Vorstellung & Sitzprobe: Maxus eTerron 9

Um wen geht es?
Das Rennen um den ersten elektrischen Pickup hat Maxus schon 2023 mit dem T90 für sich entschieden. So viel Offroad-Talent, wie mit Hinterradantrieb möglich ist, bietet dieser auch bereits. Aber 4x4 gehört in dieser Liga nun einmal zum guten Ton. Dass Maxus im Jahr 2024 ein neues Pickup-Modell mit zwei angetriebenen Achsen präsentieren wird, war bereits bei der Vorstellung des T90 klar. Damals wurde als Bezeichnung des Allradlers noch GTC kommuniziert, was in Europa aber traditionell für große Reise- und Sport-Cabrios steht. Nun gab es noch eine Namensänderung. Der neue Pick-up heißt eTerron 9 und trägt somit korrekt im Namen, worauf es ankommt: Dass er elektrisch ist und das Durchwühlen der Erde zu seiner Domäne erklärt. Ob die Zahl ein Hinweis auf künftige kleinere Pickup-Brüder ist, verrät der Hersteller noch nicht. Bisher ist bei Maxus mit 9 aber immer das größte Modell einer Kategorie benannt.
Die Marke Maxus ist Teil des SAIC-Konzernkonglomerats, das zu den größten Unternehmen in China gehört. SAIC kommt am Heimmarkt auf große Marktanteile und baut als Lizenznehmer Autos für Volkswagen – was als Qualitätsbeweis zu werten ist. Mit der Denzel Gruppe hat SAIC seit 2021 in Österreich einen etablierten Partner, der auch Generalimporteur von Hyundai, Mitsubishi und der SAIC-Marke MG ist. Maxus-Österreich-Geschäftsführer ist mit Andreas Kostelecky ein profunder Kenner der heimischen Autobranche.
 
Welche Technik steckt im eTerron?
Mit dem T90 hat der neue Pickup von Maxus rein gar nichts mehr gemeinsam. Mit stattlichen 5,5 Metern Außenlänge überragt er seinen auch schon nicht gerade kleinen Vorgänger noch einmal um 13,5 Zentimeter und ist mit über zwei Metern auch um gut 10 Zentimeter breiter.  2,8 Tonnen Eigengewicht sind gleich satte 425 Kilo mehr als der T90 auf die Waage bringt. Ein Teil davon fällt auf den mit 102 kWh Kapazität deutlich leistungsfähigeren Akku, dazu kommt ein neues Chassis-Layout zum Einsatz, das die Konstruktionsarten Leiterrahmen und selbsttragende Karosserie zu einer komplexen Einheit verbindet. Nach einem ähnlichen Prinzip fertigt derzeit nur Land Rover für den Defender. Dazu kommen statt einem nun zwei permanenterregte Synchronmotoren mit einer kombinierten Leistung von 442 PS. Eine Luftfederung ist serienmäßig an Bord.

Wenige, kraftvolle Linien – wie wirkt das Design?
Setzt der T90 noch auf klassische Pickup-Attribute nach US-Vorbild, geht der eTerron 9 neue, eigene Wege. Und hat sogar einen Namen dafür: „New Electrified Mecha“ nennt sich die Designsprache, an der die Art-Direktoren der „Transformers“-Filmreihe ihre helle Freude hätten. Im Grunde genommen repräsentiert sie die geometrischen Grundform des Pickups auch nach außen und reduziert ihre Wirkung auf wenige, kraftvolle Linien. Die Tagfahrlicht-Spangen vorne sind weit nach außen gerückt, das Heck von den großen senkrechten Leuchten in 3D-Optik geprägt. Das neue Selbstbewusstsein der chinesischen Marke trägt der eTerron 9 sozusagen im Gesicht – mit einem nicht zu übersehenen Maxus-Schriftzug dort, wo sonst ein Kühlergrill sitzt. Ein bisschen Macho-Brimborium wie Trittbretter und massiver Unterfahrschutz sind auch dabei, aber äußerst dezent gehalten.
 
Ein vollkommen neues Cockpit – wie schaut es dort aus?
Das primär auf den Arbeitseinsatz abgestimmte, simple und robuste Layout im T90 ist hier einer wesentlich attraktiveren Cockpit-Landschaft gewichen, die eine moderne, beinahe skandinavisch-reduzierte Wohnatmosphäre vermittelt. Damit ist klar: Der eTerron 9 will nicht nur ein Arbeits-Esel sein, sondern zielt mit seinem Premium-Ambiente auch bewusst auf die Lifestyle-Kundschaft. Dementsprechend hochwertig ist mit Leder-Ausstattung sowie Sitzen mit Kühlung, Massage- und Liege-Funktion die Ausstattung gewählt. Statt des klassischen Instrumenten-Klusters und einem mittig platzierten Solo-Touchscreen gibt es hier eine kombinierte Widescreen-Lösung mit zwei integrierten Displays, darunter sind analoge Bedienelemente für die Klimasteuerung angeordnet. In der freischwebenden Mittelkonsole sind die Schalter für die Getriebe-Aktivierung, die Fahrmodi und die auch manuell steuerbare Luftfederung untergebracht.
 
Wie sieht es mit den 4x4-Skills aus?
Mit 170 PS an der Vorder- und 272 PS an der Hinterachse ist trotz der ansehnlichen Fahrzeugmasse schon einmal Hardware für ausreichende Power montiert. Dafür, dass die in jeder Situation artgerecht auf der Oberfläche ankommt, sorgen sechs vorinstallierte Fahrmodi des All-Terrain-Programms, die auch mit Schotter, Sand oder Schlamm zurechtkommen. In einem weiteren Modus können individuelle Einstellungen kombiniert und abgespeichert werden. Auswählbar sind dabei Motorleistung, Lenkung, Traktion, Rekuperation und Fahrwerkshöhe. Rechnerisch kommen zirka 400 verschiedene Kombinationen in Frage – es sollte also für jeden die richtige dabei sein.

Welcher Akku ist verbaut?
Die 102 kWh Kapazität liefert eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie in neuartiger Tetris-Bauweise – so genannt, weil die Zellen wie beim Computer-Spiel Tetris platzoptimiert aneinander geschachtelt sind. Die maximale Gleichstrom-Ladeleistung beträgt 115 kW, womit der eTerron 9 in 40 Minuten von 20 auf 80 Prozent kommt. Die WLTP-Reichweite soll 430 Kilometer betragen. Neu an Bord ist auch ein 9-Kanal Belüftungssystem für die Temperierung des Akkus, womit laut Maxus vor allem im Winter die Reichweite bis zu 18 Prozent höher liegt als bei herkömmlichen Varianten, das heißt die temperaturbedingten Verluste entsprechend geringer sind. V2L, also vehicle to load, die externe Stromabgabe, beherrscht der eTerron 9 ebenfalls und verfügt dafür über zwei 2,2 kW-Buchsen unter der vorderen Haube und einen 6,6 kW Anschluss auf der Ladefläche.
 
Wieviel trägt und zieht der eTerron 9?
Mit 620 Kilo Nutzlast muss er gegenüber dem T90 um über 300 Kilo zurückstecken, liegt damit aber auch nur 56 Kilo unter dem Referenzwert eines Ford Ranger. Wie dieser kann der eTerron 9 nun aber 3,5 Tonnen Anhängelast ziehen – beim T90 ist schon bei 1000 Kilo Schluss. 1,7 Meter misst die Ladfläche, sie kann aber dank der versenkbaren Kabinen-Rückwand auf 2,4 Meter verlängert werden. Durch die konsequente Ausnutzung des Platzes in der Baugruppe selbst sitzen Akku und Motoren verhältnismäßig tief. Dadurch bietet der e-Terron 9 auch noch den bisherigen Rekord-Stauraum von 236 Litern im sogenannten Frunk unter der vorderen Haube – was für die Alltagsnutzung sehr wichtig sein kann, weil es sich um verschließbaren, nicht einsehbaren, also quasi normalen Kofferraum handelt.
 
Was ist zu Preisen und Marktstart bereits bekannt?
Der österreichische Maxus-Importeur Denzel, der abgehen vom Pickup T90 auch bereits die elektrischen Lieferwagen eDeliver 7 und eDeliver 9 vertreibt (unter anderem in großer Zahl an die heimische Post) wird die Preise für den neuen im Programm spätestens im Jänner 2025 bekanntgeben. Der Verkauf des eTerron 9 startet im ersten Quartal 2025.
 
Das Fazit?
Mit dem eTerron 9 emanzipiert sich Maxus vom bisherigen, eindeutig hemdsärmeligen Image. Mit seinem ansprechenden Design und der hochwertigen Ausstattung taugt er als Lifestyle-Vehikel ebenso wie für Handwerk oder Gewerbe und bringt damit genau die Street-Credibility mit, die in dieser Liga gefragt ist.