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Designer Laurens van den Acker im Interview

Designer Laurens van den Acker im Interview

„Renault-Chef Luca de Meo? Er ist unglaublich.“

Bei der spektakulären Neugestaltung der Renault-Gruppe ist Chefdesigner Laurens van den Acker für den kreativen Part verantwortlich. Im Interview gibt er Einblicke in die außergewöhnliche Zusammenarbeit mit Konzernchef Luca de Meo. Und er erklärt, welche Rückschlüsse die neuesten Studien – Renault 4, Renault 5 Turbo, Alpine-Supersportwagen – auf geplante Serienmodelle zulassen.
Fünf verschiedene Konzernchefs hatte Laurens van den Acker allein in seinen bisher 14 Renault-Jahren. Viele weitere waren es bei Audi, Ford und Mazda. Dass mit den neuen Chefs auch neue Ideen kommen, weiß der niederländische Designer also. Allerdings hat das Steuer noch keiner so entschlossen herumgerissen wie der aktuelle Konzernlenker. Unter dem Mailänder Luca de Meo, den die Branche als exzellenten Markenentwickler schätzt, bekommen Renault, Dacia, Alpine und der Mobilitätsanbieter Mobilize völlig neue Modellpaletten und Auftritte.
 
Bei dieser spektakulären Umgestaltung der Renault-Gruppe ist Chefdesigner Laurens van den Acker für den kreativen Part verantwortlich – und die Ergebnisse werden nun mehr und mehr sichtbar. Renault bringt moderne Neuauflagen seiner Klassiker: Der elektrische Renault 5 wird 2024 in Serie gehen und dabei optisch kaum von der Studie abweichen. Ein Comeback mit E-Motor gibt auch das Kult-Auto R5 Turbo. Ebenfalls fix ist die Rückkehr des Renault 4 als elektrisches B-Segment-SUV für gehobene Ansprüche, hier deutet die Studie zumindest im oberen Bereich schon das Serien-Design an. Dacia gibt sich lässiger und schärft sein Profil mit kantigem Design, zudem wird die Modellpalette nach oben erweitert. In welche Richtung es ab 2024/25 geht, zeigt das Bigster Concept schon recht deutlich. Bei Alpine ist die optische Ausrichtung noch weniger klar, beschlossen ist aber die Erweiterung der Modellpalette um einen Hatchback und ein SUV der supersportlichen Art. Mobilize wird als Mobilitätsdienstleiter für Carsharing und Mietlösungen aller Art aufgebaut, unter anderem mit dem neuen Duo als Twizy-Nachfolger.
 
 
Herr van den Acker, ist es für einen Designer nicht anstrengend, vier Marken gleichzeitig umzukrempeln?
Laurens van den Acker: „Es macht Spaß, so viele unterschiedliche Autos zu entwerfen. Das macht das Leben interessant. Es gibt Designer, die nur eine Marke mögen und unbedingt für diese arbeiten wollen, zum Beispiel Porsche oder Ferrari. Ich mag es, dass man bei Renault einen Alpine, einen Mobilize, einen Renault und einen Dacia machen kann. Man trifft mit jedem Auto ins Herz der Menschen, wenn es gut geht, und das ist schön."
Der Niederländer Laurens van den Acker ist Designchef der Renault Group, die sich unter dem neuen Konzernchef Luca de Meo in …Der Niederländer Laurens van den Acker ist Designchef der Renault Group, die sich unter dem neuen Konzernchef Luca de Meo in …
… vier unterschiedliche Marken mit geschärften Profilen, größeren Modellpaletten und neuen Auftritten verwandelt: Alpine, Reanult, Dacia, Mobilize.… vier unterschiedliche Marken mit geschärften Profilen, größeren Modellpaletten und neuen Auftritten verwandelt: Alpine, Reanult, Dacia, Mobilize.
Über Luca de Meo (im Bild mit der R5 Turbo-Studie) sagt van den Acker: „Er ist mehr als ein CEO, er kreiert Werte. Und wenn er gute Laune hat, ist er lustig.Über Luca de Meo (im Bild mit der R5 Turbo-Studie) sagt van den Acker: „Er ist mehr als ein CEO, er kreiert Werte. Und wenn er gute Laune hat, ist er lustig."
Wie erleben Sie den neuen Konzernchef Luca de Meo und seine Neugestaltung der Renault-Gruppe?
Laurens van den Acker: „Es gibt mehrere Sachen, die sehr positiv sind. Erstens interessiert er sich enorm für Design. Er ist mag Design nicht nur, er liebt es. Und er hat ein sehr gutes Gefühl für die Marken. Er hat eine Markenorganisation kreiert, das bedeutet auch, dass man Teams hat, die nur auf ihre eigene Marke fokussieren und nicht mir drei oder vier Marken gleichzeitig beschäftigt sind. Ich glaube das spürt man inzwischen auch stark, dass die Renault-Gruppe wirklich vier unterschiedliche Marken hat.
Luca de Meo bringt auch sehr viel Leidenschaft in das Autogeschäft, weil er die Geschichte kennt und sich gleichzeitig für die Zukunft interessiert. Er ist eigentlich unglaublich. Und er ist ein sehr neugieriger Mensch, er interessiert sich für alles, von Innovation über Technik und Geschichte bis zu Design. Zudem ist er sehr hungrig – und das macht den Unterschied. Deshalb ist er für mich mehr als ein CEO, er kreiert Werte – geschäftlich, aber auch für die Marken. Und wenn er gute Laune hat, ist er lustig."
 
Wie hat sich ihre Arbeit als Chefdesigner durch den designaffinen Chef verändert? Bringt sich Luca de Meo stark ein?
Laurens van den Acker: „Ja, er hat vor allem am Anfang sehr viel Zeit mit uns verbracht, fast zu viel (lacht laut). Ich glaube, zum Ersten, weil es ihn interessiert. Zum Zweiten, weil es sehr wichtig ist für die Firma, das Produkt ist nun mal unsere Visitenkarte. Und zum Dritten, glaube ich auch, weil es ihn entspannt. Ich kann mir vorstellen, er hat viel Stress und Projekte, die kompliziert sind – das Design erinnert ihn da wieder, warum er da ist. In dem Sinne ist es wirklich schön mit ihm zu arbeiten, auch wenn er nicht immer leicht ist. Sagen wir so: Er sieht freundlich aus, aber er ist nicht immer freundlich. Aber das sollte ja auch nicht immer so sein."
Der R5 Turbo 3E weckt Erinnerungen an den brachialen Hecktriebler aus den 1980er-Jahren – Laurens van den Acker: „Sehr extrem, sportiv, over the top!Der R5 Turbo 3E weckt Erinnerungen an den brachialen Hecktriebler aus den 1980er-Jahren – Laurens van den Acker: „Sehr extrem, sportiv, over the top!"
Ein Comeback mit E-Motor ist für das Kult-Auto R5 Turbo eingeplant. Konzernchef und Rallye-Fan Luca de Meo: „Wir wollen ihn am Col de Turini sehenEin Comeback mit E-Motor ist für das Kult-Auto R5 Turbo eingeplant. Konzernchef und Rallye-Fan Luca de Meo: „Wir wollen ihn am Col de Turini sehen".
Welche Ideen stecken in der neuen, radikalen R5 Turbo-Studie?
Laurens van den Acker: „Der Gedanke war, dass der Renault 5 nur einmal im Leben 50 Jahre alt wird. Daher haben wir uns die Freiheit gegeben, sehr viele unterschiedliche Sachen zu machen. Einerseits ist das Auto sehr extrem, sportiv, over the top! Andererseits gibt es auch Sachen, die sehr elegant sind. Wir wollten zeigen, wie viele Gesichter der Renault 5 eigentlich hatte, wie viele Ansprüche. Es gab ja sportliche Versionen, schicke Versionen, praktische Versionen – es zeichnet ja gute, populäre Autos aus, dass sie sehr viele Menschen ansprechen, Männern und Frauen ebenso wie unterschiedliche soziale Schichten. Alle haben den Reanult 5 gemocht, er war klassenlos."
 
Der Renault 4 wird nun als SUV neu interpretiert – wie sehe Sie das als Designer?
Laurens van den Acker: „Das war nicht leicht, der Renault 4 war schwieriger als der Renault 5. Schwieriger, eine gute Grundlage zu finden. Und seine Rolle in unserer Palette ist anders als früher, damals gab es den Renault 5 und der Renault 4 war unterhalb positioniert. Jetzt musste der 4er wegen seiner Größe höher positioniert werden. Es ist für die Marke heute einfach auch eine gute Kombination, ein B-Segment-Auto zu haben und ein B-SUV dazu. Diese Rolle kann der Renault 4 erfüllen – er wird elektrisch sein und er soll noch etwas schicker als der Renault5 werden, weil er auch teurer sein wird. Das Auto hat nicht die gleiche Position wie vor 40 Jahren, das ist einfach unmöglich. Aber die Idee ein elektrisches kleines SUV daraus zu machen passt schon."
Neben dem Renault 5 kommt auch der Renault 4 zurück, aber „seine Rolle in unserer Palette ist anders als früherNeben dem Renault 5 kommt auch der Renault 4 zurück, aber „seine Rolle in unserer Palette ist anders als früher", räumt Designchef van den Acker ein.
Die Rückkehr des Renault 4 als elektrisches B-Segment-SUV ist fix. Die Studie 4EVER Trophy zeigt zumindest im oberen Bereich schon das Serien-Design.Die Rückkehr des Renault 4 als elektrisches B-Segment-SUV ist fix. Die Studie 4EVER Trophy zeigt zumindest im oberen Bereich schon das Serien-Design.
Welche konkreten Ideen stecken in der neuen Alpine-Studie?
Laurens van den Acker: „Das Auto ist ein erstes Manifest, das Elemente der künftigen Alpine-DNA enthält. Das kann die Formensprache sein, die Lichtsignatur, der Charakter des leichten, agilen sinnlichen Sportwagens. Man muss die Studie als Inspiration für die zukünftigen Alpine-Modelle sehen."
 
Wie groß ist die Herausforderung beim Aufbau der Alpine-Modellpalette?
Laurens van den Acker: „Die Alpine-Geschichte muss sich noch schreiben. Die A110 hat sehr gut geklappt, weil sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft ist. Die Verkaufszahlen steigen, vor allem seit wir in der Formel 1 sind. Aber Alpine hatte nie eine volle Palette. Jetzt müssen wir diese Platte aufbauen, weil man mit Sportwagen allein kein Geld verdienen kann.
Die nächsten wichtigen Schritte sind das zweite Modell, das dritte Modell – wir wissen dass wir da keine Fehler machen dürfen, weil wir ja nur wenige Modelle haben werden.
Es ist also eine sehr spannende Zeit, jeder Schritt ist wichtig. Die Studie als Marken-Manifest ist zum Glück schon mal sehr gut gelungen."
Laurens van den Acker über den Ausbau der Alpine-Modellpalette: „Das Showcar Alpine Alpenglow enthält Elemente der künftigen Alpine-DNA. Das kann …Laurens van den Acker über den Ausbau der Alpine-Modellpalette: „Das Showcar Alpine Alpenglow enthält Elemente der künftigen Alpine-DNA. Das kann …
… die Formensprache sein, die Lichtsignatur oder der Charakter des leichten, agilen, sinnlichen Sportwagens.… die Formensprache sein, die Lichtsignatur oder der Charakter des leichten, agilen, sinnlichen Sportwagens."
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