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ALPINE-SUPERSTAR FERNANDO ALONSO IM INTERVIEW

ALPINE-SUPERSTAR FERNANDO ALONSO IM INTERVIEW

"Manche sind Genies."

Alpine-Star Fernando Alonso spricht über die Zukunft der Formel 1, Le Mans – und was der Alonso 2021 dem Weltmeister 2005 voraus hat. Obwohl das ja auch Fernando Alonso war.

Fernando Alonso ist wieder da. Und das mit 40, denn heute feiert er seinen Geburtstag. Nach einer Reise, die ihn über Orte wie Daytona (Sieg), Le Mans (Sieg), Indianapolis (in Führung gelegen, aber nicht gewonnen) oder Dakar (eigentlich: Saudi Arabien, Crash und starke Prüfungen) geführt hat, ist der Spanier nun wieder zuhause: bei jenem Formel-1-Team in Enstone mit dem er zwei Mal Formel-1-Weltmeister geworden ist: bei Alpine, dem ehemaligen Team Renault.
Ein Rennstall, der nach der Regeländerung 2022 den ganz großen Sprung machen will, mit Alonso am Lenkrad. Nach vielen sportlich eher unglücklichen Jahren bei Teams wie Ferrari und McLaren soll der seit 2012 sieglose Superstar wieder dorthin, wo er nach Meinung aller hingehört: auf das Podium. Dieser Tage stellte er sich einer kleinen Journalisten-Runde, darunter motorprofis.at. Hier seine spannenden Aussagen.

Sein F1-Comeback nach zwei Jahren Pause: „
Wie erwartet, und nicht leicht. Du musst dich in allem neu adaptieren, musst physisch viel mehr machen. Keine Rennserie verlangt dir körperlich so viel ab wie die Formel 1. Auch die Abläufe bei den Teams sind unterschiedlich. McLaren oder Alpine – das sind nicht nur andere Philosophien. Die Set-ups sind anders, die Abläufe vor und während der Renn-Wochenenden, vieles weitere. Wenn du aber wieder drinnen bist, dann geht es schnell in die altbekannte Richtung. Aber in der Formel 1 sind auch noch andere Dinge wie Boxenstopps – im Motorsport etwas Einzigartiges in dieser Geschwindigkeit. In dieser Liga wird immer alles besser, schneller, intensiver.

Die Unterschiede zwischen dem Fernando Alonso heute und dem von 2005: „Ich würde sagen, die Erfahrung verändert alles. Du weißt mehr über die Technik, du arbeitest mit so vielen anderen Philosophien, das bringt dich Stück für Stück weiter. Wenn du jung bist, gibt es nur das Rennen. Du siehst die Dinge rundherum nicht, bist durch und durch aggressiv, auch was deinen Fahrstil betrifft. Heute bist du genauso fokussiert, aber du siehst das gesamte Wochenende als ein großes Ganzes. Die ganz großen Unterschiede zum jüngeren Fernando gibt es aber nicht.“


Über seine dritte Ära beim Team in Enstone. „Es sind schon noch viele bekannte Gesichter da. Ich würde sagen, vielleicht 70 Prozent der Mitarbeiter sind neu. Zwei, drei Mechaniker arbeiten wieder an meinem Boliden, die schon bei meinen beiden Titeln da waren. Das ist schön.“

Alonsos Meinung zu jetzt kürzeren Trainingszeiten an Formel-1-Wochenenden: „Eine Stunde statt 90 Minuten – im Prinzip sind es dieselben Rahmenbedingungen. Da vermisse ich nicht viel. Durch die Möglichkeit, am Wochenende ein zweites Rennen am selben Ort zu haben, können wir uns etwas spielen, das geht sonst nicht. Du hast ja die Vergleichswerte. Was das Rennen betrifft, hoffe ich auf Regen. Das würde alles auf den Kopf stellen.“


Fernando zur nahenden Regel-Revolution ab 2022: „Es ist die fünfte oder sechste Änderung, die ich in all den Jahren mitmache. Am Ende hoffe ich, dass alles einfach enger zusammenrückt. Die letzten zehn bis zwölf Jahre waren stets von großen Phasen der Dominanz durch einzelne Teams geprägt. Da war Ferrari, danach Red Bull und jetzt Mercedes. Was auch immer kommt, eine große Änderung kann eine Dominanz- Phase von sechs bis sieben Jahren bedeuten. Das sollte nun durch viele standardisierte Teile nicht mehr der Fall sein. Die Zuschauer werden durch die einfachere Aerodynamik wieder mehr Rad- an-Rad-Duelle erleben. Das brauchen wir. Am Papier sieht alles recht gut aus, schauen wir, wie es im Februar 2022 auf der Strecke dann wirklich aussieht. Es ist simpel: Wir brauchen mehr als nur ein dominierendes Team in der Formel 1.“


Über die Gründe von solchen Dominanz-Phasen: „Es geht immer um die Philosophien. Manche sind Genies und schaffen es sehr gut, die Grau-Bereiche auszuloten. Der Rest, der es nicht schafft, fängt dann an, das Top-Team zu kopieren. Ab dem Zeitpunkt bist du schon hinten nach, kopierst dich von einem zum nächsten und kommst nicht nach vorne. Erst nach vier, fünf Jahren wird es eng. Aber das ist die Natur der Formel 1.“


Zu seinem großen Ziel, die Triple-Crown (Siege in Monaco, Le Mans und beim Indy500) zu holen, es fehlt ja nur mehr Indy: „An dieses Ziel denke ich immer noch. Das aktuelle Ja zur Formel 1 bedeutet nicht ein Nein zur Triple Crown. Auch wenn es aktuell keine Priorität gibt, aber das kommt wieder. Es geht ja nur noch um ein Rennen und hinter diese Aufgabe habe ich ein Rufzeichen gesetzt. Eben hat mit Helio Castroneves ein Pilot gewonnen, der älter ist als ich und der sich auch auf dieses Rennen konzentriert und nicht die ganze Meisterschaft dort bestreitet. Er zeigt also, dass so etwas möglich ist.


Über eine mögliche Rückkehr nach Le Mans: „Die neuen Hypercars finde ich sehr interessant. Vielleicht darf ich ja so ein Auto bald testen, Alpine ist ja stark in Le Mans involviert. Ich bin ein Vollblut-Racer. Eine Rückkehr nach Le Mans ist absolut möglich.“


Über die Folgen seines schweren Radsturzes im Februar, bei dem er sich eine Kieferverletzung zugezogen hat: „Eine weitere Operation wird im Dezember sein. Es geht mir gut. Die Titanplatten waren nötig, sie müssen im Dezember aber wieder raus, da es sonst für den Knochen ein Problem wird. Vielleicht hat die OP aber so ihre Vorteile: Danach kann ich zu Weihnachten nicht so viel Süßes essen und bleibe schlank.“


Das Interview mit Alonsos Teamkollegen Esteban Ocon lesen Sie hier.
Ein Portrait von Guanyu Zhou, dem Chinesen, der für Alpine das Freitags-Training bestritt, hier.

Anmerkung: Dieses Interview erschien zum ersten Mal Anfang Juli 2021. Wegen seines Geburtstages reihen wir es – leicht adaptiert – noch einmal vor.



 

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...in seinem Comeback-Jahr in der Formel 1....in seinem Comeback-Jahr in der Formel 1.
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