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50 Jahre VW Polo

50 Jahre VW Polo

So erwachsen, der Kleine!

Vor 50 Jahren hat der von Audi entwickelte „kleine Golf“ zur Rettung von VW beigetragen. Heute ist der Polo ein klassenloser Allrounder, der Innenstadt und Langstrecke kann – und uns daran erinnert, was ein sinnvolles Auto ist.
Anfang der 1970er-Jahre erlebte VW seinen Nokia-Moment: Der Marktführer wurde auf technischer Ebene existenzbedrohend abgehängt. Neben modernen Fronttrieblern wie Renault 5 und Fiat 127 wirkte der VW Käfer mit seinem Konzept aus den 1930er-Jahren plötzlich wie ein Oldtimer. Anders als später dem finnischen Handyhersteller ist dem deutschen Autobauer bekanntlich nicht nur die Transformation gelungen, sondern in der Folge auch der Aufstieg zum größten Hersteller der Welt. Im Geschichtsbuch liest sich der Übergang vom legendären Käfer (und seinen Derivaten) zu Polo, Golf und Passat als logische Sache, die den Konzern zu dem gemacht hat, was er heute ist. Aber damals? Wusste keiner so genau, was der Kunde wirklich will. Vor allem die Frage, ob unter dem neuen Golf noch Platz für ein kleineres Auto ist, trieb VW um.
 
Vorgeschickt wurde Audi, das schon zum VW-Konzern gehörte und seinerseits zuvor NSU geschluckt hatte: Neckarsulm hat den Audi 50 entwickelt, optisch orientierte sich das Auto am von Bertone und Gandini geprägten Kantendesign des Golf. Der Plan, auch einen VW daraus zu machen, bestand von Anfang an. Ein Jahr nach dem Audi 50 brachte VW im März 1975 den Polo heraus. Der Vierzylinder-Motor mit 0,9 Hubraum mobilisierte 40 PS, um 20 PS weniger als der Audi 50 mit 1,1-Liter-Aggregat. Zu bewegen galt es aber ein nur 3,50 Meter langes und 685 Kilo schweres Auto, wodurch von Anfang die heutige Autobahngeschwindigkeit von 130 km/h und ein „Sprint“ von 0 auf 100 km/h in immerhin 20 Sekunden drinnen waren. Allerdings mit einem Praxisverbrauch von rund neun Litern. In der Folge legt der Polo technisch schnell nach: 1976 lösen Varianten mit 50 und 60 PS den allzu bescheidenen 40-PS-Motor ab. Ein erstes Sondermodell heißt „Jeans“ und kommt mit Sitzbezügen in Denim-Optik samt Taschen und Nieten. 1977 folgt das Stufenheckmodell Derby mit heute noch beeindruckendem 515-Liter-Kofferraum. 1978 hat sich der Polo so weit durchgesetzt, dass der Audi 50 nach 180.000 gebauten Einheiten schon wieder aus dem Programm genommen wird. Vom Polo I werden dagegen bis 1981 rund 1,1 Millionen Stück gebaut.
1975 brachte VW den Polo, der eine abgespeckte Variante des Audi 50 war. Zeitgenossen monierten zum Beispiel den fehlenden Aschenbecher hinten.1975 brachte VW den Polo, der eine abgespeckte Variante des Audi 50 war. Zeitgenossen monierten zum Beispiel den fehlenden Aschenbecher hinten.
Das karge Interieur des Polo I. Angangs wurde auch Schloss in der Beifahrertür eingespart. Wie wäre es mit einer Retro-Neuauflage der Innenfarben?Das karge Interieur des Polo I. Angangs wurde auch Schloss in der Beifahrertür eingespart. Wie wäre es mit einer Retro-Neuauflage der Innenfarben?
Der Vierzylinder-Motor mit 0,9 Hubraum mobilisierte zunächst nur 40 PS. Zu bewegen galt es ein 3,50 Meter langes und 685 Kilo schweres Auto.Der Vierzylinder-Motor mit 0,9 Hubraum mobilisierte zunächst nur 40 PS. Zu bewegen galt es ein 3,50 Meter langes und 685 Kilo schweres Auto.
Die zweite Generation startet 1981 und der Polo wächst auf 3,66 Meter. Die Steilheck-Variante ist eine Art zweitüriger Mini-Kombi und punktet mit großzügigen Platzverhältnissen, sieht aber auch etwas kurios aus. Der 1982 nachgereichte Schrägheck-Polo ist dagegen schick und versöhnt die Ästhetik. Schon 1987 startet die erste Dieselvariante mit 45 PS. Sportler freuen sich über den 115 PS starken Kompressor-Motor im Polo Coupé GT G40 – eine Ansage, denn nach wie vor wiegt der Polo nur rund 800 Kilo. Nach einer Rekord-Laufzeit von 13 Jahren kommt der Polo II am Ende auf stolze 2,7 Millionen Käufer.
Die zweite Polo-Generation startet 1981. Die Steilheck-Variante ist als zweitüriger Mini-Kombi ein Kuriosum.Die zweite Polo-Generation startet 1981. Die Steilheck-Variante ist als zweitüriger Mini-Kombi ein Kuriosum.
Polo II-Interieur: Immer noch karg, aber der Zigartettanzünder ist jetzt ganz nah am Lenkrad und der Radio nah am Schaltknauf. Was will man mehr.Polo II-Interieur: Immer noch karg, aber der Zigartettanzünder ist jetzt ganz nah am Lenkrad und der Radio nah am Schaltknauf. Was will man mehr.
Der 1982 nachgereichte Schrägheck-Polo ist schick und versöhnt die Ästhetik. 1987 startet die erste Dieselvariante mit 45 PS.Der 1982 nachgereichte Schrägheck-Polo ist schick und versöhnt die Ästhetik. 1987 startet die erste Dieselvariante mit 45 PS.
Der Polo III macht ab 1994 den ersten ganz großen Entwicklungssprung. VW hat Karosserie, Fahrwerk und Motoren komplett neu entwickelt. Das rundlichere Design wirkt modern und mit 3,71 Metern Länge ist der Kleine nun schon so groß wie der Golf I. Kultig sind die Sondermodelle „Open Air“ mit großem elektrischem Stoffdach und der vierfarbige (!) Harlekin. Ab 1997 gibt es erstmals einen Polo GTI, der zunächst 115 PS hat. Die Elektronik ist auf den Vormarsch und ABS bereits serienmäßig, für ESP muss man noch extra zahlen. Erstmals gibt es den Polo als Viertürer, und von 1997 bis 2001 wird er auch als Kombiversion Variant mit bis zu 1.250 Liter Ladevolumen angeboten. Insgesamt werden vom Polo III bis 2001 rund 3,5 Millionen Einheiten gebaut.
Der Polo III macht ab 1994 den ersten ganz großen Entwicklungssprung. Ab 1997 gibt es erstmals auch einen Polo GTI, der zunächst 115 PS hat.Der Polo III macht ab 1994 den ersten ganz großen Entwicklungssprung. Ab 1997 gibt es erstmals auch einen Polo GTI, der zunächst 115 PS hat.
Generation III innen. Das Rauchen hat sich der Polo in der 80er-Fitnesswelle nicht abgewöhnt, der Zigarettenanzünder ist aber nicht mehr so griffbereit.Generation III innen. Das Rauchen hat sich der Polo in der 80er-Fitnesswelle nicht abgewöhnt, der Zigarettenanzünder ist aber nicht mehr so griffbereit.
Von 1997 bis 2001 wird die Kombiversion Variant angeboten.Von 1997 bis 2001 wird die Kombiversion Variant angeboten.
Erstmals gibt es den Polo als Viertürer.Erstmals gibt es den Polo als Viertürer.
Kultig sind die Sondermodelle „Open Air“ mit großem elektrischem Stoffdach und vor allem der vierfarbige (!) Harlekin.Kultig sind die Sondermodelle „Open Air“ mit großem elektrischem Stoffdach und vor allem der vierfarbige (!) Harlekin.
Wie der Golf steigert sich auch der Polo in der vierten Generation auf ein technisches Level, das ihn damals von der Konkurrenz abhebt. Unter der Ägide des Konzern-Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piech wird Material- und Fertigungsqualität quer durch die Segmente groß geschrieben, für die kleine Klasse ist die Wertigkeit und Klarheit des Polo IV-Cockpits ebenso ein Meilenstein wie das hochwertige und zugleich sportive Fahrverhalten. Den Kunden gefällt es: Trotz interner Konkurrenz durch die kleineren Modelle Lupo und Fox kommt der Polo IV von 2001 bis 2009 auf 4,1 Millionen Einheiten.
Vorsprung durch Technik: Der Polo steigert sich in der vierten Generation auf ein technisches Level, das ihn von der Konkurrenz abhebt.Vorsprung durch Technik: Der Polo steigert sich in der vierten Generation auf ein technisches Level, das ihn von der Konkurrenz abhebt.
Material- und Fertigungsqualität sind top, für die kleine Klasse ist die Wertigkeit und Klarheit des Polo IV-Cockpits ebenso ein Meilenstein …Material- und Fertigungsqualität sind top, für die kleine Klasse ist die Wertigkeit und Klarheit des Polo IV-Cockpits ebenso ein Meilenstein …
… wie das hochwertige und zugleich sportive Fahrverhalten. Den Kunden gefällt es: Der Polo IV kommt von 2001 bis 2009 auf 4,1 Millionen Einheiten.… wie das hochwertige und zugleich sportive Fahrverhalten. Den Kunden gefällt es: Der Polo IV kommt von 2001 bis 2009 auf 4,1 Millionen Einheiten.
2009 übernimmt der Polo V das hohe Qualitätsniveau der Vorgänger-Generation und verfeinert es noch einmal. VW und der Polo sind in der Form ihres Lebens, hochwertig und benutzerfreundlich wie noch nie. Nach Punkten ist dieser Polo schwer zu besiegen. Das Fahrverhalten ist nicht mehr ganz so knackig-zackig wie beim Vorgänger, denn der Kleinwagen-Klassiker ist mit knapp vier Metern Außenlänge schon ziemlich erwachsen geworden: Er ist nun ein kompakter, durch seine sachlich-sportliche Optik wunderbar klassenloser Allrounder, der die Innenstadt souverän meistert, aber auch problemlos von Wien bis Süditalien fährt. Endgültig gilt: Der Polo – einer für alle, einer für alles. Der 2009 eingeführte Polo BlueMotion verblüfft mit einem NEFZ-Durchschnittsverbrauch von 3,3 Litern Diesel. Der Polo GTI bringt es auf 180 PS und später sogar 192 PS, der Polo R bis sogar zu 220 PS stark. Gleichzeitig wird der WRC-Ableger zwischen 2013 und 2016 viermal Rallye-Weltmeister. Mit einer weltweiten Gesamtproduktion von 6,3 Millionen Einheiten ist der Polo V auch wirtschaftlich am Zenit.
Polo V: Optisch und technisch in der Form seines Lebens. Nach Punkten ist dieser Polo schwer zu besiegen.Polo V: Optisch und technisch in der Form seines Lebens. Nach Punkten ist dieser Polo schwer zu besiegen.
Nicht nur außen ist der Polo V ziemlich erwachsen: Das Interieur ist hochwertig und benutzerfreundlich wie noch nie.Nicht nur außen ist der Polo V ziemlich erwachsen: Das Interieur ist hochwertig und benutzerfreundlich wie noch nie.
Von 2013 bis 2016 wird das Polo WRC viermal Rallye-Weltmeister.Von 2013 bis 2016 wird das Polo WRC viermal Rallye-Weltmeister.
Neben dem GTI gibt es auch einen Polo R mit 220 PS.Neben dem GTI gibt es auch einen Polo R mit 220 PS.
Polo V: Mit knapp vier Metern Außenlänge schon ein Allrounder, mit 6,3 Millionen Einheiten auch wirtschaftlich am Zenit.Polo V: Mit knapp vier Metern Außenlänge schon ein Allrounder, mit 6,3 Millionen Einheiten auch wirtschaftlich am Zenit.
Die sechste Generation basiert ab 2017 auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns und rückt noch näher an den Golf heran. Der Polo VI ist 4,07 Meter lang, 1,75 Meter breit und hat einen Radstand von 2,55 Meter. Beim Golf sind es 4,28 Meter Länge, 1,78 Meter Breite und 2,61 Meter Radstand. Vier Türen sind beim Polo nun serienmäßig. Ein-Liter-Dreizylinder-Motoren liefern in der Saugvariante 80 PS und in der Turbo-Variante, die auch mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG kombinierbar ist, solide 95 PS. Der Verbrauch blieb im letzten Motorprofis-Test unter sechs Liter, das sind gut drei Liter weniger als der erste Polo vor 50 Jahren mit nur 40 PS konsumierte. Die Beschleunigungszeit hat sich auf 10,8 Sekunden nahezu halbiert, die Höchstgeschwindigkeit beträgt knapp 190 km/h und darf auf der deutschen Autobahn nach wie vor gefahren werden. Der Polo GTI, der zwei Liter Hubraum aus vier Zylindern bietet und 207 PS leistet, beschleunigt sogar in 6,5 Sekunden auf Hundert und dann bis 242 km/h weiter. Er ist ein Traum-Polo, kostets allerdings auch stolze 39.190 Euro. Insgesamt kommt der Polo VI in sieben Jahren auf 2,5 Millionen Einheiten, deutlich weniger als in den letzten drei Generationen. Freilich überlässt der Polo seine Technik längst auch den Konzernmarken Seat und Skoda, die damit ähnliche Autos bauen.
Der Polo VI rückt noch näher an den Golf heran und ist 4,07 Meter lang. Es gibt ihn nur noch mit vier Türen und (abgesehen vom GTI) mit drei Zylindern.Der Polo VI rückt noch näher an den Golf heran und ist 4,07 Meter lang. Es gibt ihn nur noch mit vier Türen und (abgesehen vom GTI) mit drei Zylindern.
Das Cockpit ist zeitgemäß durchdigitalisiert, ohne es zu übertreiben. Ein Raucherpakt ist aber auch gegen Aufpreis nicht mehr erhältlich.Das Cockpit ist zeitgemäß durchdigitalisiert, ohne es zu übertreiben. Ein Raucherpakt ist aber auch gegen Aufpreis nicht mehr erhältlich.
Könnte beim schnellen Hinschauen ein Golf sein: Der Polo ist erwachsen geworden – und fährt sich auch so.Könnte beim schnellen Hinschauen ein Golf sein: Der Polo ist erwachsen geworden – und fährt sich auch so.
In den ersten 50 Jahren sind mehr als 20 Millionen Polo rund um die Welt gebaut worden. Der Polo-Einstiegspreis liegt im Jahr 2025 bei 18.490 Euro, was rund fünfmal so hoch wie der Basispreis von 1975 ist, aber meilenweit unter der Inflationsrate. Autokaufen ist heute trotz allem viel günstiger als früher, vor allem wenn man sich nicht unnötig nach der Decke streckt und immer teurere und größere Autos nimmt, sondern einen sparsamen Kleinwagen-Klassiker wie den Polo – der auch deshalb eine grundsolide Entscheidung ist, weil sein Design auch nach Jahren noch funktioniert, und weil er sich in der sechsten Generation endgültig zu einem echten Allrounder entwickelt hat, der auch auf der Langstrecke zuhause ist. In diesem Sinne sollten wir also dringend wieder – mehr Kleinwagen wagen.
Happy Birthday, Kleiner! Bisher ist es nicht schlecht gelaufen: In den ersten 50 Jahren sind mehr als 20 Millionen VW Polo gebaut worden.Happy Birthday, Kleiner! Bisher ist es nicht schlecht gelaufen: In den ersten 50 Jahren sind mehr als 20 Millionen VW Polo gebaut worden.
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