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Erster Test: BYD Seal 6 DM-i Touring

Erster Test: BYD Seal 6 DM-i Touring

Angriff aus Fernost

BYD ist kein Newcomer mehr, sondern ein Gigant. Mit dem Seal 6 DM-i Touring steigt die chinesische Marke nun in das Kombi-Segment ein und macht dort Octavia und Golf Konkurrenz. Viel Auto für vergleichsweise wenig Geld gibt es auch diesmal.
Wo ist der Seal 6 DM-i Touring einzuordnen?
SUVs hin oder her, in vielen Ländern Europas ist der Kombi nach wie vor beliebt. Auch Aufsteiger BYD bringt nun erstmals ein Modell nach Österreich. Mit dem Seal 6 DM-i Touring schließt die Marke eine Lücke im eigenen Modellportfolio und tritt gleichzeitig in ein weiteres Revier der Platzhirsche: Bislang führten Skoda Octavia Combi und VW Golf Variant die Beliebtheitslisten an. Der Neue aus Fernost will genau diese Kunden ansprechen und versucht es mit dem klassischen Kombi-Versprechen aus viel Platz, hohem Komfort und attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis.
BYD selbst ist inzwischen kein Newcomer mehr, sondern ein Gigant. Über 120.000 Beschäftigte arbeiten allein in der Entwicklung. Elf Forschungszentren betreibt die Marke weltweit, ein weiteres soll in Europa eröffnet werden. Schon Realität ist das neue Designzentrum in Mailand, wo man europäische Einflüsse in die Gestaltung einbringt.
Auch beim Thema Produktion schlägt BYD Brücken nach Europa. In Ungarn wird künftig der Dolphin Surf gefertigt, ein Modell, das im EuroNCAP-Crashtest mit fünf Sternen bewertet wurde. Solche Schritte unterstreichen, dass BYD nicht nur Autos exportieren, sondern dauerhaft in Europa Fuß fassen will. Für Kunden bedeutet das größere Nähe und eine gewisse Verlässlichkeit. Unter den zahlreichen europäischen Zulieferern nimmt Österreich mit dem Voest-Stahl übrigens eine führende Rolle ein.

Wie wirkt er von außen?
Der erste Eindruck von außen: Der Seal 6 Touring gibt sich erwachsen. Mit fast fünf Metern Länge tritt er in voller Größe auf, die Front wirkt modern, das Heck dezent, aber markant. Die Designer wollten kein Experiment wagen, sondern ein Auto auf die Räder stellen, das vertraut wirkt und trotzdem international mithalten kann. Mit vier Farboptionen und drei Ausstattungslinien bleibt die Auswahl überschaubar – was den Bestellprozess angenehm unkompliziert macht.
Vor wenigen Jahren mit zwei Modellen gestartet, jetzt schon bei zehn: BYD legt erstmals einen Kombi nach.Vor wenigen Jahren mit zwei Modellen gestartet, jetzt schon bei zehn: BYD legt erstmals einen Kombi nach.
Octavia und Golf Kombi müssen sich auf ernsthafte Kombi-Konkurrenz aus Fernost einstellen.Octavia und Golf Kombi müssen sich auf ernsthafte Kombi-Konkurrenz aus Fernost einstellen.
Und innen?
Im Innenraum setzt sich dieser Eindruck fort. Statt übertriebenem Prunk oder verschachtelten Lösungen dominiert hier eine klare Linie. Das Cockpit wird von einem großen Display geprägt: 12,8 Zoll sind Standard, 15,6 Zoll gibt es in der Topversion.  Die Bedienung wirkt zu Beginn verschachtelt, vor allem weil die Menüs umfangreich sind. Klima oder Lichtsteuerung sind genauso im zentralen Display versteckt. Nach kurzer Eingewöhnung aber findet man sich gut zurecht, unterstützt von clever gesetzten Shortcuts kann man zum Beispiel nervige Warntöne einfach deaktivieren. Ein Detail in der Mittelkonsole ist die gekühlte Induktiv-Ladeschale fürs Smartphone mit 50 Watt, die gerade im Sommer für vollgeladene, aber nicht überhitzte Geräte sorgt. Passend dazu gibt es vorne klimatisierte Sitze mit ordentlichen Seitenhalt. Im Fond überzeugt das Platzangebot, selbst Passagiere mit 1,90 Metern Körpergröße finden genug Bewegungsfreiheit. Einziger Wermutstropfen: Die Sitzposition hinten ist etwas tief, die Knie stehen dadurch leicht hoch.

Wie praktisch ist der Kombi?
Ein Kombi wird in erster Linie nach seinem Nutzwert beurteilt. Der Seal 6 Touring enttäuscht hier nicht. Schon das Grundvolumen von 500 Litern ist ordentlich, mit umgeklappten Rücksitzen sind es bis zu 1.535 Liter. Dazu kommen durchdachte Details: eine niedrige Ladekante, die das Einladen erleichtert, ein Zusatzfach im Kofferraumboden, das Kleinteile verschwinden lässt, und eine praktische Skidurchreiche, mit der lange Gegenstände verstaut werden können, ohne die Rückbank umklappen zu müssen. Im Alltag punktet der BYD außerdem mit einer Vielzahl an Ablagen und clever platzierten USB-C-Anschlüssen.  
Aufgeräumtes Cockpit im BYD-Stil, dazu belüftete Kunstledersitze mit solidem Seitenhalt. Nur dem Beifahrersitz fehlt die Höhenverstellung.Aufgeräumtes Cockpit im BYD-Stil, dazu belüftete Kunstledersitze mit solidem Seitenhalt. Nur dem Beifahrersitz fehlt die Höhenverstellung.
15,6-Zoll-Display in der Topversion, sonst sind es drei Zoll weniger.15,6-Zoll-Display in der Topversion, sonst sind es drei Zoll weniger.
Die Materialqualität kann überzeugen.Die Materialqualität kann überzeugen.
Üppiger Platz auch für 1,90-Meter-Passagiere, Sitzheizung und USB-C, nur die Sitzposition ist etwas niedrig.Üppiger Platz auch für 1,90-Meter-Passagiere, Sitzheizung und USB-C, nur die Sitzposition ist etwas niedrig.
Smartphone-Ladeschale: Gekühlt und im Alcantara-Stil verkleidet.Smartphone-Ladeschale: Gekühlt und im Alcantara-Stil verkleidet.
Umfangreiche Lenkradfernbedienung.Umfangreiche Lenkradfernbedienung.
500 bis 1535 Liter plus Skidurchreiche – damit alltagstauglich für Familie und Fuhrpark.500 bis 1535 Liter plus Skidurchreiche – damit alltagstauglich für Familie und Fuhrpark.
Wie arbeitet BYDs Plug-in-System?
DM-i steht für Dual Mode-Intelligent. Primär produziert der 1,5-Liter-Benziner den Strom, mit dem der E-Motor die Vorderachse antreibt. Bei Bedarf nach zusätzlichem Schub, etwa bei Überholmanövern, wird der Vierzylinder aber auch direkt auf den Antrieb durchgeschaltet. Die Systemleistung beträgt in diesem fall 212 PS. 

Wie fährt er sich?
Auf der Straße präsentiert sich der Seal 6 Touring unaufgeregt. Das Fahrwerk ist klar auf Komfort ausgelegt, Unebenheiten werden souverän weggefiltert. Die Lenkung wirkt eher gelassen als direkt, was beim sportlichen Fahren weniger Freude bereitet, im Alltag jedoch entspannt.
Im Normalbetrieb entsteht ein Elektroauto-ähnliches, kontinuierliches und ruhiges Fahrgefühl. Auch der Autobahn überzeugt die gute Geräuschdämmung, selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt es angenehm ruhig im Innenraum. Einzig bei kräftigen Überholmanövern meldet sich der Benziner akustisch. Die beiden wählbaren Rekuperationsstufen sind ein weiteres Komfort-Feature: Man kann wählen, ob man stärker verzögert und Energie zurückgewinnt oder lieber sanfter gleitet.
Das Besondere ist die Kombination aus großem Tank und Batterie. Wer regelmäßig lädt, fährt viele Alltagswege rein elektrisch – bis zu 130 Kilometer sind möglich. Auf langen Strecken hingegen zeigt der Touring seine Reichweite von über 1300 Kilometern, was ihn auch für Vielfahrer sehr interessant macht. Zumal die Verbrauchswerte an Diesel-Kombis erinnern: Ohne Laden dazwischen betrug der Test-Verbrauch im Schnitt 5,1 Liter, auf der Autobahn 5,9 Liter.

Wie steht es um die Ladeleistung?
Beim Thema Laden bleibt BYD noch hinter dem Klassenstandard zurück. AC-Laden gelingt mit 6,6 kW, beim DC-Schnellladen sind es maximal 26 kW. Damit liegt der Seal 6 Touring unter den europäischen Mitbewerbern, die meist 11 und 50 kW bieten. Für viele Nutzer, die ihr Auto über Nacht an der Wallbox oder gar an der Haushaltssteckdose laden, ist das freilich kein Problem. Die Batterie ist morgens voll, der Alltag läuft problemlos. Auf der Langstrecke allerdings kann es dauern, bis neue Energie im Akku steckt. Interessant ist die Perspektive: BYD arbeitet an Ladeleistungen von bis zu 1000 kW für künftige reine Elektroautos. Damit will man zum Technologieführer werden. Beim Seal 6 Touring aber bleibt es noch beim klassischen Geduldsspiel auswärts oder beim Heimladen.

Wie sind die Preise einzuschätzen?
Preislich setzt BYD ein Ausrufezeichen, wenn nicht zwei. Mit 35.890 Euro Einstiegspreis zählt der Seal 6 Touring zu den günstigsten Plug-in-Kombis am Markt. Schon die Basisversion ist großzügig ausgestattet. Für rund 3100 Euro Aufpreis gibt es die größere Batterie und zusätzliche Komfortdetails.
Im Vergleich zu deutschen Konkurrenten, die schnell fünfstellige Summen teurer werden, ist das ein klarer Vorteil. Damit richtet sich BYD sowohl an Familien, die viel Platz fürs Geld wollen, als auch an Flottenkunden, die ihre Gesamtkosten im Blick behalten. Unterm Strich bietet der Seal 6 Touring viel Auto für vergleichsweise wenig Geld – und wird damit für Octavia und Golf zu einer ernsthaften Gefahr.
Fazit von Motorprofis-Tester Johannes Ibrahim: „Mit 35.890 Euro Einstiegspreis zählt der Seal 6 Touring zu den günstigsten Plug-in-Kombis am Markt. Unterm Strich bietet der Seal 6 Touring viel Auto für vergleichsweise wenig Geld – und wird damit für Octavia und Golf zu einer ernsthaften Gefahr.Fazit von Motorprofis-Tester Johannes Ibrahim: „Mit 35.890 Euro Einstiegspreis zählt der Seal 6 Touring zu den günstigsten Plug-in-Kombis am Markt. Unterm Strich bietet der Seal 6 Touring viel Auto für vergleichsweise wenig Geld – und wird damit für Octavia und Golf zu einer ernsthaften Gefahr."

DATEN & FAKTEN

BYD Seal 6 DM-i Touring

(Septembber 2025)

Preis

35.890 bis 39.990 Euro

Antrieb

Plug-in-Hybrid. 1,5-Liter-Benziner mit 98 PS (72 kW) plus Elektromotor mit 197 PS (145 kW). Systemleistung 212 PS (156 kW). Frontantrieb, Automatik.

Abmessungen

Länge 4,84 Meter, Breite 1,88 Meter, Höhe 1,51 Meter, Radstand 2,79 Meter. Kofferraumvolumen 500 – 1.535 Liter.

Gewicht

1.710 – 1.805 kg. Max. Zuladung 500 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 180 km/h. Beschleunigung 0 – 100 km/h in 8,5 Sekunden. Verbrauch kombiniert laut WLTP 1,7 – 5,0 l/100 km. Elektrische Reichweite laut WLTP 50 – 100 km. Gesamtreichweite bis 1.350 km.
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