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GERALD ENZINGER

GERALD ENZINGER

Graz, Zandvoort: Verstappen in Fahrt!

In Graz wird Max Verstappen am 26. Juni einen Showrun fahren. Und 2020 kehrt die Formel 1 für ihn nach Zandvoort zurück. Doch Max Verstappen ist auch aus rein sportlichen Gründen der heimliche Star der Saison 2019. Er macht kaum Fehler und besiegt immer zumindest einen Ferrari. Sein stiller Triumph, der zeigt: um ihn muss man sich im Grand-Prix-Zirkus keine Sorgen machen. Um die Perle Zandvoort schon eher.
Ich gebe es zu: ich habe diesen Tag schon seit Jahren gefürchtet.
Nun war er da: Zandvoort wird wieder in die Formel 1 zurückkkehren.
2020. Das ist fix, offiziell, beschlossen.

Eine Rückkehr, die ihn mir gemischte Gefühle auslöst. Denn Zandvoort ist so, wie es jetzt ist, einer meiner absoluten Lieblings-Tracks auf der Welt. Jeder Besuch dort ist eine Zeitreise in die 1980er-Jahre. Der morbide Charme des alten Strandortes Zandvoortes, dem einst schon Kaiserin Sissi verfallen war, ist an der unmittelbar daneben gelegenen Strecke erst recht erlebbar.

Trotz mehrerer großer Streckenveränderungen in den 1990er-Jahren ist alles irgendwie wie damals.
Die steilen Kiesbetten, die berühmte Tarzan-Kurve, und die atemberaubende Abbiebung direkt hinter dem Fahrerlager. Nirgendwo umschließt eine Strecke so sehr auch das Paddock, ja schließt es regelrecht ein.
Und man kann so viel sehen oben in den Dünen, wo man sich bis jetzt einfach hingesetzt hat, um in Nachwuchsrennen Ferdinand Habsburg oder Laura Kraihamer im GT4-Cup zu beobachten. Oder die DTM. Es gibt keine Erlebnistribüne, aber sehr viel Erlebnis.
Man flaniert im Gestrüpp hoch über der Strecke – und ja, es gibt da auch eine Stelle, die für mich das Paradies ist.
Mit einem einzigen Blick sieht man von dort aus: die Rennstrecke, einen kleinen See,  den Wald, einen Fußballplatz und das Meer, alles im Umkreis von zehn Minuten Fußweg. Mehr geht nicht.

Mehr wird aber kommen. Denn die Anlagen sind nicht Formel-1-tauglich: nicht die Tribünen, nicht das Mediacenter, nicht die engen und doch schnellen Kurven mit den Auslaufzonen aus Kies, hoch aufragend. Ich fürchte Schlimmes.
Es scheint fast unmöglich den Charakter der ganzen Rennstrecke bewahren zu können am Weg in die Moderne. Ich zittere um jede Pommes-Bude, um die kleinen Streckenwärter-Häuschen, und um den winzigen Presseraum, in dem ein überdimensionales Bild hängt: Niki Lauda bei seinem letzten Sieg, hier und in der Formel 1, im Jahre 1985.

Nun aber zu dem Mann, der an meinen Ängsten Schuld hat - und das ist natürlich mit einem Augenzwinkern versehen. Denn Max Verstappen ist einer der ganz großen Superstars der Zukunft und der Gegenwart. Nirgends sonst hat ein Fahrer in so kurzer Zeit so viele Fans mobilisiert und eine Nation erweckt. Überall in Europa sind die Tausenden holländischen Fans Kult geworden, vor allem auf ihrer bisherigen Lieblingsstrecke, am Red Bull Ring. Vergleichbar ist das höchstens mit Michael Schumacher Anfangs und Mitte der 1990er-Jahre in Deutschland, aber in Holland ist es noch dichter.

Zurecht. Denn Verstappen vollbringt in einer Saison, die zu einer unfassbar langweiligen werden könnte und die am Anfang jetzt fünf Mercedes-Doppelsiege hatte, einen sensationellen Job. Im Niemandland zwischen den Königen von Mercedes und den Chaoten von Ferrari ist Verstappen heuer schon zwei Mal auf das Podium gefahren, immer vor zumindest einem Ferrari gewesen und Dritter (!) in der WM.
Und das in einem Red Bull, der alles andere als genial ist und dessen wahre Leistungsfähigkeit wohl an den sechsten Plätzen von Pierre Gasly zu erkennen ist.

Die Plätze 5 und 6 sind die natürlichen Gebiete von Red Bull in dieser Saison, doch Verstappen ist immer Dritter oder Vierter, und damit ist schon alles gesagt. Obwohl er nichts so sehr hasst, wie ein zu langsames Auto, ist der Egoist mit der Nummer 33 in allen Rennen ruhig geblieben und immer hat Max das Maximum heraus geholt.

Und das quasi fehlerfrei, im Gegensatz zum Saisonbeginn 2018, aber genau so wie im Herbst 2018. Man sieht ihn im, wie ein Champion wächst. Er ist - bislang von den Fahrern her - der Mann des Jahres, das was bei den Teamchefs Toto Wolff ist: überragend.

Nur er gewinnt eben (noch) nicht, weil Mercedes zu gut ist. Red Bull hat ihm so schnell wie niemand anderer eine Chance gegeben und ein Auto, mit dem er bei außergewöhnlichen Ereignissen gewinnen kann.
Bald aber wird das Wunderkind nach dem besten Auto verlangen. Red Bull steht unter Druck.
Bis Ende 2020 wird man Max überzeugen müssen, sonst ist wohl bald weg. Den er lässt sich durch niemanden stoppen – auch nicht von denen, denen er am meisten zu verdanken hat. So denken Champions eben und wahrscheinlich ist es genau das, was sie zu Champions macht.

Das ist wie beim Umbau von Rennstrecken: etwas traurig und beängstigend, aber vor allem eines: Nur eine Frage der Zeit.

Meine persönliche Instagram-Slideshow eines Spaziergangs in Zandvoort sehen Sie hier: https://www.instagram.com/p/BxcDBEHic4g/
Nach einigen Showruns wird Verstappen 2020 zum ersten Mal für ein Formel-1-Rennen den Helm im heimatlichen Zandvoort aufsetzen.Nach einigen Showruns wird Verstappen 2020 zum ersten Mal für ein Formel-1-Rennen den Helm im heimatlichen Zandvoort aufsetzen.
Davor aber geht es für Verstappen nach Graz.

In der Heimatstadt von Helmut Marko, dort, wo er als 15-jähriger zum ersten Mal in dessen Büro gesessen ist, wird er auf den Schloßberg-Kasematten einen Showrun mit einem Red-Bull-Formel-1 geben. So wie Sebastian Vettel 2012, der damals allerdings im Bereich des Freiheitsplatzes unterwegs war.

Damit soll noch einmal Werbung für den Red Bull Ring und den Grand Prix, der unmittelbar danach am Wochenende stattfinden wird, betrieben werden. Und die Fans haben die Chance, den vielleicht besten Piloten der Saison direkt zu erleben.

Infos unter: www.projekt-spielberg.at
Im Vorjahr war Max Verstappen der Sieger beim Österreich-Grand-Prix in Spielberg.Im Vorjahr war Max Verstappen der Sieger beim Österreich-Grand-Prix in Spielberg.
Die Verstappen-Fans werden auch heuer in Massen zum Red Bull Ring strömen – und davor wohl nach Graz.Die Verstappen-Fans werden auch heuer in Massen zum Red Bull Ring strömen – und davor wohl nach Graz.
Unmittelbar nach seinem dritten WM-Titel kam Sebastian Vettel 2012 nach Graz, um die Fans in der Altstadt zu begeistern.Unmittelbar nach seinem dritten WM-Titel kam Sebastian Vettel 2012 nach Graz, um die Fans in der Altstadt zu begeistern.
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