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TEST: KIA SORENTO PLUG-IN HYBRID

TEST: KIA SORENTO PLUG-IN HYBRID

Ein feiner Dreireiher

Der neue Sorento ist kein Schnäppchen mehr, setzt sich aber von der Konkurrenz ab und kreiert ein Premiumerlebnis auf drei Sitzreihen: Der stolze Auftritt, ein sehenswerter Innenraum und rund 50 elektrische Kilometer machen das SUV zum eleganten Riesen. Wie hoch der Verbrauch im Alltag ist, welche Features überraschen, warum die Wohnsituation entscheidend ist und wie Kinder auf das Auto reagieren, erklärt der Test.
Wie entwickelt sich Kia?
Der ehemalige Preiskämpfer ist voll etabliert. In den klassischen Baureihen begegnen man der Konkurrenz technisch und stilistisch auf Augenhöhe (Ceed, Rio, Stonic, Picanto, …), dazwischen liebäugelt Kia auch mal mit dem Premiumsegment (XCeed, Proceed) oder legt bei den Elektroautos vor (Niro, EV6). Die Preise werden entsprechend selbstbewusster, um gute Angebote ist man freilich weiter bemüht. Am Markt kommt das an, Kia erreicht in Österreich inzwischen 3,5 Prozent Marktanteil, das ist fast soviel wie Opel, in den Jahren davor lag man noch unter drei Prozent.
 
Wen spricht der Sorento an?
Alle, die viel Platz brauchen. Der Sorento hat über 2000 Liter Ladevolumen und ist in jeder Variante mit sieben Sitzen erhältlich – ideal für große Familien, aufwändige Hobbys oder Hundebesitzer. Mit 4,81 Metern Länge überragt der Sorento beliebte Familien-SUVs wie Kuga, Tarraco oder RAV4. Durch die neue Plattform macht er zudem einen Technologiesprung, der auch Premiumkunden ansprechen könnte, die nicht markenfixiert sind und mal was anderes probieren wollen.
 
Wie ist das Design gelungen?
Obwohl die vierte Generation nicht wesentlich zugelegt hat, wirkt der neue Sorento imposanter. Den stolzen Auftritt prägen sein breiter Kühlergrill, die massiven 20-Zoll-Rädern, die hohe Gürtellinie, das kantige Heck (mit leichtem US-Flair) und nicht zuletzt die edlen Lichter. Von den klassischen Mittelklasse-SUVs kann sich der aufgemöbelte Sorento atmosphärisch absetzten, er schwimmt schon ein bisschen im Fahrwasser der Oberklasse.
 
Was schaut der Sorento innen aus?
Kia hat einen sehenswerten Innenraum gestaltet. Das Kombiinstrument mit 31,2-Zentimeter-Bildschirmdiagonale (12,3 Zoll, vor dem Fahrer) und der 26-Zentimeter-Touchscreen (10,25 Zoll, im Zentrum) bilden eine dominante digitale Kommandozentrale. Zugleich scheut sich Kia nicht, weiterhin klassische Knöpfe zu verwenden. Das Armaturenbrett kombiniert Soft-Touch-Flächen mit Leder-Anmutung und gemusterte Applikationen in Metall-Optik. In der getesteten Gold-Ausstattung ist der Innenraum großflächig mit hellem Nappaleder tapeziert, die Sitzbezügen haben ein spezielles Muster und die aufwändige Gestaltung der Türverkleidungen beeindruckt. Eine illustre Ergänzung sind die hellen Gurte für alle drei Reihen. Zur guten bis hochwertigen Materialauswahl kommt die massive Machart, der Testwagen-Innenraum hatte eindeutig Premium-Charakter.
Für große Familien, aufwändige Hobbies oder Hundebesitzer: Der 4,81-Meter-Sorento überragt viele Familien-SUVs. Auch sonst orientiert er sich nach oben.Für große Familien, aufwändige Hobbies oder Hundebesitzer: Der 4,81-Meter-Sorento überragt viele Familien-SUVs. Auch sonst orientiert er sich nach oben.
Imposanter Auftritt, auch im Detail schön gelöst.Imposanter Auftritt, auch im Detail schön gelöst.
Edles Licht hübscht auf und sorgt für gute Sicht.Edles Licht hübscht auf und sorgt für gute Sicht.
Plug-in-Hybrid: Solange wir die Batterien zuhause brav geladen haben, lag der Testverbrauch bei niedrigen Fünf-Liter-Werten.Plug-in-Hybrid: Solange wir die Batterien zuhause brav geladen haben, lag der Testverbrauch bei niedrigen Fünf-Liter-Werten.
Wie funktioniert die Bedienung? Welche Features stechen heraus?
Logische Bedienung ist eine Stärke von Kia, das gilt auch für den Sorento. Über die Lenkradfernbedienung lässt sich das Kombiinstrument gut steuern, am Touchscreen sind die Wege kurz und (nach kurzer Gewöhnungsphase) leicht zu finden. Dass bis zu drei Bereiche gleichzeitig aufgerufen werden können, erleichtert den Alltag: Während in den Digitalarmaturen das Telefonbuch durchsucht wird, wechselt man am Touchscreen den Radiosender und sieht gleichzeitig die Navigationskarte, um nur ein Beispiel zu nennen. Durch das Head-up-Display kommt eine weitere praktische Informationsebene dazu. Angenehm: Temperatur und Sitzheizung werden über normale Schalter und die Lautstärke über ein klassisches Drehrad reguliert, die Lenkeingriffe des Lane Assist kann man direkt am Lenkrad ausschalten.
Schnittstellen zu Android Auto und Apple Carplay sind vorhanden. Via Bluetooth lassen sich zwei Handys gleichzeitig in das Multimediasystem einbinden, zum Beispiel eines zum Telefonieren per Freisprecheinrichtung und das andere für die Musik. Durch die Split-Screen-Funktion können Fahrer und Beifahrer auch verschiedene Funktionen gleichzeitig nutzen. Über die Online-Dienste (UVO Connect) werden Verkehrsinformationen in Echtzeit, Wettervorhersagen, aktuelle Kraftstoffpreise und nahegelegene Parkmöglichkeiten eingespielt. Die UVO-App kann geplante Routen vom Handy an das Navigationssystem schicken und nach dem Parken des Autos die Zielführung für die „letzten Meile“ am Smartphone weiterführen.
Flottenkunden, aber auch Familien, können Navigations-, Radio- und Bluetooth-Präferenzen in der Cloud speichern und per App auf andere Kia-Fahrzeuge übertragen.
Einige Features im Innenraum stechen heraus, etwa das angenehme Head-up-Display, das ebenso hilfreiche 360-Grad-Einparksystem, die leistungsstarke Bose-Soundanlage, die zusätzliche Sitzkühlung vorne und die selten angebotene Sitzheizung im Fond. Eine besondere Überraschung ist der Totwinkelmonitor, er überträgt die Bilder der Seitenkameras in das Fahrzeug. Wenn durch Betätigen des Blinkers die Monitoranzeige aktiviert wird, ändert sich die Darstellung im digitalen Kombiinstrument: Blinkt der Fahrer links, erscheinen in der Anzeige des linken Rundinstruments Bilder der linken Seitenkamera, wird rechts geblinkt, gibt das andere Rundinstrument Einblick in den rechten toten Winkel. Während der Übertragung wird die Geschwindigkeit weiterhin im Kombiinstrument angezeigt. In der Praxis ist das Bewegtbild am Anfang gewöhnungsbedürftig, der Betrachtungswinkel vergrößert sich aber gegenüber dem Spiegelblick deutlich.
 
Wie gut ist das Platzangebot?
Vorne und hinten fühlen sich auch richtig große Erwachsene wohl. Das Kofferraumvolumen ist mit 898 Litern (5-Sitzer) bis 2.077 Liter (2-Sitzer) enorm. Die Ladekante liegt SUV-typisch relativ hoch. Weder der Hybridantrieb noch der Einbau einer dritten Sitzreihe dezimieren den Stauraum. Die Sitze sechs und sieben in der dritte Reihe können einfach aufgestellt werden und eignen sich auf kurzen Strecken sogar für Erwachsene.
 
Wie reagieren Kinder auf das Auto?
Der große Raum, die helle Leder-Landschaft und die runden Totwinkelmonitore beim Blinken beindrucken auch die Kleinen. Wohlwollend wird auch aufgenommen, dass es Sonnenrollos gibt und sogar die dritte Reihe USB-Anschlüsse, 12-Volt-Steckdosen, große Ablagen und eine eigene Tempertatursteuerung hat. Zudem können Hinterbänkler vor dem Aussteigen die Lehnen der zweiten Reihe per Knopfdruck selbst umlegen.
Das Kombiinstrument mit 31,2-Zentimeter-Bildschirmdiagonale und der 26-Zentimeter-Touchscreen bilden eine dominante digitale Kommandozentrale.Das Kombiinstrument mit 31,2-Zentimeter-Bildschirmdiagonale und der 26-Zentimeter-Touchscreen bilden eine dominante digitale Kommandozentrale.
Im Eco-Modus fährt der Sorento mit Vorderradantrieb.Im Eco-Modus fährt der Sorento mit Vorderradantrieb.
Das Terrain-Mode-System optimiert den Allrad für Schnee, Match und Sand.Das Terrain-Mode-System optimiert den Allrad für Schnee, Match und Sand.
Totwinkelmonitor: Blinkt der Fahrer links, erscheinen in der Anzeige des linken Rundinstruments Bilder der linken Seitenkamera.Totwinkelmonitor: Blinkt der Fahrer links, erscheinen in der Anzeige des linken Rundinstruments Bilder der linken Seitenkamera.
Die Sitze der dritte Reihe eignen sich sogar für Erwachsene.Die Sitze der dritte Reihe eignen sich sogar für Erwachsene.
Sonnenrollo und die aufwändige Gestaltung der Türverkleidungen.Sonnenrollo und die aufwändige Gestaltung der Türverkleidungen.
Das Kofferraumvolumen ist mit 898 Litern (5-Sitzer) bis 2.077 Liter (2-Sitzer) enorm. Eine illustre Option sind die hellen Gurte.Das Kofferraumvolumen ist mit 898 Litern (5-Sitzer) bis 2.077 Liter (2-Sitzer) enorm. Eine illustre Option sind die hellen Gurte.
Beim Antrieb ist der Sorento technologieoffen. Welche Varianten gibt es?
Diesel mit 201 PS und 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Vollhybrid (ohne Steckdose) mit 230 PS und 6-Gang-Automatik sowie den hier getesteten Plug-in-Hybrid mit 265 PS und 6-Gang-Automatik. Allrad ist mehrheitlich serienmäßig, nur den Vollhybrid gibt es in der ersten Ausstattungsstufe auch mit Vorderradantrieb.
 
Wie ist der Plug-in-Hybridantrieb (PHEV) aufgebaut?
Ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 180 PS und 265 Newtonmetern Drehmoment wird von einem 66,9-kW-Elektromotor unterstützt, die Energie speichert eine 13,8-kWh-Lithium-Ionen-Batterie. Eine unabhängige Wasserkühlung für den Akku macht das Wärmemanagement effizienter, ein neuer Rotor den Elektromotor (noch) leiser. Die Gesamtleistung beträgt 265 PS, das maximale Systemdrehmoment 350 Newtonmeter.
 
Wie fährt sich die Plug-in-Hybrid-Variante des Sorento?
Der E-Motor reagiert spontan und schiebt gut an, das gibt dem großen Auto im Hybridmodus eine angenehme Agilität. Der Benziner ist wenig gefordert. Wie bei Hybrid üblich, besteht die Kunst darin, auf der elektrischen Welle zu surfen, also eher sanft Gas zu geben. Wer das verstanden hat, fährt ein hochkomfortables Auto. Wird volle Leistung abgerufen und der Benziner hochgedreht, ist das Motorgeräusch relativ rau, und der Antrieb nicht mehr so elegant – bei entspannter Fahrweise kommt das nicht so oft vor, nur wer immer voll am Pedal steht, nimmt besser den Diesel.
Auch für rein elektrisches Fahren ist der E-Motor mit seinen 91 PS und vor allem 304 Newtonmetern stark genug – zum Gleiten und Mitschwimmen im Verkehr reicht die Kraft locker. Wenn man stärker Gas gibt oder der Batterieladestand unter 25 Prozent fällt, schaltet sich der Benziner ein.
 
Welche Vor- und Nachteile hat Plug-in-Hybrid?
Nachteile: Die Anhängelast ist geringer, der Plug-in-Hybrid zieht 1.500 Kilo, der Diesel schafft 2.500 Kilo. Und der Treibstofftank fasst nur 47 statt 67 Liter. Zusammen mit dem im Vergleich zum Selbstzünder höheren Autobahnverbrauch ergibt das mehr Tankstopps auf langen Reisen.
Vorteil: Das Ansprechverhalten ist agil, das Innengeräusch niedrig, vor allem aber kann man sich im Alltag weitgehend elektrisch bewegen. Entscheidend ist die Wohnsituation, wer neben eine Steckdose oder Wallbox parken kann, fährt danach wieder mit einem E-Auto los. Über das Typ-2-Kabel lädt der Sorento mit maximal 3,3 kW.
 
Elektrische Reichweite und Benzinverbrauch?
57 Kilometer elektrische Reichweite verspricht die WLTP-Messung, rund 50 waren es im Test. Solange wir die Batterien zuhause brav geladen haben, lag der Testverbrauch bei niedrigen Fünf-Liter-Werten. Ohne Laden geht es schon auf Acht-Liter-Werte hinauf.
 
Wie schaut es preislich aus?
Schnäppchen ist der Sorento keines mehr, mindestens 46.490 Euro sind fällig. Die getestete Version mit Plug-in-Hybrid und Topausstattung kostet 59.990 Euro. Klar ist aber auch: Das Auto bewegt sich ebenfalls auf deutlich höherem Niveau.
 
Das Fazit?
Der feine Dreireiher kann bis zu sieben Passagiere weitgehend elektrisch – und mit gewisser Premium-Attitüde – durch den Alltag fahren. Die Kinder mögen ihn und die Nachbarn schauen. Ideal, wenn man zuhause oder in der Arbeit laden kann, sonst bleiben Hybrid ohne Steckdose und Diesel die erste Wahl.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Fährt bis zu sieben Passagiere weitgehend elektrisch und mit gewisser Premium-Attitüde durch den Alltag.Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Fährt bis zu sieben Passagiere weitgehend elektrisch und mit gewisser Premium-Attitüde durch den Alltag."

DATEN & FAKTEN

KIA SORENTO PLUG-IN HYBRID GOLD 1.6 T-GDI GPF AWD

(November 2021)

Preis

59.990 Euro inkl. Topausstattung. Einstiegspreis Plug-in-Hybrid 51.590 Euro. Einstiegspreis Sorento 46.490 Euro.

Antrieb

4-Zylinder-Benzinmotor mit Direkteinspritzung, Abgasturbolader, 3-Wege Katalysator und Partikelilter (132,2 kW/180 PS, 265 Nm). Permanent-Magnet-Synchronmotor (66,9 kW/91 PS, 304 Nm). 13,8-kWh-Li-Ionen-Batterie. Systemleistung: 195 kW / 265 PS, 350 Nm. 6-Gang Automatikgetriebe. Allradantrieb.

Abmessungen

Länge 4.810 mm, Breite 1.900 mm, Höhe 1.695 – 1.700 mm. Radstand 2.815 mm. Kofferraumvolumen 898 – 2.077 Liter.

Gewicht

Eigengewicht 1.982 – 2.099 Kilo. Zulässiges Gesamtgewicht 2.680 Kilo. Anhängelast gebremst 1.500 Kilo.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 193 km/h, Beschleunigung 0–100km/h in 8,7 Sekunden, elektrische Reichweite nach WLTP 57 Kilometer, Normverbrauch nach WLTP 1,58 Liter.

Testverbrauch

5,0 Liter (Mischbetrieb, Batterien regelmäßig aufgeladen) bis 8,5 Liter (Mischbetrieb, Batterien leer). Elektrische Reichweite im Test 50 Kilometer.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

6 Punkte

Vernunft

7 Punkte

Preis-Leistung

6 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte
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