
INTENSIVTEST: PORSCHE MACAN
Wie porschig ist ein Vierzylinder?
Ein Porsche mit 2,0 TFSI aus dem VW-Regal – kann das gutgehen?
Der Gedanke ist tatsächlich gewöhnungsbedürftig und man könnte zu hinterfragen beginnen, ob ein Downsizing-Vierzylinder mit 252 PS in einem 1,8-Tonnen-SUV noch den Spirit von Porsche verkörpert. Als Hardliner würde man zwangsläufig zu einer negativen Antwort kommen.
Wenn wir diese Vorbehalte auf die Seite wischen – wie ist dann der erste Eindruck?
Da präsentiert sich uns zunächst ein wirklich hübsches SUV – oder von mir aus ein Crossover, wie man die edleren Ausgaben von SUV heute bezeichnet. Mit ein paar gut investierten Extras wie den sauteuren „Sport Classic“-Felgen steht der günstigste Macan seinen teuren Geschwistern ins nichts nach. In der Farbe unseres Testautos ist dann auch die Aufmerksamkeit des Publikums garantiert.

Wie porschig fährt er sich mit dem kleinen Motor?
Eines ist klar: Auch wenn die Performance angesichts des Hubraums, der Leistung und des zu bewegenden Gewichts erstaunlich ist, die Stirn wird nicht mit Schweiß geflutet. Vor allem Zwischensprints sind für Porsche-Verhältnisse eher langatmig. Auch an den häufigen automatischen Schaltmanövern des 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes merkt man, dass sich der Motor mit dem hohen Gewicht nicht ganz leicht tut. Die Souveränität eines starken Turbo-V6 wird also nicht erreicht. Aber, um eine Lanze für den kleinen Motor zu brechen: Die Abstimmung ist hervorragend gelungen. Und der Motor für sich ist wirklich ein kleines Kunstwerk: drehfreudig, elastisch und laufruhig.
Kann man ihn also für den Macan empfehlen?
Will man einfach ein gutes Premium-SUV im Porsche-Style und legt keinen besonderen Wert auf explosive Fahrdynamik, dann ist die Basisversion des Macan alleweil eine gute Lösung. Man bleibt bei den Anschaffungskosten, den Steuer- und Versicherungswerten sowie dem Verbrauch im Rahmen.
Wie hoch ist der Praxisverbrauch?
Bei gleitender Fahrweise kann man unter zehn Liter bleiben, was hinsichtlich des hohen Gewichts und konzeptbedingt schlechteren Aerodynamik eines SUV ganz hervorragend ist. Wir haben mit ein wenig flotterer Fahrweise knapp unter elf Liter im Schnitt erzielt. Für einen Benziner auch noch sehr okay.

Du hast den Porsche-Spirit genannt. Ist der sonst beim Fahren spürbar?
Durchaus. Zum einen ist die technische Basis exzellent, das Fahrwerk ist souverän und gut abgestimmt. Wir hatten die optionalen elektronischen Dämpfer verbaut, deren Härte man einstellen kann. Im komfortabelsten Modus ist das Fahrwerk zwar immer noch recht straff (und lässt kleine Unebenheiten durch), gibt aber eine Vorstellung davon, wofür Porsche steht. Die Lenkung ist ebenfalls ausgezeichnet und direkt ausgelegt.
Also kann man doch richtig fetzig zu Werke gehen?
Vielleicht eine gute Gelegenheit, um mit einem Mythos aufzuräumen: Auch in dieser denkbar knackigen Auslegung des Fahrwerks wird beim sportlichen Wirken hinter dem Volant rasch klar, dass man SUV und Fahrdynamik nur bedingt unter einen Hut bringen kann. Sportliche Beschleunigung ist möglich, sportliches Kurvenfahren hingegen kaum. Hohes Gewicht und ebenso hoher Schwerpunkt setzen flottem Kurvenspeed natürliche Grenzen. Da gelingt auch einem Porsche Macan keine Ausnahme.


Kommen wir zur Alltagstauglichkeit ...
Das Raumangebot ist für ein SUV dieser Größe gut, der Kofferraum mit 500 Liter ausreichend, noch dazu schlau dimensioniert. Eine kleine Enttäuschung beim Fahren sind allerdings die vergleichsweise hohen Windgeräusche bei flotten Autobahntempi.
Wie ist die Ausstattung, die Bedienung?
Die Bedienung ist trotz – mitunter sogar wegen – der vielen Knopferln in der breiten Mittelkonsole sehr einfach, sehr intuitiv. Auch die Darstellung am Display ist modern und gut gelungen. Die Ausstattung ist halt auch sehr porschemäßig – also eher mager. Dass man um 65.000 Euro noch kein Navi an Bord hat, muss man ebenso schlucken wie die erschütternde Tatsache, dass nicht einmal die Schminkspiegel in den Sonnenblenden beleuchtet sind. Man rechne also damit, dass einige Tausender in Extraposten fließen. Aber da sind andere Premiummarken auch nicht viel besser.



Auch für den Einstiegs-Macan ist die Sport-Abgasanlage verfügbar, mit der man den Sound nachschärfen kann. Wie gut gelingt das?
Naja. Was bei einem Golf GTI witzig sein kann, wirkt im Einstiegs-Macan dann doch eher peinlich und bemüht. Darüber sollte man hinaus sein, wenn man sich ein familien- und freizeitorientiertes SUV mit pragmatischem Vierzylinder kauft. Abgesehen davon: Ja, der Sound wird etwas dominanter, bleibt aber weit weg von dem, was echte Sportwagen bieten.
Noch ein letzter Seitenblick: Audi brachte ja kürzlich den neuen Q5 mit der exakt gleichen Spezifikation dieses Motors. Eine Kannibalisierung?
Tja, hier zeigen sich die Überlappungen der Plattform-Strategie im VW-Konzern aufs Allerdeutlichste. Der Audi Q5 fährt bereits auf der moderneren Plattform, spart damit bei vergleichbaren Außenmaßen rund 50 Kilo gegenüber dem Macan ein. So kann er mit dem identischen Motor bessere Fahrleistungen erzielen und einen geringeren Verbrauch ausweisen. Und: Er kostet satte 10.000 Euro weniger. Ganz klar die vernünftigere Wahl. Aber er ist halt kein Porsche.