loading...

GERALD ENZINGER

GERALD ENZINGER

Vor Spielberg-GP: Briten schocken die Formel 1

Eine Entscheidung der britischen Regierung könnte zur Gefahr für den Österreich-Grand-Prix in Spielberg werden – ja sogar für die ganze Weltmeisterschafts-Saison 2020. Denn bis auf Weiteres müssen auch britische Staatsbürger nach der Einreise in ihre Heimat zwei Wochen in Heim-Quarantäne. Für die sieben englischen Teams wäre das im Lauf einer Saison aber wohl eine logistische Unmöglichkeit. Man ringt um eine Ausnahmegenehmigung.
Es könnte so kommen, wie öfters an dieser Stelle befürchtet:

Österreich ist bereit für einen bzw. für zwei Grand Prix in Spielberg. Red Bull und die Regierung können sich auf ein Durchführung einigen. ABER: Der Rest der Welt ist noch nicht bereit dafür und die Grenzregelungen werden zum (möglicherweise unüberwindbaren) Problem.
Dass alle aus dem Formel-1-Tross in Österreich einreisen können, das scheint nach den positiven Entwicklungen der letzten Wochen möglich.

Die größte Problemzone ist derzeit aber die britische Insel. Denn: Großbritannien will wegen der Corona-Pandemie Einreisende für 14 Tage unter Quarantäne stellen. Die zweiwöchige Isolierung soll dazu beitragen, das Coronavirus  einzudämmen, sagt Minister Brandon Lewis. Aus dem Ausland einreisende britische Bürgerinnen und Bürger könnten (=müssen) Zuhause in Quarantäne gehen. Andere Einreisende müssten entsprechende Vorkehrungen für ihre Isolierung treffen. Bei Verstößen droht eine Geldstrafe in Höhe von 1.000 Pfund (1.117 Euro).

Laut Brandon soll die Aufrechterhaltung dieser Maßnahme alle drei Wochen überprüft werden. Sie soll die schrittweise Lockerung anderer Corona-Beschränkungen ab dem 1. Juni begleiten. "Zum jetzigen Zeitpunkt" sind keine Ausnahmen für Länder mit niedrigen Infektionszahlen vorgesehen - sie gelten nur für Lastwagenfahrer, medizinisches Personal sowie für Bürger Irlands.

Doch auch die Formel 1 braucht so eine Ausnahmegenehmigung.
Dass die immer schon etwas absurd klingenden Rennen in Silverstone wegen der Quarantäne-Regel abgesagt werden müssten, das wäre verkraftbar. Austragungsorte wie Hockenheim bieten sich als Alternative an.
Doch viel schlimmere Auswirkungen hat die Tatsache, dass – nach den heutigen Erkenntnissen – auch britische Staatsbürger in (Heim-)-Quarantäne müssen.
Sieben der zehn Teams der Formel 1 haben ihre Homebase in England, geschätzt sind wohl mindestens 2/3 der Menschen im Formel-1-Tross Bürger des Vereinigten Königreiches.
Wenn sie nach einem Rennen heim wollen, müssen sie dann zwei Wochen in Quarantäne – bis dann müssten sie aber in der Regel längst beim nächsten Grand Prix sein.

Gilt die Regel noch Monate, wäre die einzige Chance, um die WM zu retten, dass die Briten in der ganzen Zeit über Monate nicht heim kommen. Eine für die meisten familiär unerträgliche Situation. Abgesehen von der Tatsache, dass gerade die Briten wohl auch in vielen anderen Ländern unter Quarantäne müssten oder besonders strenge Auflagen im Ausland bekommen könnten – gilt doch ihr Land als eines der am meisten betroffenen weltweit.

Eine WM wäre so nur schwierig zu planen.
Und wenn keine WM möglich ist, macht es wohl keinen Sinn, sie in Spielberg "auf gut Glück" zu beginnen. Denn selbst wenn man dank gut organisierter Strecken wie dem Red Bull Ring auf die für eine WM notwendigen zehn Rennen gesamt und damit zu einem WM-Status kommt, bleibt die Frage: ab wie vielen Rennen lohnt sich eine Teilnahme für die Teams?
Denn eine Saison hätte konstant hohe Kosten – wenn dann aber nur wenige Veranstaltungen stattfinden und die TV-und Sponsorengelder nur reduziert ausbezahlt werden, droht ein finanzielles Desaster.

Jetzt müssen Fans auf eine Ausnahmegenehmigung für die Formel-1-Industrie zu hoffen. Zu wichtig könnte der Status der Formel-1-Teams in England sein.
Doch leicht wird es nicht: Boris Johnson, der den Virus lange lächerlich gemacht hat, ist mittlerweile selbst mit Covid19 auf der Intensivstation gelegen. Seitdem hat er den Ernst der Lage erkannt – und er ist auf einen harten Kurs umgeschwenkt. Einen Kurs, der die ganze Formel 1 aus der Bahn werfen könnte.



Lewis Hamilton muss heuer auf das Bad in der Menge in Silverstone verzichten. Auf das Rennen in Silverstone wohl auch. Und, wenn es dumm läuft, sogar auf alle Rennen. Bild ganz oben: Die Gridgirls sind schon Geschichte – welche Geschichte werden wir heuer mit der britischen Flagge verbinden?Lewis Hamilton muss heuer auf das Bad in der Menge in Silverstone verzichten. Auf das Rennen in Silverstone wohl auch. Und, wenn es dumm läuft, sogar auf alle Rennen. Bild ganz oben: Die Gridgirls sind schon Geschichte – welche Geschichte werden wir heuer mit der britischen Flagge verbinden?
ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT