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Test: Maxus eDeliver 9

Test: Maxus eDeliver 9

Versprochen ist versprochen

Der chinesische Neuling Maxus fordert die etablierten Hersteller mit günstigen Elektro-Transportern heraus. Im Test tritt der große eDeliver 9 an – Motorprofis.at erklärt die Hintergründe der Marke, prüft die Realitätsnähe der Reichweite und schaut sich die Qualität im Detail an.
Lohnt sich der Umstieg auf elektrische Nutzfahrzeuge?
Es führt jedenfalls kein Weg daran vorbei. Die CO2-Gesetze verteuern Transporter mit Verbrennungsmotor laufend, und Österreich hat zuletzt besonders fleißig an den ökologischen Daumenschrauben gedreht: Die Einführung der Normverbrauchs-Abgabe (ab Mitte 2021) und die Erhöhung der motorbezogenen Versicherungssteuer (ab Anfang 2022) führen zu erheblichen Zusatzkosten für Gewerbetreibende mit Dieselfahrzeugen. Elektro-Transporter sind dagegen sowohl von der Kauf- als auch von der Besitzsteuer befreit, die Anschaffung drängt sich also zunehmend auf.
Freilich brauchen Elektro-Transporter große Batterien und sind dadurch nicht gerade billig. Abfedern lassen sie sich die Kosten mit hohen staatlichen Förderungen – aber auch mit einer neuen Marke wie Maxus, die den etablierten Herstellern mit günstigen Nutzfahrzeugen Konkurrenz macht.

Welchen Hintergrund hat der chinesische Herausforderer?
Maxus ist Teil des SAIC-Konzernkonglomerats, das zu den zehn größten Unternehmen in China gehört und am Heimmarkt auf rund 25 Prozent Marktanteil kommt. Als Lizenznehmer baut SAIC auch drei Millionen Autos pro Jahr für Volkswagen, was als Qualitätsbeweis zu werten ist. In China werden seit 2011 Nutzfahrzeuge und seit 2016 auch SUVs gebaut. Die Expansion führte Maxus zunächst nach Australien, Neuseeland, England, Südostasien und in den Mittleren Osten. Während dort auch Verbrenner-Modelle verkauft werden, konzentriert sich Maxus in Österreich gleich auf das Zukunftssegment der Elektromobilität. Mit der Denzel Gruppe haben die Chinesen hierzulande einen etablierten Partner, der bereits Generalimporteur von Hyundai, Mitsubishi und der SAIC-Marke MG ist. Den Import von MG und Maxus hat Denzel in der Asia Import GmbH gebündelt, die Geschäfte führt mit Andreas Kostelecky ein profunder Kenner der heimischen Autobranche. Head of Sales bei Maxus ist Sandra Bayer, einer Nutzfahrzeug-Expertin mit langjähriger Erfahrung am österreichischen Markt.
 
Wie schaut das Portfolio von Maxus aus?
Bereits verfügbar sind der kompakte eDeliver 3 (L1, L2) und der große eDeliver 9 (N1 – L2H2, L3H2) mit einer Preispalette von 37.900 Euro bis 72.083 Euro netto. im Laufe des Jahres 2023 folgen das Fahrgestell für eDeliver 3 und eDeliver 9, der Elektro-Pick-up T90 (mit bereits definierten Preisen ab 42.400 Euro netto) und der mittelgroße Transporter eDELIVER 7.
Der große Kastenwagen ist als N1 in der 3,5-Tonnen-Klasse unterwegs, bietet je nach Variante ein Ladevolumen von 9,7 bis elf Kubikmeter.Der große Kastenwagen ist als N1 in der 3,5-Tonnen-Klasse unterwegs, bietet je nach Variante ein Ladevolumen von 9,7 bis elf Kubikmeter.
Die seitliche Schiebetür-Öffnung ist 127 Zentimeter breit.Die seitliche Schiebetür-Öffnung ist 127 Zentimeter breit.
Der Laderaum ist 3.36 Meter lang, 1.80 Meter breit und 1,79 Meter hoch.Der Laderaum ist 3.36 Meter lang, 1.80 Meter breit und 1,79 Meter hoch.
Die Hintertüren haben 236 Grad Öffnungswinkel, bleiben auch in Zwischenpositionen gut stehen. Ein Trittbrett erleichtert das Einsteigen.Die Hintertüren haben 236 Grad Öffnungswinkel, bleiben auch in Zwischenpositionen gut stehen. Ein Trittbrett erleichtert das Einsteigen.

Welche Varianten gibt es vom Testmodell eDELIVER 9?
Der große Kastenwagen ist als N1 in der 3,5-Tonnen-Klasse unterwegs und bietet je nach Variante ein Ladevolumen von 9,7 Kubikmeter (L2H2) bis elf Kubikmeter (L3H2) sowie eine maximale Zuladung von bis zu 1.200 Kilo. Der L2-Radstand beträgt 3.366 Millimeter, der L3-Radstand 3.760 Millimeter. Man wählt aus den drei Batteriekapazitäten 52 kWh, 72 kWh und 89 kWh, die nach dem offiziellen WLTP-Messzyklus Reichweiten von 180 bis 300 Kilometer ergeben.
 
Was bietet der Laderaum im Detail?
Die getestete L2H2-Variante ist ein 5,54 Meter langes, 2,06 Meter breites und 2,52 Meter hohes Auto. Die 9,7 Kubikmeter Ladevolumen verteilen sich auf einem Raum, der 3.36 Meter lang, 1.80 Meter breit und 1,79 Meter hoch ist. Die Hintertüren haben 236 Grad Öffnungswinkel und bleiben auch in Zwischenpositionen gut stehen, ein Trittbrett erleichtert das Hineinkommen. Die seitliche Schiebetür-Öffnung ist 127 Zentimeter breit, für den Zustieg gibt es eine Stiege in Form einer Ausbuchtung im Laderaumboden.
Der Bodenbelag macht einen robusten Eindruck und reduziert Rutschbewegungen etwas, gänzlich rutschfest ist das Material nicht. Serienmäßig Abhilfe schaffen acht Ösen für Spanngurte und Befestigungspunkte für die Ladesicherung. Die seitliche Laderaumverkleidung deckt das erste Drittel ab, die Bereiche oberhalb und die Trennwand sind aus Blech. Im gesamten Laderaum wirkt die Fertigungsqualität marktonform robust.
 
Überzeugt der Innenraum?
Der Fahrer hat eine gute Sitzposition und serienmäßig zwei Beifahrersitzplätze neben sich. Klimaanlage, Fensterheber und sogar Sitzheizung sind serienmäßig, können also nicht von knausrigen Controllern rausgestrichen werden. Die Zahl der Ablagen setzt keine neuen Maßstäbe, ist aber ausreichend für den Alltag. In einigen Fächern wäre ein rutschfester Belag wünschenswert.
Maxus verwendet durchwegs robuste Kunststoffe, die Verarbeitung ist ordentlich. Dass da einmal ein Kabel unter dem Armaturenbrett vorschaut und dort eine Fußmatte etwas über den Rand steht, ändert den vernünftigen Gesamteindruck nicht.
Das Multimediasystem wird über eine 10-Zoll-Touchscreen bedient, der Apple CarPlay und Android Auto einbindet. Vor allem die unschlagbaren Echtzeit-Daten der Google-Navigation schätzen Gewerbetreibende mit engem Zeitplan ja sehr – Ankunftszeit beim Kunden quasi fix planbar. Feierabend auch. Das Radio zeigt bei FM nur Frequenzen, keine Sendernamen, da muss man sich auskennen. Bei DAB werden die Sender namentlich genannt.
Insgesamt klappt die Bedienung über den Touchscreen, die Lenkradfernbedienung und die noch relativ zahlreich vorhandenen Tasten am Armaturenbrett gut.

Der Fahrer hat eine gute Sitzposition und serienmäßig zwei Beifahrersitze. Klimaanlage, Fensterheber und sogar Sitzheizung sind serienmäßig.Der Fahrer hat eine gute Sitzposition und serienmäßig zwei Beifahrersitze. Klimaanlage, Fensterheber und sogar Sitzheizung sind serienmäßig.
Armaturen mit Infodisplay zwischen den Uhren.Armaturen mit Infodisplay zwischen den Uhren.
Robuste Stoff-Sitzbezüge mit Muster.Robuste Stoff-Sitzbezüge mit Muster.
Das Multimediasystem wird über eine 10-Zoll-Touchscreen bedient, der Apple CarPlay und Android Auto einbindet.Das Multimediasystem wird über eine 10-Zoll-Touchscreen bedient, der Apple CarPlay und Android Auto einbindet.
Die Zahl der Ablagen setzt keine neuen Maßstäbe, ist aber ausreichend …Die Zahl der Ablagen setzt keine neuen Maßstäbe, ist aber ausreichend …
… für den Alltag. In einigen Fächern wäre ein rutschfester Belag gut.… für den Alltag. In einigen Fächern wäre ein rutschfester Belag gut.
Maxus verwendet durchwegs robuste Kunststoffe, die Verarbeitung ist ordentlich.Maxus verwendet durchwegs robuste Kunststoffe, die Verarbeitung ist ordentlich.
Wie fährt sich der eDeliver 9?
Ziemlich flott. Der E-Motor mit 204 PS Spitzenleistung und 310 Newtonmetern Maximaldrehmoment beschleunigt den leeren Transporter fast sportlich, aus dem Stand und auch während der Fahrt, wenn das Strompedal durchgedrückt wird. Selbst mit schwerem Ladegut wird man sich also nicht schwer tun. Wind- und Abrollgeräusche dringen im branchenüblichen Maß in den Innenraum, wie der Name sagt: es handelt sich um Nutzfahrzeuge. Bei 100 km/h ist Schluss, schnellere Autobahnfahrten wären in Sachen Reichweite aber ohnehin nicht sehr ratsam.
Vom Fahrersitz hat man eine gute Übersicht, immer wieder hilfreich sind auch die Parksensoren vorne und hinten, die am Dach montierte Rückfahrkamera und der Totwinkelassistent. Ein „Rückspiegel“-Kamera gibt es noch nicht.
 
Wie hoch ist die tatsächliche Reichweite?
Versprochen ist versprochen, scheint Maxus gedacht zu haben, die Normreichweite wird übergenau eingehalten. Für das Testmodell mit 51,5-kWh-Batterie stehen 180 Kilometer im Datenblatt. Im Test bei warmem Wetter sowie mit eingeschaltener Klimaanlage und normaler Fahrweise kam der leere eDeliver 9 sogar etwas weiter. Zu weit von den Normwerten wird man sich also auch bei kaltem Wetter und Beladung nicht entfernen. Diese Einschätzung sollte sich auch auf die 72-kWh-Batterie für 235 Kilometer Reichweite und den 88,55-kWh-Akku für 300 Kilometer übertragen lassen.
Dreiphasiges Wechselstrom-Laden (AC) ist mit bis zu 11 kW möglich, der derzeit handelsübliche Wert. Gleichstrom-Schnellladen (DC) auf der Autobahn klappt mit bis zu 72 kW, im Idealfall bedeutet das 100 Kilometer Reichweite in zehn Minuten.
 
Wie schaut es preislich aus?
Das Testmodell kommt auf einen Netto-Listenpreis von 56.000 Euro, was im Konkurrenzvergleich eine Ansage ist. Vor allem wenn man die Ausstattung mitberücksichtigt. Nach Abzug der staatölichen Föderungen und des aktuellen Hersteller-Aktionsrabatts kommt man auf 41.500 Euro netto runter.

Das Fazit?
Hält die versprochene Reichweite genau ein, ist ordentlich gemacht und preislich interessant – was will man mehr. Ein ernstzunehmender Herausforderer.
Der E-Motor (204 PS, 310 Nm) beschleunigt den leeren Transporter fast sportlich. Das Reichweiten-Versprechen hält in der Praxis.Der E-Motor (204 PS, 310 Nm) beschleunigt den leeren Transporter fast sportlich. Das Reichweiten-Versprechen hält in der Praxis.

DATEN & FAKTEN

Maxus eDeliver 9 L2H2 51,5 kWH

(Februar 2023)

Preis

56.000 Euro netto. Nach Abzug der Föderungen und des Aktionsrabatts dz. ab 41.500 Euro.

Antrieb

Elektroantrieb mit 150 kW / 204 PS, 310 Newtonmeter. Batterikapazität 51,5 kWh, AC-Laden dreiphasig mit bis zu 11 kW, DC-Laden mit bis zu 72 kWh. Vorderradantrieb.

Abmessungen

Länge 5.546 mm, Breite 2.062 mm, Höhe 2.525 mm m. Radstand 3.366 mm. Ladevolumen 9,7 m³ (L2 H2).

Gewicht

Leergewicht 2.300 kg, Nutzlast 1.200 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 100 km/h, Beschleunigung 0 – 50 km/h in 5,7 Sekunden, WLTP-Normverbrauch (kombiniert) 29,4 kWh, WLTP-Reichweite (kombiniert) 180 km.

Testverbrauch

29 kWh (= circa 190 km Reichweite).

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

5 Punkte

Vernunft

8 Punkte

Preis-Leistung

9 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte
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