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Sitzprobe: VW ID.Buzz

Sitzprobe: VW ID.Buzz

Wiedersehen mit Bulli

Seit die erste Studie vor fünf Jahren in Detroit präsentiert wurde, weckt der ID.Buzz große Emotionen – eher ungewöhnlich für ein Modell aus der Nutzfahrzeug-Sparte. Das Geheimnis seines Vorab-Erfolgs liegt vor allem im sympathischen Design mit der subtilen Bulli-Anmutung. Im bisher größten Elektro-VW stecken aber noch mehr Talente. Motorprofis.at hat schon mal Platz genommen und den neuen VW-Bus durchgecheckt.
Anmerkung: Live sehen kann man die ID.Buzz-Serienversion schon im VW Pop-up-Store in Wien.

Um wen geht es?
Kurz zur Historie, aus wenn sie hier tatsächlich nur optisch von Bedeutung ist: Der erste VW Bus und Transporter wurde im November 1949 präsentiert und hieß offiziell Typ 2 – Nummer 1 war ja der Käfer. Dessen Komponenten großzügig Verwendung fanden, dazu einige des Kübelwagens, kombiniert mit soliden Verstärkungen der Bodengruppe. Ins Rollen brachte das ganze die Initiative des holländischen VW-Importeurs, der auch die erste Bulli-Handskizze dazu zeichnete. Am Ende dieser Geschichte stehen derzeit T6.1 und Multivan, dazwischen das deutsche Wirtschaftwunder, bunt bemalte Hippie-Busse und ein Sympathie-Wert, der in etwa dem von Hundewelpen entspricht. Den nimmt der ID.Buzz nun volley auf, kombiniert mit dem aktuellen Elektro-Trend.
 
Wie klappt der Design-Spagat zum Ahnen?
Tatsächlich gibt es so gut wie keine Ähnlichkeiten – der Clou liegt im Gesamteindruck, der trotzdem unweigerlich in Richtung historisches Vorbild pendelt. Die gerundete Vorderansicht trägt sicher dazu bei, der „Kapuzenlook“ mit der vor der Frontscheibe ausgestülpten Karosserie unterstreicht den Eindruck noch. Und ist zugleich eine Serviceklappe – auch, wenn ihre einzige Funktion bei einem E-Auto im Nachfüllen von Scheibenwasch-Flüssigkeit besteht. Nicht einmal das waagrechte Leuchten-Layout kann dem Historien-Zitat etwas anhaben – obwohl beim Urahn Rundscheinwerfer montiert waren. An den Flanken ist der ID.Buzz mehr Multivan als Urahn: Ähnlich glatte Paneele mit Sicke – aber auch hier gibt’s einen schlauen Kniff: Die breiteste Stelle hat die Karosserie an der B-Säule, nach hinten verlaufend wird sie dezent schlanker. Was ein wenig mithilft, die wahre Größe des Stromers zu kaschieren – in Natura wirkt er deutlich ausgewachsener als auf den bereits bekannten Bildern.
 
Wie groß der ID.Buzz wirklich?
Mit über 4,70 Metern Länge auf beinahe drei Metern Radstand ist er der bisher größte Vertreter von VWs Elektro-Palette auf der MEB-Plattform. Mit 1,98 Metern Breite liegt er 13 Zentimeter über der von ID.4 und ID.5, die Bauhöhe von etwas über 1,90 Metern trägt vor allem der Tiefgaragentauglichkeit Rechnung – in der Cargo-Version soll der ID.Buzz schließlich für Gewerbe- und Liefereinsatz tauglich sein. Als Standard-Felgen werden 18-Zöller montiert, optional bis zu 21 Zoll angeboten. Im kommenden Jahr rückt noch eine Variante mit 25 Zentimentern mehr Radstand nach, die mit bis zu sieben Sitzen bestückt wird.
Die breiteste Stelle hat die Karosserie an der B-Säule, nach hinten verlaufend wird sie dezent schlanker.Die breiteste Stelle hat die Karosserie an der B-Säule, nach hinten verlaufend wird sie dezent schlanker.
Je nach Ausstattung zehn bis zwölf Zoll Bildschirmgröße und Software auf dem neusten Stand – der Buzz ist auch fit für die künftige Cloudanbindung Car2x.Je nach Ausstattung zehn bis zwölf Zoll Bildschirmgröße und Software auf dem neusten Stand – der Buzz ist auch fit für die künftige Cloudanbindung Car2x.
Der ID.Buzz wird später auch mit sieben Sitzen erhältlich sein.Der ID.Buzz wird später auch mit sieben Sitzen erhältlich sein.
Die flache E-Plattform sorgt für das Stauraum-Angebot von 1121 Litern.Die flache E-Plattform sorgt für das Stauraum-Angebot von 1121 Litern.
Mit über 4,70 Metern Länge auf beinahe drei Metern Radstand ist er der bisher größte Vertreter von VWs Elektro-Palette auf der MEB-Plattform.Mit über 4,70 Metern Länge auf beinahe drei Metern Radstand ist er der bisher größte Vertreter von VWs Elektro-Palette auf der MEB-Plattform.
Welche Batterie-Elektromotor-Kombinationen wird es geben?
Vorerst kommt nur der in den meisten bisherigen Konzern-Stromern angebotene 77 kWh-Akku mit ebenfalls bekanntem 204-PS-Elektromotor zum Einsatz. Ab kommendem Jahr ergänzen zwei weitere Batteriegrößen zu rund 50 kWh und 90 kWh das Programm. Eine wohl mit den derzeitigen GTX-Varianten von ID.4 und ID.5 identische Allrad-Version mit demnach 299 PS folgt ebenfalls, von unten wird voraussichtlich noch ein 176 PS-Modell eingeschoben.
 
People-, Cargo, oder doch California?
People als Bezeichnung für die Pkw-Variante wurde in der Entwicklung intern verwendet, ist aber dezitiert nicht die offizielle Bezeichnung. Die lautet schlicht auf ID.Buzz und ID.Buzz Cargo für den verblechten Gewerbe-Stromer. Der kann optional zur Heckklappe auch mit Schwingtüren ausgestattet werden, je eine elektrische Schiebetüre seitlich ist da wie dort Standard. Statt der bis zu zu 1.121 Liter im Heckabteil des Fünfsitzers fallen im Liefer-Buzz 3,9 Kubikmeter Stauraum und eine Durchladelänge bis zu 2,20 Meter an. Zwischen den Radhäusern findet eine Euro-Palette Platz. Ein wenig zu wünschen übrig lässt eventuell die Zuladung von maximal 650 Kilogramm – Konzession an das batteriebedingt hohe Leergewicht von 2,3 Tonnen. Dass es künftig auch eine Camper-Version – nach Vorbild der thermisch angetriebenen Verwandten „California“ genannt – geben wird, ist ausdrücklicher Wunsch von VWs Nutzfahrfahrzeug-Tochter, aber noch nicht bestätigt.
 
Innen auch alles anders?
Eher nicht – auch der ID.Buzz schöpft zwar voll aus dem digitalen Angebot der Elektrosparte von VW, insgesamt wirken Cockpit und Innenraum mit ihrem Box-Layout aber ähnlich wie die von T6.1 und Multivan, wenn auch mit einem Pfiff mehr Moderne. Die PKW-Variante ist wahlweise auch mit cremeweißem Interieur erhältlich. Wer sie der Fahrzeuggattung gemäß vor allem als Mutter-Schiff nutzt, wird selbst entscheiden, ob Kinder- und Hunde-Erziehung nicht doch lieber die schwarze Basisfarbe empfehlen. Immerhin werden die bis zu sieben USB-Anschlüsse vorne und hinten helfen, den Familienfrieden auf Reisen zu bewahren. 2023 bereichert auch das dann größte Panorama-Glasdach im Volkswagen-Konzern die Optionenliste und soll für noch mehr offenes Raumgefühl sorgen.
ID.Buzz Cargo heißt der verblechte Gewerbe-Stromer. Die Heckklappe kann mit Schwingtüren ausgestattet werden, je eine seitliche Schiebetüre ist Standard.ID.Buzz Cargo heißt der verblechte Gewerbe-Stromer. Die Heckklappe kann mit Schwingtüren ausgestattet werden, je eine seitliche Schiebetüre ist Standard.
Ähnlich wie im T6.1, aber mit einem Pfiff mehr Moderne.Ähnlich wie im T6.1, aber mit einem Pfiff mehr Moderne.
3,9 Kubikmeter Stauraum, Durchladelänge bis zu 2,20 Meter.3,9 Kubikmeter Stauraum, Durchladelänge bis zu 2,20 Meter.
Im Werk Hannover, wo T6.1, Multivan und Buzz parallel vom Band laufen, kann je nach Bedarf flexibel zwischen den Baureihen geshiftet werden.Im Werk Hannover, wo T6.1, Multivan und Buzz parallel vom Band laufen, kann je nach Bedarf flexibel zwischen den Baureihen geshiftet werden.
Wie sieht es mit der Reichweite aus?
Trotz des in dieser Klasse äußerst günstigen cw-Wertes von unter 0,3 nagen Gewicht und Größe naturgemäß an der Reichweite. Die endgültigen WLTP-Werte werden gerade ermittelt, VW rechnet aber mit etwas über 400 Kilometern für die 204 PS-Variante mit 77 kWh-Akku. Für die künftige kleinere Akku-Bestückung werden um die 300 WLTP-Kilometer abschätzbar.
 
Müssen künftig alle buzzen?
Nein – VW-Nutzfahrzeug-Vertiebsvorstand Lars Krause, für die ID.Buzz-Präsentation zu Gast in Wien, sieht die Bedarfabdeckung äußerst pragmatisch: „Wir sehen den New Multivan als langjährigen Begleiter des ID. Buzz und planen da auch noch bis ins nächste Jahrzehnt. Es gibt Anwendungen, wo der Multivan mehr Sinn ergibt, je nachdem, für welchen Gebrauch und Einsatz. Das sind unterschiedliche Autos für unterschiedliche Zwecke. So lange Ladesituation und Gesetzeslage so sind, wie jetzt, macht das Sinn.“ Dazu kann im Werk Hannover, wo die drei Modelle T6.1, Multivan und Buzz parallel vom Band laufen, je nach Bedarf flexibel zwischen den Baureihen geshiftet werden. Auch was die weitere Marktentwicklung auf dem E-Sektor angeht, bleibt Krause realistisch: „Der Elektro-Run wird sich einpendeln, wenn in den Vororten alle ihre Wallbox haben, weil dann geht's um die Leute, die in den Städten selbst wohnen und da wird's schwieriger – aber wir sind für alle neuen Herausforderungen bereit.“
 
Wann kommt der ID.Buzz und was wird er kosten?
Hier driften Theorie und Praxis etwas auseinander. Theorisch beginnt der Vorverkauf im Juni, der offizielle Marktstart erfolgt im Herbst. Praktisch ist das geringe Kontigent für 2023 bereits so gut wie vergeben und wer heuer bestellt, bekommt seinen ID.Buzz wohl erst Ende des Jahres – allerdings nicht dieses, sondern des nächsten, eventuell auch erst Anfang 2024. Es bleibt also einige Zeit für angemessene Vorfreude. Die Preise stehen noch nicht fest, zu erwarten sind aber etwa 63.000 Euro für die Pkw-Version und um die 45.000 Euro für die Cargo-Variante.
 
Das Fazit?
Der Sympathiebonus ist nicht zu unterschätzen, dazu ist das Konzept durchdacht und über bereits sieben Generationen von VW-Bussen gut entwickelt. Dass die verhältnismäßig geringe Reichweite weniger entscheidend ist, dürfte das große Kundeninteresse schon vorab bestätigen. Und für alle, die dennoch mehr oder weiter wollen, bleiben die thermisch angetriebenen Brüder ohnehin im Programm.

Anmerkung: Live sehen kann man die ID.Buzz-Serienversion schon im VW Pop-up-Store in Wien.
Damals wie heute ein äußerst freundliches Auto: VW-Designchef Jozef Kaban mit VW Bus / Buzz. Auch bei den Charakteren der Star Wars Serie „Obi-Wan KenobiDamals wie heute ein äußerst freundliches Auto: VW-Designchef Jozef Kaban mit VW Bus / Buzz. Auch bei den Charakteren der Star Wars Serie „Obi-Wan Kenobi" sorgt das Auto für Aufsehen. Hauptdarsteller Ewan McGregor ist übrigens Fahrer und Sammler alter Volkswagen. Hier sehen sie den Spot:

DATEN & FAKTEN

VW ID.Buzz

(Mai 2022)

Preis

k. A.

Antrieb

1 Synchron-E-Motor, 204 PS, 310 Nm, Hinterradantrieb. Batteriekapazität 77 kWh. 1-Gang Direktgetriebe.

Abmessungen

Länge 4.712 mm / Breite 1.985 mm / Höhe 1.937 mm. Radstand 2.988 mm. Kofferraumvolumen 1.121 Liter.

Gewicht

Eigengewicht ca. 2.300 kg. Zulässiges Gesamtgewicht ca. 2.950 kg

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, Beschleunigung 0 – 100 km/h k. A., Verbrauch k. A., Reichweite >400 km.
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