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ERSTER TEST: KIA CEED

ERSTER TEST: KIA CEED

Ein guter Golfer

Kia rückt zum Wolfsburger Klassenprimus auf: Als Golfschläger eignet sich der neue Ceed auch deshalb so gut, weil er genau dessen Spiel spielt – und am Ende auch noch ein, zwei Asse im Ärmel hat.
Innerhalb einer Dekade hat Kia den Ceed in Europa etabliert, trotz der enormen Konkurrenz in der Kompaktklasse…
Das liegt an der konsequenten Strategie von Kia. Der Ceed war von Anfang an gut unterwegs, weil er ein durch und durch europäisches Auto ist – designt und entwickelt in Deutschland, gebaut unweit von Wien in der Slowakei. 1,3 Millionen Ceed sind dort inzwischen vom Band gelaufen, eine stolze Zahl für nur zwei Modellgenerationen.
 
Die dritte Generation wirkt einerseits vertraut, andererseits auch neu – welchen Weg sind die Designer beim neuen Ceed gegangen?
Speziell vorne hat das Design vertraute Züge, hinten und seitlich wurde es aber völlig neu arrangiert. Drei Bereiche sind optisch entscheidend:
Erstens die optimieren Proportionen. Designer Peter Schreyer hat Länge (4,31 Meter) und Radstand (2,65 Meter) unverändert gelassen, aber den vorderen Überhang verkürzt.
Zweitens die Gürtellinie. Bisher stark nach hinten ansteigend, verläuft sie nun relativ gerade, was das Design ruhiger macht.
Drittens die Lichter. Sie setzten edle Akzente: vorne mit Eiswürfel-LEDs und hinten mit wunderschönen LED-Schleifen.
Gesamteindruck: Das Ceed-Outfit ist deutlich klassischer und eleganter geworden, damit auch zeitloser. Klassische Golf-Tugenden.
Klassischeres Design und optimierte Proportionen: Länge und Radstand unverändert, aber den vorderen Überhang wurde verkürzt.Klassischeres Design und optimierte Proportionen: Länge und Radstand unverändert, aber den vorderen Überhang wurde verkürzt.
Wie gut ist der Innenraum gelungen?
Hier verzichtet Kia auf Experimente. Das Innendesign ist klassisch, die Materialqualität wurde aufgewertet und ist jetzt gehobener Klassenschnitt. Im Vordergrund stehen tadellose Ergonomie und einfache Bedienung. Nur wenige Autos sind im Cockpitbereich so klar konzipiert und so angenehm zu bedienen – von den Armaturen über die Mittelkonsole bis zum freistehenden Touchscreen. Auch bei der Sitzposition passt sofort alles.
Bei so viel Logik fühlt man sich zwangsläufig an den Golf erinnert.

Wie schaut es bei den Platzverhältnissen aus?
Sie liegen im guten Klassenschnitt. 395 Liter Basiskofferraum sind ein Alzerl weniger als beim Peugeot 308, aber ein paar Liter über Golf und Focus. Ebenso auf Augenhöhe sind die Innenabmessungen, das heißt in der Praxis: Die erste Sitzreihe ist luftig, hinten kommt man ordentlich unter.
Vorne hat das Design vertraute Züge.Vorne hat das Design vertraute Züge.
Edle Akzente vorne mit Eiswürfel-LEDs.Edle Akzente vorne mit Eiswürfel-LEDs.
Hinten sehr schöne LED-Schleifen.Hinten sehr schöne LED-Schleifen.
Welche Ausstattungsfeatures stechen heraus?
Es gibt zahlreiche Features mit Premiumcharakter, und teilweise auch mit Seltenheitswert: Das JBL-Soundsystem für feinen Sound, die LED-Lichter für ideale Sicht und schöne Optik, die Sitzbelüftung für einen kühlen Rücken im Sommer und die Sitzheizung im Fond zum Verwöhnen der Mitfahrer. Volldigitale LED-Instrumente für ein individuell konfigurierbares Cockpit gibt es noch nicht, sie könnten in der zweiten Jahreshälfte 2019 kommen. 
 
Kommen spannende neue Sicherheitsassistenten zum Einsatz?
Ja, der Stauassistent ist im zähflüssigen Verkehr schon eine Vorstufe zum Autopilot: Das System erkennt die Fahrbahnmarkierungen und hält den Ceed in seiner Spur. Über Radarsensoren orientiert es sich am vorausfahrenden Verkehr und übernimmt das Beschleunigen, Bremsen und Lenken selbständig.
Zusätzlich gibt es jetzt eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Stop-and-go-Funktion, die sich ebenfalls am vorausfahrenden Fahrzeug orientiert und bei Bedarf bis zum Stillstand bremst und danach wieder selbständig beschleunigt (Letzteres funktioniert logischerweise nur in der Automatikversion).
Auch die restlichen Assistenten sind neueste Ware: Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung und Notbremsassistent, aktiver Spurhalteassistent mit sanftem Gegenlenken, Müdigkeitswarner für lange Fahrten, Verkehrszeichenerkennung als wirksames Mittel gegen Strafzettel.
Ob man das alles braucht? Brauchen ist zu viel gesagt, zumal jeder Fahrer in diesem Bereich andere Vorlieben entwickelt. Aber es zahlt sich definitiv aus, sich die neuen Technologien anzuschauen, einige Assistenten können das Fahren deutlich entspannter machen.
Nur wenige Autos sind im Cockpitbereich so klar konzipiert und so angenehm zu bedienen.Nur wenige Autos sind im Cockpitbereich so klar konzipiert und so angenehm zu bedienen.
Beim Fahrkomfort war der Ceed schon bisher ganz ordentlich, das Handling war dagegen nicht sehr aufregend. Wie fährt sich der neue Ceed?
Beim Fahrgefühl macht der Ceed den größten Schritt – von Naja in die Spitzengruppe der Klasse.
Kia hat das Fahrwerk mit Mehrlenkerhinterachse in allen Details auf mehr Dynamik getrimmt, die Karosserie deutlich steifer gemacht und der Lenkung mehr Genauigkeit eingeschärft. Herausgekommen ist aber kein Sportler, sondern ein ausgewogenes Auto im besten Sinn: Der Ceed lässt sich jetzt angenehm flott bewegen, ohne es mit der Dynamik zu übertreiben.
Auffallend ist auch die effiziente Geräuschdämmung, man hört die Motogeräusche nur dezent und auf der Autobahn bleibt es im Ceed auch angenehm leise.

Es gibt auch neue Motoren. Kia setzt weiter voll auf den Diesel…
…und hat seinen nagelneuen 1.6 CRDi so hochgerüstet, dass er die höchstmögliche Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllt. Da können ihm auch verschärfte Gesetze, wenn sie kommen sollten, nichts anheben. Wir sind die Variante mit 136 PS gefahren – sie ist auffallend leise und entfaltet die Kraft angenehm gleichmäßig. Ein sehr gelungenes Aggregat. Auch das Zusammenspiel mit dem Doppelkupplungsgetriebe ist sehr gut abgestimmt. Einziger Wermutstropfen: Der stärkere 1,6 CRDi ist zusammen mit der Topausstattung Platin verfügbar. Alternativ gibt es den 1,6 CRDi in einer schwächeren Variante mit 115 PS, ebenfalls mit 6-Gang-Handschalter oder 7-Gang-Automatik.
Beide Motoren haben hervorragende Emissions- und Verbrauchswerte (4,0 Liter, CO2 104 g/km), nachdem Kia in diesem Beriech bisher geschwächelt hat, liegen sie mit der neuen Motorengeneration nun in der Spitzengruppe. Unsere ersten Testergebnisse zeigen, dass Fünfer-Werte beim Diesel locker machbar sind.
Beim Fahrgefühl macht der Ceed den größten Schritt – in die Spitzengruppe der Klasse.Beim Fahrgefühl macht der Ceed den größten Schritt – in die Spitzengruppe der Klasse.
Wie schaut es bei den Benzinern aus?
Neu ist der 1,4-Liter-Turbo mit 140 PS, der ab 1.500 Touren das volle Drehmoment liefert und als Vierzylinder die noblere Benziner-Variante ist, beim Verbrauch sind in der Praxis Siebener-Werte zu erwarten.
Der beste Preis-Leistungstipp im ganzen Portfolio ist aber der 1,0-Liter-Turbo mit 120 PS, den wir im ersten Test in der Variante mit Schaltgetriebe gefahren sind: Seine Fahrleistungen sind absolut souverän und das dreizylindrige Brummeln wurde ihm durch die gute Geräuschdämmung ziemlich abgewöhnt.
Eine weniger spannende, rein pragmatische Wahl ist dagegen der 1,0-Liter-Saugbenziner mit 100 PS.
 
Wie schaut es preislich aus? Wann geht es in Österreich los?
Österreich-Start ist schon Anfang Juli. Der Ceed ist kein Preisbrecher mehr, zusammen mit der Performance haben natürlich auch die Tarife angezogen. Ein interessantes Angebot ist er allerdings weiterhin, weil man viel Ausstattung fürs Geld bekommt – ein Beispiel: Wer den 1,0 T-GDI im zweithöchsten Ausstattungslevel (Silber) nimmt, bekommt einen souveränen Motor und absolut ausreichende Mitgift um 22.390 Euro. Die Preisliste eröffnet übrigens bei 17.490 Euro und endet bei 33.690 Euro für die Variante mit 136-PS-Diesel, Automatik und Vollausstattung.
Der Diesel ist souverän, auffallend leise – und so hochgerüstet, dass er die höchstmögliche Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllt.Der Diesel ist souverän, auffallend leise – und so hochgerüstet, dass er die höchstmögliche Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllt.
Welche Varianten kommen noch nach?
Zunächst die Kombiversion Ceed Sportswagon im September. Dreitürer wird es keinen mehr geben, dafür einen spektakulären Shooting Brake schon Ende diesen Jahres. Was man sich darunter vorstellen kann? Es wird in die Richtung Mercedes CLA Shooting Brake gehen, aber mit noch coolerem Design. Mit dem Ceed-Mildhybrid folgt dann 2019 eine weitere Variante.
 
Das erste Testfazit? Wie gut ist der neue Ceed unterm Strich?
Es wird natürlich wieder deutsche Magazine geben, die in Vergleichstests mit dem Golf gewisse Vorteile für den Wolfsburger finden. Entscheidende Unterschiede sind das definitiv keine mehr: Der Ceed fährt nach einem massiven Qualitätssprung jetzt auf Augenhöhe mit dem Golf, wobei er dem Klassenprimus vor allem deshalb weh tun kann, weil er genau dessen Spiel spielt: Klassisch-elegantes Design, sehr einfache Bedienung, hochwertige Technik mit ausgewogener Abstimmung.
Am Ende zieht der Ceed mit der Garantie von sieben Jahren oder 150.000 Kilometern noch ein Ass aus dem Ärmel, die Konkurrenz bietet nur zwei oder drei Jahre. Für die langfristige Absicherung muss man aber natürlich auch bereit sein, das Service immer bei der Vertragswerkstätte zu machen.
Noch ein Ass im Ärmel könnte in Zeiten, in denen klassische Konzepte sinkenden Zuspruch haben, auch die lässige Shooting-Brake-Variante sein – denn die gibt es bisher nur bei Mercedes.
Fazit des Testers: Der Ceed fährt nach einem massiven Qualitätssprung jetzt auf Augenhöhe mit dem Golf.Fazit des Testers: Der Ceed fährt nach einem massiven Qualitätssprung jetzt auf Augenhöhe mit dem Golf.
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