RALLYE-WELTMEISTER
Die Gier des Monsieur Ogier
In Australien sicherte sich der Franzose Sebastien Ogier (34) den WM-Titel, den sechsten in Serie. Aber sicher jenen, der am meisten Wert ist. Denn nach vier komfortablen Saisonen im technisch und materiell haushoch überlegenen Volkswagen-Werksteam und dem „Give me five“ in einem privaten Ford des Teams M-Sport im Jahr 2017 gegen eine zu fehlerhafte Konkurrenz holte er sich erneut mit dem Ford auch noch den sechsten Titel - gegen die ganze Werkselite und obwohl er im Herbst schon auf Platz 3 der WM zurück gefallen war. Eine Meisterleistung mentaler Stärke.
Hier das motorprofis-Interview mit dem Superstar:
http://www.motorprofis.at/motorsport/sebastien-ogier-exklusiv
Und hier die wichtigsten Ogier-Facts im Überblick.
Warum ist dieser Titel so besonders?
Ogier holte den sechsten (!) Titel in Serie, davor gewann Loeb neun Mal in Folge. Petter Solberg war 2003 der letzte nicht-französische Rallye-Weltmeister. Doch heuer war alles so unsicher wie nie zuvor. Denn noch nie waren sich vier Teams - Toyota, Citroen, Hyundai und dazu das Semi-Werksteam M-Sport-Ford - so ebenbürtig, noch nie stand die Meisterschaft auf einem so hohen Niveau. Lange sah Thierry Neuville wie der wahrscheinliche Weltmeister aus, dann legte Ott Tänak im Toyota eine aufregende Siegesserie hin. Und Ogier? Hielt trotzdem cool an seinem Programm fest, "erholte" sich beim DTM-Event in Spielberg - und holte sich im Finish erst recht wieder den Rallye-Titel: weil er am wenigsten Fehler machte und damit seine Gegner entnervte.
Wo kommt Ogier her?
Sebastien kommt aus einfachen Verhältnissen, sein Elternhaus liegt direkt an einer Etappe der Rallye Monte Carlo. Er ist gelernter Skilehrer und vergöttert Ayrton Senna – so sehr, dass er sogar schon als Rallye-Star immer noch dessen Bild als Handy-Hintergrund hatte. Mit 18 jobbte er sogar als Streckenposten beim Grand Prix von Monaco in der Formel 1. Erst Jahre später und nachdem er sich erst im zweiten Anlauf bei einem Rallye-Casting durchsetzen konnte, begann er seine eigene Karriere am Steuer.
Ist er Freund oder Feind von Sebastien Loeb?
Definitiv wohl eher zweiteres. Und das, obwohl die beiden einen geradezu absurd ähnlichen Background haben (auch Loeb übte erst einen normalen Beruf aus, ging dann durch die beste Rallyeschule Frankreichs als Spätberufener und fiel erst Mal nur durch permanente Unfälle aus, eher er mit Hilfe von Peugeot/Citroen zum Weltklasse-Mann wurde). Doch in der gemeinsamen Zeit bei Citroen eskalierte das Stallduell schnell – bis zum Tag als sich Ogier weigerte, Loeb in Deutschland 2011 siegen zu lassen. Die Situation eskalierte derartig, dass selbst in der Chefetage von Citroen Motorsport Köpfe rollten. Neben Ogier musste auch Teamchef Oliver Quesnel, ein Ogier-Förderer, gehen. Das Loeb-Lager rund um Guy Frequelin hatte sich durchgesetzt.
Was unterscheidet Ogier von Loeb?
Jarri-Matti Latvala, der in Australien endlich wieder siegen konnte, vergleicht die beiden für uns: „Beide haben eine maximale Gier um zu gewinnen, aber ich sage: Ogier ist noch fixierter darauf.“ Latvala war drei Mal Vizeweltmeister, zwei Mal hinter Ogier, einmal hinter Loeb. FX Demaison, Technik-Chef einst bei Volkswagen, sieht es ähnlich: „Ogier will den Sieg noch bedingungsloser, als es Loeb je getan hat.“ Ein Showdown ist noch möglich. Loeb liebäugelt immer noch mit einer Rückkehr in die WRC 2019 oder 2020. Ein Kampf der Giganten wäre die Folge.
Was macht er nun?
Jetzt kehrt er zu Citroen zurück. "Der Kreis schließt sich, denn das ist meine letzte Station im Rallyesport. Ich werde dort aufhören, wo alles angefangen hat." Aber - so der Plan - mit weiteren Titeln. Denn: ist erst der dritte (!) Pilot, der mit verschiedenen Marken Rallye-Weltmeister wurde: mit VW und Ford. Das gelang davor nur Walter Röhrl (FIAT, Opel) und Juha Kankkunen (Peugeot, Lancia, Toyota). Und genau diesen Kankkunen-Rekord will er nun einstellen. Und nach Volkswagen und Ford eben auch mit seinem "Stammteam" Citroen das Championat holen.