ERSTE AUSFAHRT: KIA PICANTO 2017
Wie viel Würze liegt in der Kürze?
Ein neues Modell nach sechs Jahren – dafür hat sich optisch aber nicht allzu viel verändert ...
Nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten zeigen sich doch ganz markante Unterschiede, allein in den Proportionen, aber auch in den Details. Der vordere Überhang sank deutlich, dafür wuchsen Radstand und hinterer Überhang – alles, damit der Picanto bei gleichen Außenmaßen innen mehr Platz bieten kann.
Warum wuchs er nicht einfach um ein paar Zentimeter?
Weil Kia durch Befragungen herausgefunden hat, dass die ultrakompakten Ausmaße und die damit einhergehende Wendigkeit in dieser Klasse zentrale Kaufkriterien sind. Deswegen blieb man bei knapp 3,6 Meter.
Trotzdem gibt’s mehr Raum?
Ja, beim Kofferraum wuchs der Picanto auf 255 Liter, ein Bestwert in dieser Klasse. Die wichtigsten Konkurrenten heißen übrigens VW up!, Citroën C1, Fiat Panda und Renault Twingo. Vorne sitzt man wirklich fürstlich, sogar hinten kommt man erstaunlich gut zurecht, wenn der Vordermann oder die Vorderfrau nicht über 1,80 Meter groß ist.
Was hat sich außer dem Designschritt und dem Raumangebot noch getan?
Eine ganze Menge. Ein weiteres Ergebnis aus Kias Befragungen war die Tatsache, dass Kleinstwagenkäufer hoch gebildet sind und sogar über mehr Einkommen verfügen als die Käufer der nächsthöheren Fahrzeugkategorie. Man ist also für ein wenig Luxus durchaus aufgeschlossen, was Kia gerne aufgegriffen hat.
Luxus im Kleinstwagen? Wie äußert sich das?
Zum einen in edlen Ausstattungen, die man in dieser Klasse bislang noch nicht kannte, etwa einen sieben Zoll großen Bildschirm fürs Navi und die Rückfahrkamera, eine ordentliche, verschiebbare Mittelarmlehne, Apple CarPlay & Android Auto, induktives Laden fürs Handy und den König aller Schminkspiegel mit insgesamt drei Lichtquellen. Auf der anderen Seite wurde aber auch die technische Basis deutlich hochwertiger ausgeführt: Das Fahrwerk wurde souveräner abstimmt, die Steifigkeit der Karosserie erhöht, die Geräuschdämmung verstärkt.
Diese genannten Ausstattungen sind aber sicher nicht serienmäßig an Bord, oder?
Nein, natürlich muss man in dieser Klasse auch auf den Preis blicken und die Einstiegshürde tief halten. Das Basismodell „Neon“ bleibt – psychologisch wichtg – vierstellig und kostet 9890 Euro. Es ist dafür praktisch nackt, besitzt nur ein Radio, aber keine Klimaanlage, keine elektrischen Fensterheber, nicht einmal eine Zentralverriegelung. Aber schon in der nächsten Stufe – „Titan“ um 11.390 Euro – ist dann all das an Bord. Und noch einiges mehr.
Hast du eine Empfehlung für die Ausstattung?
Eine vernünftige Variante ist die Ausstattungsstufe „Silber“. Hier sind bereits elektrische Fensterheber, elektrische Außenspiegel, 14-Zoll-Alufelgen, ein Lederlenkrad, eine Bluetooth-Schnittstelle und edle LED-Technologie für das Tagfahrlicht, die Blinker und die Heckleuchten inkludiert. Macht unterm Strich 12.890 Euro.
Es gibt ja auch eine sportliche Variante. Was kann sie?
Die Ausstattung heißt GT-Line und ist das momentane Topmodell. Hier fließen nur Design-, keine Technikänderungen ein, diese dafür mit aller Macht und Pracht. Die GT-Line besitzt sportliche Stoßfänger vorne und hinten, abgedunkelte Fondscheiben, 16-Zoll-Felgen, zwei Auspuffrohre, farbliche Akzente, einen speziellen Kühlergrill und auch innen ein paar Gooedies und Kontrastfarben. Sehr cool und preislich mit 15.990 Euro überschaubar.
Wie sieht es beim Antrieb aus?
Beide Motoren, die ab sofort verfügbar sind, kennen wir schon vom Vorgängermodell. Der 1,0 MPI mit drei Zylindern und 67 PS markiert das untere Ende, verrichtet seinen Job in der Stadt und im Umland aber sehr brav. Sollte man doch ab und zu auch weitere Strecken fahren, dann empfiehlt sich aber der 1,2 MPI mit vier Zylindern und 84 PS. Er läuft noch eine Spur sanfter und besitzt dann genau jenes Maß an Mehrleistung, mit dem man auf der Autobahn nicht die Laune verliert. Eine wichtige Ergänzung folgt noch im Frühherbst: Dann bekommt der Picanto mit dem 1,0 T-GDI seinen ersten Turbomotor und flotte 100 PS – perfekt passend zur GT-Line.
Kommen wir noch einmal zurück zum Fahren: Bei kleinen Autos kommt meist das Fahrerlebnis zu kurz. Ist das hier auch der Fall?
Zuerst muss ich widersprechen: Kleinstwagen moderner Prägung fahren sich generell schon sehr erwachsen und der neue Picanto macht hier zum Glück keine Ausnahme. Bemerkenswert ist das niedrige Geräuschniveau, zudem liegt er sicher – wenn auch etwas straff – auf der Straße. Quirlige Wendigkeit setzt man hier natürlich voraus, aber der Picanto zeigt zudem ein sehr souveränes, sicheres Kurvenverhalten ohne starke Wankneigung. Auch die direkter als bisher auslegte Lenkung macht in diesem Umfeld eine sehr gute Figur, die Bremsen lassen sich fein dosieren, die Schaltung ist leichtgängig und präzise – so wird das Fahren zur unerwarteten Freude.
Ist mit der Einführung des stärkeren Motors das Programm im Frühherbst komplett?
Nein, es folgt noch eine Überraschung. Gegen Ende des Jahres ergänzt Kia die Palette mit der Ausstattung „X-Line“. Sie ist quasi das Gegenstück zur GT-Line und stilisiert den Picanto zum Micro-SUV. Kennen wir ja schon vom Panda Trekking und könnte auch hier einen witzigen Look erzeugen.
Modellpalette & Preise Kia Picasso
Stand März 2017
1,0 MPI Neon 67 PS 9.890 Euro
1,0 MPI Titan 67 PS 11.390 Euro
1,0 MPI Silber 67 PS 12.890 Euro
1,2 MPI Silber 84 PS 13.690 Euro
1,2 MPI Silber AT 84 PS 14.690 Euro
1,2 MPI Gold 84 PS 15.190 Euro
1,2 MPI Gold AT 84 PS 16.190 Euro
1,2 MPI GT-Line 84 PS 15.990 Euro