechend noch weiter abgerundet worden. Eine eigenwillige Fensterlinie soll ein Fließheck vortäuschen und die Front erinnert an ein freundliches Lächeln. Die Außenmaße sind wieder ein wenig geschrumpft und liegen jetzt kaum über denen der ersten Generation. Die zweiteilige Heckklappe und die Reserveradhalterung sind in Generation III nicht mehr dabei – Streetwear statt Offroadlook ist angesagt. Das Reserverad befindet sich ab sofort unter dem Kofferraumboden, wo früher der Campingtisch saß. Mit dem Facelift 2009 hat der Reihenvierzylinder 200 Kubik dazugewonnen, was circa 16 zusätzliche Pferdestärken mit sich brachte. Der Diesel bleibt bei 2,2 Liter, leistet aber trotzdem 10 PS mehr als davor.
Das Design wird weiter abgerundet. Eine eigenwillige Fensterlinie soll ein Fließheck vortäuschen und die Front erinnert an ein freundliches Lächeln.Das Design wird weiter abgerundet. Eine eigenwillige Fensterlinie soll ein Fließheck vortäuschen und die Front erinnert an ein freundliches Lächeln.
Innen bleibt es luftig, aber die Außenmaße sind in Generation III wieder ein wenig geschrumpft und liegen jetzt kaum über denen der ersten Generation.Innen bleibt es luftig, aber die Außenmaße sind in Generation III wieder ein wenig geschrumpft und liegen jetzt kaum über denen der ersten Generation.
Streetwear statt Offroadlook: Die zweiteilige Heckklappe und die Reserveradhalterung sind in Generation III nicht mehr dabei.Streetwear statt Offroadlook: Die zweiteilige Heckklappe und die Reserveradhalterung sind in Generation III nicht mehr dabei.
Honda CR-V Mk. IV (2012-2016) – Super-CR-V
2012 hat sich einiges getan. Die Karosserie ist wieder gewachsen, kommt aber nicht an die Maße der zweiten Generation heran, wobei das Kofferraumvolumen trotzdem um 65 Liter gewachsen ist. Der Hubraum ist sogar kleiner geworden und misst jetzt nur noch 2,0 Liter, wie schon beim Ur-CR-V, liefert aber 7 PS mehr als damals. Für die damalige Zeit war der hydraulisch geregelte Allradantrieb ja fein, aber nach 20 Jahren ist es an der Zeit für ein elektronisches System, das spart Gewicht und Reibung. Alternativ gibt es eine ganz neue Option: stinknormaler Frontantrieb. Das Jahr darauf erscheint ein neuer kleinerer 1,6-Liter-Dieselmotor mit 120 PS, der ab 2015 auch als 160-PS-BiTurbo angeboten wird und so den alten 2,2-Liter ersetzt.
CR-V Mk. IV: Nach 20 Jahren ist es an der Zeit für ein elektronisches Allrad-System, das spart Gewicht und Reibung. Und erstmals gibt es auch Frontantrieb.CR-V Mk. IV: Nach 20 Jahren ist es an der Zeit für ein elektronisches Allrad-System, das spart Gewicht und Reibung. Und erstmals gibt es auch Frontantrieb.
2012 hat sich einiges getan. Auch die Karosserie ist wieder gewachsen – kommt aber nicht an die Maße der zweiten Generation heran.2012 hat sich einiges getan. Auch die Karosserie ist wieder gewachsen – kommt aber nicht an die Maße der zweiten Generation heran.
Das Kofferraumvolumen ist um 65 Liter gewachsen, der Hubraum ist kleiner geworden und misst jetzt nur noch 2,0 Liter.Das Kofferraumvolumen ist um 65 Liter gewachsen, der Hubraum ist kleiner geworden und misst jetzt nur noch 2,0 Liter.
Honda CR-V Mk. V (2016-2023) – Hybrid-Start
Wenn man den verspäteten Verkaufsstart 2018 in Europa außer Acht lässt, war diese Generation mit sieben Jahren die bisher langlebigste, und im Vergleich zum Vorgänger wurde sie nicht mit drei, sondern null verschiedenen Dieselmotoren verkauft. Dafür gab es jetzt einen 1,5-Liter-Turbo-Benziner mit 173 PS und 193 PS, wobei letzterer an ein stufenloses Getriebe gekoppelt war. 2019 wurde der CR-V erstmals hybridisiert mit Hondas i-MMD-Antrieb. Dieses System fährt grundsätzlich elektrisch und verwendet den Verbrenner primär als Generator, um Strom für den 184-PS-Elektromotor zu erzeugen. Bei höheren Geschwindigkeiten kann der 145-PS-Benziner auch über eine Kupplung direkt die Räder antreiben, wobei hier die Übersetzung fix ist und ungefähr dem 5. Gang eines gewöhnlichen Getriebes entspricht. Außerdem ist der fünfte CR-V der erste, der auch als 7-Sitzer erhältlich ist.
Hybrid statt Diesel: Ab 2019 wird der CR-V erstmals mit Hondas i-MMD-Antrieb angeboten.Hybrid statt Diesel: Ab 2019 wird der CR-V erstmals mit Hondas i-MMD-Antrieb angeboten.
Dreireiher: Der fünfte CR-V ist der erste, der auch als 7-Sitzer erhältlich ist.Dreireiher: Der fünfte CR-V ist der erste, der auch als 7-Sitzer erhältlich ist.
Das i-MMD fährt grundsätzlich elektrisch und verwendet den Verbrenner primär als Generator, um Strom für den 184-PS-Elektromotor zu erzeugen.Das i-MMD fährt grundsätzlich elektrisch und verwendet den Verbrenner primär als Generator, um Strom für den 184-PS-Elektromotor zu erzeugen.
Honda CR-V Mk. VI (seit 2023) – Universalist
Den neuesten CR-V bezeichnet Honda-Entwickler und -Berater Kotaro Yamamoto als Alleskönner. Er ist jedenfalls das bisher größte Modell der Baureihe, ein Titel, den zuvor die zweite Generation innehielt. Das 30-jährige Jubiläum feiert Honda mit dem CR-V Dream Pod, das den Abenteuergeist des Crossover-Pioniers mit dessen neuer Größe kombiniert, heraus kommt eine Doppelzimmer mit Kochnische im 617-Liter-Kofferraum.
In Europa gibt es die sechste Generation ausschließlich mit Hondas i-MMD-System, das nun über zwei Kupplungen verfügt, um zwei verschiedene Übersetzungen zu ermöglichen. Bei der Motorisierung hat man die Wahl zwischen Vollhybrid mit Allrad- oder Frontantrieb sowie Plug-in-Hybrid mit Vorderradantrieb. Der Verbrenner hat jedenfalls 148 PS und der E-Motor 184 PS, wie schon zuvor. Die neueste Generation kommt serienmäßig mit dem Honda Sensing 360 Paket, eine umfangreiche Schar an Sensoren und Sicherheitstechnik, und kann als PHEV außerdem bis zu 79 Kilometer (laut WLTP-Messung) rein elektrisch unterwegs sein. Mit einem Gewicht von bis zu zwei Tonnen hat der CR-V beim Wandern heute nicht mehr die Leichtigkeit erster Generationen, dafür aber eine hochentwickelte Allradelektronik für rutschigen Untergrund und eine luxuriöse Gediegenheit beim Reisen. Vielleicht ist er jetzt doch mehr trittsicherer Sneaker als Wanderschuh.
Der neuesten CR-V (Mk. VI, seit 2023) ist das bisher größte Modell der Baureihe.Der neuesten CR-V (Mk. VI, seit 2023) ist das bisher größte Modell der Baureihe.
Die neueste Generation kommt serienmäßig mit dem Honda Sensing 360 Paket, eine umfangreiche Schar an Sensoren und Sicherheitstechnik.Die neueste Generation kommt serienmäßig mit dem Honda Sensing 360 Paket, eine umfangreiche Schar an Sensoren und Sicherheitstechnik.
Das Jubiläum des CR-V feiert Honda mit dem Abenteuer-Konzept „Dream Pod“. Herzstück ist das EGOE Nestboard 650, eine kompakte Camping-Lösung,Das Jubiläum des CR-V feiert Honda mit dem Abenteuer-Konzept „Dream Pod“. Herzstück ist das EGOE Nestboard 650, eine kompakte Camping-Lösung,
Als PHEV kann der CR-V rund 80 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein.Als PHEV kann der CR-V rund 80 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein.
Fazit
Als einer der ersten und populärsten SUVs ist der CR-V eine gute Fallstudie für die ganze Fahrzeugkategorie an sich. Wo es anfangs noch einen Kompromiss zwischen Off- und On-Road gab, ist es mittlerweile sehr eindeutig, auf welcher Seite der Leitplanke diese Fahrzeuge den Großteil ihrer Zeit verbringen. Aber Verkaufszahlen lügen nicht und in einer SUV-dominierten Automobilbranche findet man kaum einen SUV, der derart viel bietet – und das seit 30 Jahren.

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