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Test: Honda SH125i

Test: Honda SH125i

City-Cruiser

Dass Honda heute auch eine Scooter-Großmacht ist, hat die Marke nicht zuletzt der SH-Baureihe zu verdanken. Weil sich die Welt immer noch am besten vom Mutterland des Rollers aus erobern lässt, fährt der SH125i im Werk Atessa nahe Chieti in den Abruzzen vom Band. Seine italienische Seite zeigt er auch mit dem schnittigen Design, das er mit der Honda-typischen Perfektion verbindet. Der Test.
Großes Roller-1x1
Nur so zur groben Einsortierung, auch wenn nichts davon in Stein gemeiselt ist: Als Roller – oder, wer's gern hipp hat, Scooter – gilt in etwa alles, was vorne eine Schürze im weitesten Sinn hat und wo zwischen den Schenkeln des Fahrers kein Tank ist, sondern Freiraum. Geht der bis zum Trittblech runter, spricht man von freiem oder flachem Durchstieg. Und bei einer Felgendimension von mehr als 14 Zoll meistens vom Großrad-Roller, in etwa einer Kreuzung zwischen Mofa und Scooter – und Honda hat ihn praktisch erfunden: 1984 mit der SH-Baureihe, damals noch in der Fiffi-Klasse, also als Moped unterwegs. Seit 2001 er sie in die 125er-Liga aufgestiegen, schon damals ganz auf hohen Fahrkomfort getrimmt. Weitere Updates folgten laufend, das letzte große im vergangenen Jahr. SH steht übrigens für "Small Honda" – keep it simple, werden sich die Namensväter seinerzeit gedacht haben. Dass er sich inzwischen recht ausgewachsen hat, konnten sie damals nicht wissen.
 
Wie ist der SH125i technisch bestückt?
Mit so ziemlich allem, was das Honda-Regal in dieser Klasse derzeit hergibt. Da wäre einmal der Euro5-esp+ Vierventilmotor mit Direkteinspritzung. Reibungsoptimiert, hocheffizient und mit Start/Stopp-System. Ja, es ist dektivierbar, arbeitet aber so diskret und unnervig, dass es auch ruhig eingeschaltet bleiben kann. Als Antriebsart ist in der Roller-Liga die stufenlose Variomatik praktisch Standard, dazu hat Honda noch eine Traktionskontrolle als zusätzlichen Sicherheitsanker draufgepackt – auch wenn der bei den größeren Rädern wenig bis selten zum Einsatz kommt. LED-Beleuchtung rundum gehört zum Serienumfang, ebenso wie das LCD-Cockpit, das schlüssellose Starten und die 28-Liter-Stauraum plus Top-Case mit weiteren 35 Litern Platz.
 
Ist man auf einem Großrad-Roller komfortabler unterwegs?
Die unbefriedigende Antwort lautet: Es kommt darauf an. Weniger auf die Körpergröße, die spielt dabei kaum eine Rolle. Eher auf die ganz individuellen Roller-Vorlieben. Freier Durchstieg, schlankes Trittbrett und höhere Sitzposition sind aber alles durchaus gewichtige Argumente, dem Großrad-Roller den Vorzug zu geben - oder zuimindest einmal die Chance, sich zu beweisen. Honda hat mit dem flachen, gut konturierten Sitz und der ausgezeichneten Abstands-Ergonomie alles beigesteuert, was es dafür braucht. Mit 134 Kilo ist der SH125i in der Scooter-Liga auch relativ leichtfüßig unterwegs und punktet auch damit beim Komfort.
Made in Italy by Honda – der schlanke SH125i ist über die Jahre zum Komfort-Cruiser gereift.Made in Italy by Honda – der schlanke SH125i ist über die Jahre zum Komfort-Cruiser gereift.
16-Zoll-Räder sind für die Roller-Welt schon recht beachtlich.16-Zoll-Räder sind für die Roller-Welt schon recht beachtlich.
Platz für Helm plus Tasche unter dem Sitz.Platz für Helm plus Tasche unter dem Sitz.
Top-Niveau auf allen Fahrbahnoberflächen: An der Dämpfung wurde beim letzten Update noch einmal nachkalibriert.Top-Niveau auf allen Fahrbahnoberflächen: An der Dämpfung wurde beim letzten Update noch einmal nachkalibriert.
Das serienmäßige Top-Case ist mit 35 Litern ziemlich aufnahmefreudig.Das serienmäßige Top-Case ist mit 35 Litern ziemlich aufnahmefreudig.
Elegante Lösung: Die Tankklappe schwingt auf Knopfdruck seitlich auf.Elegante Lösung: Die Tankklappe schwingt auf Knopfdruck seitlich auf.
Säusel-Rohr: Die SH verrichtet ihren komfortablen Dienst auch akustisch zurückhaltend.Säusel-Rohr: Die SH verrichtet ihren komfortablen Dienst auch akustisch zurückhaltend.
Wie schlägt sich der SH125i im City-Test?
16-Zoll-Räder sind für die Roller-Welt schon recht beachtlich – die spontane Quirrligkeit von Scootern mit 12-Zöllern tauscht der SH125i damit gegen Cruiser-Qualitäten. Weil sein Radstand nicht größer ist, lässt er sich ähnlich agil durch den Verkehr bewegen, bleibt dabei aber grundsätzlich unhektisch. An der Dämpfung wurde beim letzten Update noch einmal nachkalibriert, so dass er jetzt auf wirklich allen Fahrbahnoberflächen Top-Niveau aufweist. Und weil's halt Honda ist, wurden sogar die Aufhängungswinkel des Motors und seine Lagerung verändert. Tolles Wissen für den Zweirad-Stammtisch – und in der Praxis halt wieder ein paar Komfort-Quentchen, deren Summe es insgesamt bringt.
 
Wie schaut es mit Leistung und Verbrauch aus?
Den 125er-Motor reizt Honda bisher nur bei seinem Gran Turismo-Roller Forza bis ans gesetzliche Limit von 15 PS aus. Der verträgt das, ist aber auch ein wenig fülliger als der schlanke SH. Dieser kommt mit 13 PS aus und ist damit flott genug unterwegs. Die 12 Newtonmeter sind ebenfalls ein solider Wert, sauber abgestimmt auf das Gesamtkonzept. Immerhin liegen bis zu 100 km/h Top-Speed an, womit man überland schon einmal nicht mehr über bleibt und in der Stadt ausreichend Gelegenheiten für saftige Strafmandate sammelt. Das gefühlte Tempo auf der SH ist immer etwas niedriger als das tatsächlich gefahrene – die Tücke der Komfort-Qualität, was aber als Ausrede beim Angehaltenwerden meistens nicht taugt. 2,2 Liter je hundert Kilometer ist der Katalogwert, der mit etwas Beherrschung auch in der Praxis hält. Wer 10 Prozent drüber liegt hat mehr Spaß gehabt und muss sich auch nicht genieren.
 
Praktische Details rundum
Das LCD-Display steht natürlich im Generalverdacht, bei direkter Sonneneinstrahlung zu "erblinden". Tut es aber nicht. Die leicht pombierte Verglasung ist nicht einmal besonders spiegelungsanfällig. Der seitlich auffschwingende Deckel über dem Tankverschluss ist eine sympathische Einlage. Dass er – samt Sitzbank und Top-Case – automatisch verriegelt, ist ein sehr praktischer Kniff. Überhaupt verdient sich so ein schlüsselloses System beim Zweirad einfach Bonuspunkte: Wer einmal bei Regen und/oder Dunkelheit, womöglich noch mit Handschuhen, in x Taschen nach dem Schlüssel kramen musste wird das gerne bestätigen.
 
Das Fazit?
Wer in der City und im Umland gern mit Stil scootert, Hightech im Dienst des Komforts schätzt und trotzdem mit mehr als genug Alltags-Wendigkeit unterwegs sein will: Eccola! – Der Halb-Italiener SH125i bietet das alles mit ganz lässiger Selbstverständlichkeit, vielen schlauen Ideen und hoher Wirtschaftlichkeit. Das recht grimmige G'schau hat er sich im Zuge der letzten Anpassung an den Honda-Familien-Look eingehandelt – es passt aber ganz gut zum erwachsenen Anspruch, den er mittlerweile erfüllt. Dazu passt, dass über dem 125er mittlerweile auch Varianten mit 150 und 350 cm3 nachgerückt sind.
Fazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitzr: „Wer in der City und im Umland gern mit Stil scootert, Hightech im Dienst des Komforts schätzt und trotzdem mit mehr als genug Alltags-Wendigkeit unterwegs sein will: Eccola! Der Halb-Italiener SH125i bietet das alles mit lässiger Selbstverständlichkeit.Fazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitzr: „Wer in der City und im Umland gern mit Stil scootert, Hightech im Dienst des Komforts schätzt und trotzdem mit mehr als genug Alltags-Wendigkeit unterwegs sein will: Eccola! Der Halb-Italiener SH125i bietet das alles mit lässiger Selbstverständlichkeit."

DATEN & FAKTEN

Honda SH125i

(Juni 2022)

Preis

3.790 Euro

Antrieb

125 ccm Einzylinder-Viertakter mit 13,1 PS und 12 Newtonmetern Drehmoment, automatische Kupplung, stufenlose Variomatik.

Abmessungen

Länge 2085 mm. Breite 740 mm. Höhe 1029 mm. Radstand 1353 mm.
Sitzhöhe 799 mm.

Gewicht

Eigengewicht (aufgetankt): 134 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 100 km/h. Normverbrauch (WMTC) 2,2 l/100 km.
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